Das aktuelle Cover zeigt eine Szene wie aus dem Film “American History X”: Ein brennendes Hakenkreuz, davor die Silhouette eines Mannes mit nacktem Oberkörper, der beschwörend-ekstatisch die muskelbepackten Arme hebt.
Der dazugehörige Artikel informiert, daß es sich hier um einen “Aufmarsch des National Socialist Movement, einer der größten Neonaziorganisationen der USA” handelt. Wenn das eine der “größten” Gruppierungen dieses Genres ist, dann kann es mit der globalen Bedrohung nicht so weit her sein: laut New York Times hat sie gerade mal “400 Mitglieder in 32 Staaten”, also etwa 12 Leutchen pro Staat. Es handelt sich also um eine jener winzigen, politisch bedeutungslosen Kostümnazi-Gruppierungen (“LARPers”), die die Medien mit nützlichen Gruselbildern versorgt und vermutlich kräftig von “Feds” (V‑Männern) durchsetzt ist.
Und was hat der Spiegel so alles in seine “Verschwörungstheorie” hineingerührt? Die Titelseite nennt ein Dutzend Tatorte von “rechtsterroristischen” Anschlägen seit 2007, wobei man den aufpeitschenden Stoff einigermaßen strecken mußte, um die Seite zu füllen. Hineingepackt wurde die obskure Geschichte um den iranischstämmigen Amokläufer David Sonboly, deren Motive bis heute nicht geklärt sind, ebenso wie die “Rohrbombe” von Dresden, die eine Moscheetür angekokelt hat (was dem Täter satte zehn Jahre Haft eingebrockt hat). Breiviks Doppelanschlag von Oslo und Utøya wird in zwei gesonderte Fälle geteilt.
“Trollhättan” mußte ich erst ergugeln: Dort hat ein 21jähriger Schwede angeblich aus “rassistischen Motiven” zwei Menschen mit einem Schwert (!) getötet, wobei auch hier über den Hintergrund der Tat lediglich spekuliert wird. “London” bezieht sich wohl auf die Lastwagenattacke auf eine Gruppe Muslime im Februar 2018, eine anti-islamische Vergeltung nach dem Muster der Londoner Anschläge vom März und Juni 2017. “Heilbronn” ist Teil des Komplexes “NSU”, den kein denkender Mensche außerhalb der Relotiuspresse mehr für bare Münze nimmt. “Charlottesville” war mit Sicherheit kein gezielter Terroranschlag (siehe auch hier).
Bleiben noch Oak Creek, Charleston, Pittsburgh (allesamt USA) und Christchurch (Neuseeland). Diese folgen einem bestimmten Muster: Der Schauplatz ist ein Gotteshaus (Sikh-Tempel, Kirche, Synagoge, Moschee), die Opfer gehören einer ethnischen Minderheit an, die Täter sind nach ihren eigenen Angaben motiviert von der Angst vor ethnischem Austausch (Quebec 2017 fällt auch in dieses Muster). Inklusive Breivik waren sie bisher stets “einsame Wölfe” und keinen nennenswerten Organisationen oder “Netzwerken” zugehörig.
Alle diese Taten waren niederträchtige Anschläge auf Unbewaffnete und Unschuldige. Die Täter haben dabei größere Ähnlichkeiten mit Amokläufern à la Harris und Klebold oder Pekka-Erik Auvinnen als mit Dschihadisten. Hier vermischen sich offenbar persönliche Pathologien mit politischen Ideen.
Im Vergleich dazu gab es seit “Heilbronn” in den USA und Europa über 60 islamistische Anschläge.
Auch hier kann man differenzieren: Es gibt ebenso organisierte Anschläge im großen Stil (Bataclan), wie auch den Typus des “Psycho-Dschihadisten”, der insgesamt eher ineffektiv ist, in einer Fußgängerzone ausrastet und Passanten mit Messern und anderen Waffen attackiert. Auch er hat seine “islamfeindlichen” Pendants. Man kann allerdings auch hier nicht von einer “Verschwörung” sprechen, wonach jeder Allahu-Akhbar-Attentäter mit jedem anderen Allahu-Akhbar-Attentäter unter einer Decke steckt. “IS” ist so eine Art frei verfügbares Terror-Franchise geworden, an dem sich jeder bedienen kann, dem der Sinn danach steht.
Es existiert außerdem eine Form von linkem Terrorismus durch “Antifaschisten”, der sich gegen “Rechte” und “Populisten” richtet, und der auch vor Gewalt nicht zurückschreckt. Er führte allerdings (bislang) selten zu Mord und Totschlag, wie etwa im Fall Pim Fortuyn. Die Linke hat in der Geschichte häufig zu Terrorismus gegriffen, um ihre Ziele durchzusetzen; heute, da ihre Überzeugungen sich im wesentlichen mit denen des Establishments decken, begnügen sie sich mit einer Rolle als dessen Kettenhund.
Wer jedenfalls den “rechten Terrorismus” verstehen will, kommt nicht umhin, sich den gesamten Wald des multikulturellen Experiments anzusehen, in dem er gewachsen ist. Es ist kein “whataboutism”, auf die große Zahl islamischer Anschläge in der westlichen Welt zu verweisen, da die rechten Attentäter sich explizit als deren Rächer sehen.
