Das Projekt der “globalen Transformation”, der Selbst-Transzendierung des Menschen und der technologischen Beherrschung der Natur im mehrfachen Sinne, ist im Kern ein religiöses, das den Menschen an die Stelle Gottes setzt, ihn zu seinem eigenen Demiurgen macht. Es beruft sich auf “Moral” und ist moralisch nicht neutral; es hat außerdem metaphysische Implikationen.
Wenn nun Teile der Protestbewegung der globalistischen Utopie eine “Erwachens”-Utopie entgegensetzen, die sich ebenfalls universalistisch artikuliert, dann geschieht das geradezu zwangsläufig.
Die partikularistische, anti-universalisische, anti-utopische Bezugnahme auf “konkrete Völker” und auf “souveräne und starke Nationen”, die auf ethnokulturell homogenen Völkern basieren, genügt den meisten Menschen nicht als Antwort auf diese Herausforderung durch die globalistische, überstaatliche Technokratie. Wie immer, ist der Universalismus attraktiver, denn er bietet eine transzendierende höhere Moral an.
In einer globalisierten, technisierten, vernetzten, virtuellen, entorteten Welt hat das “völkische” Bewußtsein ohnehin einen schwachen Stand, wird jedenfalls erheblich relativiert und seines alten antäischen Zaubers beraubt. Es hat schlicht und einfach in der alltäglichen Lebenswelt der meisten Menschen nicht mehr genug Bedeutung, auch wenn jeder bis zu einem gewissen Grad eine “ethnokulturelle Identität” hat, die dem einen mehr, dem anderen weniger wichtig ist.
Es fehlt dieser Bezugnahme vor allem der metaphysische Überbau, der Sinn des Ganzen. Wofür sind unterschiedliche Völker eigentlich da? Das wäre die Frage, die man “verkaufen” müßte.
Dieser Tobak ist sozusagen nicht stark genug, um ausreichend Zugkraft gegen den starken Stoff zu entfachen, den die Globalisten anzubieten haben. Dieser erscheint wohlgemerkt vielen Menschen, vor allem “Normalos”, als erstrebenswertes, verlockendes Angebot, anderen wiederum als buchstäblich dämonische Dystopie. Zwischen diesen beiden kraß entgegengesetzten Sentiments gibt es praktisch keine Brücke mehr.
Ich bin überzeugt, daß der “Great Reset” auch eine religiöse Antwort erfordert, ja unweigerlich provoziert, wozu eben die von Sellner erwähnten “Chiliasmen” verschiedenster Spielart zählen, die sich in der menschlichen Psyche unter Streßeinwirkung unwillkürlich zu bilden scheinen wie mentale Antikörper. (Ist der Glaube an die Macht der “Völker” nicht auch einer?) Und nicht zuletzt kommt der Widerstand gegen das Corona-Regime zu erheblichen Teilen aus religiösen Kreisen aller Art, deren Glaubensreservoir schon “besetzt” ist, und die somit quasi “immunisiert” gegen die “verkappte Religion” der Virenbekämpfung sind.
Die Gründe, warum die Menschen gegen die “Maßnahmen” und den Impfzwang auf die Straße gehen, sind nicht immer rein rationaler Natur, sondern haben ihre Wurzeln in verschiedenen Temperamenten, politischen und religösen Überzeugungen, Wertvorstellungen oder biographischen Prägungen. Ein wichtiger Grund dafür, daß eine derart breite und heterogene Querfront entstehen konnte, ist jedoch gewiß die gemeinsame Basis an rationalen und faktenbasierten Argumenten, auf die sich auch Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen einigen können.
Hierzu zählen etwa die schlagenden medizinischen Einwände gegen die allgemeine Impfpflicht oder die Diskrepanz zwischen den vorliegenden Daten und der kraß übertriebenen medialen Repräsentation der Covid-Gefahr, aber auch ernsthafte juristische, grundrechtliche oder sozialpsychologische Bedenken. Man erlebt das rasante Fortschreiten einer Willkürherrschaft, in der die Begriffe ihren Sinn verlieren, verzerrt oder gar in ihr Gegenteil verkehrt werden: “Demokratie”, “Solidarität”, “Vernunft”, “Wissenschaft”, “Gesundheit”, “Gemeinwohl” etc.
Hinzu kommen die am eigenen Leib erlebten Kollateralschäden: Unnachvollziehbare und willkürliche Freiheitseinschränkungen, existenzbedrohende finanzielle Nöte, Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Leben, soziale Ächtung, die vom Staat selbst vorangetrieben wird, Repressionen und Zensur aufgrund abweichender Meinungen, die bürokratische Drangsalierung und institutionelle Indoktrinierung der eigenen Kinder, Erpressung und Druck im Berufsleben, schwere Impfnebenwirkungen, die verschwiegen oder bagatellisiert werden usw.
