Sammelstelle für Gedrucktes (6)

Mit der 6. »Sammelstelle für Gedrucktes« wird der Name eingekürzt. Der alte Titel bezog sich in voller Länge auf Caspar von Schrenck-Notzing.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Er war Her­aus­ge­ber der Zeit­schrift Cri­ticón, einer inter­na­tio­na­len Tri­bü­ne für die hete­ro­ge­ne kon­ser­va­ti­ve Sze­ne der 1970er und 1980er Jah­re. Sie gilt als Vor­läu­fer der Sezes­si­on.

Von Schrenck-Not­zing hat­te bei der Grün­dung 1970 an eine »Sam­mel­stel­le in der Sturz­flut des Gedruck­ten« gedacht, die für jene Leser des eige­nen Milieus Pres­se­ma­te­ri­al sich­ten soll­te, die selbst nicht oder nur unzu­rei­chend »quer« lesen könn­ten – etwa aus zeit­li­chen Gründen.

Die­ses ursprüng­li­che Anlie­gen von Cri­ticón, einen Anlauf­punkt zu bie­ten, bleibt jedoch bestehen. Daher hab ich es mir zu eigen gemacht. Der Titel ist nun pla­ziert, die Leser wis­sen, wor­an sie sind – und der Prä­gnanz hal­ber wird aus der »Sam­mel­stel­le in der Sturz­flut des Gedruck­ten« ab sofort die »Sam­mel­stel­le für Gedrucktes«.

– –

Was es für Deutsch­lands poli­ti­sche Land­schaft im all­ge­mei­nen und für das rechts­al­ter­na­ti­ve Lager im beson­de­ren bedeu­tet, daß der säch­si­sche Lan­des­ver­band der AfD sei­ne Kan­di­da­ten­lis­te für die Bun­des­tags­wahl 2021 so auf­ge­stellt hat, wie er sie auf­ge­stellt hat, wur­de von Götz Kubit­schek dar­ge­legt.

Zu ergän­zen bleibt noch eine Anmer­kung zur Per­so­na­lie Her­wig Schöff­ler. Der Leip­zi­ger Jurist hat­te beim Par­tei­tag für Auf­se­hen gesorgt, weil er den anwe­sen­den 700 Mit­glie­der sei­ner eige­nen Par­tei als »Feind­zeu­ge« gegen­über trat.

Er ver­wen­de­te Muni­ti­on des poli­ti­schen Geg­ners gegen die eige­nen Rei­hen, raun­te vor lau­fen­den Kame­ras über »Natio­nal­so­zia­lis­ten« in der AfD und ging sei­ne Kon­tra­hen­ten um Jens Mai­er und Sieg­bert Droe­se an, daß sie mit ent­spre­chen­den Per­so­nen koope­rie­ren würden.

Das sorg­te für Ver­wun­de­rung, Pro­test­ru­fe, Ärger. Schöff­ler erhielt nur drei Stim­men bei der Wahl um Lis­ten­platz drei. Gegen­über dem News­let­ter der Frei­en Pres­se (Chem­nitz) v. 10. Febru­ar äußer­te sich Schöff­ler nun süffisant:

Mir war völ­lig klar, dass es für mich über­haupt kei­ne Chan­ce gibt, ein Man­dat zu erringen,

und doch habe sein Auf­tritt sei­nen Sinn erfüllt, denn er habe auf

extre­mis­ti­sche Bestre­bun­gen des gesam­ten Landesverbandes

hin­wei­sen wollen.

Gegen­über der größ­ten Tages­zei­tung Sach­sens (Auf­la­ge täg­lich um die 200 000 Exem­pla­re), die als SED-Bezirks­blatt 1963 begann und der man heu­te mit­un­ter nach­sagt, sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Ten­den­zen nicht abge­neigt zu sein, froh­lockt Schöff­ler über

den net­ten Effekt einer schnel­le­ren Einstufung

als ein­deu­tig rechts­extre­mer Par­tei. Die­se Maß­nah­me durch den Ver­fas­sungs­schutz könn­te fol­gen, wenn man die ver­ant­wort­li­chen AfD-Akteu­re ent­spre­chend vor­führt und zu Stel­lung­nah­men nötigt.

Ziel sei es folg­lich gewe­sen, daß

dem Bun­des­vor­stand gar kei­ne ande­re Wahl mehr bleibt, als mei­ne For­de­rung nach Lan­des­ver­bands­auf­lö­sung umzusetzen.

Man erstaunt nur kurz ob einem der­art unver­hoh­len arti­ku­lier­ten Ver­nich­tungs­wil­len gegen­über den eige­nen Par­tei­freun­den in einem AfD-geg­ne­ri­schen Blatt, zumal es sich nicht um Par­tei­freun­de han­delt, die bei 5 oder 7 Pro­zent vor sich hin sta­gnie­ren, son­dern um sol­che, die bun­des­weit seit jeher die bes­ten Wahl­er­geb­nis­se für die AfD ein­ge­fah­ren haben – und wohl auch in die­sem Jahr ein­fah­ren werden.

Es besteht dabei ja kein Zwei­fel: Schöff­ler ist fast allei­ne im Lan­des­ver­band und sein Aus­schluß ob par­tei­schä­di­gen­den Ver­hal­tens nur eine Fra­ge der Zeit. Ent­spre­chen­de, theo­re­tisch leicht zu über­win­den­de Über­spit­zun­gen soll­ten indes nicht dar­über hin­weg­täu­schen, daß es in Sach­sen und anders­wo durch­aus erns­ter zu neh­men­de Akteu­re gibt, die sich nach wie vor nicht mit dem Aus­schluß von Andre­as Kal­bitz und Frank Pase­mann, dem erzwun­ge­nen Nicht­an­tritt von Jung­po­li­ti­kern wie Patrick Pana oder der Ent­las­sung von Mit­ar­bei­tern »mit Vor­ge­schich­te« im patrio­ti­schen Vor­feld zufrie­den geben.

Sprich: Schöff­lers Gebal­ler ver­pufft im Nichts – ande­re Deto­na­tio­nen kön­nen die Par­tei ungleich stär­ker erschüttern. 

– –

Eska­lie­ren­de Rich­tungs­kämp­fe sind aber nicht nur Par­tei-imma­nent. Auch Stif­tun­gen und Gesell­schaf­ten sind davor nicht gefeit: Man den­ke an die Kon­flik­te der Hay­e­kia­ner oder, eben­falls ganz aktu­ell und eini­ge Kilo­me­ter wei­ter im gemein­wohl­ori­en­tier­ten Spek­trum, an den alt­ehr­wür­di­gen Ver­ein für Social­po­li­tik (VfS).

Die­se 1873 gegrün­de­te Insti­tu­ti­on stellt bis heu­te die größ­te Öko­no­men­ver­ei­ni­gung im deut­schen Sprach­raum dar – und strei­tet nun über ihren Mit­grün­der Gus­tav Schmol­ler (1838–1917). »Auf Distanz zu Schmol­ler?« fragt dem­entspre­chend die Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung (v. 9. Febru­ar), um die Ant­wort prompt zu lie­fern: Ja, der Ver­ein »ringt um sein Ver­hält­nis« zum Haupt­ver­tre­ter der älte­ren his­to­ri­schen Schu­le der Nationalökonomie.

Man ahnt es vielleicht:

Anlass für die Aus­ein­an­der­set­zung mit Schmol­lers Erbe sind Pas­sa­gen in des­sen Werk, die nach heu­ti­gen Maß­stä­ben ras­sis­tisch und anti­se­mi­tisch sind.

Des Rät­sels Lösung liegt natür­lich in der ver­rä­te­ri­schen Wen­dung »nach heu­ti­gen Maß­stä­ben«. Was gilt heu­te nicht als ten­den­zi­ell bedroh­lich, seit­dem die Maß­stä­be sys­te­ma­tisch nach links ver­rückt wur­den und anti­fa­schis­ti­sche Ideo­lo­gie­pro­du­zen­ten in den Geis­tes­wis­sen­schaf­ten, Feuil­le­tons und der­glei­chen Wort­füh­rer des Gesell­schafts­um­baus wurden?

In Schmol­lers Dut­zen­de Stu­di­en umfas­sen­den Lebens­werk hat man nun weni­ge Stel­len aus dem Jahr 1900 (!) gefun­den, in denen er, unter Beru­fung auf Otto von Bis­marck, über die poten­ti­el­le Staats­füh­rungs­küns­te deut­scher Juden sin­nier­te. Er lob­te sie vor über 120 Jah­ren für ihre schrift­stel­le­ri­schen und poli­ti­schen Küns­te, bezwei­fel­te aber en pas­sant, daß sie die nöti­gen »Här­ten« staat­li­cher Zwangs­maß­nah­men begrei­fen könnten.

In der Tat eine merk­wür­di­ge Über­le­gung, die jedoch im bril­lan­ten Œuvre Schmol­lers allein auf wei­ter Flur steht. Gleich­wohl könn­te sie zeit­geist­be­dingt den Aus­schlag dafür geben, daß die Gus­tav-Schmol­ler-Medail­le (Preis­trä­ger 2014 Hans-Wer­ner Sinn, Olaf W. Rei­mann, seit­her: nie­mand) direkt wie­der ein­ge­stampft wird.

Für eine sol­che Maß­nah­me gäbe es im Ver­ein jedoch eini­ge Gegner,

ver­rät immer­hin die FAZ, nicht ohne hin­zu­zu­fü­gen, daß sich der Vor­stands­vor­sit­zen­de des Ver­eins für Social­po­li­tik, Georg Weiz­sä­cker, zu dem Fall nicht äußern wollte.

