Strategischer Sommer: Eine Lager- und Lageanalyse

Der Parteitag Mitte Juli brachte vorerst nicht die erhoffte Befriedung der AfD.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

Den­noch erhöht der neue Vor­stand die Chan­ce auf eine Sta­bi­li­sie­rung der par­la­men­ta­ri­schen Rech­ten. Götz Kubit­schek und Dani­el Fiß haben in ihren her­vor­ra­gen­den Ana­ly­se­skiz­zen die Lage der AfD tref­fend beschrie­ben. Letz­te­rer hofft, daß „Pro­fes­sio­na­li­sie­rung, Kam­pa­gnen­fä­hig­keit, Vor­feld­struk­tur­bil­dung, Gras­wur­zel­ar­beit sowie Ana­ly­se­struk­tu­ren als Groß­pro­jekt­auf­ga­ben“ in einer Pha­se der Kon­so­li­die­rung Ein­zug hal­ten. Auch Götz Kubit­schek sieht “ver­ta­ne Chan­cen”, aber Hoff­nung auf eine Stabilisierung.

Das gesam­te rech­te Lager befin­det sich indes in einer selbst­kri­ti­schen Nach­denk­pha­se. Neben welt­an­schau­li­chen Debat­ten zwingt uns die Sta­gna­ti­on zur stra­te­gi­schen Neu­aus­rich­tung. Die­ser Bei­trag soll den Auf­takt für eine umfas­sen­de Lage- und Lager­ana­ly­se schaf­fen, in der die AfD eine – wenn­gleich nicht die ent­schei­den­de –  Rol­le einnimmt.

Das Kri­te­ri­um die­ser Ana­ly­se ist die Chan­ce auf eine „Wen­de“ in der Bun­des­re­pu­blik. Das pri­mä­re Ziel des rech­ten Lagers ist die Errin­gung poli­ti­scher Gestal­tungs­macht zur Umset­zung einer alter­na­ti­ven Iden­ti­täts- und Bevöl­ke­rungs­po­li­tik. Alle ande­ren Zie­le sind mei­ner Mei­nung nach Nebenschauplätze.

Denn seit Jahr­zehn­ten betrei­ben fast alle west­eu­ro­päi­schen Demo­kra­tien eine sui­zi­da­le Bevöl­ke­rungs- und Iden­ti­täts­po­li­tik, wel­che die Grund­la­gen unse­res natio­na­len Daseins zer­stö­ren. Letz­te­re drückt sich in kos­mo­po­li­ti­scher Selbst­ver­leug­nung und offe­nem eth­ni­schen Selbst­haß aus. Dar­über­hin­aus ist die demo­gra­phi­sche Stra­te­gie der Erset­zungs­mi­gra­ti­on sakro­sankt und wird groß­teils der poli­ti­schen Debat­te entzogen.

Nur das rech­te Lager hat den poli­ti­schen Wil­len zu einer alter­na­ti­ven Iden­ti­täts- und Bevöl­ke­rungs­po­li­tik. Sei­ne real­po­li­ti­sche Ohn­macht spie­gelt sich im Zustand der euro­päi­schen Natio­nen wider. Die ent­schei­den­de Fra­ge lau­tet: Gibt es durch einen neu­en stra­te­gi­schen Ansatz, einen neu­en Fokus der Res­sour­cen und eine neue Orga­ni­sa­ti­on der rech­ten Poten­tia­le die Chan­ce auf eine Stei­ge­rung der rech­ten Wirk­macht? Oder kann nur eine mate­ri­el­le Ver­schär­fung der Lage die­sen Ohn­machts­zu­stand beenden?

Wenn wir die­se Fra­ge in einer „mili­tä­ri­schen“ Meta­pher for­mu­lie­ren, so lau­tet sie fol­gen­der­ma­ßen: Kann eine Neu­or­ga­ni­sa­ti­on der Trup­pen einen Durch­bruch, einen Raum­ge­winn oder eine Wen­dung des Kriegs­ge­sche­hen bewir­ken, oder kön­nen wir nur unter Scho­nung der Kräf­te aus­har­ren und auf eine Lage­ver­än­de­rung hoffen?

Die­se Fra­ge kann nicht ohne wei­te­res und nicht in weni­gen Wor­ten beant­wor­tet wer­den. Sie erfor­dert eine inten­si­ve und ehr­li­che Ana­ly­se aller Aspek­te des rech­ten Lagers. Ich unter­tei­le es dazu geis­tig in fünf Berei­che. Jeder hat sei­ne eige­nen Regeln und Auf­ga­ben und bringt sei­nen eige­nen Typus her­vor. Par­tei, Bewe­gung, Gegen­öf­fent­lich­keit, Gegen­kul­tur und Theo­rie­bil­dung müs­sen orga­nisch zusam­men­wir­ken, um den maxi­ma­len Wir­kungs­grad zu errei­chen. Die­ser äußert sich sowohl in par­la­men­ta­ri­scher Macht in Form guter Wahl­er­geb­nis­se, als auch in meta­po­li­ti­scher Macht durch die Beein­flus­sung des Dis­kur­ses und des „Over­ton­fens­ters“.

Kein Bereich ist hin­sicht­lich sei­ner Bedeu­tung einem ande­ren über­le­gen. Gemein­sam bil­den sie ein rech­tes „Mosa­ik“, das Bene­dikt Kai­ser in sei­nem neu­es­ten Kapla­ken­band erneut beschrie­ben hat. Ich selbst ver­wen­de gern den Begriff des „Lagers“ und die Asso­zia­ti­on des Feld­zugs, die er erweckt. Denn nur, wenn das gesam­te rech­te Lager einer gemein­sa­men Leit­stra­te­gie folgt, kann es orga­nisch zusam­men­wir­ken. Aus einer Leit­stra­te­gie erge­ben sich für jeden Bereich des Lagers eige­ne Sub­stra­te­gien (eine Bewe­gungs­stra­te­gie, eine Par­tei­stra­te­gie usw.), die jeweils eige­ne tak­ti­sche Ansät­ze erfor­dern. Die Aus­ar­bei­tung die­ser Stra­te­gien und des kleins­ten gemein­sa­men ideo­lo­gi­schen Nen­ners ist Auf­ga­be der rech­ten Theoriebildung.

Nach die­ser gro­ben stra­te­gi­schen Skiz­ze fällt es leich­ter, Zwi­schen­zie­le zu for­mu­lie­ren, die für die­sen Erfolg erfor­der­lich sind. Die Par­tei benö­tigt bun­des­weit min­des­tens eine rela­ti­ve par­la­men­ta­ri­sche Mehr­heit, um Regie­rungs­ge­walt zu erlan­gen. Dazu muß sie „koali­ti­ons­fä­hig” für ande­re Par­tei­en wer­den. Dies ist stra­te­gisch nur zu recht­fer­ti­gen, wenn Alt­par­tei­en der AfD inhalt­lich ent­ge­gen­kom­men (und sich – etwa nach dem Vor­bild der Däni­schen Sozi­al­de­mo­kra­tie – für eine restrik­ti­ve Migra­ti­ons­po­li­tik öff­nen), was  nur im Zuge eines all­ge­mei­nen meta­po­li­ti­schen Wan­dels der gesam­ten Gesell­schaft denk­bar ist.

Das ist vor allem Auf­ga­be des par­tei­li­chen Umfelds. Die Bewe­gung muß daher sowohl als Mas­sen­be­we­gung als auch als aktio­nis­ti­sche Avant­gar­de bun­des­weit hand­lungs- und kam­pa­gnen­fä­hig sein, um die­se ideen­po­li­ti­sche Auf­ga­be zu erfüllen.

Die Gegen­öf­fent­lich­keit muß eine kri­ti­sche Reich­wei­ten­schwel­le über­schrit­ten haben, um den erfor­der­li­chen Reso­nanz­raum für Par­tei und Bewe­gung her­zu­stel­len. Die Gegen­kul­tur muß eine Gegen­vi­si­on zur herr­schen­den Ideo­lo­gie und einen mobi­li­sie­ren­den, staats­tra­gen­den und typen­bil­den­den Mythos eta­bliert haben, der dem rech­ten Lager Form, Moti­va­ti­on und eine star­ke Grup­pen­iden­ti­tät verleiht.