Die allermeisten Menschen, die nun demonstrieren oder “spazieren” gehen, suchen (zunächst) nicht nach einem ideologischen oder metaphysischen Überbau oder politischen Alternativen zum herrschenden System – sie wollen einfach ihr “normales Leben” zurückhaben und nicht mehr vom Staat bevormundet und gequält werden, wozu sie natürlich jedes Recht haben. Das sollte man nicht vergessen, ehe man in diese Protestbewegung allzu große Bedeutungen oder Hoffnungen hineinprojiziert.
Die Herrschaft von Lüge und Manipulation, die alltägliche Tyrannei im Zuge von “Corona” ist eine objektive Tatsache, und dies zu erkennen hat erst einmal nichts mit “links” oder “rechts” zu tun. Es geht hier um nichts weniger als um Lüge und Wahrheit, womit ich natürlich nicht sagen will, daß jedes einzelne Individuum in dem einen oder anderen Lager immer Recht hat oder immer falsch liegt. So einfach ist es natürlich nicht, aber wenn wir diese Unterscheidung nicht treffen, werden wir die Orientierung verlieren.
Auch wenn die Motive der Demonstranten und Maßnahmengegner überwiegend profan und sachlich begründet sind: Das Entstehen von gewissen religiösen und “universalistischen” Vorstellungen ist innerhalb größerer Protestbewegungen wohl unvermeidlich. Sie sind der notwendige “Brennstoff”, der die Kraft zum Durchhalten und Widerstehen liefert.
Wenn die bedrängte und verwirrte Seele die inneren Reservoirs der Resilienz anzapfen muß, werden diese Quellen unweigerlich zu fließen zu beginnen. Wie anders das Gefühl der eigenen Ohnmacht gegenüber einer zynischen, unnachgiebigen Staatsmacht kompensieren? Wie seinen Verstand und seine seelische Gesundheit angesichts dieser unfaßbaren Psy-Op-Propagandamaschine bewahren, in der sowohl Jean Raspail als auch Jacques Ellul ein “apokalyptisches Tier” erblickten?
Gerade die weißen Völker, die geschichtlichen Hauptträger des Universalismus, haben ein Bedürfnis nach Missionen und Sinnstiftungen; sie existieren nicht wie Indianerstämme im Amazonas in einer ewigen, zyklischen Gegenwart.
Im “alten” Populismus gab es die Idee, die Völker gemeinsam gegen die gleichmacherische Maschine des Globalismus zu mobilisieren. So hat es Michael Klonovsky anno 2016 anläßlich des überraschenden Wahlsiegs von Trump formuliert:
Wenn Globalisierung heißt, daß die Staaten zerfallen, dass die Völker entwurzelt und aufgelöst und die Kulturen verramscht werden, dann spucken wir auf sie. Wenn Globalisierung heißt, daß der Planet in die graue Tristesse der Diversity getaucht wird, dann pfeifen wir auf sie. Let’s make the people, let’s make the nations great again!
Sellner macht nun den naheliegenden Schritt, auch den “neuen” Populismus in diese Richtung zu lenken. Und auch das ist nicht unplausibel: Speziell in Österreich hat der Widerstand gegen das Corona-Regime eine deutlich patriotische Färbung bekommen. Die rotweißrote Fahne ist das dominante Zeichen der Demonstrationen, während die Teilnehmer überwiegend “autochthone” Österreicher aus allen Bevölkerungsschichten sind. Das ist ein erstaunliches, anrührendes Phänomen.
Auch wenn die Medien verbissen bemüht sind, diese Demonstranten pauschal als “Rechtsradikale” hinzustellen, so hat sich hier ein patriotisches Bewußtsein herausgebildet, das eine gewisse Unschuld und lagerübergreifende Zugkraft hat, weil es sich nicht am Einwanderungsthema entzündet und nicht “fremdenfeindlich” ist. Die Abwehr richtet sich nicht gegen “Überfremdung” und “Islamisierung”, sondern gegen einen übergriffigen Staat und seine medialen Komplizen (die auch prompt von “Staatsfeinden” sprechen).
Ich bin nun gewiß zu sehr Realist, um mich mit Schlagworten wie “Menschheitsfamilie” (Daniele Ganser z.B. benutzt ihn gerne) anfreunden zu können. Das ist mir zu klebrig, zu utopisch und zu “gutmenschlich”. “Die Menschheit” kann natürlich kein politisches Subjekt sein. Aber ich denke nicht, daß man mit dieser Bezugnahme automatisch “das Weltbild der Globalisten übernimmt”, wie Martin Sellner meint, oder gar “die Position der Technokraten” stärkt. Das halte ich für übertrieben, ich schaue mir lieber an, welche Früchte diese Überzeugungen treiben. Und an diesen wird man sie erkennen.
