Im öffentlichen Gotcha-Diskurs dient er vorrangig als Patrone, die mit schwarzer Verleumdungstinte gefüllt ist und jegliches rationale Argument überflüssig macht: Anschwärzen genügt, um den Gegner außer Gefecht zu setzen.
Da er die säkulare Todsünde schlechthin bezeichnet, eignet sich der “Rassismus”-Begriff vortrefflich als Bann‑, Tabu‑, Zauber- und Stigmatisierungswort. Er impliziert einen ethischen Defekt, eine Wahrnehmungsstörung, eine böse Absicht, soll denjenigen, dem er aufgepappt wird, diskreditieren, unglaubwürdig, anrüchig machen. Um seine Abschreckungs- und Einschüchterungswirkung zu steigern und zu erweitern, ist es notwendig, seine Definition vage und elastisch zu halten.
Den meisten, die den Begriff “Rassismus” als Waffe benutzen, fehlt es vermutlich an Reflexionsfähigkeit, hinter diese Begriffshülse zu blicken. Er ist Religion, Ideologie, Moralausweis, und muß darum nicht in sich konsistent sein. Auf das klare, analytische Denken wirkt er jedenfalls wie Kryptonit oder eine Art Immunschwächevirus.
Johannes Schneider, Redakteur von Zeit Online, hat “Kreatives Schreiben” und Kulturjournalismus studiert und gehört vermutlich zur letzteren Kategorie. Er hat den differenzierten Umgang mit der AfD und ihren Wählern satt, was ihm zunächst ein paar theoretische Probleme bereitet:
Am Anfang allen Nachdenkens über die Dinge steht die Differenzierung – von Mensch und Umwelt, Geist und Seele, SPD und CDU. Ohne Differenz gibt es nur Identität. Gott behüte!
Da ist das Nachdenken schon im ersten Satz gründlich schiefgelaufen. Ohne Differenz gibt es keine Identität. Ohne Identität gibt es keine Differenz. Identität an sich gibt es nicht; Identität ist immer Identität von etwas, was voraussetzt, daß sich dieses etwas von anderen Dingen unterscheidet.
Das “theoretisch” schätzenswerte “Streben nach semantischer Klarheit” ist, wie man sieht, eine schwierige Sache, aber für eben diese Fälle hat man Schlagwörter wie den “Rassismus”-Begriff erfunden. Schneider hat zu diesem Zweck eine Maximaldefinition parat:
Ein Begriff, vor dessen Nichtgebrauch in diesem Zusammenhang dringend gewarnt werden muss, ist der des Rassismus. Denn auch wenn natürlich nicht alle AfD-Politikerinnen und ‑Wähler Nazis sind (Fun Fact: Einige sind dafür auch einfach zu extreme Wirtschaftsliberale): Rassismus ist dort, wo systematisch die Gleichheit von Menschen infrage gestellt wird, schon lange gegeben.
Damit ist jegliche semantische Klarheit in einem dicken Begriffskleister versenkt worden. Denn mit der Gleichheit verhält es sich wie mit der Identität und Differenz: Gleichheit als Relationsbegriff setzt Ungleichheit zwingend voraus, Gleichheit kann immer nur die Gleichheit einer bestimmten Ebene sein, die mit anderen Ebenen verglichen wird.
Eine abstrakte “Gleichheit von Menschen” zu postulieren, bedeutet nichts anderes, als auf jegliche Differenzierung zu verzichten. Nach Schneiders eigener Logik gäbe es dann im Hinblick auf “Menschen”, seien es Individuen oder Kollektive, “nur Identität”, was er eben noch für eine schlimme Idee hielt, vor der ihn Gott behüten möge.
Die praktische Anwendung des Schneider’schen Rassismus-Begriffs führt dann auch zu Drolligkeiten wie dieser:
Wo von Menschen nicht deutscher Herkunft implizit und durchaus auch explizit Dankbarkeit und besondere Zurückhaltung im Auftreten gefordert werden, herrscht Rassismus.