Die Theo­rie­bil­dung wie­der­um muß die ent­spre­chen­den geis­ti­gen Grund­la­gen für eine Wen­de in Form einer rech­ten Revo­lu­ti­ons­theo­rie und einem rech­ten welt­an­schau­li­chen Mini­mum lie­fern. Die­se muß bei maxi­ma­ler Anschluß- und Inte­gra­ti­ons­fä­hig­keit die Essenz des rech­ten Den­kens bewah­ren. Im Kern muß sie die For­de­rung des Erhalts der eth­no­kul­tu­rel­len Iden­ti­tät zeit­ge­mäß und anschluß­fä­hig auf den Punkt bringen.

Wie sich bereits jetzt aus die­ser Betrach­tung ergibt, sind wir von die­sem Ziel noch weit ent­fernt. Ich will in die­sem Som­mer in einer klei­nen Serie von Blog­bei­trä­gen die ein­zel­nen Teil­be­rei­che des rech­ten Lagers ana­ly­sie­ren, (wobei ich zu Fra­gen der Par­tei immer wie­der auf Dani­el Fiß’ groß­ar­ti­ge Arbeit ver­wei­sen werde).

So gilt es, die Reich­wei­te und Wirk­kraft der Gegen­öf­fent­lich­keit eben­so zu ana­ly­sie­ren wie die der rech­ten Gegen­kul­tur. Der Zenit der Teil­neh­mer­an­zahl rech­ter Groß­de­mos wie PEGIDA ist in Ver­bin­dung mit den Coro­na­de­mos und Mon­tags­spa­zier­gän­gen der letz­ten Jah­re in einem maxi­ma­len pro­ji­zier­ten Mobi­li­sie­rungs­po­ten­ti­al der rech­ten Bewe­gung festzuhalten.

Die Ent­wick­lung der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung und die der­zei­ti­gen Aus­sich­ten im rech­ten, aktio­nis­ti­schen Seg­ment sind rea­lis­tisch und selbst­kri­tisch ein­zu­schät­zen. Und schließ­lich sind die Theo­rie­bil­dung und die wirt­schafts­po­li­ti­schen Debat­ten über „Frei­pat“ und „Sol­pat“, inso­weit sie zulas­ten iden­ti­täts­po­li­ti­scher stra­te­gi­scher Über­le­gun­gen gehen, zu bewerten. 

Jeder Bereich des rech­ten Lagers hat eine „Ide­al­form” und eine “Ver­falls­form“.  Nur, wenn die ent­schei­den­den Akteu­re aller Teil­be­rei­che des rech­ten Lagers ein stra­te­gi­sches Bewußt­sein ent­wi­ckeln und der rich­ti­gen Leit­stra­te­gie fol­gend agie­ren und koope­rie­ren, kann die größt­mög­li­che Wir­kung erzielt wer­den. Die­se wird in einer fina­len Ana­ly­se des rech­ten Lager­po­ten­ti­als im Fach­jar­gon der „Non­vio­lent Action“ als „peo­p­le power“ bezeich­net.  Ich unter­glie­de­re die­sen Begriff in vier Fak­to­ren, die sich aus dem Zusam­men­spiel aller Tei­le des rech­ten Lagers erge­ben: Mas­se, Orga­ni­sa­ti­on, Bot­schaft und Strategie.

Die stra­te­gi­sche Fra­ge lau­tet, ob mit den bestehen­den per­so­nel­len und mate­ri­el­len Res­sour­cen des rech­ten Lagers die „peo­p­le power“ durch bes­se­re Orga­ni­sa­ti­on und Stra­te­gie und Bot­schaft signi­fi­kant ver­stärkt wer­den kann. Dies muss im Rah­men der ver­blei­ben­den zeit­li­chen Res­sour­cen vor dem „demo­gra­phi­schen Kipp­punkt“ erreicht werden.

Der Ver­stär­kung der „peo­p­le power“ ste­hen Fak­to­ren ent­ge­gen, die von uns nicht zu beein­flus­sen sind. Ich zäh­le dazu die wirt­schaft­li­che Lage sowie die Resi­li­enz und Repres­si­on des geg­ne­ri­schen Kar­tells. Die vier Ebe­nen der Repres­si­on –  sozia­ler, wirt­schaft­li­cher, juris­ti­scher und ter­ro­ris­ti­scher Druck –  bil­den zusam­men einen „sanf­ten Tota­li­ta­ris­mus“ und dezi­mie­ren die „peo­p­le power“ des rech­ten Lagers.

Aus ihnen sowie aus der Sedie­rung des Vol­kes durch Kon­sum erwächst die Resi­li­enz des geg­ne­ri­schen Kar­tells, das  auch durch den Bevöl­ke­rungs­aus­tausch an Macht gewinnt. Eine mate­ri­el­le Lage­ver­schär­fung stei­gert dage­gen den Wir­kungs­grad jeder oppo­si­tio­nel­len Tätig­keit. Sie ver­grö­ßert das Mobi­li­sie­rungs­po­ten­ti­al und erhöht so die Erfolgsaussichten.

Dar­aus ergibt sich fol­gen­de „For­mel“:

Peo­p­le Power (Mas­se x Orga­ni­sa­ti­on x Bot­schaft x Strategie) 
+ mate­ri­el­le Lage­ver­schär­fung – (Repres­si­on + Resi­li­enz) = “Wen­de“

Ich wer­de in fol­gen­den Bei­trä­gen die­se Ana­ly­se­skiz­ze so empi­risch wie mög­lich aus­ge­stal­ten. Als klei­ne Anre­gung will ich jedoch bereits das Ergeb­nis vor­weg­neh­men: Ich bin über­zeugt davon, daß rea­le Chan­cen auf eine rech­te Wen­de bestehen. Wenn das rech­te Lager eine gewalt­lo­se und meta­po­li­ti­sche Leit­stra­te­gie auch in der zu erwar­ten­den mate­ri­el­len Lage­ver­schär­fung durch­hält, besteht die Aus­sicht auf einen „poli­ti­schen Kli­ma­wan­del“, der eine iden­ti­tä­re Migra­ti­ons­po­li­tik mög­lich macht.

Ob dies in Form einer „Orba­ni­sie­rung“ und eines „social chan­ges“ oder in Form einer „Maid­ani­sie­rung“ und eines „regime chan­ges“ erfol­gen wird, hängt vor allem von der repres­si­ven Eska­la­ti­on des Geg­ners ab. Mein Opti­mis­mus hat eini­ge ent­schei­den­de Argu­men­te für sich. Auch wenn ande­re The­men, wie Teue­rung, Ukrai­ne­krieg, Coro­na, etc. der­zeit das Feld domi­nie­ren, ist die Iden­ti­täts­fra­ge unaus­weich­lich. Die Deglo­ba­li­sie­rung und dar­aus fol­gen­de welt­wei­te Kri­sen könn­ten die Migra­ti­on wei­ter steigern.

Der Bevöl­ke­rungs­aus­tausch, der im Seg­ment der jun­gen Män­ner am rasches­ten von­stat­ten geht, führt unwei­ger­lich zu einer Ket­te an para­dig­ma­ti­schen Ereig­nis­sen. Von der Köl­ner Dom­plat­te über das Sta­de de France bis zum Gar­da­see brin­gen sie das Migra­ti­ons­the­ma regel­mä­ßig ins öffent­li­che Bewußtsein.

Die Bere­chen­bar­keit die­ser „eth­ni­schen Schocks“ liegt nicht nur am gerin­gen Bil­dungs­grad und der man­geln­den Impuls­kon­trol­le man­cher Erset­zungs­mi­gran­ten. Jun­ge Män­ner nei­gen gene­rell zu Radi­ka­li­tät und über­wie­gen in jeder Gesell­schaft bei Gewalt- und Straf­ta­ten. Der Gene­ra­tio­nen­kon­flikt, der auch Fol­ge der Über­al­te­rung ist, drückt sich bei uns damit zusätz­lich als eth­ni­sche Spal­tung und als Klas­sen­kon­flikt aus.

Die fina­le Pha­se des Bevöl­ke­rungs­aus­tauschs führt auf­grund des gestei­ger­ten Selbst­be­wußt­seins, der Prä­senz und Aggres­si­on der Ein­wan­de­rer­grup­pen unwei­ger­lich zu star­ken Span­nun­gen. In die­ser Pha­se könn­te die Mobi­li­sie­rung der älte­ren, ein­hei­mi­schen Wäh­ler­grup­pen die eth­ni­sche Wahl der Erset­zungs­mi­gra­ti­on und Erset­zungs­ge­bur­ten über­tref­fen. Bis zum demo­gra­phi­schen Kipp­punkt, in dem die eth­node­mo­kra­ti­sche Macht der frem­den Enkla­ven eine Wen­de ver­un­mög­licht, ist daher eine par­la­men­ta­ri­sche Wen­de vorstellbar.