In den Gesamtkomplex fällt auch jegliche Form von Gewalt im Gefolge der multikulturellen Politik: Ausländer- und Asylantenkriminalität, steigende Vergewaltigungs- und Übergriffsraten, organisiertes Verbrechen durch ethnische Clans, Rotherham und Telford, aber auch antiweißer Rassenhaß wie in Dallas, Texas (2016), in Baton Rouge, Louisiana (2016), Fresno, Kalifornien (2017) oder der Anschlag auf eine vorwiegend weiße Kirchengemeinde in der Nähe von Nashville, Tennessee (2017) durch einen Sudanesen, der Rache für das Massaker in Charleston nehmen wollte.
In den Gesamtkomplex gehören die drei Toten von Utrecht ebenso wie der senegalesische Busfahrer in Mailand, der 50 italienische Kinder verbrennen wollte, weil seine afrikanischen Brüder im Meer ertrinken (das wird von den Medien interessanterweise als “Protest” und nicht als “Terrorismus” gewertet), die elf Salafisten, die im Rhein-Main-Gebiet verhaftet wurden, weil sie sich „gemeinsam verabredet haben, einen islamistisch-terroristisch motivierten Anschlag unter Einsatz eines Fahrzeugs und Schusswaffen zu verüben und dabei so viele ‘Ungläubige’ wie möglich zu töten“ ebenso wie der Priester, der am Freitag in Montréal während einer Messe durch Messerstiche schwer verletzt wurde. Über den Täter ist noch nichts bekannt, aber die Polizei versicherte verdächtigerweise: “Today’s event is an isolated act committed by one individual.”
Das alles trug sich innerhalb von drei Tagen zu. Jede Woche, Tag für Tag, seit Jahren, ereignen sich in den westlichen Nationen Gewalttaten und Verbrechen, die ethnische, kulturelle, religiöse Spannungen zur Ursache haben, oder von Tätern begangen wurden, die durch eine fatale Einwanderungspolitik importiert wurden. Jede dieser Taten – und dazu rechne ich auch die fremdenfeindlichen Übergriffe – gebiert Angst, Haß, Aggression, Zorn, Unsicherheit.
Das ist der Preis des multikulturalistischen Experiments. Die multikulturelle, multiethnische Gesellschaft selbst produziert laufend Angst, Haß, Aggression, Zorn, Unsicherheit, und dies umso mehr, wenn man die offene Debatte über ihre negativen Folgen und Kollateralschäden mit Zensur, Einschüchterungen, Unterstellungen, Gaslichtern, “deplatforming” zu deckeln versucht. Dies sind die “Verwerfungen”, von den Yascha Mounk so euphemistisch sprach.
Es ist frappant, an welches Niveau wir uns inzwischen schon gewöhnt haben, gleich dem berühmten Frosch im sich langsam erhitzenden, irgendwann kochenden Wasser. Man muß sich schon sehr blind, taub und stumm stellen, wenn man die “rechte” Gewalt aus diesem Gesamtzusammenhang herausrechnen will. Um das zu bewerkstelligen, gibt es Artikel wie den aktuellen Spiegel-Titel, die einen Teufel an die Wand malen, vor dem sich nun alle Welt panisch fürchten soll. Weil man die Ursachen nicht sehen will, muß man zu “Verschwörungstheorien” greifen (was ja auch ein beliebter Vorwurf an die Rechte ist).
Damit will ich nicht sagen, daß diese Taten und diverse extremistische Kleingruppen kein Problem darstellen, aber ihre Bedeutung wird überproportional aufgeblasen, und sie nähren den Hunger der Medien nach rechten Tätern und Nazigespenstern. Den überzeugenden Nachweis, daß es gefährliche Netzwerke von globaler Relevanz gibt, die im Zusammenhang mit den auf der Titelseite genannten Attentaten stehen, können auch die Spiegel-Autoren nicht bringen.
Immerhin haben sie nicht versucht, die Schuldzuweisungen nach rechts allzu sehr zu übertreiben, wie auch der Artikel selbst um einiges sachlicher als die grelle Titelseite ausgefallen ist. Sie nennen Camus’ “Buch” (es ist eigentlich eine Sammlung von Essays) zu Recht eine “ideologische Deutung der Moderne”, erwähnen Akif Pirinçcis “Umvolkung” (der Vorgang wird vom Spiegel als “Schimäre” bezeichnet) und daß auch Alexander Gauland in Pressemitteilungen gerne vom “Bevölkerungsaustausch” spricht. Aber:
Man kann Menschen wie Camus oder Pirinçci oder Gauland nicht vorwerfen, sie seien für die tödlichen Taten eines Massenmörders verantwortlich. Aber es sind die gleichen Denkmuster, auf die sie sich berufen.
Wieder der Kern jeglichen Dissenses: Ich seh etwas, was du nicht siehst. Denn es sind nachweisbare, handfeste Realitäten, auf die sich Camus oder Pirinçci oder Gauland “berufen”, nicht irgendwelche “Denkmuster” ohne Entsprechung in der Wirklichkeit.