Das ist ein Räsonieren ungefähr auf dem Level von Aras Bacho (der vermutlich ähnliche studierte Kreativschreiber als Ghostwriter hat). Während man dies noch als Infantilismus verbuchen kann, zeigen Schneiders weitere Beispiele eindrucksvoll die Wirkung des mentalen Kryptonits, das offenbar unfähig macht, die Argumente des anderen korrekt wiederzugeben oder auch nur die Problemstellung zu kapieren:
Wo die Mitglieder einer als irgendwie undeutsch konnotierten Glaubensgemeinschaft als Anhänger einer totalitären Ideologie diffamiert werden, liegt Rassismus zugrunde.
“Irgendwie” undeutsch ist der Islam nun beileibe nicht, allerdings ist mir neu, daß das Argument des “Undeutschseins” innerhalb des weiten Feldes der “Islamkritik” irgendeine Rolle spielt.
Wo der andere kulturelle Hintergrund von Menschen nie als Teil einer Lösung beschrieben wird, sondern lediglich als Teil eines Problems, das sich nur durch Assimilation bewältigen lässt, bestimmt Rassismus das Denken.
Das ist ein Musterbeispiel für die besagte Methode: Wer Probleme sieht, die Herr Schneider nicht sieht oder nicht sehen will, und wer seine Lösungen nicht für überzeugend hält, muß wohl einen ethischen Defekt haben, an Wahrnehmungsstörungen leiden oder böse Absichten haben. Da bestimmt offenbar eine seltsame Dogmatik das Denken, wenn nicht schiere Angst: vor Differenzierungen, vor semantischer Klarheit, letztlich vor der Wirklichkeit selbst.
Mit einer ähnlichen Mischung aus Begriffskleister, Angst und Bauchgefühl “liest” Schneider einen Text von Götz Kubitschek (inklusive Triggerwarnung für linksliberale Schneeflocken):
Hier ist der Boden, auf dem die Saat von faschistischen Revolutionären wie Götz Kubitschek aufgehen kann. Apropos faschistischer Revolutionär: Wer starke Nerven hat (und nicht dem Glauben unterliegt, dass jedes Zitieren den “Gegner” stärker macht), lese bitte, mit welch schamloser Kälte Kubitschek zuletzt aufschrieb, wie sich die Mittel der Demokratie nun, nach den beiden Landtagswahlen in Ostdeutschland, am besten gegen ihren Zweck richten ließen. Und überlege sich dann, wie viel demokratischen Respekt all jene verdienen, die sich von einem solchen, sattsam bekannten Mann im Rücken des erstarkenden “Flügels” der AfD nicht abschrecken lassen.
Was soll dieser “Zweck” der Demokratie denn bitteschön sein? Das bleibt ebenso nebulös wie Schneiders Rassismus-Begriff. Tatsache scheint zu sein: Hier fühlt sich jemand bedroht, hier hat jemand Angst, hier fühlt sich jemand in die Ecke gedrängt, hier lechzt jemand nach Feinderklärungen.
Nach “Rassismus”, “faschistisch“und “die Demokratie” kommt der nächste dogmatische Gummibegriff:
Aber so, wie man mit einem Leugner des Klimawandels keinen Kompromiss auslotet, tut man es auch nicht mit Menschenfeinden. Dieses Reden kann nur ein Akt der Solidarität mit denen sein, die sich von diesen Menschenfeinden bedroht fühlen.
“Menschenfeinde”! Hier sind wirklich alle Differenzierungen im warmen Semantikmoor versenkt worden. Allerdings schwingt sich Schneider in den folgenden Absätzen zu einigen Erkenntnissen hoch, die nicht unkonstruktiv sind:
Vielleicht ist es aber auch produktiver, an dieser Stelle eine ganz andere Kategorie einzuführen, die Linke so zuverlässig befremdet, wie sie bei Rechten vielleicht ein abstraktes minibisschen Verständnis erzeugen kann: Es geht hier nämlich auch um so etwas wie Heimatliebe, darum, ganz egoistisch, die eigene kleine Herkunfts- und Lebenswelt vor zerstörerischen Kräften zu beschützen.
Nicht nur ein “minibisschen”, das ist exakt, was uns Rechte im Kern umtreibt, und vielleicht kann Schneider hier über das von ihm selbst aufgeplanzte Spiegelbild einen semi-empathischen Verständniszugang finden, ohne mit Dummheiten wie “Menschenfeindlichkeit” um sich zu werfen.