Soll­te es Leser geben, die erst durch die Pseu­do-Skan­da­li­sie­rung auf Gus­tav Schmol­ler auf­merk­sam gewor­den sind, sei ihnen – in einer Aus­nah­me von Eigen­wer­bung – emp­foh­len, das Buch Soli­da­ri­scher Patrio­tis­mus zu kon­sul­tie­ren. Schmol­ler taucht dort wie­der­holt an der Sei­te von Adolph Wag­ner oder Karl Rod­ber­tus auf.

Die Ideen der Sozi­al­kon­ser­va­ti­ven waren immer­hin am Ende des 19. Jahr­hun­derts an Vor­be­rei­tung und Ver­wirk­li­chung des bahn­bre­chen­den Bis­marck­schen Sozi­al­staa­tes betei­ligt und stell­ten als sol­che dann Refe­renz­punk­te für die sozi­al­ori­en­tier­ten Kräf­te inner­halb der Kon­ser­va­ti­ven Revo­lu­ti­on dar (vom »Tat­kreis« Hans Zeh­rers über Wichard von Moel­len­dorf bis zu Otto Stras­ser und Her­bert Blank).

Deren »staats­so­zia­lis­ti­sche Grund­per­spek­ti­ve« – unge­ach­tet ideel­ler und welt­an­schau­li­cher Unter­schie­de der ein­zel­nen Prot­ago­nis­ten – umriß der His­to­ri­ker Fried­rich Len­ger mit fol­gen­dem Zitat des Schmol­ler-Schü­lers (und Nach­fol­gers im VfS) Wer­ner Sombart:

Nicht das sub­jek­ti­ve Befin­den des Ein­zel­nen ent­schei­det über Reform oder nicht Reform, son­dern die Exis­tenz­be­din­gun­gen einer Kul­tur­na­ti­on sind das Entscheidende.

– –

Die Quint­essenz die­ser Gene­ral­li­nie des gemein­schafts­ori­en­tier­ten Den­kens war, in einem genui­nen Sin­ne der dama­li­gen Zeit, durch­aus auto­ri­tär gedacht. Ent­spre­chen­de Denk­mus­ter könn­ten, zumal in sich hin­schlep­pen­den Kri­sen­zei­ten, eine epo­chen­be­ding­te »Palin­ge­ne­se« feiern.

Mathi­as Brod­korbs Räson­nie­ren (vgl. die fünf­te »Sam­mel­stel­le«) über »Demo­kra­tie und kla­re Füh­rer­schaft, Demo­kra­tie und effi­zi­en­tes Staats­han­deln« bie­ten ein Argu­ment im posi­ti­ven Sin­ne hierfür.

Ein Fall schlech­ter Wen­dun­gen ins Auto­ri­tä­re stellt hin­ge­gen ein Feuil­le­ton-Auf­ma­cher der Süd­deut­schen Zei­tung (v. 9. Febru­ar) dar. Tho­mas Brussig for­dert: »Mehr Dik­ta­tur wagen«. Man darf anneh­men, daß der Autor von Am kür­ze­ren Ende der Son­nen­al­lee mit dem Pro­vo­ka­ti­ons­ef­fekt koket­tiert. Aber das allein erklärt nicht alles. Brussig meint das schon ernst, was er schreibt.

Zunächst geht es ihm um die Coro­na-Maß­nah­men und die unter­schied­li­che Bewer­tung der­sel­bi­gen. Für ihn steht fest:

Wie mit dem Coro­na­vi­rus umzu­ge­hen ist, ist Behau der Wis­sen­schaft und nur der Wissenschaft.

Bevor wei­te­res aus­ge­führt wird, kann als Ein­schub unmit­tel­bar mit Alex­an­der Kiss­ler gekon­tert werden:

Wo es nur »die« Wis­sen­schaft gibt, ist es kei­ne Wis­sen­schaft, son­dern Dogma.

Als­dann geht es wei­ter mit dem mei­nungs­star­ken, aber fak­ten­ar­men Brussig, der fest­stellt, daß es »kei­ne Spiel­räu­me« für die restrik­ti­ve Lock­down­po­li­tik gäbe:

Hier tobt ein Virus, mit dem sich weder ver­han­deln noch das sich über­zeu­gen oder ein­schüch­tern lässt. Wol­len wir das Virus los­wer­den, sind wir gezwun­gen, bestimm­te Maß­nah­men zu ergrei­fen. Dank der Wis­sen­schaft wis­sen wir, wel­che Maß­nah­men nötig sind, wir wis­sen sogar, wel­chen Preis wir zah­len müs­sen, wenn sie ausbleiben.

Wer­den Zwei­fel so apo­dik­tisch bei­sei­te geräumt, kri­ti­sche Stim­men (auch: aus »der« Wis­sen­schaft) igno­riert und Wider­spruch als poten­ti­ell lebens­be­droh­lich dele­gi­ti­miert, bleibt tat­säch­lich nur Brussigs Zwischenfazit:

»Mehr Dik­ta­tur wagen!« wäre das Gebot der Stunde.

Und dann kommt Brussig doch noch auf Maß­nah­men­kri­ti­ker zu spre­chen, natür­lich wie­der­um unver­söhn­lich argu­men­tie­rend, indem er sie als »Leug­ner« dif­fa­miert statt als »Kri­ti­ker« adressiert:

Dass aus­ge­rech­net die Coro­na-Leug­ner eine »Coro­na-Dik­ta­tur« her­auf­zie­hen sehen, soll­te erst recht Grund sein, sie zu wol­len. Die Leugner,

setzt Brussig sei­nen klei­nen Feld­zug her­risch fort,

sind außer­stan­de, die Gefahr durch das Virus einzuschätzen.

Aber Tho­mas Brussig kann dies? Oder nur die Wis­sen­schaft (deren Zwi­schen­tö­ne und Dis­kus­sio­nen Brussig ausblendet)?

Zumin­dest gibt er vor, daß »das Nöti­ge« dem Virus den Gar­aus machen würde.

Die Rezep­te sind bekannt.

Allein, Brussig nennt sie nicht. Oder geht das Virus eo ipso in die Knie, wenn es die Aus­ru­fung der Dik­ta­tur ver­nom­men hat? Jeden­falls rät der Autor der Demo­kra­tie, daß sie

ihre Ritua­le und Umständlichkeiten

– will mei­nen: so Gedöns wie die Grund­la­gen einer par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie, die er hier abtra­gen will? –

nicht so wich­tig nehmen

soll­te,

ihrer Legi­ti­mi­tät zuliebe.

Bei so viel Volks- und Demo­kra­tie­fer­ne geht ein beden­kens­wer­ter Dis­kus­si­ons­an­satz Brussigs voll­kom­men unter: Denn er berührt ja final die Brod­korb­sche Pro­ble­ma­tik, wenn er die Fra­ge auf­wirft, wel­che Staats- und Regie­rungs­for­men aus wel­chen Grün­den wie mit wel­chen Wider­sprü­chen der Gegen­wart umzu­ge­hen geden­ken. Aber wer so los­schlägt wie Tho­mas Brussig, darf sich nicht wun­dern, wenn sein Gast­bei­trag auf eben­die­ses sub­stanz­lo­ses Gepol­ter redu­ziert wird.

– –

Apro­pos Dik­ta­tur. Lothar Frit­ze, des­sen neue Publi­ka­ti­on Kul­tur­kampf in die­ser Woche in der lin­ken Tages­zei­tung nd (ehe­mals: neu­es deutsch­land) scharf ange­gan­gen wur­de, warnt bekannt­lich davor, daß der mora­li­sche Uni­ver­sa­lis­mus der Alli­anz aus Mit­te und poli­ti­scher Lin­ken frei­heit­li­che demo­kra­ti­sche Pfei­ler abträgt. Damit aber gera­ten wir in prä­to­ta­li­tä­re Zustän­de, die ich als Tyran­nei des Anti­fa­schis­mus fas­sen würde.

Ein Bestand­teil die­ser Tyran­nei-im-Wer­den ist seit vie­len Jah­ren das Pro­ze­de­re soge­nann­ter Outings (sprich: öffent­li­che Anpran­ge­rung und Denun­zia­ti­on durch i. d. R. media­le Hilfs­mit­tel) von Anders­den­ken­den. Wer rechts der lin­ken Mit­te steht und dies öffent­lich kund tut (als Poli­ti­ker, als Publi­zist, als Pegi­da-Gän­ger, als Basis­ak­ti­vist usw.) gerät ins Visier – und kommt auf Lis­ten der lin­ken Szene.

Doch das könn­te bald erschwert wer­den. In der Süd­deut­schen Zei­tung (v. 9. Febru­ar) wird getitelt:

Bis zu drei Jah­re Haft für »Fein­des­lis­ten«

Die Iro­nie an der Geschich­te: Vor­geb­lich rich­tet sich der Geset­zes­ent­wurf aus dem Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um »gegen rechts«. Zir­ku­lie­ren­de Fein­des­lis­ten wären bis­her nicht aus­rei­chend in den bestehen­den Vor­schrif­ten erfaßt; fort­an soll die­se Lücke geschlos­sen werden.

Robert Ross­mann faßt zusammen:

Wer per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten einer ande­ren Per­son in einer Wei­se ver­brei­tet, »die geeig­net ist, die­se Per­son oder eine ihr nahe­ste­hen­de Per­son der Gefahr eines gegen sie gerich­te­ten Ver­bre­chens oder einer sons­ti­gen rechts­wid­ri­gen Tat gegen die sexu­el­le Selbst­be­stim­mung, die kör­per­li­che Unver­sehrt­heit, die per­sön­li­che Frei­heit oder gegen eine Sache von bedeu­ten­dem Wert aus­zu­set­zen«, soll künf­tig mit bis zu zwei Jah­ren Haft bestraft wer­den kön­nen. Für den Fall, dass es sich um nicht all­ge­mein zugäng­li­che Daten han­delt, ist sogar eine Frei­heits­stra­fe bis zu drei Jah­ren vorgesehen.