Mit der gleichen Methode versuchte es Hans Rauscher im Standard. Er stellte Zitate aus Reden von Viktor Orbán inhaltlich ähnlichen Passagen aus Brenton Tarrants “Manifest” gegenüber, um die rechtspopulistischen “Umvolkungsphantasien” anzuprangern:
In Europa läuft gerade ein Bevölkerungswechsel. Teilweise deswegen, damit Spekulanten, wie Soros selbst einer ist, viel Geld verdienen können. Sie möchten Europa zerstören, weil sie sich davon große Profite erhoffen. Andererseits haben sie auch ideologische Motive. Sie glauben an ein multikulturelles Europa, sie mögen das christliche Europa nicht, sie mögen die christlichen Traditionen Europas nicht, und sie mögen Christen nicht (…). In Brüssel gibt es bereits einen fertigen Arbeitsplan, um nach der EU-Wahl aus ganz Europa einen Einwanderungskontinent zu machen.
Ähnlich liest es sich in der Neuen Zürcher Zeitung vom 23. 3.:
Die absurde Idee einer Kolonisierung des europäischen Kontinents durch muslimische Einwanderer nimmt im Manifest des Attentäters viel Raum ein. Sie kommt bereits im Titel ‚The Great Replacement‘ zum Ausdruck. Er verweist auf ein Buch des französischen Autors Renaud Camus, ‚Le Grand Remplacement‘. In der 2011 veröffentlichten Schrift breitet Camus seine Verschwörungstheorie aus, wonach Europas weisse Bevölkerung von Migranten aus Nord- und Subsahara-Afrika überrannt werden soll. Er spricht von einem ‚Bevölkerungsaustausch‘, den die Mächtigen bewusst orchestrierten.
Gleichzeitig werden Maßnahmen wie der UN-Migrationspakt von ganz oben unter vorsätzlicher Täuschung der Öffentlichkeit durchgesetzt und jeder demokratischen Kontrolle entzogen.
Auch was die Problematik der sinkenden Geburtenraten im Westen betrifft, formuliert das Manifest keine originären Gedanken oder Einsichten. Tatsache ist, daß die muslimische Weltbevölkerung weltweit ebenso rasant anwächst (doppelt so schnell wie Nicht-Muslime) wie die schwarzafrikanische, und daß sich dieser Bevölkerungsüberschuß gezielt Richtung westliche Welt bewegt, mit Folgen, die man sich leicht ausmalen kann. Es geht hier um nackte Tatsachen, an denen niemand vorbeikommt, der die Lage der westlichen Welt beurteilen will.
Tarrant schrieb in seinem “Manifest”:
Es sind die Geburtenraten. Es sind die Geburtenraten. Es sind die Geburtenraten. (…)
Selbst wenn wir alle Nicht-Europäer morgen aus unseren Ländern deportieren würden, wird das europäische Volk (sic) in eine Spirale aus Verfall und eventuell Tod hinabgezogen werden. (…) Jeden Tag werden wir weniger, wir werden älter, wir werden schwächer. Am Ende müssen wir die Reproduktionsrate wieder erreichen, oder es wird uns töten. (…) Masseneinwanderung und höhere Fertilitätsraten der Einwanderer verursachen diesen Niedergang diesen Bevölkerungsanstieg. (…) Die Krise der Masseneinwanderung and der fehlenden Reproduktionsraten ist ein Angriff auf das europäische Volk , der, wenn er nicht bekämpft wird, am Ende in den kompletten rassischen und kulturellen Austausch des europäischen Volkes münden wird.
Das Makabre ist, daß die Multikulturalisten, wie hier zum Beispiel Hannes Stein, im wesentlichen nichts anderes sagen, aber so tun, als hätte es keine Bedeutung oder als wäre es eine Entwicklung, die alle aufgeklärte Welt wie selbstverständlich willkommen heißen müsse. Die Zeitschrift The Economist, eines der Zentralorgane der “Davoskratie”, brachte es fertig, einerseits die demographische und wirtschaftliche Verschmelzung von Afrika und Europa zu “Eurafrika” als unabwendbares Schicksal zu propagieren, andererseits die Rede von “Großen Austausch” als “Verschwörungstheorie” abzustempeln – in einem Artikel, der ähnlich wie der aktuelle Spiegel vor der “globalen Bedrohung” durch den “weißnationalistischen Terror” warnt.
Gleichzeitig erscheinen in den USA etliche Bücher, die das Schrumpfen des weißen Amerika und seine politischen Auswirkungen zum Thema haben, ein Vorgang, der von der amerikanischen Linken offen und mitunter höhnisch bejubelt wird. Der kanadische Professor Eric Kaufmann, alles andere als ein “rechtsextremer Verschwörungstheoretiker”, prägte den Begriff “Whiteshift” (shift = “Verschiebung”), um diesen massiven demographischen Wandel zu beschreiben. Die Buchbeschreibung auf Amazon liest sich so:
Dies ist das Jahrhundert der “whiteshift”. Während die westlichen Gesellschaften zunehmend gemischtrassig werden, transformiert der demographische Wandel die Politik. Die Hälfte der amerikanischen Babies sind nicht-weiß, und am Ende dieses Jahrhunderts werden Minderheiten und Gemischtrassige die Mehrheit in Großbritannien und anderen Ländern stellen. Die frühen Stadien dieser Transformation haben zu einem populistischen Einbruch geführt, der eine Spur durch die herkömmliche Linke wie Rechte gezogen hat.
Kaufmann will allerdings ermutigen, sich dieser Entwicklung positiv gegenüberzustellen:
Eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit ist es, die “whiteshift” sowohl Konservativen als auch Kosmopoliten als positive Entwicklungen nahezubringen.