Ein wei­te­rer ent­schei­den­der Punkt ist, daß im deutsch­spra­chi­gen Raum bis­her kei­ne links­po­pu­lis­ti­sche Mobi­li­sie­rung exis­tiert, und auch in Zukunft unwahr­schein­lich scheint. Wäh­rend in Süd­eu­ro­pa von „Pode­mos“ über „Syri­za“ bis zum „Movi­men­to Cin­que Stel­le“ links­po­pu­lis­ti­scher bis sozi­al­pa­trio­ti­scher Pro­test Tra­di­ti­on hat, ist dies im deutsch­spra­chi­gen Raum kaum vor­stell­bar. Die Ver­ach­tung der Lin­ken vor der eige­nen Nati­on und die Vor­be­hal­te gegen das eige­ne Volk sind zu groß. Eine popu­lis­ti­sche Stra­te­gie ohne ein Min­dest­maß an Patrio­tis­mus  ist nicht durchführbar.

In den kom­men­den Kri­sen und Lage­ver­schär­fun­gen wird sich das anti­deut­sche jus­te milieu unwei­ger­lich auf die Sei­te der Glo­ba­lis­ten, der Phar­ma­lob­by und Trans­at­lan­ti­ker schla­gen. Damit wird ein Gros des erwart­ba­ren Mobi­li­sie­rungs­po­ten­ti­als sozia­ler Pro­tes­te offen für außer­par­la­men­ta­ri­sche rech­te Akteu­re. Die Reak­ti­on der glo­ba­lis­ti­schen Eli­te, die im jüngs­ten VS-Bericht die „ver­fas­sungs­re­le­van­te Dele­gi­ti­mie­rung“ des Staa­tes als Feind­be­griff auf­nahm, zeigt, daß man sich im geg­ne­ri­schen Lager die­ser Tat­sa­chen bewußt ist.

Wenn durch Ver­sor­gungs- und Ver­tei­lungs­kri­sen in der sys­te­mi­schen Gesell­schaft (Sie­fer­le) „Brot und Spie­le“ knapp wer­den und die Resi­li­enz schwin­det, muß man das durch eine Stei­ge­rung der Repres­si­on aus­glei­chen. Ob das auf Dau­er eine orga­ni­sier­te Pro­test­be­we­gung stop­pen kann, wird sich zei­gen. Für das par­la­men­ta­ri­sche und außer­par­la­men­ta­ri­sche Lager bie­ten sich in einer mate­ri­el­len Lage­ver­schär­fung jedoch gro­ße Chan­cen auf eine demo­kra­ti­sche Wende.

Vor­aus­set­zung dafür ist jedoch das rich­ti­ge stra­te­gi­sche Bewußt­sein, die Bei­le­gung sinn­lo­ser ideo­lo­gi­scher und per­sön­li­cher Strei­tig­kei­ten und die Ver­fol­gung einer effek­ti­ven Leit­stra­te­gie. Die Ana­ly­se der Poten­tia­le und Defi­zi­te der Par­tei, der Bewe­gung, der Gegen­öf­fent­lich­keit, Theo­rie­bil­dung und Gegen­kul­tur in der Mini­se­rie des „Stra­te­gi­schen Som­mers“ soll einen Bei­trag dazu leisten.

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Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

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Kommentare (41)

kikl

28. Juni 2022 09:32

Die Philosophen, Psychologen und Soziologen sollten sich dieses Interview unbedingt reinziehen. Es geht um die totalitäre Herrschaft der Massen am Beispiel der Corona-Krise:

https://rumble.com/v19ahuv-importance-of-maintaining-the-principles-of-humanity-in-a-dehumanizing-worl.html

Professor für klinische Psychologie in der Universität von Gent, Belgien.

Rheinlaender

28. Juni 2022 09:43

Mir fehlt in Sellners Analyse das Element der Gegenelite. Massen und Aktivisten scheinen bei früheren grundsätzlichen gesellschaftlichen Veränderungen nicht das entscheidende Element gewesen zu sein, die meist von hinreichend fähigen und entschlossenen Gegeneliten ausgingen, welche die vorhandenen Eliten entweder ersetzten oder integrierten. Anders gesagt: Es reicht nicht aus, wenn sich viele Menschen über den Verfall eines Landes empören. Veränderung in eine bessere Richtung wird es erst geben, wenn ein Akteur hervortritt, der plausibel erklären kann was gerade falsch läuft, über einen überzeugenden Plan verfügt wie man es besser machen kann und durch Haltung und Beispiel den Eindruck vermittelt, dass er zur Umsetzung dieses Planes fähig ist. An einem solchen elitären Element mangelt es m. E. auch der AfD zunehmend, wie die Bilder des Parteitags zeigen.

MARCEL

28. Juni 2022 10:25
  1. Das, was verloren geht, wird nicht zurückerobert werden (von Stadtteilen bis zu Freibädern) - vermutlich nie wieder
  2. Das Boot hat zu viele Lecks und läuft schneller voll, als wir abpumpen können
  3. Die Mentalität von zu vielen hinkt den Entwicklungen hinterher (wenn überhaupt)

Mein Senf dazu:

  • Parteipolitik ist eine Illusion, aber eine vorerst notwendige
  • militant-selbstbewusste Minderheit werden (ein Beispiel: Maroniten)
  • Das Gemeinsame stärken, das Trennende außen vor lassen
  • Verbündete suchen (manche Migranten sind "kompatibel" und haben z.T. Erfahrungen, die uns bevorstehen)
  • Zuwarten und Szenarien durchspielen

Abschließend:

Man kann auch den Weg anderer Minderheiten gehen und schlicht verschwinden, wie etwa die Cagots (oder Agotes) in den Pyrenäen, angeblich Überreste westgotischer Arianer. Ihr einstiges Reich schrumpfte zusammen und sie wurden zur sozial marginalisierten Minderheit (der Letzte starb in den 20iger Jahren). Immerhin - man ließ sie leben.

 

kikl

28. Juni 2022 10:45

"Die Berechenbarkeit dieser „ethnischen Schocks“ liegt nicht nur am geringen Bildungsgrad und der mangelnden Impulskontrolle mancher Ersetzungsmigranten. Junge Männer neigen generell zu Radikalität und überwiegen in jeder Gesellschaft bei Gewalt- und Straftaten...."

Das stimmt zwar alles, erklärt aber nicht, weshalb die Aggressionen hauptsächlich von muslimischen Immigranten unabhängig von Ihrer Ethnie (Türke, Araber, Afghane, Perser...) ausgeht. Entscheidend ist, dass sie alle eine gemeinsame Ideologie verinnerlicht haben, die zum einen die Verachtung der Kuffar (die als Sklaven oder Dhimmis weitgehend zu entrechten sind) als auch die Legitimität der Gewalt gegen Kuffar (Jihad) beinhaltet.

Es bleibt deshalb nicht aus, dass man sich mit ihrer Ideologie beschäftigen muss, um zu verstehen, was passiert:

Zum Einstieg empfehle ich nicht die Lektüre des Koran oder der Ahadith (Worte und Taten Mohammeds) oder der Sira (Biographie Mohammeds), sondern das, was die Ulama (Gemeinschaft der Islamgelehrten) daraus gemacht hat, nämlich die Schariah (Gesetze Allahs). Das Scharia-Handbuch "Reliance of the Traveller" erklärt, was es damit auf sich hat.

http://www.catheyallison.com/Reliance_of_the_Traveller.pdf

Mboko Lumumbe

28. Juni 2022 10:58

Werter Herr Sellner,

vielen Dank für Ihre Ausführungen.

Gemäß meiner Erfahrung und Beobachtung ist eine dauerhafte Mobilisierung von rechts schwer möglich. Viele Leute maulen und wollen andere Politik, doch sie wollen selbst nichts dafür tun. Also wirklich gar nichts, selbst wenn sie verbal rechte Positionen vertreten, so wollen sie es oftmals nicht mal wählen. Und sobald man sie auf eigenes Engagement (für ihre Interessen) anspricht, ist die Luft raus. Oft und lang genug selbst erlebt und ich bin mir sicher, viele andere auch.