Ein sol­cher Vor­gang ent­spricht wohl einer Schrumpf­form der Dia­lek­tik unter bun­des­deut­schen Ver­hält­nis­sen: Denn der »Kampf gegen rechts« wen­det sich zwangs­läu­fig, sofern man das neue Gesetz kon­se­quent durch­zu­set­zen in der Lage ist, gegen den anti­fa­schis­ti­schen Sumpf. Rechts der Mit­te gibt es – von ein­zel­nen Aus­nah­men abge­se­hen – nun­mal kei­ne ver­gleich­bar sys­te­ma­tisch vor­ge­hen­den Strukturen.

Mit dem Schlie­ßen die­ser Geset­zes­lü­cke wür­den bei­spiels­wei­se auf Outings und der­glei­chen spe­zia­li­sier­te Anti­fa-Blät­ter sowie ent­spre­chen­de »Recher­che­grup­pen« fort­an bereits qua Exis­tenz geset­zes­wid­ri­ge Hand­lun­gen begehen.

Gewiß: Unter der­zei­ti­gen Macht­ver­hält­nis­sen wird dar­aus einst­wei­len nichts fol­gen. Aber Geschich­te bleibt kon­tin­gent, Poli­tik eben­so ergeb­nis­of­fen – abge­legt zur Wiedervorlage.

– –

Wäh­rend die­ser Pas­sus erst noch vol­le Wirk­macht ent­fal­ten muß, ist das »Licht­mesz-Som­mer­feld-Gesetz« seit Jahr und Tag gül­tig. Ein wei­te­res Bei­spiel für Lin­ke und Mit­ti­ge, die just sol­che Din­ge auf ihre Geg­ner pro­ji­zie­ren, für die sie selbst emble­ma­tisch ste­hen, ist das aktu­el­le Nawalny-Prozedere.

Bei­spiel­haft kann das Leib- und Magen­blatt des libe­ra­len Rest­bür­ger­tums des deutsch­spra­chi­gen Rau­mes gel­ten, die Neue Zür­cher Zei­tung (NZZ). Wird sie bis­wei­len dafür gelobt, die neue »West­pres­se« dar­zu­stel­len, offen­bart das wie­der­um einen Dop­pel­cha­rak­ter, den man in »posi­ti­ve« und »nega­ti­ve« Les­art auf­spal­ten könnte:

Ers­tens fin­det man dort tat­säch­lich ver­nunft­ori­en­tier­te Bericht­erstat­tung und infor­ma­ti­ve Ana­ly­sen, die in der bun­des­deut­schen Tages­pres­se aus­ge­blen­det oder aber ideo­lo­gisch ein­sei­tig auf­be­rei­tet wer­den: Ob kri­mi­na­li­täts­be­zo­ge­ne Fak­ten, Ver­fall des Bil­dungs­we­sen, und, ver­stärkt in den letz­ten Mona­ten, die Kri­tik des reüs­sie­ren­den Can­cel Cul­tu­re-Kom­ple­xes der post­mo­der­nen Linken.

Zwei­tens ver­weist der Ter­mi­nus »West­pres­se« aber eben auch auf den Wes­ten als (geis­ti­gen) Stand­ort des eige­nen Den­kens. Das macht sich in der außen­po­li­ti­schen Abtei­lung der NZZ Tag für Tag bemerk­bar. Offe­ner Trans­at­lan­tis­mus und die bis­wei­len moral­po­li­tisch daher­kom­men­de Par­tei­nah­me wider Natio­nal­staa­ten, die der libe­ra­len Welt­ord­nung gegen­über skep­tisch ope­rie­ren – meist sind dies sou­ve­rä­nis­ti­sche Akteu­re wie Chi­na oder Syri­en, immer häu­fi­ger Ungarn und Polen –, fin­den sich eben­so wie gefäl­li­ges Ruß­land-Bas­hing.

Zwei vol­le Sei­ten am 10. Febru­ar ver­schrei­ben sich die­sem Vor­ha­ben. Zsuz­sa Brei­ers Text mit dem sper­ri­gen Titel »Auch 1989 ahn­te nie­mand, wie schnell sich Russ­land ver­än­dern kann« (dage­gen war die alte »Sam­mel­stel­le in der Sturz­flut des Gedruck­ten« doch kon­zi­se?) kann man getrost im Ord­ner »Poli­tisch-uto­pi­sche Rabu­lis­tik« abhef­ten, weil der Ver­gleich zwi­schen Putins Ruß­land und Ceau­ses­cus Rumä­ni­en zunächst ver­stö­rend depla­ziert, dann pein­lich wirkt.

Ob Putins »Regime« durch Nawal­nys Bril­lanz wirk­lich »in Bedräng­nis« gera­ten ist und sei­nem zwei­ten »1989« ent­ge­gen­geht – der Geschichts­pro­zeß wird es zei­gen. Aber dafür muß man kei­nen kur­zen Lehr­gang bei Zsuz­sa Brei­er belegen.

Andre­as Umland wid­met sich der­weil dem »Phä­no­men Nawal­ny« und schreibt ihm eine poten­ti­ell gestal­te­ri­sche Rol­le der rus­si­schen Poli­tik zu, die selbst Anhän­ger des schil­lern­den (vor­sich­ti­ger: ambi­va­len­ten) Polit­ak­ti­vis­ten frap­pie­ren dürfte.

Der Rese­arch Fel­low am Swe­dish Insti­tu­te of Inter­na­tio­nal Affairs in Stock­holm erkun­det nichts ande­res als die Frage:

Wür­de ein Prä­si­dent Nawal­ny die Krim zurückgeben?

Daß Umland Nawal­nys Klein­grup­pen als »Bewe­gung« skiz­ziert, mag eine ten­den­zi­ell sym­pa­thi­sie­ren­de Über­trei­bung sein; daß er eben­je­ne Sze­ne als »poten­zi­ell töd­li­ches Virus für Putins Regime« ver­klärt, ent­spricht dem (wie­der) gän­gi­gen Trei­ben, Begrif­fe aus der Bio­lo­gie zu politisieren.

Daß er aber als Jena­er For­scher über den völ­ker­recht­li­chen Sta­tus der Krim sin­niert, was schlech­ter­dings den Bewoh­nern die­ser rus­sisch-ukrai­ni­schen Halb­in­sel über­las­sen wer­den soll­te, wird nur noch dadurch über­trof­fen, daß der wer­te Rese­arch Fel­low – wie vie­le Kol­le­gen sei­nes Faches – über­sieht, daß sei­ne fol­gen­de for­sche Kri­tik am rus­si­schen Sys­tem gera­de­wegs auf west­li­che Sys­te­me zurück­fal­len wür­de, näh­me man sie ernst.

Denn Umland schreibt einer ein­zi­gen Grup­pe – den Nawal­ny-Anhän­gern, einer in Ruß­land zah­len­mä­ßig sehr klei­nen Min­der­heit – zu,

in der Par­tei­en­land­schaft, in den Mas­sen­me­di­en und im poli­ti­schen Leben Russ­lands einen sub­stan­zi­el­len Plu­ra­lis­mus wiederzubeleben.

Umland schwärmt:

Die Bedeu­tung einer sol­chen Trans­for­ma­ti­on in der Bezie­hung zwi­schen Eli­te und Volk kann kaum über­schätzt werden.

Und dann wird es beson­ders inter­es­sant für Gesell­schafts­kri­ti­ker in der BRD:

Wür­den etwa die natio­na­len Fern­seh­sen­der wie­der zu Platt­for­men für wirk­li­chen Jour­na­lis­mus und poli­ti­sche Debat­te wer­den, dürf­ten vie­le Schlüs­sel­epi­so­den von Putins Bio­gra­fie und Herr­schaft kri­tisch unter die Lupe genom­men wer­den – von sei­nem kome­ten­haf­ten Auf­stieg in den spä­ten neun­zi­ger Jah­ren bis hin zu sei­nen aus­sen­po­li­ti­schen Eska­pa­den in den letz­ten Dezennien.

Tausch­te man die ein oder ande­re Voka­bel aus, erhiel­te man fol­gen­de Projektion:

Wür­den etwa die natio­na­len Fern­seh­sen­der wie­der zu Platt­for­men für wirk­li­chen Jour­na­lis­mus und poli­ti­sche Debat­te wer­den, dürf­ten vie­le Schlüs­sel­epi­so­den von Mer­kels Herr­schaft kri­tisch unter die Lupe genom­men wer­den – von ihren poten­ti­ell ver­hee­ren­den Fol­gen der über­eil­ten Ener­gie­wen­de 2011 ff. bis hin zu ihren Eska­pa­den im Zuge der Mas­sen­mi­gra­ti­on in den letz­ten sechs Jahren.

Aber gewiß: Das wäre dann zu viel der kri­ti­schen »West­pres­se« (in der posi­ti­ven Les­art unter »Ers­tens«, sie­he oben), das wäre zu viel der Ehre für die – auch von der NZZ befeh­de­ten – non­kon­for­men Kräf­te in Deutsch­land, die, wir erin­nern uns an Umland, doch

in der Par­tei­en­land­schaft, in den Mas­sen­me­di­en und im poli­ti­schen Leben Russ­lands einen sub­stan­zi­el­len Plu­ra­lis­mus wiederzubeleben

ver­su­chen, oder?