Was geschieht mit all denen, die sich nicht davon überzeugen lassen? Die nicht der Meinung sind, daß es sich hier um eine “positive Entwicklung” handelt, die man freudig und weltoffen bejahen kann, sondern um “das Verbrechen des Jahrhunderts” (Camus)?
Gunnar Heinsohn, Spezialist für “schwarze Pillen”, hat auf der Achse des Guten zwar einen Strohmann aufgebaut, wenn er Tarrant vorwirft, dieser gebe “dem Islam” “die Schuld” für sinkende Geburtenraten des Westens, weist allerdings auf bestimmte demographische Realitäten hin:
Nichts kann der Islam dafür, dass der Weltbevölkerungsanteil Großbritanniens und seiner Siedlerkolonien (AUS, CDN, NZ) von 3,4 Prozent 1919 (57 Millionen) auf 1,7 Prozent 2019 (134 Millionen) abrutscht. Ebenso wenig liegt es an irgendeiner Religion, dass Deutschland demografisch noch gebeugter dasteht. 2019 hat es nicht mehr Menschen als die 61 Millionen von 1919. Dafür steigt das Durchschnittsalter von 28 auf 47 Jahre. Statt 35 sind nur noch 7 von tausend Weltenbürgern Altdeutsche. Nur unter Mithilfe von über 20 Millionen Migranten kann die 80 Millionen-Schwelle gehalten werden.
Kein wie auch immer blutrünstiges oder ruhmvoll historisch ausgemaltes Vorbild kann an der demografischen Wehrlosigkeit des Westens etwas ändern. (…) Amerika als Herzland dieser Spezies [“White Supremacists”] hat heute einen Kriegsindex von 1. Die hitzköpfigen Gestalten einer Boston Tea Party von 1773, als die Frauen acht Kinder hatten (Kriegsindex um 5), stehen schlichtweg nicht zur Verfügung. Es mag noch für lautstarke Hetze und gelegentlich auch blutigen Terror reichen, aber niemals für einen Bürgerkrieg à la 1861–1865. Die „alten weißen Männer“ über 50 Jahren stellen gerade noch drei Prozent der Weltbevölkerung. Es ist nicht ihre Macht, sondern deren Verlust, die sich in den endlosen Traktaten über ihre vermeintliche Schrecklichkeit spiegelt.
Ähnliches schrieb Heinsohn schon 2011 über Breivik, den er einen “General ohne Truppen” nannte. Er und Tarrant sind dies auch insofern, als kaum ein “Weißer” hinter ihnen steht, nicht einmal auf der Seite der Rechten, Islam- und Einwanderungskritiker.
Neuseeland antwortete auf das Attentat mit bizarre Selbstaufgabe- und Unterwerfungsritualen. Statt “Wir sind Charlie!”, hieß es nun “Wir sind alle Muslime!” Die Premierministerin Jacinda Ardern hüllte sich ebenso in ein Kopftuch (mit bitterer Büßermiene, tagelang) wie ganze Bataillone von Polizistinnen (besonders häufig war ein Bild von einer betont “weißen”, blonde, blauäugigen Dame zu sehen), Journalistinnen, Fernsehsprecherinnen und anderen Frauen, die sich diese Chance zum “virtue signalling” nicht entgehen lassen wollten.
Buchhandlungen verbannten allen Ernstes Werke von Jordan Peterson, laut Spiegel “Liebling der globalen Rechten”, weil er auf einem Foto “mit einem selbst ernannten Islamhasser” posiert hatte (ein Nerd mit einem T‑Shirt, auf dem “Proud Islamophobe” stand). Im neuseeländischen Radio wurde die Schahada (“Es gibt keinen Gott außer Allah”) übertragen, und Ardern begann eine Parlamentsrede mit den Worten “Al salam aleikum”. Erst vor einigen Wochen wurde der Name “Jesus Christus” aus dem neuseeländischen Parlamentsgebet gestrichen, um “inklusiver” gegenüber Nichtchristen zu sein (48% der Neuseeländer sind Christen, 42% konfessionslos, 1,18% sind Muslime).
Es ist zu erwarten, daß all dies bei vielen nach hinten losgehen, polarisierende Folgen haben wird. Mindestens hier scheint Tarrants “akzelerationistische” Strategie aufgegangen zu sein.
Nun noch ein paar Worte zu dem Täter selber.
Ich empfehle dieses Video des Youtubers “Schattenmacher”, in dem zwei Dinge gut herausgearbeitet werden: Die Radikalisierung Tarrants kann erstens auch als “self-fulfilling prophecy” der permanenten Dämonisierung und Stigmatisierung der Einwanderungskritiker, Rechten, Nationalisten und Patrioten gesehen werden (und das aktuelle Spiegel-Cover fällt durchaus in dieses Genre). “Schattenmacher” kommentiert:
Das ist eben die große Gefahr, wenn man ständig Leuten das Schlimmste unterstellt, ohne dafür eine reale Grundlage zu besitzen. Wenn ich in den Augen der Dorfbewohner ohnehin der Teufel bin – weshalb dann nicht die Hölle heraufbeschwören?
Auch hier sind die Parallelen zum Fall Breivik sehr deutlich. Michael Klonovsky schrieb damals (Focus 32/2011):
Wäre man genauso infam wie unsere Linkspopulisten, würde man fragen, inwieweit der von ihnen mitgeprägte Zeitgeist des Kulturrelativismus, der Männerfeindlichkeit, der Diskussionsverbote, der sozialstaatlich alimentierten Verwahrlosung und der Feindseligkeit gegen das national Gewachsene mitursächlich an den „tickenden Bomben“ sein könnte.