Diesem Absatz kann ich im Kern nachvollziehen:
In Dresden mag man Angst vor Neuköllner Verhältnissen haben (ohne jemals länger dort gewesen zu sein), in Neukölln kann man aber auch durchaus Angst vor Dresdner Verhältnissen bekommen. Das von Jörg Meuthen beschworene “Hell-Deutschland” ist nun einmal vor allem insofern hell, als es weiß ist – und es bitte auch bleiben soll.
Der Unterschied ist nur, daß Neukölln kaum jemals in Gefahr laufen wird, Dresdner Verhältnisse zu bekommen – das ist schon allein demographisch nicht machbar. (Und wäre ein PEGIDA in Neukölln tatsächlich ebenso schlimm wie eine Miri-Clan-Herrschaft in Dresden-Neustadt?) Was Dresden angeht, so läge der Import von Neuköllner Verhältnissen allerdings durchaus im Bereich des Möglichen.
Ich sehe auch kein Problem darin, wenn “Hell-Deutschland” es selber, also (de facto) “weiß” bleiben will und entsprechend wählt (wobei ich kaum glaube, daß das “Weißsein” bei den meisten Wählern im Vordergrund ihres Bewußtseins steht) – schon eher, wenn gewisse Menschenfreunde voll dezenter Wärme seine demographische Zusammensetzung um jeden Preis verändern wollen und diese Form der Rassenpolitik gar für den “Zweck der Demokratie” halten (siehe hier und hier).
Schneider sieht ungefähr, daß sich im post-nationalen Deutschland durch jahrzehntelange Einwanderung unvereinbare Lebenswelten herausgebildet haben, die immer weniger Gemeinsamkeiten haben, aber er verwechselt Ursache und Wirkung, wenn er schreibt:
Wenn der Rassismus nur lange genug differenziertes Verständnis dafür bekommt, dass er Menschen erkennbar anderer Herkunft nur unter großem Vorbehalt toleriert und niemals als gleichrangige Bürger akzeptiert, wenden sich diese Menschen ab und bilden ihrerseits totalitäre (und rassistische) Strukturen. Und wenn sie ohnehin schon totalitäre (und rassistische) Denkmuster pflegen, ist das Letzte, was hilfreich ist, Totalitarismus (und Rassismus) von der anderen Seite.
Dem liegt einerseits die Unfähigkeit oder der mangelnde Wille zur Differenzierung zugrunde – etwa über das Eigene und das Fremde, über das Ich und Du, das Ihr und Wir, die Differenz und die Identität, insbesondere eine Blindheit gegenüber dem – kerndemokratischen – Recht auf das Eigene, auf Selbstbestimmung und ‑erhaltung, das auch die Souveränität darüber gewährleistet, mit wem man dieses Eigene teilen will (und zu welchen Bedingungen) und mit wem nicht. (Nebenbei noch ein so hineingeworfenes, undefiniertes, starkes Wort: “Totalitarismus”).
Und selbstverständlich hat der Gast, der Zuwanderer, der Asylant, der Eingebürgerte oder der Bewerber um die Teilnahme an der Polis und der Res Publica, der von diesem Eigenen eines anderen profitieren will, gegenüber dem Eigentümer eine Verpflichtung und eine Bringschuld, die sich mit dem Verweis auf eine abstrakte “Gleichheit von Menschen” nicht vom Tisch wischen läßt. Das ist ein verwaschenes, asoziales Denken, das über Begriffe wie Staatsbürgerschaft oder Staatsvolk, ohne die eine echte Demokratie nicht denkbar ist, hinweg geht, als handele es auch hierbei um “diskriminierende” oder “rassistische” Kategorien.
Diesem Absatz liegt außerdem das unter Linken übliche magische Denken zugrunde, wonach Zuwanderer unschuldige Wesen seien, die keinen “Rassismus” kennen und mitbringen, die das Anderssein und die andere Herkunft der Autochtonen nicht wahrnehmen oder sie vorbehaltslos tolerieren und als Ihresgleichen anerkennen würden, wären diese nicht so unfreundlich und intolerant und in ihrer eigenen menschenfeindlichen, rassistischen, herkunftsbedingten Identität befangen.