Aber gut, in Zei­ten eines hege­mo­ni­al gewor­de­nen links­li­be­ra­len Elends, in denen just ein wirk­mäch­ti­ger Ideo­lo­gie- und Neu­sprech­pro­du­zent gebe­ten wird, ein Vor­wort zur Neu­auf­la­ge des Orwell­schen Klas­si­kers 1984 zu schrei­ben (mehr hier), darf man die­se Auf­trags­ar­beit zwar unter den Begriff neu­er »Nor­ma­li­tät« sub­su­mie­ren, wäh­rend ori­gi­nä­re Oppo­si­tio­nel­le ver­geb­lich dar­auf war­ten, daß Andre­as Umland und Kon­sor­ten die Wie­der­be­le­bung eines »sub­stan­zi­el­len Plu­ra­lis­mus« in der geschlos­se­nen Medi­en- und Poli­tik­welt Deutsch­lands ein­for­dern werden.

Das ist natür­lich in Ord­nung so:

Uns aus dem Elend zu erlö­sen kön­nen wir nur sel­ber tun.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (53)

RMH

12. Februar 2021 11:17

Nur der Vollständigkeit halber:

Man liest hier manches über harte und z.T. auch lächerliche innerparteiliche Auseinandersetzungen bei der AfD und dann sieht man sich bspw an, was die AfD Bundestagsfraktion nachwievor leistet. Gestern jedenfalls hat die AfD im Bundestag mit den Reden von Weidel und Curio erneut das geliefert, was man von einer AfD erwarten kann und darf. 

Zu diesen Reden möchte ich im Nachgang applaudieren, so kritisiert man die Corona Politik seriös - und nicht anders.

Laurenz

12. Februar 2021 12:55

@BK

Vielen Dank, Sie haben tatsächlich wieder, kurz & bündig, meinen Horizont erweitert.

"Werner Sombart:

Nicht das subjektive Befinden des Einzelnen entscheidet über Reform oder nicht Reform, sondern die Existenzbedingungen einer Kulturnation sind das Entscheidende."

Das ist bis zur jetzigen Stunde & wohl auch weiterhin das zentrale Thema auf der SiN.

Was Putin & Nawalny angeht, so werden die Russen die 10 Jahre Manchester-Kapitalismus, Oligarchie und Globalismus unter Jelzin nie vergessen.

Nur jemand, der russischer als Putin agiert, also zB die Region Donezk (Donbass) okkupiert, wird Putin schlagen können.

 

Und beim obigen Thema @Imagine

https://www.mdr.de/nachrichten/politik/gesellschaft/karl-marx-rassist-chemnitz-100.html

https://www.beck-elibrary.de/10.17104/9783406638862-77/44-warum-begruesste-karl-marx-den-britischen-imperialismus

https://www.n-tv.de/politik/politik_person_der_woche/Karl-Marx-war-einer-der-uebelsten-Rassisten-article21848678.html

Dieter Rose

12. Februar 2021 14:04

Ich muss immer grinsen,

wenn ich treue Hörer

des Deutschlandfunks/Radios

von der kritischen Haltung

von NZZ und FAZ faseln höre.

Imagine

12. Februar 2021 14:43

@BK:
„Aber gut, in Zeiten eines hegemonial gewordenen linksliberalen Elends …“

Die gesellschaftliche Realität ist nicht „linksliberal“, sondern rechtsliberal aka „wirtschaftsliberal“/„neoliberal“.

„Linksliberal“ ist nur die affirmative Ideologie, also das ideologische Überbauphänomen.

Interessanterweise wandelt sich die affirmative Ideologie genau in die Richtung „Mehr Diktatur wagen!“

Ganz deutlich zeigt sich dies auch im taz-Artikel des Politologen Udo Knapp, einer Ex-SDS-Größe und nunmehr Merkel-Fan. Er spricht offen aus:
„Den Weg hin zu einem dauerhaften Austrocknen des Coronavirus werden wir bis Ende 2022 gehen müssen.“

Das ist ein Hinweis darauf, dass es in Richtung eines Rechtsfaschismus geht, einer Diktatur der Plutokratie, wie bei Pinochet, Franco, Salazar. Das neoliberale Regime der Pinochet-Freundin Thatcher war ein Zwischenstadium.

Davon zu unterscheiden ist der Mussolini-Faschismus, der inhaltlich eher ein Linksfaschismus war, ähnlich wie die poststalinistischen Staaten im Ostblock wie z.B. die DDR.

Vom Faschismus zu unterscheiden ist der Totalitarismus (NS-Hitlerismus, Stalinismus), so wie Hannah Arendt tat.

Imagine

12. Februar 2021 14:43

„Mehr Diktatur wagen!“ als neue Regierungspraxis manifestiert sich bereits in Form der „neuen Normalität“ im „Corona-Pandemie-Regime“.

Wer diese Wahrheit ausspricht, wird immer mehr in die „extremistische Ecke“ gedrängt.

Imagine

12. Februar 2021 15:18

Der Link zum taz-Artikel des Politologen Udo Knapp:
https://taz.de/Streit-ueber-Corona-Politik/!5749819/

anatol broder

12. Februar 2021 16:00

gestern fand ich im briefkasten zwei gedruckte feindeslisten. die kleine verspricht 19 stimmen, die grosse lockt mit 93. ich dürfe panaschieren und kumulieren.

gibt es sonst noch irgendetwas zu beachten?

eigentlich nur selbstverständlichkeiten: vergib nicht mehr stimmen, als dir zustehen. kreuze nicht mehr als eine liste an. gib keinem kandidaten mehr als drei stimmen. du riskierst sonst, dass ein teil deiner stimmen verloren geht oder deine stimmabgabe insgesamt ungültig ist.

ich danke meinem wahlamt für die gute zuarbeit. übrigens kenne ich keinen verfassungsschutz.

Laurenz

12. Februar 2021 16:39

@Imagine/sok

"Davon zu unterscheiden ist der Mussolini-Faschismus, der inhaltlich eher ein Linksfaschismus war, ähnlich wie die poststalinistischen Staaten im Ostblock wie z.B. die DDR."

Was unterscheidet denn bitte den Rechts-Faschismus vom linken Mussolini-Faschismus?

Leo

13. Februar 2021 00:26

Tja, diese peinlichen Merkel-konformen Ausführungen des ehemals non-konformen Thomas Brussigs in der SZ (10.2.) werden quasi durch die Merkel-kritischen ("populistischen", "umstrittenen") Äußerungen Kati Witts in der Berl. Ztg. (8.2.) kommentiert. Bäumchen, verwechsel dich!

Erinnert man sich noch daran, wie verhaßt sich "das schönste Gesicht des Sozialismus" durch ihre Zur-Schau-Stellung mit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden E.H. machte? Rund dreißig Jahre ist's nun her: Witt die Staatsnahe, Brussig der Opposition. Und nun ist's wieder andersrum. Helden wie uns schreibt das Leben schreibt wirklich die lustigsten Geschichten.

Jaja: "Völker hört die Signale"...!

anatol broder

13. Februar 2021 02:14

karl marx. es ist nicht das bewusstsein der menschen, das ihr sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches sein, das ihr bewusstsein bestimmt.

thomas brussig. dank der wissenschaft wissen wir.

marcel reich-ranicki. sollten etwa autoren, die die kommunistische welt kennen, für diese erzählung besonders empfänglich sein?

marquis von posa. raserei war meine zuversicht. (friedrich schiller)

Imagine

13. Februar 2021 11:22

1/3

@Benedikt Kaiser

Die Beschränkung auf „Gedrucktes“ ist eine Einengung, weil wichtige bzw. die wichtigsten Informationen gar nicht mehr in den Printmedien oder im TV erscheinen, sondern nur noch übers Internet zugänglich sind.

Was in den Printmedien und im TV nicht erscheint, ist der Diskurs kritischer Wissenschaftler.

In der Wissenschaft gibt es kein „links“ oder „rechts“. In der Naturwissenschaft generell nicht und auch in den Sozialwissenschaften – sofern es sich nicht um Ideologie, sondern um richtige Erfassung der gesellschaftlichen Realität handelt – auch nicht.

Deshalb ist der Bezug auf den Diskurs von kritischen Wissenschaftlern so wichtig, weil dort jenseits der (partei)politischen Positionierungen so etwas wie ein wissenschaftlicher Grundkonsens besteht, wobei die politischen Differenzen sowie die Unterschiede bei den Wertorientierungen, Menschen- und Gesellschaftsbildern und gesellschaftlichen Zielsetzungen keineswegs unter den Tisch gekehrt werden.

Deutlich wird dies, wenn z.B. die Diskussionen zwischen T. W. Adorno und A, Gehlen angeschaut werden.

Imagine

13. Februar 2021 11:23

2/3

Zu meiner Studienzeit war es noch normal, dass es Podiumsdiskussionen zwischen Wissenschaftlern gab, die kontroverse politische Positionen vertraten.

Heute finden derartige Diskussionen weder in den etablierten Printmedien noch im TV statt. Das zeigt den Niedergang der Diskurskultur.

Hier ist das Internet zu einem Alternativmedium geworden, allerdings nicht generell. Generell ist das Internet ein Abbild des gesellschaftlichen Diskurses mit Lagerbildungen, politischer Religiosität, Irrationalität und Fanatismus.
Aber es gibt vereinzelt noch Medien, z.B. KenFM, in denen es einen kontroversen Diskurs gibt.

Interessanterweise gibt es bei den ganz großen Themen einen Grundkonsens unter kritischen Wissenschaftlern. So hinsichtlich der Systemkrise.

Da sind ein Max Otte und ein Wolfgang Streeck nicht weit voneinander entfernt.