So sieht es heute auch Jared Taylor:
Terroristen töten, wenn sie glauben, daß ihnen jede nicht-gewalttätige Alternative versperrt ist. Sie wenden sich von der Politik ab, weil sie denken, daß das System manipuliert wird. Wenn man zum Schweigen gebracht wird, bedeutet das nicht, daß man tiefsitzende Überzeugungen aufgibt; es bedeutet, daß man außerhalb der Politik handelt.
Millionen Menschen im Westen, die von Mr. Tarrants Taten abgestossen sind, sympathisieren dennoch mit seinem erklärten Ziel: das Überleben seines Volkes zu gewährleisten. Sie vertrauen, daß sie im demokratischen Prozeß eine Stimme bekommen können, die Einfluß auf die Politik hat. Die Menschen können jedoch ihr Vertrauen in die Demokratie verlieren, wenn ihre aufrichtigen Überzeugungen als “Haß” abgetan, wenn ihre Ansichten zensiert, wenn sie aus der Politik und dem öffentlichen Diskurs verstossen werden. Ideen, die viele Menschen teilen, verschwinden nicht, wenn man sie in den Untergrund treibt. Sie kommen wieder, auf unerwarteten und abscheulichen Wegen. (…)
Mr. Tarrant lebt in einer Welt, in der es keine politische Stimme für Weiße gibt, die Heimatländer für ihre Nachkommen bauen wollen. Sie werden dämonisiert und zum Schweigen gebracht, ihre eigenen Begründungen karikiert und unterdrückt. Er lebt in einer Welt, die ein System der Intoleranz und Unterdrückung hervorbringt, das bald der kommunistischen Ära Konkurrenz machen wird.
Aber wie bei Breivik genügt auch in diesem Fall das Bild des in die Schweigespirale versenkten „Wutbürgers“ als Massenmörder nicht, um diese Tat befriedigend zu erklären. Und auch hier werden wir rasch fündig. “Schattenmacher” merkt an, daß Tarrant bei aller angelesenen harschen Kritik an der liberalen, modernen Welt eines fehlt: Die Selbsterkenntnis.
Wie Breivik ist er offenbar ein isolierter Narzisst ohne wahrhafte Bindungen und mit einer recht holzschnittartigen, Youtube-gebildeten Vorstellung von europäischer Kultur und Geschichte im Kopf, als deren Erbe und Vollstrecker er sich sieht. Er träumt von imaginären Gemeinschaften, während er die real bestehenden (freilich zu Recht) im Prozeß ihrer Selbstauflösung erblickt. Ihm scheint kaum bewußt zu sein, wie sehr er von eben demselben Nihilismus zerfressen ist, den er zu bekämpfen vorgibt.
“Schattenmacher” kommentiert treffend:
Der Mann hat keine Frau, keine Kinder, keine Berufung, keine Religion und keinerlei konkrete positive Wertvorstellung. Den einzigen bedeutenden Geldbetrag, den er dem Anschein nach je verdiente, war durch Finanzspekulation, also jenem Teil des Kapitalismus, den er selbst am meisten verurteilt. Doch woher sollen auch durchdachte konstruktive Ideen kommen und gelebt werden, wenn man seine Tage mit Shitposting auf 8chan verbringt, dieser Speerspitze der westlichen Zivilisation? Selbst noch im vorliegenden Manifest, also jenem Dokument, welches das Töten von 50 Menschen und das Ende seiner Freiheit rechtfertigen soll, dem Dokument, in dem explizit und mehrmals dazu aufgerufen wird, selbst Kinder nicht zu verschonen, baut der Autor edgy memes und banale Witze ein. Einer der letzten Sätze, die dieser Mann gesprochen hat, bevor er zum Mörder wurde, war: “Subscribe to PewDiePie.” Der Abgrund starrt zurück, Freunde.
Wieder die Parallelen zu Breivik, der aus zerrütteten Familienverhältnissen stammte, keine Frau und Familie hatte, und sich seine heroische Identität aus Computerspielen zusammengezimmert hat. In meinem Essay “Norwegian Psycho”, erschienen als Beigabe zu dem (vergriffenen) Band “Europa verteidigen” von Fjordman, schrieb ich 2011, er sei wie die anonymen Autoren des linken Manifests „Der kommende Aufstand“ (hier, hier und hier) dem „Tyler-Durden-Syndrom“ erlegen:
Tyler Durden, der coole, gewalttätige Rebell wider die sterile, sinnentleerte Konsumgesellschaft aus Chuck Palahniuks Kultroman „Fight Club“ entpuppte sich am Ende als psychotisches Wunschbild des Erzählers, das außer Kontrolle gerät: was als Heilmittel der Dekadenz erschien, insbesondere jener des westlichen Mannes, war nur Symptom der Krankheit. Am Ende dieses zur höllischen Selbstreferenzialität verdammten Ego-Trips stehen Zerstörung und Selbstzerstörung, die Sackgasse des Nihilismus, die Kugel im eigenen oder den Kopf eines anderen. Der (wahrscheinlich) fiktive „Tempelritterorden“ war Breiviks „Fight Club“, der „Justiziar-Ritter“ sein „Tyler Durden“, die selbstgeschaffene Chimäre, die am Ende seine Persönlichkeit aufzehrte.