Leider herrscht das Prinzip vor "wasch mich, aber mach mich nicht nass".

Und da sind RotGrünBraune viieel besser darin, die Menschen zu mobilisieren, leider auch mittels Hass & Hetze. Davon kann man lernen, auch die unangenehmen Vorgehensweisen. Da stehen sich Rechte leider oft selbst im Weg, einerseits verständlich, andererseits will man seine Interessen durchsetzen.

Doch ich wünsche Ihnen Glück & Erfolg und es würde mich freuen und ich helfe vielleicht auch wieder mit. Doch ich weiß einfach nicht mehr "wie" und ich habe genug persönliche Opfer gebracht und praktisch kaum etwas erreichen können, außer Zustimmung und "weiter so" oder "es braucht noch mehr". Kaum jemand ist bereit sich selbst einzubringen und daran hakt es und das ist im Kern ja auch Ihr Bestreben, das zu verändern.

Maiordomus

28. Juni 2022 11:18

Sog. strategische Lageanalysen dieser Art machten nach meiner Erfahrung vor 50 Jahren sektiererische Flügellanten der 68er mit wohlverstanden stark theoretischer Orientierung. Die Modelle klangen,analog wie das Sellnersche, durchaus rational. Die faktische Machtergreifung der 68er erfolgte jedoch anders, via langfristige kapitalistische, auch konsumorientierte Verzeitgeistigung, verbunden mit einer volksverblödenden Popularisiterung in Verbindung mit dem, was James Burnham, Exkommunist und Management-Theoretiker, schon 1964 als Ideologie des westlichen Selbstmordes charakterisierte. Zur Zeitgeistwende haben indes die theoretisch-strategischen Modelle der damaligen 68er in nur höchst bescheidenem Ausmass beigetragen. Allenfalls trug es zur Selbstorientierung bei, mag in kurzfristigen Auseinandersetzungen zur Schulung und Identitätsfindung der eigenen Leute beigetragen haben. Kamen Typen dieser Art an die Macht, veränderten sie die Welt nach dem unterdessen gewandelten Zeitgeist, nicht nach ihren ursprünglichen Strategien und Programmen. .@Rheinländer. Zur Programmatik der Gegenelite hat G.K. Kaltenbrunner 2 bis 3 Bücher geschrieben, mit anderen Schwerpunkten als Sellner. 

Dietrichs Bern

28. Juni 2022 12:01

Ich kann der Analyse nicht zustimmen. Die "neue" Führung der AFD hat auch die Verantwortung für die letzten Wahlergebnisse, Herr Meuthen war doch schon lange wenig mehr als eine aufgeblasene Erscheinung aus Brüssel. Wie soll sich mit den abgekämpften Gestalten jetzt wieder etwas zum besseren wenden?

Weiterhin sollte man sich einmal ehrlich machen, wenn man vom "rechten Lager" spricht, dass jetzt weiter fein gesponnene Theorien basteln müsse um dann später eine Wende herbeizuführen, im Grunde ein Eingeständnis der eigenen Macht- und Hilflosigkeit der Marginalisierten.

Ehrlicherweise wird eine Wende durch Wirtschaftskrise, Inflation, Staatsschulden Waffenverbotszonen, Schwimmbadtänze usw. irgendwann eintreten - allerdings ungesteuert. Ich denke nicht, dass das noch mit Politik zu ändern ist.

Imagine

28. Juni 2022 12:14

@Maiordomus   28. Juni 2022 11:18.
„Die faktische Machtergreifung der 68er erfolgte jedoch anders, via langfristige kapitalistische, auch konsumorientierte Verzeitgeistigung, verbunden mit einer volksverblödenden Popularisiterung in Verbindung .“

Die angebliche „Machtergreifung der 68er“ ist ein Mythos im rechten Milieu, der erstaunlich faktenresistent ist.

Man hat politische Figuren wie Fischer, Schröder, Kretschmann et al. als Politiker eingesetzt, nachdem diese die Seiten gewechselt hatten und nunmehr Loblieder auf Kapitalismus und Marktwirtschaft sangen.

Scholl-Latour sprach pejorativ von den 68-er Konvertiten.

Diese Figuren wurden benutzt und ließen sich benutzen als Multiplikatoren der Ideologien der herrschenden Klasse.

Die Rechten waren frustriert, weil diese Konvertiten die guten Jobs in privilegierten Führungspositionen bekommen haben, worauf sie selbst spekulierten.

Später in den 90-er Jahren haben CDU/CSU sich sogar von den nationalen Rechten (wie dem Dregger- und JF-Milieu) getrennt, die sie zuvor gefördert und in gute Positionen gebracht hatten.

Franz Bettinger

28. Juni 2022 13:16

Unser so übermächtig erscheinender Gegner hat in seiner Hybris mehr für uns getan, als ich je für möglich hielt. Er hat sich durch das dümmliche Corona-Theater als Lügner zu erkennen gegeben und durch das Impf-Nudging als Unhold, der über Kinder und Leichen geht. Mehr hätten wir niemals erreichen können. Hochmut kommt vor dem Fall. Deep State's Problem ist, dass er selbst schon lange nicht mehr aus (zwar ruchlosen, aber immerhin) klugen Leuten besteht, sondern aus großen Dummköpfen; und dass er mangels eigenem esprit auf hypertrophe, in ihre eigenen Steckenpferde verliebte Dummköpfe wie Harari und Schwab hereinfällt - nicht anders als einst Stalin auf Lysenko hereinfiel. 

Laurenz

28. Juni 2022 13:31

@MS (1)

Dies ist strategisch nur zu rechtfertigen, wenn Altparteien der AfD inhaltlich entgegenkommen

Die Dänische Sozialdemokratie wollte an der Regierung bleiben, deswegen änderte sie ihren Kurs. Dort funktioniert Politik noch.

In Deutschland ist dieser Wille zur Macht nur noch bei den infantilen Grünen vorhanden. Die Linke hat sich gerade beerdigt, die SPD wollte 2013 keinen rot-rot-grünen Kanzler stellen & die CDU jetzt keinen schwarz-gelb-blauen. Es ist bei den deutschen Altparteien egal, wer gerade den Kanzler stellt, solange einer einen stellt. Man kann parlamentarisch keiner Einheitsfront beikommen, außer die Karrieristen setzen sich bei anderen Parteien durch, was aktuell aber nicht der Fall ist.

Ihr Traum einer Bewegung von unten benötigt enorme Geldsummen. Hier muß sich die AfD, wie das neurechte Lager bewegen. Welche Kontakte können Sie denn zu Milliardären vorweisen? Die SPD (wohl auch die SPÖ) plazierten über Stipendien über 30 Jahre ihre Leute im Rechtssystem, während unsereiner lieber in der freien Wirtschaft Karriere machten. Wie wollen Sie das aufholen? Wie wollen Sie Neurechte von einer Tätigkeit am Amtsgericht & darüber überzeugen?

Noch ein Hesse

28. Juni 2022 13:36

Im Fahrwasser der Corona-Opposition haben sich ja diverse alternative Medien durchaus nach rechts geöffnet und können vielen AfD-Positionen auf einmal durchaus etwas abgewinnen, leider aber immer mit dem Hinweis garniert, natürlich sei die Partei nicht wählbar, weil "völkisch". (Was ja schon mal die Frage aufwirft, wie denn Volksherrschaft ohne Volk funktionieren soll...) Ganz aktuell in der letzten Folge von "Nacktes Niveau" passierte das oben Genannte wieder, ergänzt um ratloses Entsetzen darüber, wie Christina Baum denn in diesen Tagen vom 8. Mai reden könne, als ob es nichts Wichtigeres gäbe.

Lieber Martin Sellner, alles gut und richtig, aber eins fehlt: Es gibt in D kein wichtigeres Thema als den 8. Mai. Solange wir hier nicht endlich zu einer Umdeutung kommen und stehen, die dem Leiden von Millionen unserer Ahnen gerecht wird, haben wir uns als Volk aufgegeben. Solange wir hier die Siegerpropaganda wiederkäuen, können wir den Siegern getrost auch weiterhin die Verwaltung Deutschlands überlassen. Auf derart vergiftetem Boden wird nichts gedeihen.