Einigkeit besteht darüber, dass das kapitalistische System sich in einer Zusammenbruchskrise befindet und es einer Systemtransformation bedarf, um das Funktionieren der ökonomischen Kreislaufprozesse zu erhalten.

Es geht also nicht um die Frage des „Ob“, sondern des „Wie“ der Systemtransformation. Dass es einer anderen „NWO“ bedarf, ist unstrittig.

Imagine

13. Februar 2021 11:23

3/3

Die Vorstellungen und Ziele über eine zukünftige NWO, wie sie von Bill Gates, Klaus Schwab et al. vertreten und von den Regierungen politisch umgesetzt werden, stoßen sowohl beim „rechten“ Max Otte wie auch bei „linken“ Wissenschaftlern, wie z.B. Streeck, Häring et al. gleichermaßen auf Ablehnung. Wobei über parteipolitische Orientierungen und Positionierungen durchaus Kontroversen existieren.

Die Öffentlichkeit erfährt durch die etablierten Medien nicht, das derzeit eine Systemtransformation stattfindet, warum diese von deren Kritikern abgelehnt wird und welche alternativen Vorstellungen bei diesen existieren.

Bis auf wenige Ausnahmen ist es den meisten Menschen gar nicht bewusst, dass das „Corona-Pandemie-Regime“ Teil des Transformationsprozesses in das neue System ist.

Bei SiN gibt es zwar viel Kritik an den konformistischen Linken, die konformistischen Rechten bei AfD, FPÖ, SVP etc. werden jedoch ausgeklammert, obwohl die Mehrheit des „rechten Lagers“ gleichermaßen oder noch mehr konformistisch ist, wie die neoliberalen Markt-Fundamentalisten und Hayek-Anhänger.

Abschließend möchte ich als Beispiel für meine Ausführungen noch auf ein ganz aktuelles Video hinweisen, wo Max Otte seine Analyse und politischen Vorstellungen ausführt (ab 5:04:50 - 5:40:00)

Maiordomus

13. Februar 2021 12:02

@Imagine. Der bedeutendste Wissenschaftler Deutschlands, dessen Texte ich gelesen habe, war Johannes Kepler um 1600 u. später; las ferner Kontroversen über Thermometer und Barometer vor 260 Jahren. Eine Rechts- oder Linkstendenz ist nicht auszumachen; am politisch interessantesten aber die Horoskope Keplers zum 30jährigen Krieg. Sie waren nicht nur nicht links oder rechts; es ist kaum erkennbar, ob Kepler (eig. Lutheraner) protestantisch oder katholisch war; selbst die von ihm meist lateinisch formulierte Verteidigung seiner als Hexe angeklagten Mutter erfolgte streng sachbezogen. Es gab zur damaligen Zeit neben der grossen Mehrheit der wahnhaften Hexenprozesse auch "vernünftige", z.B. wenn man verdorbene Arzneimittel, Speiseöl usw., von einer Frau verkauft, mangels chemischer Analyse juristisch nicht anders "kausal"  erfassen konnte. Die "besseren" Hexenprozesse, zu denen aber der gegen Keplers Mutter nicht gehörte, erfolgten auf einem Informations- und Panikgrad, der sich mit den schlechteren Begründungen der Coronazeit Analogien aufweist. Es ist hier nicht der Orr, darüber eine Vorlesung zu halten, ausser: Es lohnt sich, z.B. die Medizin- und Pandemiegeschichte zu studieren.

Laurenz

13. Februar 2021 12:03

@Imagine

"In der Wissenschaft gibt es kein „links“ oder „rechts“."

In der Wissenschaft gibt aber Stellen am Institut oder eben nicht.

Uodal

13. Februar 2021 15:48

"...einen Anlaufpunkt zu bieten, bleibt jedoch bestehen. Daher hab ich es mir zu eigen gemacht."

Danke! Ein gutes Format, echter Mehrwert. Komprimierte Info, für Menschen die wenig Zeit haben. Könnte tatsächlich neue Leser bringen.

Auch die Kommentare hier sind gut, sogar der lorbergekränzte.

Tja, der Brussig. Da kann man Mal sehen wie weit die Linke unter ihr einmal erreichtes Niveau fällt. Da macht es doch direkt Spaß, den zu dekonstruieren. "Sein bestimmt Bewusstsein". Alter, weißer Mann hat einerseits Schiss sich anzustecken, andererseits muss er sein Geld nicht als Friseur, Kleinhändler, Gastronom verdienen, sondern mit Regierungsapologetik. Kann man ja fast mathematisch berechnen, was da für ne Schreibe rauskommt. Tss, tss voll der Egozentrismus, nahe am Rassismus, direkt gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit... Man, man, wenn man so im Glashaus sitzt...

RWDS

13. Februar 2021 23:07

Auch wenn es albern ist, sich auf eine Wahl zu freuen, ich tue es trotzdem, da ich hier in Dresden der AfD meine Stimme geben kann. Je anrüchiger, je kontroverser, desto besser.

Schließlich müsste ich auch für sie stimmen, wenn die Möllners hier die Richtung vorgäben, aber dass es nicht so ist, gibt immerhin ein gutes Gefühl.

2017 kam man in meinem Wahlbezirk auf 43,9%. Es ist nichts geschehen, dass mich glauben lässt, das Ergebnis werde nicht noch höher ausfallen, im Gegenteil. Bin gespannt ob man die 50% knackt.

RWDS

13. Februar 2021 23:08

Korrektur: Schöffler, nicht Möllner. Keine Ahnung, wie dieser Aussetzer zustande kam.

anatol broder

14. Februar 2021 01:16

professor beton. ich bin für die jetzige mischung.

professor sozi-o-thron. ich bin für die jetzige.

professor antifon. ich bin für die.

professor proton. ich bin für.

professor bariton. ich bin.

professor neutron. ich.

Maiordomus

14. Februar 2021 10:42

@Laurenz. Ein Volltreffer, betreffend "Stellen am Institut". Ich bewarb mich vor 15 Jahren für ein (ausnahmsweise) hochdotiertes Historikerprojekt zum Thema "Aufarbeitung des 2. Weltkrieges mit Schwerpunkt Literatur". Wer mich kennt, weiss (worüber ich mir nichts einbilde), dass ich als Publizist für mein jeweiliges Lebensalter nicht weniger Bücher gelesen habe als M.R.R., der zwar als Kritiker Klasse war, andererseits seinen Einfluss medienpolitischen Grundsatzentscheidungen verdankte, siehe Einschätzungen Jünger oder christliche Autoren, auch solcher, die er schlicht nicht kannte. Bei meiner Bewerbung mit optimalen Nachweisen und Qualifikationen  (zu viel gelesen kann sogar in diesem Forum als Befangenheit ausgelegt werden) wurde mir mitgeteilt, wegen der Menge geeigneter Bewerber ich schon in Vorauswahl ausgeschieden sei und könne deswegen meinen Projekt-Vorschlag nicht vorstellen. Ausser der Links-Vorschrift spielte noch die Frauenquote. Das Projekt, dem zentrale Grundinformationen betr. bürgerliche Literatur im 3. Reich fehlen, müsste, trotz Qualitäten achtbarer linker Autoren, neu geschrieben werden. Kein Gejammer, nur ein Beispiel für vermutlich viele.

Gustav Grambauer

14. Februar 2021 10:53

Lotta Vorbeck

I

Der Schlüssel zum Verständnis der Klüngelstrukturen beim harten Kern der einstigen Ost-Promis ist die CDU-CSU.

In die neue Zeit rübergetragen wurde dieser Klüngel von der Schiene CDU-CSU ---> Hubert Burda ---> Ex-Super-Illu-Chefredakteur Wolff, wobei die Hemmschwellen beim Übergang zum Inzesthabitus viel niedriger waren als je unter Honecker. (Wir hatten früher gedacht gehabt, inzestuöser als z. B. in Adlershof ginge es gar nicht mehr - Irrtum!)

Dieser Klüngel hatte früher drei institutionelle Bastionen, heute sind es nur noch zwei:

Die erste Bastion ist der MDR, geführt von der Tochter des SED-ZK-Politbüromitglieds Lorenz (damals ein getreuer Paladin am halboffiziellen Reformer-Fürstenhof von Krenz).

Die zweite ist die Super-Illu. In seinen dortigen Kolumnen die Ossi-Leser über "journalistische Unabhängigkeit im besten (aufgeklärtesten) Deutschland, das wir je hatten" belehrend hat deren früherer Chefredakteur Wolff sich in der Präge-Phase mit dem harten (politisch-zuverlässigen) Kern der Ost-Künstler wie ein absolutistischer Fürst mit seinen Hofschranzen umgeben: Daumen hoch, Daumen runter - nach CDU-CSU-Gusto. Z. B. bei der "Nationalpreisträgerin" Dagmar Frederic (Selbstcharakterisierung: "Kampfameise") gehörte er zum Inventar deren Hauses in Woltersdorf - so wie diese früher zum Inventar von Kurt Hager gehört hatte. Sehen Sie die Steigerung?!

- G. G.

Gustav Grambauer

14. Februar 2021 10:53

II

Die dritte Bastion war bis zum Machtverlust der Berliner CDU der dortige Friedrichstadtpalast. Dessen frühere Verwaltung (unter Honi) war ein Parkhaus für hochsubventionierte Systemschranzengattinen u. ä., die dort kontrolliert ihre Frohsinns-"Kreativität" ausleben oder einfach fürstlich bezahlt faulenzen konnten. Die mögen von der Schiene Diepgen ---> dessen Senator Radunski ---> Intendant Iljinski Anfang der 90er alle rausgeworfen worden sein, aber das Modell der Hausbühne eines (neuen) (politischen) "Komitees für Unterhaltungskunst" als solches wurde kalt grinsend beibehalten und sogar noch hemmungsloser ausgebaut.