Nichts und niemand kann ihm die persönliche Verantwortung und Schuld für seine Taten abnehmen. Das ändert nichts daran, daß auch sein Auftreten, wie jenes von Islamisten und Amokläufern, ein „Kollateralschaden“ der Globalisierung und des mit ihr untrennbar verknüpften Multikulturalismus ist. Breivik ist das Produkt eines permanenten und unerbittlichen geistigen Dschihads gegen die Identität der westlich-europäischen Menschen, eines Krieges, in dem die „Ichs“ massenhaft aufgespalten und liquidiert werden sollen, eines Feldzuges, der im Namen einer unerfüllbaren Utopie geführt wird, und der darauf abzielt, zuerst unsere geistig-seelische, dann unsere biologische Existenz, also: das nackte Leben und Fortleben zu vernichten.
In vieler Hinsicht sind Breivik und Tarrant mit ihren “Tempelritter”- und Partisanenposen diabolische Gegenfiguren zu dem christlichen Krieger, den der russisch-orthodoxe Philosoph Iwan Iljin in seinem großen Buch “Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse” (1927) zeichnete.
Iljin schrieb es nach der Machtübernahme der Bolschewiken in Rußland und dem Bürgerkrieg zwischen “Roten” und “Weißen”, der ihr gefolgt war. Die Frage nach dem angemessenen Widerstand gegen den Bolschewismus, der in den kommenden Jahrzehnten Millionen von Menschenleben kosten sollte, schwebt implizit über diesem Werk. Ein anderer großer russischer Denker und Kritiker Iljins, Nikolai Berdjajew, erblickte darin den “Alptraum eines bösen Guten”, der Gefahr, daß sich die antibolschewistischen Kräfte auf dasselbe moralische Niveau wie das ihrer Feinde begeben würden:
Eine Tscheka im Namen Gottes ist schrecklicher als eine Tscheka im Namen des Teufels. Im Namen des Teufels ist all dies erlaubt, aber nicht im Namen Gottes. Darum hat der Teufel in unserer Welt auch immer den größeren Erfolg.
Ich denke, daß Berdjajews Kritik Iljin nicht gerecht wird (als ich mein Buch “Kann nur ein Gott uns retten?” schrieb, gab es noch keine deutsche Übersetzung, weshalb ich nur Berdjajews Urteil wiedergeben konnte). Dessen tiefes und komplexes Werk kann ich an dieser Stelle nur streifen. Iljin weiß, daß jeder, der nach einem Wort Nietzsches “mit Ungeheuern kämpft”, in Gefahr läuft, selbst zum Ungeheuer zu werden. Wer das Übel im Außen bekämpfen will, muß es zuerst in sich selbst bekämpfen. Wer “sich dem Kampf der fremden Bosheit und der fremden Übeltaten” widmen will, obliegt der Pflicht der “geistig-stittlichen Läuterung”, muß fähig sein “den Balken aus seinem Auge” herauszuziehen.
Mit anderen Worten muß er durch die harte Schule der Selbsterkenntnis gehen, am besten unter geistlicher Anleitung. Dies gibt ihm auch die Kraft zu urteilen, ob und wo “das Schwert notwendig ist”:
Die Seele, die sich dem Bösen mittels der Kraft und mittels des Schwertes widersetzt, hat die reinigenden Anstrengungen bereits bei der Wahrnehmung des Bösen selbst nötig, um sich nach Möglichkeit von den aufwühlenden Leidenschaften, von der Verlockung, der Verwirrung, vom Ungleichgewicht und vorzeitiger Explosion, von jeglicher Begierde und jeglicher unkluger seelischer Bewegung zu befreien.
Die Seele hat diese Anstrengungen vor dem Beginn des Kampfes nötig, um sich in der geistigen Liebe als der Haupt- oder sogar der einzigen Quelle ihres Widerstandes zu festigen: damit der Widerstand aus Ergebenheit gegenüber dem göttlichen Werk, aus Patriotismus, aus religiösem Eifer geführt wird – und nicht aus Habsucht, persönlichem Haß und anderen gegenstandlosen Motiven. (…)
Iljin mahnt, vor und nach dem Kampf “alle möglichen Spuren der sich unbemerkt eingeschlichenen Infektionen unschädlich zu machen und auszulöschen”: Blutrünstigkeit, Haß, Feindseligkeit, Verhärtung, Verbitterung und andere Gifte.
Jener, der sich den Übeltätern mittels der Kraft und des Schwertes widersetzt, muß reiner und höher als sein Kampf sein. Andernfalls wird er nicht den Kampf führen und nicht er wird ihn mit einem Sieg abschließen, sondern der Kampf wird ihn führen, wird seine Gestalt entstellen und ihn als einen gebrochenen, erdrückten und verdorbenen niederwerfen. (…)
Eben deswegen “ist die Läuterung der Seele die Grundbedingung des Sieges im Kampfe gegen das Böse”:
Und wenn es notwendig ist, dann wirst du in dir die Kraft finden, es gegen den Übeltäter zu erheben und seine Übeltaten zu unterdrücken, zu unterdrücken, ohne Angst davor zu haben, daß das Schwert sich gegen dein Haupt richtet, ohne Angst vor dem Heraustreten aus der sittlichen Fülle und ohne Angst vor dem menschlichen Urteil.