Maiordomus

28. Juni 2022 13:41

@Imagine. Sie haben natürlich recht, dass die 68er, soweit sie vom Sozialismus träumten, in keiner Weise die Macht ergriffen haben. Im sog. gesellschaftlichen, pädodagogischen und kulturellen Bereich, einschliesslich des Feminismus und der LQusw. Ideologie, die übrigens mit den Emanzipationsansätzen von Karl Heinrich Ulrichs und Hössli nicht zu verwechseln ist, haben sie sich sehr wohl durchgesetzt. Es war eine Art Triumph des Vulgärhedonismus, welcher sehr wohl mit Ihren Vorstellungen von Kapitalismus kompatibel ist. 

Laurenz

28. Juni 2022 13:43

@MS (2)

Wenn ich JS richtig verstanden habe, hat BK hier doch explizit auf die Notwendigkeit von Geld hingewiesen. https://antaios.de/gesamtverzeichnis-antaios/reihe-kaplaken/144391/die-partei-und-ihr-vorfeld

Auch Ihre Lagerdefinition läßt zu wünschen übrig. Wir sind doch gar nicht rechts, auch wenn wir uns so bezeichnen. Im Grunde ist das Unfug. Selbst der Linke Maduro macht mehr schlecht als recht Politik für sein Land Venezuela. Dieser Zustand, Politik für das eigene Land machen zu wollen, wird nur bei uns als rechts definiert. Links & rechts streiten kann man sich dann darüber, ob man Ausländer als Grundstückseigentümer zuläßt oder, wie die Asiaten, eben nicht.

Egal, was Sie, MS, meinen analysieren oder planen zu müssen, die Neurechte braucht viel Geld. Das sollte die Planung vor allem anderen bestimmen. Die politische Realität ins unserem Land könnte gar nicht besser sein, um uns an die Macht zu spülen. Weder Hartz4-Empfänger noch Dax-Konzerne mögen eine echte Rezession.

Allnichts

28. Juni 2022 14:23

1/2

Der Teil des Textes bis zur und einschliesslich der Formel wirkt fast schon anachronistisch, da ein wenig der Eindruck aufkommt, das rechte Lager würde gerade zum ersten Mal die eigene Situation analysieren und daraufhin Strategien entwickeln. Das hätte ungefähr so wohl auch zu jedem anderen Zeitpunkt während der letzten Jahrzehnte geschrieben werden können. Den Teil danach finde ich ansprechender, da er schon eher auf die neue Lage eingeht. Ich blicke der Artikel-Serie mit Interesse entgegen und gehe von der gewohnt hohen Qualität der sellnerschen Strategie-Texte aus.

Die Situation ist eine ganz eigenartige, vieles verändert sich und alles scheint möglich. Mittlerweile schliesse ich nicht einmal eine direkte militärische Konfrontation der NATO mit Russland mehr aus. Die Sorge der führenden Politiker usw. halte ich für nicht gespielt, die Bevölkerung wird recht offen auf eine jahrelang stark eingeschränktes, möglicherweise mangelhaftes Leben eingestellt. Zur gleichen Zeit hört man von SPD-Klingbeil, Deutschland solle Führungsmacht sein, Habeck - Betonung liegt auf "Habeck" - spricht von nationaler Kraftanstrengung. Vielleicht erste Anzeichen für einen neuen BRD-Patriotismus.

Allnichts

28. Juni 2022 14:30

2/2

Die Rechte muss sich allerlei Fragen beantworten, sehr wichtige scheinen mir zu sein: Weshalb sollten die Menschen in einer Krise gerade nach rechts strömen, zumal der Grossteil dort russlandfreundlich ist, also als feindlich wahrgenommen wird? Hat die Rechte ausreichend Ressourcen, vor allem fähige Personen, um eine grosse politische Bewegung zu führen? Was ausser wieder einmal Protest kann geboten werden?

Insbesondere sollte auch der Gedanke behandelt werden, dass sich auch mit den tollsten Strategien, Taktiken und Werbemethoden nichts an den Mann bringen lässt, was die Menschen einfach nicht haben wollen. Es geht also um eine ehrliche Einschätzung des Personenpotentials, das überhaupt gewonnen werden kann.

Mitleser2

28. Juni 2022 15:04

"Eine materielle Lageverschärfung steigert dagegen den Wirkungsgrad jeder oppositionellen Tätigkeit."

Ich denke, jenseits aller Theorien und rechten Gegenmodelle (SolPat), ist das die einzige Möglichkeit, eine Änderung zu bewirken. Dass diese Verschärfung kommen wird, scheint klar. Ob sie letzlich den Rechten nutzen wird bleibt offen. Auf jeden Fall muss die parlamentarisch-politische Rechte (=AfD) ihre Flügelkämpfe einstellen, sonst wird sie nicht relevant werden können.

Gotlandfahrer

28. Juni 2022 16:56

1/2

@Mboko Lumumbe

Ihre Erfahrungen teile ich – in etwa -, schlussfolgere daraus aber mittlerweile anderes als: „Kaum jemand ist bereit sich selbst einzubringen und daran hakt es“.  Meines Erachtens ist unsere Erwartung falsch und deswegen hakt es auch nicht an dem Nichteinbringen.  Daraus entsteht nur Frust und Verachtung für die, von denen man schwer ent-täuscht ist.  Auch ich habe hier oft genug entsprechende Gefühle zum Ausdruck gebracht.   Aber ist es denn nicht doch eher so: Wir erwarten Entscheidungsfähigkeit, Willensstärke und Veränderungsmut von denen – der Masse oder zumindest dem Teil ihrer Unzufriedenen – die aus allen modelltheoretischen Perspektiven heraus (Anthropologie, Verhaltenspsychologie, Spieltheorie, Kognitionsbiologie etc. pp) gar nicht anders „drauf sein“ können, als zu folgen.  Aus einem Buchhalter wird kein Partisan, erst recht nicht in aussichtsloser Situation.

Angesichts der Normalverteilung natürlicher Eigenschaften bin ich eher überrascht, wie viele großartige Menschen sich überhaupt so mutig exponieren.  DAS macht mir Mut, denn solange es die gibt, sind wir noch nicht tot. Es braucht sicher nicht noch MEHR alternative Medien, Blogger etc. (über die Wirkmächtigkeit z.B. im Vergleich zu einem Warroom kann man diskutieren) und sicher wäre es wünschenswert, wenn noch mehr den Weg auf die Straße fänden. 

Gotlandfahrer

28. Juni 2022 16:59

2/2

Aber die Masse auf der Straße ist nicht Ursache einer Veränderung sondern immer nur Wirkung bereits einsetzender Veränderung, die dadurch den finalen Schub erhält.  Die Veränderungen setzen da ein, wo um die wirkliche Macht gerungen wird - am oberen Ende der Befehls- und Loyalitätskette zum Waffeneinsatz.  Damit soll der geistige Widerstand nicht auf eine Zuschauerrolle zurückgesetzt werden, ich sage auch nicht, man könne eh nichts tun.  Aber das sich gegenseitig pflegen, unterstützen, motivieren und Lautsein ist womöglich schon das Beste und Nötige.  Heißt: Weiter so, nicht aufgeben, die Fortschritte feiern und aus Fehlern lernen, agil bleiben. Lust bewahren, lebendig bleiben und nicht gegenseitig Herunterziehen und Ausdauer bewahren.  All die Monstrosität, die über uns ergossen wird, ist ja Ausdruck entgleitender Macht, nicht gefestigter.  Jetzt heißt es, die Herrschenden nicht beim Fehlermachen stören und im richtigen Moment noch da zu sein.  Jeder wie er kann, jeder wo er steht.

Ich erwarte weitere musikalische Empfehlungen von Ihnen.

RMH

28. Juni 2022 19:25

"sondern immer nur Wirkung bereits einsetzender Veränderung, die dadurch den finalen Schub erhält"

So ähnlich kann man das auch bei Tocqueville in seinem Werk L’ancien régime et la révolution erkennen (überhaupt gehört Tocqueville zu dem, was man meiner Meinung nach gelesen haben sollte). Er ging auch davon aus, dass eigentlich das Wesentliche, was am Ende der franz. Revolution heraus gekommen ist, schon vorher da war oder zumindest bereits angelegt, vorbereitet gewesen war. Insofern darf man an die Aktivisten und Berufsrevolutionäre schon die Frage stellen, ob sie nichts anders als Optionskarten darstellen, die bei Bedarf gezogen oder nicht gezogen werden.