Ob die "Kampfameise", ob die "Ikone des schlechten Geschmacks" (entsetze Aussage meiner Frau beim ersten Anblick der einst von der FDJ hochlancierten Petra Zieger), ob die früher Angela-Davis-frisierte Schreckensgestalt Ute Freudenberg, ob die ewigblödelnde "Stimmungskanone" Achim Mentzel RIP, ob das lustige (???) Quietschentchen Andrea Kiewel - alle wären nichts ohne die CDU-CSU (gewesen). Die Zieger einst mit ihrer ML-Atheisten-Hymne "Der Himmel schweigt" macht sogar direkt Wahlkampf für Merkel respektive die Partei mit dem "C". Ohne die CDU-CSU wären sie alle im Off verschwunden so wie unzählige teilweise hochkarätige aber "weniger geschmeidig-antichambrierende" (Zitat Veronika Fischer, auf die dies zutrifft) Ost-Künstler.

- G. G.

Gustav Grambauer

14. Februar 2021 10:53

III

Bei der Stange gehalten wurden oder werden sie alle von der Gier nach der (nach der damaligen Ostberliner Proll-Krawallnudel Helga Hahnemann, ebenso ab `90 CDU-bekennend, benannten) "Goldenen Henne", einem indirekt von der CDU-CSU in engster Abstimmung mit dem Burda-Verlag vergebenen Quasi-Staatskunstpreis - oder wenigstens danach, bei der "Goldene-Henne-Gala" (in Nachfolge des Hochfeierns des "Fernsehlieblings der DDR" im "Palast der Repube") am Katzentisch mit dem unvermeidlichen Rotkäppchen-Gesöff-Glas in der Hand sitzend fotografiert zu werden, auf daß bitte-bitte-bitte wenigstens ein winziges Bildchen von ihnen in der nächsten Nummer der Super-Illu abgedruckt werden möge. Denn das heißt für sie und für den ganzen Osten sichtbar: Ich gehöre "d-a-z-u".

Das mit Brussig muß ich erstmal "sacken lassen". Hätte das bei dem nie erwartet. "Sonnenallee" und "Helden wie wir" gehören zu meinen Lieblingsbüchern bzw. -filmen. Immerhin ist Leander Haussmann aus ganz anderem Holz gemacht, der führt bei sich in Friedrichshagen Bürgerinitiativen gegen das Merkel-System an, siehe auch:

https://www.welt.de/kultur/plus214283722/Leander-Haussmann-ueber-Corona-Verbote-Ich-fuehle-mich-unter-Generalverdacht.html

- G. G.

Laurenz

14. Februar 2021 17:05

@Gustav Grambauer

Es war Klaus Wowereit, der die Jüdische Gemeinde Berlin, zwecks Haushalts-Sparmaßnahmen, von ihrem Millionen-Etat aus der Stadtkasse befreite.

Gustav Grambauer

14. Februar 2021 18:03

"Ermüdend werden langsam die ständig wiederkehrenden Parolen der Politik und das nicht endende Mantra: 'Wir sitzen alle in einem Boot und wir müssen gemeinsam durchhalten'!" - Katarina Witt (Quelle: www.berlin.de/aktuelles/brandenburg/6443936-5173360-coronakritik-katarina-witt-bekommt-unter.html)

Ääähhh, ... hmmm, die hält sich aber jetzt nicht an das Framing!:

"... gab ein Wissenschaftler ... diese Realität mit der Bootmetapher wieder: 'Die 7 Mrd., die den Planeten Erde bewohnen, leben nicht mehr in mehr als 100 separaten Booten [Ländern]. Stattdessen leben sie alle in 193 separaten Kabinen auf demselben Boot.' ... 'Wenn wir 7,5 Mrd. jetzt auf einem virusinfizierten Kreuzfahrtschiff zusammengepfercht sind, macht es dann Sinn, nur unsere eigenen Kabinen zu reinigen und zu schrubben und dabei die Gänge und Luftschächte draußen zu ignorieren, durch die sich das Virus ausbreitet? Die Antwort lautet eindeutig nein. Und trotzdem haben wir genau das getan. ... Da wir jetzt alle im selben Boot sitzen, muss sich die Menschheit um dieses eine Boot als Ganzes kümmern.'" - Schwab / Malleret: "COVID-19 - Der große Umbruch", WEF / FORUM Publishing, Genf 2020, Seite 22

Nach obigem Satz bekommt Frau Witt nie wieder Hubert Burdas "Goldene Henne". Aber sie ist vermögend genug, um in keiner Weise auf diesen Kindergarten angewiesen zu sein. Und das ist m. E. der Kern hierbei!

- G. G.

Gustav Grambauer

14. Februar 2021 18:03

Hacks hat immer wieder süffisant darauf hingewiesen, daß ihn seine Unterschrift im ND gegen (!!!) Biermann etwa 1,5 Millionen D-Mark bzw. Schweizerfranken respektive DDR-Mark gekostet hat (Ausfall der Tantiemen, weil seine Stücke infolge subito von nahezu allen Spielplänen abgesetzt wurden - in West und Ost).

- G. G.

Lotta Vorbeck

14. Februar 2021 18:30

@Gustav Grambauer

Ehrfürchtig verneige ich mich in landsmannschaftlicher Verbundenheit vor Ihnen.

DANKE, lieber @Gustav Grambauer - besser als Sie kann es niemand!

Maiordomus

14. Februar 2021 21:52

@Grambauer. Ihre Ossi-Geschichten sind nicht ohne Informationswert, müssten jedoch statt in einem Blog sozusagen authentisch publiziert werden. Aber trotzdem danke für Zusammenhänge, die ich als Aussenstehender trotz DDR-Beziehungen seit 40 Jahren so nicht kannte.

Maiordomus

14. Februar 2021 21:57

M.R.R: Autoren, die er, der Literaturpapst, "schlicht nicht kannte". Diese galten bei ihm und unzähligen anderen, die offiziell und berufsmässig Literatur vermittelten, als automatisch unbedeutend. Darüber könnte in einem diesbezüglichen analytischen Aufsatz Rechenschaft geleistet werden. Der wirklich kritische Germanist Friedrich Denk, auch Rechtschreibereform-Gegner, sprach in einem Buch von der "Zensur der Nachgeborenen". Dabei gehört dieser letztere verdienstvolle Literat keineswegs zur deutschen Rechten. 

Gustav Grambauer

14. Februar 2021 22:01

Liebe(r?) Lotta Vorbeck, danke für die Lorberren, fühle mich geehrt, geee! Hier noch ein Witz von damals falls Sie ihn noch nicht kennen:

Witt und Honecker prosten sich im Staatsratsgebäude beim Sekt-Empfang für die Olymiasieger zu.

Er: "Nu, Genussin Gadi, du hast für deine hervooooooorragenden Laestungen zu Ehren des Soliiismus aenen Wunsch fraeee".

Sie: "Lieber Genosse Erich, ich wünsche mir, daß du die Mauer aufmachst!"

Er: "Du glaenes Luder, du willsd doch nooor mid mir ganz allaeeen ssaeeen!"

- G. G.

Franz Bettinger

15. Februar 2021 06:05

@RMH:  Ganz richtig!  Egal wer in der AfD gerade oben schwimmt, wir sollten diese Partei unterstützen.  Es ist eine einmalige Chance. Wenn die AfD auch noch abschmiert und unter 5% rutscht, sind wir total im Arsch. So eine Partei lässt der linke Gegner nie mehr hochkommen. Also alle Querelen hintanstellen und bei der Stange bleiben! Auch das ist Treue. 

Laurenz

15. Februar 2021 10:57

 

@Franz Bettinger @RMH

Werter Franz, sehe das nicht so,wie Du. Die AfD hat nur eine Daseinsberechtigung, wenn sie oppositionell ist. Und ohne AfD sind die Oppositionellen gezwungen, etwas Neues zu schaffen.

Imagine

15. Februar 2021 11:18

1/2

@B.K.

Es lohnt sich, Ihren Artikel „Rechte Kapitalismuskritik in Deutschland“ nach 3 Jahren erneut zu lesen und zu fragen, was aus dieser „rechten Kapitalismuskritik“ geworden ist?

Diese Kapitalismuskritik fand im rechten Milieu keinen fruchtbaren Boden. Bereits bei der Massenimmigration wollte man über den Zusammenhang zum Kapitalismus nichts wissen. Und jetzt ist es beim Pandemie-Szenario das Gleiche.

Der „The Great Reset“ – die Transformationsziele und -methoden der herrschenden Klasse – werden nicht thematisiert.

Zum „Terror der Ökonomie“ (V. Forrester), welcher nun immer mehr auch die Mittelschichten betrifft, kommt nun der Corona-Terror mit seinen Zwängen und Freiheitseinschränkungen hinzu.

Wo bleibt die Kapitalismuskritik, welche diese Vorgänge (Migrationspolitik, Pandemie-Regime, Great Reset etc.) als terroristische Form der Aufrechterhaltung der Klassenherrschaft und des Ausbeutungs- und Betrugssystems erklärt?

Imagine

15. Februar 2021 11:21

2/2

Immer stärker wird die gesellschaftliche Mitte – und zwar links wie rechts – vom Ungeist eines kleinbürgerlichen Anarchismus a la Stirner erfasst (vgl. Hans G Helms). Von einer Dekadenzideologie, die unfähig ist, die größeren gesellschaftlichen Zusammenhänge zu verstehen und immer mehr – wie bei der Massenpsychose im Hitlerfaschismus – in Irrationalismus und Fatalismus versinkt.