Ich glaube auch gar nicht, daß die Globalisten und Technokraten wirklich an “die Menschheit” glauben, genausowenig, wie sie ernsthaft an “die Demokratie” jenseits von Lippenbekenntnissen glauben. Da traue ich ihnen schon eher zu, wie manche “Verschwörungstheoretiker” vermuten, daß sie in Wahrheit eine Art neofeudale Weltherrschaft anstreben und nicht zögern würden, zu diesem Zweck Millionen Menschen zu versklaven und zu töten.
Zuletzt: Der (schon ziemlich alten) Idee, daß der Widerstand gegen globalistische Agenden logischerweise erst dann Zähne bekommt, wenn er sich nationalstaatlich und “völkisch” fundiert, kann ich schwer widersprechen. Darum war auch schon vor “Corona” klar, daß die biologische und psychologische Transformation von Völkern zu “Bevölkerungen” nicht nur utopisch-universalistische, sondern auch praktische und machtpolitische Gründe hat. Sellner hat völlig Recht, die Bedeutung des Bevölkerungsaustausches in einem solchen Zusammenhang zu sehen.
Auf der anderen Seite nützt das schönste genetisch homogene Volk nichts, wenn es unter einer totalitär-technokratischen Kontrolle steht, in der die Volksgenossen zu bloßen Biorobotern reduziert werden. Man stelle sich eine Gesellschaft vor, in der es weit und breit keinen einzigen kulturfremden oder andersrassigen Menschen mehr gibt, in der aber alles vernichtet ist, was dem Rechten lieb und teuer ist (oder sein sollte) und dem “Volk” erst einen Sinn und Charakter gibt: Familie, Religion, Kultur, Nation, gewachsene Gemeinschaft, lokale Verwurzelung usw. Da wäre keine “Volksseele” mehr weit und breit.
Wenn der “Great Reset” gelingt (damit meine ich im wesentlichen die Errichtung eines nie zuvor dagewesenen biopolitischen Kontroll‑, Überwachungs- und Indoktrinationssystems über digitale Identitäten und “Social Credit”-Programme), dann bedeutet unsere “ethnokulturelle Substanz” nichts mehr, bzw. wird sie auch dann ausgelöscht werden, wenn wir “biologisch” fortbestehen.
Darum setze ich meine Prioritäten heute anders als Sellner: Der “große Austausch” ist nun zur Unterabteilung eines größeren Programms geworden; freilich zu einer sehr bedeutenden.
Ich möchte an dieser Stelle aber auch bekennen, daß ich es fast als Erlösung empfunde habe, nicht mehr andauernd um dieses Thema kreisen zu müssen. Das ist wohl eine Frage des Abgrunds, in den man zu lange geblickt hat, in meinem Fall seit rund zwei Jahrzehnten.
Angenommen, “Corona” geht vorbei, die “Impfpflicht” wird abgeblasen, wir kehren allmählich wieder zur “alten Normalität” zurück, das Regime verlagert seine Prioritäten und klemmt sich wieder hinter die Durchsetzung von “Diversity” und Multikulturalisierung als oberstes geschichtliches Ziel. Wieder wären wir in der Sackgasse und Tretmühle von 2019, ständig um dieselben Dinge kreisend, gegen die wir kaum etwas ausrichten können, während die “Lösungen”, die sich manche dafür ausdenken, utopisch sind oder äußerst häßliche Implikationen haben.
Damit will ich niemanden überreden, bei diesem Thema lockerzulassen, wenn es ihm am Herzen liegt, und auch persönlich ist es mir keineswegs gleichgültig geworden. Ich finde es nach wie vor beklemmend und empörend, wenn Ideologen der “Bastardisierung” (wörtliches Zitat) sich inzwischen offen darüber freuen, daß das “weiße Europa” verschwindet, während ihre eigene Mischpoche zur dominanten Rasse aufsteigt.
Es liegt für mich nach wie vor auf der Hand, daß der “große Austausch” nichts anderes als eine traurige, häßliche, prekäre, in sich zerrissene, gewalttätige Welt hervorbringen kann und in letzter Konsequenz das unrühmliche Ende unserer Zivilisation zur Folge haben wird. Vielleicht haben “die Eliten” das inzwischen auch erkannt; vielleicht ist die laufende Sinisierung des Westens ihr Versuch, das Pulverfaß künftig besser unter Kontrolle zu halten und in einen neuen “Aggregatszustand” überzuführen.