PS: Ich ganz persönlich wurde noch nie in meinem Leben von irgendwem darauf angesprochen, bei irgendeiner Partei Mitglied zu werden. Mitgliederakquise läuft meiner Meinung nach auch anders, als eine direkt Ansprache (meistens Einladung zu einem Vortrag, Partys etc.). Vor "Ehrenämtern" hat mich das aber nicht verschont ... nur werden die eben nicht bezahlt.

BjornMichaelis

28. Juni 2022 19:53

Überraschenderweise stimme ich als Anarchokapitalist der These Sellners, dass die Bevölkerungspolitik ("grosser Austausch") der Bereich ist in dem Gegenmassnahmen am dringendsten ist, zu. Wenn man dem Volk in Ostdeutschland zuhört, könnte es auch das populärste Thema sein. 

Da ich mich jedoch nicht an alle Sellners Publikationen der letzten Jahre erinnere, Frage ich mich, ob Sellner aus dem gleichen Grund wie ich dies als Kernthema sieht. Meine ökonomische Betrachtung der Frage kommt zur Interpretation, dass wenn man die Klassen A="vom Staat abhängig" (Bsp. Notare, Beamte, ... aber sogar Handwerksmeister iggs zum Gesellen) und die Klasse B="sich im Freien Markt verdingende" (Angestellte nicht subventionierter Verlage, Fliesenleger, Obsthändler, ...), dann dient der Bevölkerungstausch dazu die Klasse B zugunsten der Klasse A relativ stärker dem Wettbewerb auszusetzen, denn Zugang zur Klasse B ist staatlich Kontingentwert, wenn auch immer mehr im Regulierten Bereich arbeiten wollen. Der Bevölkerungstausch überbrückt also das Problem des früheren Sozialismus, dass nämlich am Schluss fast jeder in ineffizienten LPGs arbeitete. - Heute bauen 4 Mohammeds dem Notar seinen Pool, das hat vor 10 Jahren noch Franz und Karl in dergleichen Zeit gemacht. 

Sandstein

28. Juni 2022 20:06

Sorry aber diese Analysen sind der größte Humbug den ich hier überhaupt gelesen habe. Jeder der die Partei kennt und den Parteitag verfolgt hat weiß was Sache ist. Und nein, @GK, nicht alles ist zu kitten oder glatt zu ziehen. Manchmal ist einfach zu viel zerbrochen. 
 

..würde gerne zu einem anderen Urteil kommen, aber bin mir da ziemlich sicher, dass die AfD nicht mehr auf die Beine kommen wird. 
Bin aber seit 2-3 Jahren eh davon überzeugt, dass das positive Arbeiten im und am Eigenen (Familie, Erziehung deutscher Kinder, eigene Wege im geschäftlichen etc.) das weit wichtigere ist.
Ich halte mich mittlerweile fern von Leuten, die das große Rad drehen wollen. 
Alles Gute für alle Mitstreiter (@deutschidentitärer) und die SiN - ich werd sicher immer mal wieder reingucken. 
Gruss 

herbstlicht

28. Juni 2022 20:55

@Gotlandfahrer, 28. Juni 2022 16:59

Ich stütze Ihre Gedanken zum Typ "Mitläufer" auf Grund meiner Beobachtungen am Hunderudel; von daher habe ich auch sehr gefestigte Ansichten, was die genetische Bedingtheit von Wesen, Intelligenz betrifft.

Es gibt die ausgesprochenen Anführertypen; zog man sie in der Welpenschar von der Zitze weg, dann krochen sie einfach unter ein Geschwister und nahmen sich dessen Zitze.  Später schicken sie den weniger dominanten Seniorchef des Rudels "in Pension".  Dann aber weht zum Beispiel ein Windstoß eine Plane durch den Hof: ein furchterregender Drache.  Der Senior kennt das, geht gelassen darauf zu, schnüffelt --- der Junge folgt mit gesträubtem Rückenhaar und der Rest des Rudels, die Mitläufer, orientieren sich am Senior, weil dieser "Sachkunde" ausstrahlt.  Wird vom Chef zum Überfall auf einen fremden Hund aufgerufen, dann stürzen sie sich wie die Furien auf diesen, obwohl sie vorher vielleicht tagelang, unterwegs in einem PKW, mit diesem auf engstem Raum friedlich zusammengelebt haben.

Die Mitläufer verstärken stets den am stärksten auftretenden Anführer, auch sind sie "Polster" zwischen den kantigen Typem: scheint eine gute Strategie für das Überleben des Rudels.  Kennen wir solches Verhalten nicht aus der Kinderzeit?

Also: fertig gedacht haben, wenn der Beton im Fluß ist; so etwa drückte es einmal GK aus.

deutscheridentitaerer

28. Juni 2022 22:00

@Sandstein

Ihre Frustration kennt wohl jeder hier, und Sellner am besten. 

Aber was ist Ihre Alternative? Wie wollen Sie am und im eigenen arbeiten, wenn die Verhältnisse sind, wie sie sind, und schnell schlimmer werden?

Das ging vielleicht noch vor 10 Jahren mit Ach und Krach. Aber der Zug ist abgefahren, und wir stehen trotzdem noch am Anfang.

Glauben Sie wirklich, man wird Sie in aller Ruhe ihre Kinder erziehen lassen? 

 

Nordlicht

28. Juni 2022 22:38

Es fehlt mE vor allem an einer Führungspersönlichkeit.

Seitdem Gauland sich in die 2. oder 3. Reihe zurückgezogen hat, fehlt eine seröse Figur, die gleichzeitig exzellente Reden halten kann und zudem integrativ wirkt.

Ich schätze Höcke, aber er polarisiert (- wobei viele der Vorwürfe erfunden bzw Projektionen sind). Vielleicht wird die Partei sich in den kommenden Wirtschafts- und Gesellschafts-Krisen hinter ihm sammeln, wenn die Zeit für klare Worte und für scharfe Abgrenzungen gegenüber CDU/CSU FDP etc gekommen ist.

Aber: Das Beispiel Frankreich zeigt, dass die Rechte nie über 50% kommt.

 

Kurativ

28. Juni 2022 22:41

Man sollte die Sache auch mal von der positiven Seite betrachten. Es gab in den letzten drei Jahren ganz große Fortschritte. Man muss Lauterbach, Spahn, Pfizer und deren Hinterleute in der Finanzwelt dankbar sein. Sie haben Menschen zusammengebracht, welche vorher nicht mit einander geredet haben und sich nicht verstanden haben. Nun reden zum Beispiel "Freien Linken" mit "Neuen Rechten", u.s.w. Ich finde das gut. Wichtig: Damit hat man nicht gerechnet. Überraschung und die Flexibilität können einiges bewirken. Die ethnische Frage wird einfach beiseite getan und es geht um Opposition.

Und richtig: Vieles hängt vom Gegner ab. Von dem was er tut und was man davon nutzen kann. Jetzt ist der US/NATO-Oligarchensumpf im Osten das Thema. Es ist kaum etwas an Widerstand zu sehen. Die Repressionen steigen und die Menschen haben immer mehr Angst. Mittels des Vorwurfs der "Legitimierung eines Angriffskrieges" werden Aktionen und Demos verboten und unter Strafe gestellt. Die McCarthy-Zeit kommt nun von den Pseudo-Linken.

Aber nun kommen auch weitere wirtschaftliche Härten. Die Chinesen bauen immer zuverlässigere, stabilere, langlebigere und schönere Produkte, während einen die Waren aus dem Wertewesten in der Hand zerbröseln.

Martin von Hallermunt

28. Juni 2022 23:05

1/2

“In dieser Phase könnte die Mobilisierung der älteren, einheimischen Wählergruppen die ethnische Wahl der Ersetzungsmigration und Ersetzungsgeburten übertreffen. Bis zum demographischen Kipppunkt, in dem die ethnodemokratische Macht der fremden Enklaven eine Wende verunmöglicht, ist daher eine parlamentarische Wende vorstellbar.”

Und dann? Das nämlich wäre direkt schon der interessanteste Teil, den ich mir von Ihrer Analysereihe erhoffen würde.

Das berüchtigte "Nun sind se halt da" unterstreichend (alles Theoretisieren in Ehren, aber nichts ist erhellender als der praktische Blick in einen beliebigen Kindergarten) sähe ich, selbst wenn ich Ihren Optimismus teilte, keine sonderlichen Gestaltungsmöglichkeiten darin, wenn wir Indigenen als ein letztes Aufbäumen nochmal kurz an die Regierung kämen, bevor uns die Wähler und wir selbst wegstürben.