Mein Eindruck ist, dass die „rechte Kapitalismuskritik“ eingegangen ist, so wie ein Pflänzchen, das man vergessen hat, zu gießen.

Hamsterradartig drehen sich die Diskussionen um die AfD, man beschäftigt sich mit Historie und mit Nebenkriegsschauplätzen anstatt mit dem realen Weltgeschehen.

Die rechten Kapitalismuskritiker sind im rechten Milieu noch mehr isoliert als jene im linken. Eine Sarah Wagenknecht besitzt Relevanz und Einfluss auf den kapitalismuskritischen Diskurs in der Partei und der Gesellschaft.

Lotta Vorbeck

15. Februar 2021 13:25

@Laurenz - 15. Februar 2021 - 10:57 AM

"Die AfD hat nur eine Daseinsberechtigung, wenn sie oppositionell ist. Und ohne AfD sind die Oppositionellen gezwungen, etwas Neues zu schaffen."

---

Es ist überall dieselbe Art von toten Fischen, die wie anderswo ebenfalls, auch in der AfD oben schwimmen.

Die AfD ist fungiert als Sicherheitsventil im Deckel auf dem überhitzen BRD-Schnellkochtopf.

Laurenz

15. Februar 2021 13:33

 

@Imagine

"Diese Kapitalismuskritik fand im rechten Milieu keinen fruchtbaren Boden."

Das stimmt so nicht. BK schreibt & spricht aus den Herzen der "Solidarischen Patrioten". Nur sind diese solidarischen Patrioten die schwächere Fraktion in der parlamentarischen Opposition, was auch im Grunde nicht zu verwundern ist.

Denn, die stärkere Fraktion innerhalb der AfD besteht weder aus Patrioten noch aus Neuen Rechten.

Ihr Vergleich mit Sahra Wagenknecht hinkt auf allen schönen Beinen. Daß Sahra Wagenknecht nicht blöd ist, wissen wir alle. Aber Ihre mediale Wirkung basiert zwar auch auf Ihrem Intellekt, aber vor allem auf Ihrer äußeren Wirkung. Die Neue Rechte hat auch schöne & kluge Frauen mit entsprechender Wirkung vorzuweisen, aber das sind keine Politikerinnen. Die beiden Politikerinnen, dir mir als Pendant zu Wagenknecht einfallen, sind Susanne Fürst/FPÖ & Alice Weidel/AfD. Nur haben Sich beide Damen nie eindeutig geäußert & sich nie mit der eigenen Partei (wie zB Petry) angelegt. Auch jetzt kracht es schon gewaltig im Gebälk der Ex-SED. Denn keiner der entscheidenden Genossen Wagenknechts will, daß Sie noch einmal für DIE LINKE im Bundestag/Reichstag sitzt. Und Wagenknecht sollte sich vorsehen. Es werden ja schon wieder Linke publiziert, die Erich Mielke auferstehen lassen & ihre politischen Gegner erschießen wollen. 

anatol broder

15. Februar 2021 13:51

zeitmagazin, 2021, nr 6, s 68, er sucht sie:

«linksliberaler best ager aus norddeutschland, der viele der anzeigen in dieser rubrik für peinlich hält, der es viel schöner fände eine sie im blumenladen kennen zu lernen, der nicht länger allein auf den grossen zufall hoffen mag, sucht eine intelligente und selbstbewusste sie (ab 50), der es ähnlich geht. nicht das bislang erreichte, sondern die gewonnenen lebenserfahrungen, die bestehenden wünsche und träume und das interesse am unbekannten sind die basis für alles weitere. ich freue mich auf zuschriften.»

Laurenz

15. Februar 2021 13:59

@Lotta Vorbeck @Laurenz

Das wissen wir doch. Und was ist demzufolge der Vorschlag von @Lotta Vorbeck? Schäferhund erschießen? Frau erschießen? Sich selbst erschießen?

Lotta Vorbeck

15. Februar 2021 15:34

@Laurenz - 15. Februar 2021 - 01:59 PM

"Und was ist demzufolge der Vorschlag von @Lotta Vorbeck? Schäferhund erschießen? Frau erschießen? Sich selbst erschießen?"

---

Nichts von alledem, lieber @Laurenz.

Der Vorschlag lautet, auf den Gasbrenner unter dem vernehmbar ächzenden Schnellkochtopf gemünzt: 

"Anblasen!"

Und dann: "Alles was drin ist LI! - Alles was drin ist!"

Laurenz

15. Februar 2021 15:37

@Anatol Broder

Sind die Begrifflichkeiten "linksliberal & intelligent" nicht ein diametraler Widerspruch in sich? Und dann auch noch der geographische Begriff "Norddeutschland".... als ob es sowas gäbe. "Bezirk Vechta" hätte es wohl besser ausgedrückt. Und als ob Linke irgendwas dem Zufall überlassen würden.....

Was hat Sie denn dazu veranlaßt, uns die Anzeige eines solchen Mini-Habecks mitzuteilen? Und wer liest, als verheirateter Mann, diese Anzeigen?

Gustav Grambauer

15. Februar 2021 17:08

anatol broder

"zeitmagazin, 2021, nr 6, s 68, er sucht sie

linksliberaler best ager ... der nicht länger allein auf den grossen zufall hoffen mag, sucht ... "

---

Motor-Klassik-Magazin, unter "Gespanne":

"Mann ohne Bremsen will Frau mit Kurven!"

- G. G.

Imagine

15. Februar 2021 17:33

1/3

Hauptaufgabe der „rechten Kapitalismuskritiker“ wäre vor allem, im rechten Milieu aufzuklären, warum aus Gründen der Vernunft der Kapitalismus überwunden werden muss. Und zugleich den Blödsinn in den Köpfen beseitigen, der mit „Kapitalismuskritik“ und „Sozialismus“ in den Köpfen vorhanden ist, wie
- Gleichmacherei
- Enteignung aller Privateigentümer und Verbot von Privateigentum
- Verbot (privat)unternehmerischer Tätigkeit; zentralistische Staatswirtschaft

- Funktionärsdiktatur, Unfreiheit, Terror wie im Stalinismus und Maoismus
etc.

Man müsste darüber informieren, welche Entwicklungs- und Bewusstseinsstufen die Ideen und Diskussionen über gesellschaftliche Ziele und Veränderungen durchlaufen haben (nur kurz skizziert):

1. Aufklärung – bürgerliche Gesellschaft: Kant, Schiller, Goethe, Humboldt …
2. Aufklärung – gesellschaftliche Realität vs. Idealismus: Marx, Engels, Feuerbach,  Freud …
3. Aufklärung – Freudomarxismus – Kritik an Vulgärmarxismus und Leninismus: Rosa Luxemburg, Wilhelm Reich, Frankfurter Schule, Erich Fromm …
4. Aufklärung - Konkrete Gesellschaftsutopie - Postmarxismus: Herbert Marcuse, Alfred Sohn-Rethel, Radovan Richta, André Gorz („Abschied vom Proletariat“) …
 

Imagine

15. Februar 2021 17:35

2/3

Es geht vor allem darum, welche Möglichkeiten der wissenschaftlich-technische Fortschritt aka „die Entwicklung der Produktivkräfte“ in Zukunft eröffnet, die jedoch das kapitalistische System nicht nur verunmöglicht, sondern zudem auch die Menschen entmenschlicht und die Natur zerstört.

 Oswald von Nell-Breuning (katholischer Theologe, Nationalökonom) schrieb schon in den 1960er Jahren:
„Auch die heutigen Schritte sind nicht kampflos vor sich gegangen. Aber ich denke nicht an die 35-Stunden-Woche, auch nicht an die 24-Stunden-Woche. Ich denke an eine viel weiter gehende Arbeitszeitverkürzung. Ich stelle mir vor, daß wir dahin kommen werden, daß zur Deckung des gesamten Bedarfs an produzierten Konsumgütern ein Tag in der Woche mehr als ausreicht."

Davon erfährt man in der Schule und in den Medien nichts.

Am Gymnasium sind wir nur bis zur 1. Aufklärung gekommen. Heute wird noch nicht einmal dies erreicht. Man hat sich von der Idee und der Erziehung zu einem freien und mündigen Bürger verabschiedet und will nur noch marktkonforme Lohnarbeitsidioten und Konsumidioten produzieren.

Imagine

15. Februar 2021 17:36

3/3

Zudem müsste über die gesellschaftliche Realität und den sozialwissenschaftlichen Diskussionsstand in China informiert werden, damit die Horrorgeschichten und falschen Vorstellungen überwunden werden. Viele der „solidarischen Patrioten“ würden eine positive Einstellung zum chinesischen Weg entwickeln, wenn sie die Wahrheit und Realität kennen würden.

Vor allem fehlt eine konkrete Vorstellung darüber, wie eine postkapitalistische Gesellschaft anders organisiert ist und warum dort Wohlstand und individuelle Freiheit möglich sind (vgl. dazu Sohn-Rethel, Richta et al.). Kurz: Vom System der Tauschwertökonomie zur Gebrauchswertökonomie.

anatol broder

16. Februar 2021 14:26

@ imagine 

«vom system der tauschwertökonomie zur gebrauchswertökonomie.»

der tauschwert ist das produkt von recht und pflicht. seine ökonomie: (1) nehmen, was gegeben; (2) geben, was genommen.

der gebrauchswert ist das produkt von recht und null. seine ökonomie: (1) nehmen, was nicht gegeben; (2) geben, was nicht genommen.

Imagine

16. Februar 2021 20:39

@anatol broder

Sie haben null Ahnung vom Gegenstand.

Merken nicht, welch Blödsinn Sie schreiben.

Dunning-Kruger-Effekt

Imagine

16. Februar 2021 21:46

1/2

@ BK

Kapitalismuskritik – so meine These - kann sich nicht im rechten Milieu entwickeln.