Andererseits habe ich in den letzten zwei Jahren einen Großteil meiner Volksgenossen von derart üblen, dummen, manipulierbaren, niederträchtigen und feigen Seiten erlebt, daß mein Gefühl der Verbundenheit mit dieser Herde, ob ethnokulturell mit mir verwandt oder nicht, unter den Nullpunkt gesunken ist. Es sind nicht die Türken und Araber in den Handyshops, die auf Masken und Abstandhalten pfeifen, die mich andere Menschen und mich dazu zwingen wollen, mir eine experimentelle “gentechnische Bauanleitung” (Hans Loibner im letzten NEWS) in den Körper spritzen zu lassen.
Die blinde Konformität gegenüber den zunehmend absurden, willkürlichen, konfusen “Regeln”, angeordnet vom traurigsten und lächerlichsten Haufen, der sich jemals in Österreich “Regierung” oder “Staat” geschimpft hat, bis hin zur Selbstschädigung und zur Quälerei der eigenen Kinder, erweckt nichts als tiefe Verachtung in mir. Mit solchen Menschen will ich in keinem “Ethnostaat” leben, ich will nicht einmal dieselbe Luft atmen oder denselben Gehsteig mit ihnen teilen. Sie können gerne alle Restaurants, Cafés, Kinos und Geschäfte für sich haben. Ich bin draußen, so oder so.
Und doch: Umso bewegter bin ich vom Anblick der tapferen Demonstranten, die trotz allem Geifer der Massenmedien (die übrigens gerade scharf umzuschwenken scheinen) und der Regierung zu zehntausenden auf die Straße gehen, immer und immer wieder. In diesen Momenten sind sie tatsächlich mehr “Volk” als nur “Bevölkerung”, und in solchen Momenten bin ich wieder stolz auf meine Österreicher.
Man sieht, meine Gefühle sind “ambivalent”. Sollen auch mal meine Affekte zu Wort kommen. Ich habe keine Lust mehr, diese “Spaltung” zu “überwinden”. Noch besser wäre es, wenn Abspaltungen, Sezessionen, friedliche Scheidungen möglich wären. Wir haben uns schon so oft den Kopf darüber zerbrochen: Was macht Aeneas, wenn Troja brennt? Können wir “davonlaufen”, sollen wir das überhaupt? Ich glaube schon lange nicht mehr an die “Reconquista”, ich bin definitiv “Team Sammlung”, und nicht einmal die muß, wenn es nach mir geht, unter primär “völkischen” Gesichtspunkten erfolgen.
Wir müssen davon ausgehen, daß sich die derzeitigen Zweckallianzen irgendwann wieder auflösen und nicht dauerhaft zu Querfronten verfestigen werden. Manche Kanäle werden wieder dichtmachen, andere jedoch offen bleiben und neue Möglichkeiten erschließen. Die Rechte ist heute weniger isoliert als früher, sie ist nun Teil einer größeren antiglobalistischen Bewegung, die vielleicht, vielleicht die Karten neu mischen wird.
Hugh, ich habe gesprochen.
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quarz
Eine Anmerkung zum angeblichen Antagonismus zwischen universalistischen und partikularistischen Auffassungen in der Ethik. Bei denen, die hier Widersprüche orten, nehme ich die Intention wahr, regionale Interessen vor globalen Anmaßungen zu schützen, die im Gewand der Ethik daherkommen. Diese Intention teile ich, ziehe daraus aber nicht den Schluss, dass der Universalismus zu verwerfen sei. Man muss ihn nur in die Schranken weisen.
Triviales Beispiel: „Jeder kehre vor seiner eigenen Tür“ ist ein Gebot mit universalem Anspruch, indem es sich an „jeden“ richtet. Dennoch richtet es sich nicht im Namen eines übergeordneten Kollektivs gegen die spezifischen Präferenzen und Ziele einzelner, sondern schränkt im Gegenteil die Möglichkeiten der Allgemeinheit ein, sich in die individuellen Angelegenheiten einzumischen.
Nach diesem Muster ist auch eine universalistische Ethik möglich, die Individuen, aber auch spezifischen Untergruppen der Menschheit, auf ihre jeweils spezifische Perspektive hin zugemessene moralische Pflichten auferlegt. Zentral ist hierbei die Einsicht, dass es unterschiedliche Grade der Verantwortung gibt. Wir sind nicht für jeden Menschen im gleichen Ausmaß verantwortlich. Im Alltagleben ist es jedem klar, dass wir z.B. für die eigenen Kinder mehr Verantwortung tragen als für die des Nachbarn, nur im weltweiten Wohlfahrtsmanagement ist diese elementare Einsicht maßgeblichen politischen Lenkern völlig aus dem Blickfeld geraten.