Dem gegenüber steht im harten Kontrast der nackte, amoralische Nihilismus dieses Zitats von Brenton Tarrant, der sein “Schwert” nicht gegen “Übeltäter”, sondern gegen Unschuldige erhoben hat:
Falls du verlierst, wird die Geschichte dich als Monster verschreien, unabhängig von deinen Strategien. Zuerst gewinne, schere dich um dein Narrativ dann später. Sieger schreiben die Geschichte, und die Schreiber der Geschichte kontrollieren das kulturelle Klima der Gegenwart. Fall du verlierst, ganz gleich, wie du dich verhalten hast in deiner Niederlage, ob heldenhaft, feige, gewalttätig, friedfertig, tugendhaft oder kriminell, werden dich deine siegreichen Feinde als den Teufel brandmarken. Sorge dich nicht um die Mittel, mit welchen der Sieg errungen wird – alle Mittel sind möglich im Angesicht des ethnischen Völkermordes. Alle Moral ist ohnehin relativ.
Wie “Schattenmacher” trocken in Anlehnung an Jordan Peterson sagt: “Ich glaube, jemand hat sein Zimmer nicht aufgeräumt.”
Nicht nur das: Hier hat sich jemand seine Seele durch und durch von dem Bösen und der Verzweiflung infizieren lassen. Und wie konnte er jemals glauben, auf diese Weise zu “siegen”? Es ist ein langer, langer Weg von ein paar lustigen “Deus Vult”-Kreuzritter-Memen zu Iljins schwer zu verwirklichendem Ideal; und ein Abgrund zwischen diesem Ideal und kaputten Gestalten wie Breivik und Tarrant.
In dem Eigeninterview, das in dem Manifest enthalten ist, stellt sich Tarrant die Frage: “Sind Sie ein Christ?” Worauf er antwortet: “Das ist kompliziert. Sobald ich es weiß, werde ich es Ihnen sagen.” Was soviel bedeutet wie: “Nein.” An anderen Stellen seines Manifestes, wie der oben zitierten, hat er die Frage deutlicher beantwortet. Er tötete nicht im Zeichen des Kreuzes, sondern der “Schwarzen Sonne”, einem esoterischen, pseudoheidnischen Symbol aus dem SS-Obergruppenführersaal der Wewelsburg.
Diese prangte nicht nur auf Tarrants Kampfausrüstung am Tag des Attentats, sondern auch auf der Titelseite seines Manifests wie eine fette, schwarze Spinne, als Zentrum einer Graphik, die eine “ganzheitliche” Gesellschaftsvision darstellen soll, zumindest als Andeutung von “konkreten positiven Wertvorstellungen”. Alle ideologischen Felder kreisen um sie, auf allen hat sie ihre zittrigen Sigrunen-Beinchen oder Tentakel plaziert: “Antiimperialismus”, “suchtfreie Gemeinschaften”, “verantwortungsvolle Märkte”, “Schutz von Erbe und Kultur”, “Umweltschutz”, “ethnische Autonomie” usw., Dinge, die an und für sich gut und schön klingen – aber der gute und schöne Klang allein genügt eben nicht.
An den Beginn seines Manifests hat Tarrant ein Gedicht von Dylan Thomas gestellt, mit den berühmten Versen:
Do not go gentle into that good night,…
Rage, rage against the dying of the light.
Wollte hier einer, der sich zum Tode verurteilt fühlte, nicht mit einem Wimmer, sondern einem Knall abtreten? Dabei so viele “Feinde” wie möglich mit sich reißen? Ist diese “schwarze Sonne”, die einem schwarzen Loch, einem “negativen Licht” gleicht, nicht ein passendes Symbol für diese Todesbesessenheit (egal, wie er sie selbst verstanden haben mag, und wie sie Rechtsesoteriker und Runenfreunde interpretieren mögen)?
Seine Revolte gegen den Tod war das Töten, die „niedrigste Form des Überlebens“, wie sie Elias Canetti in Masse und Macht beschrieb:
Der Augenblick des Überlebens ist der Augenblick der Macht. Der Schrecken über den Anblick des Todes löst sich in Befriedigung auf, denn man ist nicht selbst der Tote. Dieser liegt, der Überlebende steht.
Wieder die Parallele zu Breivik aus meinem Essay:
Wie Fjordman war er davon überzeugt, daß die westliche Zivilisation nicht nur im Sterben läge, sondern schon längst tot sei. Und er mit ihr, denn die herrschende Ideologie hat den weißen, westlichen Mann zum Auslaufmodell, für tot erklärt, und mit ihm die Völker, denen er entstammt. Sie haben im Grunde keine Chance mehr – ihre demographische Entwicklung hat ihren Untergang längst besiegelt.
Breivik selbst sah sich als lebender Leichnam, und er klang dabei wie Colonel Kurtz aus “Apocalypse Now”:
Man setzt sich unter Druck, wenn man immer noch Hoffnung hat, Hoffnung lebendig oder frei davonzukommen. Das führt zu Zögern, Widerwillen, Verwirrung, Aufschub und erhöht das Risiko des Scheiterns. Die entscheidende Stärke des Justiziar-Ritters liegt darin, daß er die Tatsache akzeptiert, bereits tot zu sein. Das macht uns gewissermaßen unsterblich. Wie können wir sterben, wenn wir schon tot sind? Je eher man das akzeptiert, um so eher wird fähig sein, wie ein Soldat zu funktionieren: ohne Gnade, ohne Zögern, ohne Mitleid und Reue.