Deshalb wird der „solidarische Patriotismus“ dort nicht erfolgreich sein,

Henning Eichberg et al. sind Beispiele aus jüngerer Geschichte dafür.

Heute ist „rechts“ im Sinne des „AfD-Milieus“ mehr denn je in der deutschen Nachkriegsgeschichte in einer gesellschaftlichen Außenseiterposition und wird aus dem zivilisatorischen Diskus exkludiert, weil das „rechte Milieu“ die Grenzziehungen „nach rechts außen“ nicht akzeptiert.

Für heutige Rechte ist Merkels Politik „links“ und sie meinen, dass die Linken die Gesellschaft beherrschen würden. Beides ist absurd.

Aber es passt in das traditionelle rechte Bürgerkriegsparadigma, wo die Linken die zu bekämpfenden Feinde sind.

Aber es sind nicht die Linken, welche die Familie, die Volksgemeinschaft und den Nationalstaat zerstörten.

Das Kapital will die Arbeitskraft von Frauen und Müttern profitabel verwerten, daher die Zerstörung der traditionellen Familie. Hauptsächlich umgesetzt wurde dies von konservativen Parteien, die bis auf wenige Jahre immer den Kanzler und die Regierung stellten.

Der heutige Feminismus hat mit wirklicher Frauenemanzipation nichts (mehr) zu tun, sondern wurde von Neoliberalismus gekapert.

„Social Freezing“ z.B. war nie ein Projekt der Linken, sondern von Anfang an eines des Kapitals.

Imagine

16. Februar 2021 21:50

2/2

Der Massenimport ausländischer Arbeitskräfte wurde von den traditionellen Rechten forciert, und zwar gegen den Widerstand von Linken in der SPD und den Gewerkschaften..

Die Schwächung des Nationalstaats mit „no borders, no nations“ ist ein neoliberales Projekt im Interesse globaler Konzerne, genauso wie die Massenimmigration – auch wenn sich die Linken aus Opportunismus oder als nützliche Idioten zu Propagandisten machen.

Jedoch sind die traditionellen Rechten die tatsächlichen ökonomischen, politischen und medialen Machtgruppen hinter diesen neoliberalen Projekten, auch wenn sie sich nunmehr als „Mitte“ bezeichnen.

Imagine

17. Februar 2021 11:19

Die Entwicklung der Technik ist in gewisser Weise irreversibel. Ein Leben, das dauerhaft  ohne Computer, Internet, Kommunikationstechnologie, Medizintechnik etc. auskommt, ist als zukünftiges gesellschaftliches Leben nicht denkbar, auch wenn es irgendwo auf der Welt noch einzelne Menschen geben kann, die wie Steinzeitmenschen leben und sich von der Natur ernähren.

Die Globalisierung ökonomische Kreisläufe ist irreversibel.

Aber die Art und Weise der Globalisierung ist veränderbar und hier stehen sich eine kapitalistische Tauschwertökonomie und eine humanistische (sozialistische) Gebrauchswertökonomie als Alternativen gegenüber.

Das gegenwärtige China ist eine Mischform. Aber mit jedem Jahrzehnt geht es mehr in Richtung einer Gebrauchswertökonomie, wie die staatliche Investitions- und Infrastrukturpolitik belegt.

In wenigen Jahrzehnten wird China sich kontinuierlich zu einem Wohlfahrtsstaat mit drastischer Reduzierung der Wochen- und Jahresarbeitszeit entwickeln.

Denn schon jetzt gibt es in China durch Automatisierung und Roboterisierung eine zunehmende strukturelle Arbeitslosigkeit, welcher der Staat mit Beschäftigungsprogrammen entgegenwirkt.

Dies kann man seit einigen Jahren als Tourist unmittelbar beobachten, sofern man über moderne („marxistische“) ökonomische Theorien verfügt. Ohne letztere bleibt man allerdings „blind“, weil man diese Zusammenhänge nicht wahrnimmt und begreift.  

Laurenz

17. Februar 2021 15:33

@Imagine

"Die Globalisierung ökonomischer Kreisläufe ist irreversibel."

Es gab schon vor langer Zeit Autoren, die eine ganz andere Meinung vertreten, wie zB Frank Herbert https://de.wikipedia.org/wiki/Dune

Desweiteren ist Ihre obige Aussage, wissenschaftlich betrachtet, Unfug. Globalisierungs- und Nationalisierungsphasen wechseln sich ab, seit es Zivilisationen gibt. Jede jeweilige Phase dauerte im Schnitt 60 Jahre.

Von daher, Dr. Prof. Imagine, sollten Sie, als Wissenschafts-Fetischist, Ihre obskure Behauptung nochmals einer eingehenden Überprüfung unterziehen.

In der Ukraine sind Blackouts von 8 Stunden Normalität. Das betrifft nicht nur die Stromversorgung, sondern auch fließend Wasser und Heizung. Die virtuelle Welt hängt am seidenen Faden. Daran erkennt man auch, daß es keine echten Terroristen gibt. Echte Terroristen erschießen keine Mitbürger, sie würden den Mitbürgern den Strom abschalten.

Lotta Vorbeck

17. Februar 2021 20:38

@Laurenz - 17. Februar 2021 - 03:33 PM

"In der Ukraine sind Blackouts von 8 Stunden Normalität. Das betrifft nicht nur die Stromversorgung, sondern auch fließend Wasser und Heizung. Die virtuelle Welt hängt am seidenen Faden."

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Nicht nur die virtuelle.

Ohne kontinuierlich bereitgestellte Elektroenergie ist's sofort Essig mit dem schönen "Neuen Normal" aka der orwellesken 24/7 totalüberwachten ID2020-Welt wie sie sich der Klaus-Ihr-werdet-nichts-mehr-besitzen-und-Ihr-werdet-glücklich-sein & der Herrn mit der Rechnung im Namen ausgedacht haben.

Das Stromnetz ist, solange es existiert, auch in Kriegszeiten, noch nie vollständig außer Betrieb gewesen. Die eine Störung zuviel an entscheidender Stelle, würde selbständig und unkontrollierbar fortkaskadierend einen großflächig virulenten Stromausfall verursachen, wie ihn die Welt noch niemals zuvor gesehen hat. Die vollständig ausgefallene Stromversorgung zunächst im Inselbetrieb wiederherzustellen, um das Gesamtnetz durch späteres Verbinden der Inseln wieder zusammenzuschalten, wäre ein vielmonatiger, die Verfügbarkeit hochqualifizierten Fachpersonals zur Voraussetzung habender Prozess.

Deshalb dürfte der Deep State auch alles daran setzen, einen großflächigen Stromausfall zu vermeiden.

Imagine

18. Februar 2021 00:31

1/2

Die Wirtschaftskreisläufe werden sich zwar grundlegend verändern, zum Teil in Richtung von mehr Autokratie und Regionalisierung. Zugleich werden sie weiterhin global bleiben. Bei den technischen Innovationen, bei der Wissenschaft, beim Tourismus etc.

Kein Staat hat und wird ein Interesse am Zusammenbruch der Weltwirtschaft haben, nicht die USA China, nicht Indien, nicht Russland und die EU auch nicht.

Deshalb wird der „Kasinokapitalismus“ am Laufen gehalten werden, die Alltagsgebrauchsgüter werden weiterhin vor Inflation geschützt etc.

China muss das falsche Spiel mitspielen, denn China will und muss sich weiter industrialisieren und wirtschaftlich wachsen, um das angestrebte Ziel eines nationalen Sozialismus zu erreichen. Dazu müssen die Wirtschaftskreisläufe laufen und die Weltwirtschaft darf nicht kollabieren.

Wie Benedikt Kaiser zutreffend schreibt, hegt der Neoliberalismus gerade nicht den klassisch liberalen Nachtwächterstaat als Leitbild hegt, sondern instrumentalisiert den Staat zum ausführenden Organ des Marktes und baut ihn entsprechend um.

Der „Markt“ ist dabei eine ideologische Fiktion, denn es handelt um eine zunehmend totalitärer werdende plutokratische Herrschaft, die realiter immer mehr eine Betrugs- und Raubökonomie ist.

Imagine

18. Februar 2021 00:32

2/2

Im heutigen Kapitalismus dreht sich beim Establishment alles darum, möglichst viel und schnell Geld zu machen. So sind die Menschen konditioniert und so funktionieren die Funktionseliten. Die Realwirtschaft und vor allem das gemeinwohlorientierte und nachhaltige Wirtschaften werden vernachlässigt.
 

Logischerweise wird es eine Gegenbewegung zum Niedergang der Realwirtschaft und zum Wohlstandsverlust der Mitte geben, und politisch – so meine These – werden sich vermutlich in zwei gegensätzliche Richtungen entwickeln.

Zum einen eine Bewegung nach rechts in Richtung Wirtschaftsliberalismus. Die Marktradikalen werden noch mehr „Markt“ und noch mehr „Hayek“ fordern, weil sie am alten System festhalten wollen und Feinde staatlicher Regulation und des Sozialstaats sind.

Zum anderen wird eine gemischte Opposition gegen die aktuelle Politik entstehen. Diese Opposition wird weder traditionell links noch traditionell rechts ausgerichtet sein, aber eher links“ und durchaus auch patriotisch, aber mit klarer Abgrenzung von Positionen, die sie als „rechtsextremistisch“ wahrnehmen. Zu beobachten war dies bei den Gelbwesten in Frankreich, aber auch bereits bei „Stuttgart 21“ und jetzt gegen das „Corona-Regime“.

Diese Bewegung wird Aufwind bekommen, weil sie im weltpolitischen Trend liegt.

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