Zumal selbst jenes Szenario noch von der Prämisse abhinge, dass sich bei Mehrheitsverhältnissen von meinetwegen 55 % überwiegend vergreisten deutschen Wählern zu 45 % zumeist jungen, virilen Wählern des Blocks der türkischen, arabischen und afrikanischen Parteien die Gegenseite überhaupt noch an demokratische Gepflogenheiten zu halten geruhte...

[Fortsetzung folgt]

Martin von Hallermunt

28. Juni 2022 23:06

2/2 [Fortsetzung]

Versuchen wir dann, die noch eher an staatliche Institutionen gewöhnten "Deutsch-Türken" im Zuge der unweigerlichen Konflikte zwischen türkischen, arabischen, kurdischen und diversen afrikanischen Interessenvertretern (oder jenen der sunnitischen Mehrheit und der schiitischen Minderheit etc. pp.) auf unsere Seite zu ziehen, um uns in unseren Reservaten noch ein paar schöne Tage machen zu dürfen, küren sie zu unseren Nachfolgern, um in einem konservativengemäß geordneten Übergang vielleicht doch noch zumindest das eine oder andere Detail unserer Kultur der Nachwelt zu überliefern zu versuchen? Was ist der Plan?

Tut mir leid, aber da erschiene mir selbst ein Hoffen darauf, dass uns stattdessen der Deutschland zugeneigte Herr Putin bitte vor seinem Abtritt als Präsident und vor allem weit vor dem erwähnten "demographischen Kipppunkt" doch bitte als hinsichtlich Sprache, Schrift und Kultur mit gewissen Autonomierechten ausgestattete Teilrepublik der Russländischen Föderation eingemeindet, unter allen unwahrscheinlichen Zukunftsszenarien noch das erstrebenswertere zu sein...

Sandstein

29. Juni 2022 00:07

@deutschidentitärer

“Das ging vielleicht noch vor 10 Jahren mit Ach und Krach. Aber der Zug ist abgefahren, und wir stehen trotzdem noch am Anfang.“

Das klingt jetzt ehrlich gesagt frustrierter als mein Kommentar gemeint war. Ich hab transportieren wollen, dass ich mich von der politschen Idee einer schlagkräftigen Rechten lange entfernt habe: zu viele Schwurbler, Narzissten und anderweitig „gestörte“. 
 

Und Kinder groß zu ziehen ist nun mal der einzig sinnvolle Weg, und wie das passiert bleibt dann jedem selbst überlassen. Ruhe kann man sich zu großen Teilen erschaffen, im Zweifel mit dem Messer zwischen den Zähnen. 

Das wird schon, aber ich hab aufgehört an sowas wie „Politik“ zu glauben. Einfach nochmal den Parteitag anschauen, da sehen Sie die Leute die „was bewegen wollen“. Völlig abstrus! 
 

ps: ich bin mir nicht sicher über Ihr Urteil zu Sellner, Aktivismus ist kein politischer Betrieb sondern Freizeitbeschäftigung - so hart das klingen mag. 

Laurenz

29. Juni 2022 02:03

@Deutscheridentitärer & @Sandstein

Ich vertrete zum Parteitag auch eine ganz andere Meinung als GK. Aber schlimm sind 2 für nichts verballerte Stunden auch nicht.

Ihr Gejammer, Sandstein, wie auch das anderer Foristen, geht mir auf den Senkel. 

Mein Großmutter mußte sich, nach Bombenangriffen auf Düsseldorf, mit Ihren kleinen Kindern den Weg durch verbrannte Frauen- & Kinder-Leichen bahnen, abgesehen davon, daß man bei einem Einschlag in der Nähe gegen die Kellerdecke flog. Ihr Mann, mein Großvater, war 1917 mit 17 Jahren Artilleriebeobachter auf einem Ballon in Belgien & lernte dort vor Angst das Rauchen, vor allem dann, wenn man aus geringer Höhe mit dem Fallschirm abspringen mußte.  https://de.wikipedia.org/wiki/Feldluftschiffer

Und Sie schmeißen die 20ste Flinte ins Korn, nur, weil ein Parteitag nicht ganz nach Ihrem Gusto verläuft? Gut, daß wir Sie nicht an irgendeiner Front brauchen.

RMH

29. Juni 2022 08:00

"Jeder der die Partei kennt und den Parteitag verfolgt hat weiß was Sache ist. Und nein, @GK, nicht alles ist zu kitten oder glatt zu ziehen."

Im Bemühen ums Kitten und Glattziehen ist man zumindest auch hier ganz offenbar sehr dünnhäutig geworden.

@Sandstein,

wenn sich jeder - so wie Sie - erst einmal um sein eigenes Leben und sein konkretes Lebensumfeld bemühen würde, wäre in der Tat noch mehr gewonnen, als durch jede strategische Analyse, zumal Analysen wenig wert sind, wenn sie 

a) dem Gegner damit die eigene Strategie offen legen

b) die aus den Analysen geforderten Strategien und Schlüsse allenfalls auf nur wenige qmm Boden fallen, weil die Zeit dafür nicht reif ist oder gar nie mehr reif werden wird.

Sandstein

29. Juni 2022 09:38

@RMH 

Danke, sehe ich eben auch so.

@Laurenz 

Sie begreifen einfach zu wenig und schreiben zu viel. Nehmen Sie sich mal ne Auszeit, die Nerven liegen anscheinend blank. 

Dietrichs Bern

29. Juni 2022 10:28

@RMH: "b) die aus den Analysen geforderten Strategien und Schlüsse allenfalls auf nur wenige qmm Boden fallen, weil die Zeit dafür nicht reif ist oder gar nie mehr reif werden wird".

Vielleicht beweist das auch nur, dass die Strategien und Schlüsse einfach falsch sind, falsch sein müssen, weil sie nie für die Praxis gedacht waren.

Sixtus

29. Juni 2022 10:46

"Beilegung sinnloser ideologischer und persönlicher Streitigkeiten": Am Beispiel Frankreich sieht man doch, wie wichtig und mittelfristig zielführend die "Entdiabolisierung" einer Partei am rechten Rand ist, inkl. einer objektiv nachvollziehbaren Abgrenzung zum Extremismus und evtl. auch Parteiausschlüssen unkooperativer Personen; gerade, wenn die z. B. beim Parteieintritt schon gelogen haben, was ja doch auf den Charakter schließen lässt. Die Sympathie für einen Hr. Höcke, der ja bewusst immer wieder auf Provokation und grenzwertige Anspielungen setzt (wenn das als Geschichtslehrer nicht "bewusst" erfolgt, wäre es einfach "dumm") seitens dieses Mediums kann ich so gar nicht nachvollziehen.

Gustav

29. Juni 2022 10:49

@ Allnichts

"Es geht also um eine ehrliche Einschätzung des Personenpotentials, das überhaupt gewonnen werden kann."

Ein Volk, das sich eine Regierungspartei wie die Grünen erlaubt, mit einer Parteivorsitzenden namens Ricarda Lang, der personifizierten Einbildung, ist leider doof. Aber das sagt niemand. Ich rechne mich selbst dem Wahlvolk zu und verwende deshalb ausnahmsweise einmal das Personalpronomen „Wir“. Wir stecken in einem Dilemma. Wir wollen nicht wahrhaben, daß wir doof sind. Weil das so ist, können Grüne darauf pochen, daß sie ernstzunehmen seien. Die sind auch ernstzunehmen, aber nicht politisch, sondern als die größte Gefahr für Leib & Leben seit dem ollen GröFaZ. Wir alle befinden uns in der Geiselhaft von absolut soziopathischen Pseudomoralisten. Scheinheilig, bigott und bis zum Erbrechen verlogen. ff

Gustav

29. Juni 2022 10:51

@ Allnichts

Wir müssten keine Gaskrise haben, wenn die deutsche Regierung nicht das gesamte deutsche Volk in Geiselhaft nehmen würde für seine eingebildete, sehr selektive Moral, den selbstexkulpatorischen „Sanktionsmoralismus“ gegen Russland. Wegen eines Krieges, mit dem die Deutschen eigentlich nichts zu tun haben müssten. Die Nord-Stream-2 Pipeline könnte jederzeit in Betrieb gehen. Geht sie aber nicht. Jedenfalls noch nicht. Weil die deutsche Regierung noch nicht so weit ist, zuzugeben, daß sie mit ihrem bescheuerten „Sanktionsmoralismus“ diejenigen malträtiert, deren Nutzen sie zu mehren hätte, während sie Schaden von ihnen abwendet. Das ist eine Geiselnahme nach Bruch eines Amtseides. Wer sich das bieten läßt, ist leider doof.