Schneiders kognitive Verwirrung gipfelt für mich in diesem seltsamen Satz:
Dieses Zuhause [in Orten,“in denen das Gefühl von Zuhause ohne Migration und ihre sozialen Folgen gar nicht mehr zu denken ist] ist akut bedroht. Wer Michel Houellebecqs Unterwerfung nicht AfD-like als antimuslimisches Pamphlet liest, sondern als dystopisches Panorama, der ahnt, wie seine Zerstörung ablaufen kann.
Ähm, ja. Ich bin pro-AfD und lese Unterwerfung als “dystopisches Panorama” (wie es der Autor beabsichtigt hat). Der Roman gibt mir in der Tat eine Ahnung, wie die Zerstörung meines Zuhause ablaufen kann.
Ihn als bloßes “antimuslimisches Pamphlet” zu lesen, deutet lediglich auf oberflächliche Lektüre hin und hat mit der AfD an sich nichts zu tun; aber ansonsten gibt er doch wohl viel eher jenen Imaginationsfutter, die ihr Zuhause durch Migration und ihre sozialen Folgen (wie Islamisierung und ethnische Wahl) bedroht sehen. Die “Dystopie” des Romans besteht ja eben in der Errichtung einer islamischen, soft-totalitären Gesellschaft auf französischem Boden, den alle guten Geister des Eigenen verlassen haben (und wenn überhaupt, dann ist das Buch, wie alle Romane Houellebecqs, eher ein “antiliberales Pamphlet”, in dem der Islam listig als Möglichkeit einer Lösung oder Erlösung erscheint).
Den Westen charakterisiert Schneider als “ein Deutschland, das sich – bei allen Problemen mit schlecht gemanagter Migration – als positive Erzählung begreift”, und er verzweifelt daran, daß diese Erzählung großen Teilen des Ostens nicht schmecken will. Er kann diese Ablehnung des westdeutschen Multikultimodells allerdings nicht bloß als eine andere, alternative, ebenso legitime Erzählung sehen und anerkennen. Der Osten liegt falsch. Er ist rückständiges Gebiet, das zivilisiert, “demokratisiert” und mit nicht-weißen Menschen bevölkert werden muß.
Schneider, dem Differenzierungen lästig geworden sind, denkt letzlich in Gut-Böse-Kategorien: hier die gute (legitime), westliche, “links-grüne Diskurshegemonie”, dort die böse (illegitime), östliche, (vermeintlich) “rechts-braune Diskurshegemonie”, die auf “Lügen” basiere. So werden die AfD-Ostler letztlich selbst zur “rassistisch” diffamierten Gruppe von Ungleichen, zu jenen Menschen, denen gegenüber man sich auch als Menschenfreund feindselig verhalten darf (was für eine Erleichterung! werden wohl einige von ihnen denken).
Was also tun, um den Ossis das “links-grüne” Modell zu vermitteln? Moralische Erpressung! Gefühlstube drücken!
Vielleicht appelliert man doch, ein letztes Mal verzweifelt, an die Empathie, an selbst erlebte Fremd- und Unsicherheit der Rassistinnen, und sei es nur als einzelner Auswärtsfan in einer anderen Stadt vor einem Fußballspiel. Vielleicht erinnert man sie an die unangenehmen Erfahrungen oder mindestens das unbehagliche Gefühl, das damit einherging. Und weist dann dezent darauf hin: Wer von Rassisten als andere markiert ist, erfährt dieses Gefühl jeden Tag.
Das läßt völlig außer acht, daß dieser “Rassismus” keine Einbahnstraße ist. Unzählige Deutsche erleben sich heute als Minderheit im eigenen Land, im eigenen Stadtviertel, auf den Straßen, in den U‑Bahnen und Schulen, werden als “andere” markiert und diskriminiert, werden Opfer von sozialen Spannungen, Konkurrenzkämpfen und Gewalt durch Zuwanderer, die nach BKA-Angaben ansteigt.
(Darüberhinaus stellt sich die Frage, warum Menschen überhaupt massenweise nach Deutschland einwandern wollen, wenn es angeblich so ein schrecklich rassistisches Land ist, in dem man als Ausländer oder Einwanderer jeden Tag traumatische Erfahrungen macht. Man bekommt nicht selten den Eindruck, es werde an dieser Stelle auf höchstem Niveau gejammert.)