“Schattenmacher” kommentiert vergleichbare Passagen bei Tarrant so:
Der eigene Tod ist unabwendbar. Das ist wohl wahr. Aber das gilt auch für alles, was wir erschaffen. Für unsere Kinder, unsere Werke, unsere Rasse, was auch immer. Irgendwann wird alles zermahlen in den Mühlen der Zeit und der Entropie. Weshalb spielt es also überhaupt eine Rolle, daß die weiße Rasse oder die europäische Kultur überlebt? Es ist doch ohnehin nur geborgte Zeit. Sei es durch den technischen Wandel, durch natürliche Katastrophen oder von mir aus durch den Kältetod des Universums – wir gehen alle unter, und das ständig. Wir polieren das Messing auf der Titanic, zusammen mit allen Muslimen, allen Chinesen, und allen Buschmännern auf dieser Welt.
Es existiert kein äußerer Wert der Dinge. Aller Wert muß gesetzt werden, und zwar aktiv. Und da frage ich dann, was Brenton Tarrant an dieser Kultur und Rasse so erhaltenswert findet, denn das einzige, von dem er schreibt, ist ihr Nihilismus und ihre Degeneration.
Wenn es irgendeinen gemeinsamen Nenner all jener gibt, die rechts oder konservativ denken und fühlen, dann ist es die Wahrnehmung von Verfall und Dekadenz in verschiedenen Stadien und Intensitäten; und umgekehrt disponiert diese Wahrnehmung nach rechts.
Man betrachte sich nur die einschlägigen Buchtitel aus den letzten Jahren: “Finis Germania” (Sieferle), “Die liberale Gesellschaft und ihr Ende: Über den Selbstmord eines Systems” (Kleine-Hartlage), “Der Niedergang” (Jost Bauch) “Deutschland schafft sich ab” (Sarrazin), “Der Selbstmord Europas” (Murray), “Le Suicide français” (Zemmour), “Allemagne: chronique d’une mort annoncée” (Laulan), “Der Selbstmord des Abendlandes: die Islamisierung Europas” (Ley), “Abschied von Europa” (Faulhaber), “Die letzten Tage Europas” (Broder), “Die letzten Tage von Europa: ein Kontinent verändert sein Gesicht” (Laqueur), “Schlussakkord Deutschland” (Meltzer, Wendt, Tichy), “Der Tod des Westens. Geburtenschwund und Masseneinwanderung” (Buchanan), “Die Angst des weißen Mannes: Eine Welt im Umbruch” (Scholl-Latour), “Der letzte Franzose” (Raspail), “Canada In Decay: Mass Immigration, Diversity, and the Ethnocide of Euro-Canadians” (Duchesne), “Postmortem Report” (Sunic), “Adios, America!” (Coulter), “Der Untergang Europas” (Dalrymple)… Und wie gesagt, das sind bloß die Titel, nicht die Inhalte.
Ich bekenne auch mich selbst schuldig, den Anblick der Verwesung mehr als einmal beschrieben zu haben. Ich kann ihn allerdings nicht mehr ungesehen machen, und ich denke nicht, daß alle diese Autoren unter besonders morbiden Gemütern oder Halluzinationen leiden. Sie sehen Dinge, die eine infantil und dement gewordene Gesellschaft nicht sehen will, und sie braucht die Kassandren als Sündenböcke, wenn mal wieder ein Blitzlicht das abgeschirmte Gelände erhellt und sie nicht ertragen können, was da zum Vorschein kommt. Sie haben ihre Todes- und Untergangsangst auf andere Projektionsflächen ausgelagert, auf “Klimawandel” und “Nazis”, und dort sehen sie auch ein Betätigungsfeld für ihren Heroismus.
Aber was ist unsere Antwort auf die Finsternis, auf die düstere Zukunft, die wir sehen? Wie können wir mit ihr leben, was können wir ihr entgegensetzen, ohne in den Nihilismus zu kippen? Das sind Fragen, die wir uns früher oder später alle stellen müssen.
Vielleicht hat Outdoor Illner eine Antwort.
Nachtrag 26. 3. 2019: Eine Hausdurchsuchung “wegen Christchurch” wurde bei Martin Sellner durchgeführt.
Der_Juergen
Der Artikel ist perfekt, da gibt es nichts zu kritisieren und kaum etwas hinzuzufügen. Ich benutze den Anlass jedoch, um allen Lesern dringend den Erwerb des hier erwähnten Buchs "Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse" zu empfehlen, der dank Dr. A. Kovacs nun endlich in einer - vorzüglichen - deutschen Übersetzung vorliegt. Bisher war dieses fundamental wichtige Werk nur den des Russischen Kundigen zugänglich.
Für Brenton Tarrant gibt es nicht die Spur einer Rechtfertigung, auch wenn eine solche längst nicht nur vom "Daily Stormer" versucht wird. Wehrlose, darunter auch Frauen und Kinder, in einer Moschee abzuschlachten, ist eine Todsünde gegen den Geist der Ritterlichkeit und damit zutiefst antieuropäisch. Leider ist es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Breivik oder Tarrant zur Knarre greifen wird. Narzissten und Herostraten fällt, wenn sie sich auf Facebook die Finger wundgeschrieben haben und es sie nach Taten dürstet, eben nichts Besseres ein.