Gustav

29. Juni 2022 10:53

@ Allnichts

Weil wir uns das gefallen lassen, sind wir leider doof. Wir lassen uns von einem grünen Kinderbuchautor in seiner Rolle als Wirtschafts- und Klimaminister erzählen, daß wir auch einmal kalt – und überhaupt viel weniger oft und viel kürzer duschen könnten. Und warum? Damit er uns für seinen selbstexkulpatorischen „Sanktionsmoralismus“ in Geiselhaft nehmen kann, den er selbst wiederum deswegen dringend zum Vortrag bringen muß, damit niemand auf die Idee kommt, das westliche Politpersonal insgesamt trage selbst ein gerüttelt Maß an Schuld für den Krieg, dessentwegen die Sanktionen dann verhängt wurden. Wir sollen frieren und stinken, damit sich diese Blase aus ihrer Verantwortung stehlen kann. Wir lassen uns von dieser Regierung, die selbst wiederum von den Grünen und deren Medienbütteln vor sich hergetrieben wird, in Geiselhaft nehmen! – Warum? Weil wir doof sind!

Gustav

29. Juni 2022 10:58

@ Allnichts

Im Ernst: So jemand könnte auch behaupten, daß die Insassen einer Irrenanstalt die Regierung stellen sollten, weil es schön demokratisch ist und mit der gräßlichen Diskriminierung der zerebral Herausgeforderten Schluß macht.  Überlegen wir doch einmal: es sind Grüne, die uns weismachen wollen, Geschlecht sei keine biologische Angelegenheit, sondern ein soziales Konstrukt, und daß es was-weiß-ich-wieviele Geschlechter gebe. Wir nehmen das hin, als ob wir aufgrund irgendeines unbekannten Gesetzes gehorchen müssten, anstatt uns auf das zu verlassen, was wir selber wissen. Das sind Terroristen, verwöhnte Bratzen, das eitrige Furunkel am Arsch der deutschen Parteiengeschichte.

Maiordomus

29. Juni 2022 12:13

@Sixtus. Über Höcke soll man unterschiedlicher Meinung sein, auch bei rechter oder konservativer Einstellung. Das Minimum bleibt, dass die Einschätzung sich nicht an Feindbeschreibungen orientiert. Wiewohl ich im Gegensatz zu vielen hier bei Lucke und Meuthen von Anfang an Qualitäten gesehen habe, nicht zuletzt auf analytischem Gebiet, im klaren Wissen, ebenfalls von Anfang an, dass sie keine geborenen Politiker waren, vgl. in der Schweiz zwar der immerhin durchaus zu kritisierende  Blocher, in Österreich Kickl, in Deutschland früher trotz leider einer gewissen Neigung zu Amigo-Korruption, Franz Josef Strauss (in Zürich 1970 von meinen Kollegen mit Sprechchor "Nazi-Faschist" begrüsst), im Wissen um den mangelnden politischen Instinkt von Lucke und Meuthen bleibt doch klar, dass bis jetzt kein zweiter AfD-Politiker einen vergleichbaren politischen Teilerfolg geschafft hat wie Höcke bei der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen, bei dem sich unterdessen sogar gerichtlich bewahrheitet hat, dass Merkel eher antidemokratisch ist als der Gottseibeiuns BH, den ich aber trotzdem nicht als nationalen Parteiführer sehen würde. Er versteht aber gewiss mehr von Politik als Sie, @Sixtus. 

Gotlandfahrer

29. Juni 2022 12:52

@Mboko Lumumbe

Zunächst Dank für Ihren musikalischen Gruss aus der Küche, beim Hauptgang verbleibe ich bei Ihrer Empfehlung des Groben Knüppels, einer zeitkritisch seherischen und kolossal unterschätzten Meisterleistung, die sich - ich beziehe mich auf ca. 50% ihres Menüs, der Rest darf in der Sandkiste bleiben - nur mit dem Bonmot "Kindermund tut Wahrheit kund" intellektuell erklären lässt. Aber dies nur am Rande, eigentlich wollte ich noch loswerden: Ist es denn nicht Ihr/unser Frustniveau, das der Grösse der Aufgabe entspricht? Woran würde ein Mensch wie Sie sonst schon verzweifeln? Unter einem Alles oder Nichts wollen wir es bitteschön doch nicht machen. Bitte lesen Sie die klugen Beobachtungen von @herbstlich. Es ist keine Selbstbefriedigung, Stück für Stück den Möglichkeitsraum zu ertasten, Ideen verwerfen zu müssen und die Wirklichkeit langsam immer besser zu erkennen. Wer keine Angst vorm Tod hat ohne deswegen sich leichtfertig zu verschwenden, sondern lernt, geduldig sein Sein zu bewahren, notfalls über Generationen, wird entweder erlöst oder belohnt. Was wollen Sie mehr?

Schobbepetzer

29. Juni 2022 13:23

Die Diskussion und Einwände erinnern an m. Erfahrungen aus der Diskussion der 90ziger um den "anschwellenden Bocksgesang", den 8. Mai und den Band "Die selbstbewußte Nation".
Die Versuche in der FDP, sich an der erfolgreichen Richtung Haider/FPÖ zu orientieren, sind damals gescheitert.
Die Strategie wirkt, wenn die Zeit reif ist. Dann geht es schnell. Andererseits kann man sich noch so sehr anstrengen, es wird nichts passieren. Die Beharrungskräfte sind einfach zu stark.
Noch immer haben zu viele durch eine Veränderung mehr zu verlieren, als sie gewinnen könnten s. Rentner, Sozialhilfeempfänger, aber auch Journalisten.
Es gibt heute ein deutlich besseres Umfeld, als damals. All die Strukturen, ob das AFD, Blogger, Pegida-Demos, Freie Sachsen usw sind, bzw. die sich gerade entwickeln z.B.  kontrafunk.radio,  machen Hoffnung und sind der einzige Weg sich auf das Kommende vorzubereiten.

Meiner Meinung nach braucht es:
1.) Geeint und professionell zu Wirken (AFD)
2.) Brücken zu bauen und Vorurteile abzubauen gegenüber Kritikern, die evt andere Ausrichtung als wir haben bzw. nicht zu 100% übereinstimmen. Bsp. Coronakritiker, Tichy etc
3.) Internationale Vernetzung ausbauen z.B. FPÖ, LePen etc.
Der Anstoß zur Veränderung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von außen kommen, warum sollte er in Deutschland entstehen? War 1789, 1848, 1989 usw auch nicht der Fall.
Geduld, Warten und bereit sein, Herr Sellner! Ich warte schon seit 1990 darauf und es warten immer mehr.

Niekisch

29. Juni 2022 20:35

Besten Dank, Herr Sellner, für Ihre nimmermüden Versuche, in dem zu beackernden Feld klare Furchen zu ziehen. Allerdings glaube ich seit den umfangreichen Debatten auf "gesamtrechts" und "Metapolitika" zum "Weltanschaulichen Minimum" mit bis zu 400 inhaltsreichen Kommentaren je Artikel nicht mehr an einen ernstzunehmenden Fortschritt. Das zeigt die jetzige Kommentarspalte für mich eindeutig. Es scheint kein wirkliches Interesse zu bestehen. Dennoch als Splitter:

Am Anfang steht die Idee, dann kommt das große Ziel.

Ist wirklich "das gesamte Rechte Lager" nur rechts?

Engt diese Verengung nicht auch ein "Weltanschauliches Minimum" ein?

Ist ein willkürlich begrenzes "Mosaik" ein wirkliches Mosaik? 

Darf die AfD als Partei und damit als Teil eines Ganzen eine Rolle bei den Ausgangsüberlegungen zum größeren Ganzen spielen? 

Sind das Ausarbeiten von Strategien und des kleinsten gemeinsamen ideologischen Nenners nicht unabdingbar, aber in der umgekehrten Reihenfolge?

Zeigt nicht gerade die im Artikel teils widersprüchlich geschilderte Abfolge von Maßnahmen, wie notwendig es ist, zuallererst unser Großes Ziel anhand eines Mythos, einer Idee oder eines Überwindungswillens aufgrund geschichtlicher Erfahrung zu formulieren?

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