Kann das bei einem Linken “vielleicht ein abstraktes minibisschen Verständnis erzeugen”, oder findet ihre mitmenschliche Solidarität hier ihre Grenzen? Zu begreifen, daß es hier um reale Erfahrungen, um realen Verlust, um reale Bedrohung geht? Die “Hierarchie der Opfer” wird ganz besonders gerne von Zeit-Redakteuren und ähnlichen Klassengenossen und selektiven “Menschenfreunden” gepflegt, und man wird selten ein Wort der Empathie hören für die inzwischen zahllosen Opfer von Einwanderer- und Ausländergewalt, bis hin zu Mord, Vergewaltigung und Terrorismus, und noch weniger Forderungen nach Konsequenzen.
Die multikulturelle Gesellschaft hat beileibe nicht nur Einwanderern “unangenehme Erfahrungen” bereitet oder in ihnen “unbehagliche Gefühle” hervorgerufen; nicht nur sie sind Entwurzelte, Fremde in einem fremden (hier: fremdgewordenen) Land.
Auch im Westen (wo der Bevölkerungsaustausch stellenweise weit fortgeschritten ist) leben viele Deutsche keineswegs nur in “positiven Erzählungen”, sondern sind resigniert, verängstigt, entortet, überstimmt, zahlenmäßig unterlegen, immungeschwächt, irregeführt, sozial eingeschüchtert, konformistisch, mit kognitiver Dissonanz, mit gespaltenem Bewußtsein (“links denken, rechts leben”), mit dem Kopf im Sand, wenn sie nicht gar unter einer Art von Stockholmsyndrom leiden. (Die Schneiders kommen und sagen: “So what? Wären sie keine Rassisten, wären auch sie glücklich, wie ich, der empathische Menschenfreund! Sie müßten sich nur mehr über die Rassisten im Osten Sorgen machen.”)
Wer nun einwendet, daß doch viele Ostler in Gegenden für die AfD stimmen, in denen der Ausländer- und Einwandereranteil noch gering ist, der verkennt, daß auch im Osten erhebliche negative Erfahrungen mit Einwanderergewalt (Chemnitz) und Überfremdung gesammelt wurden, daß die “links-grüne Diskurshegemonie” im “offiziellen” Osten nicht weniger präsent und bestimmend ist als im Westen (wenn sie auch weniger tief einsickert), daß auch Ostler über ihren Tellerrand sehen, Zeitungen und Nachrichten lesen können und darum womöglich frei zu entscheiden wünschen, ob sie das westliche Modell übernehmen wollen oder nicht.
Daran werden alle abstrakten Beschwörungen einer abstrakten “Gleichheit von Menschen” und alle Krokodilstränen, Stigmabegriffe, Feinderklärungen, moralischen Erpressungen nichts ändern. Man kann niemanden dazu zwingen, dort Lösungen zu sehen, wo ihn die Evidenz der Probleme überwältigt.
Ich kann Journalisten wie Herrn Schneider nur aufforden, die Scheuklappen und die schützenden Gummibegriffe endlich abzulegen, die “semantische Klarheit” wiederherzustellen. Nicht nur Einwanderer und westliche Linksliberale verdienen “Empathie” und Solidarität; nicht nur sie haben ihre guten Gründe und legitimen Interessen.
Meine Analyse der Polarisierung (nicht nur zwischen Ost und West) kann man hier nachlesen.
brueckenbauer
Wie tritt man dem Antirassismus am besten entgegen? M.E. indem man den positiven Kerngehalt des Rassismus bestimmt: das Minimum, das zu verteidigen ist und hinter das nicht zurückgegangen werden kann:
- die nüchterne Anerkennung, dass alle Menschen verschieden sind (verschieden nicht zuletzt im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit für definierte gesellschaftliche Funktionen) und dass schon deshalb auch alle Gruppen von Menschen verschieden sind
- das Bestehen auf dem Recht der Privatmenschen, sich selbst auszusuchen, mit wem sie wie eng zusammenleben wollen (ein Teil ihres"pursuits of happiness").