Netzfundstücke (134) – Erträge, Salomon

»Der Saal war überfüllt, die Luft zum Schneiden, die Diskussion hart genug, die Standpunkte deutlich verschieden«,

urteil­te Sezes­si­on-Chef­re­dak­teur Götz Kubit­schek hier über die Podi­ums­dis­kus­si­on mit Dr. Dani­el Zer­bin (MdL in NRW) und Dr. Hans-Tho­mas Till­schnei­der (MdL in Sach­sen-Anhalt), bei der die in der AfD prä­sen­ten, unter­schied­li­chen Stand­punk­te zum Ukrai­ne-Krieg ihren Aus­druck fanden.

Als Ertrag notier­te Kubit­schek: »Über eines aber herrsch­te Ein­mü­tig­keit: daß über den Ukrai­ne-Krieg nicht spre­chen soll­te, wer vom Ukrai­ne-Kon­flikt nichts wis­sen will.«

Wer nicht vor Ort gewe­sen ist, kann sich die Podi­ums­dis­kus­si­on nun nach­träg­lich über den kanal schnell­ro­da auf You­Tube anschauen:


Ein wei­te­rer sub­stan­ti­el­ler Ertrag des Som­mer­fest-Wochen­en­des in Schnell­ro­da stell­te das halb­stün­di­ge Gespräch zwi­schen Dr. Mar­kus San­ke und IfS-Lei­ter Dr. Erik Leh­nert zu dem jüngst als Stu­di­en­text beim IfS erschie­ne­nen Mei­ne poli­ti­schen Gedan­ken des geis­ti­gen Urah­nen der moder­nen fran­zö­si­schen Rech­ten und Mit­be­grün­der der Action fran­çai­se, Charles Maur­ras – San­ke hat das Werk erst­klas­sig über­setzt und um ein aus­gie­bi­ges sowie fun­dier­tes Vor­wort bereichert.

Eine Arbeit, die Sezes­si­on-Autor Bene­dikt Kai­ser auf dem Kurz­nach­rich­ten­dienst Twit­ter zu einem Lob in höchs­ten Tönen und einer kla­ren Lese­emp­feh­lung veranlaßte:

Das Gespräch sehen Sie hier:

Charles Maur­ras’ Mei­ne poli­ti­schen Gedan­ken erhal­ten Sie indes direkt hier, bei Antai­os. Wie bereits hier, in den letz­ten Fund­stü­cken, geschrie­ben: Es bleibt ein fran­zö­si­scher Som­mer in der neu­rech­ten Publi­zis­tik in Deutsch­land – im Sep­tem­ber obliegt es Geor­ges Sor­el mit Sozia­le Idee und Revo­lu­ti­on, hier vor­be­stel­len, die­sen Som­mer auszuläuten.


Vom Fran­zo­sen zum preu­ßi­schen Kadet­ten: Letz­ten Diens­tag, am 9. August, jähr­te sich der Todes­tag des Frei­korps­kämp­fers und Schrift­stel­lers, Ernst v. Salo­mon, zum 50. Mal. Anlaß zum Geden­ken an einen, der sich von der Tat zum Wort wand­te und dabei ein Bün­del unauf­lös­ba­rer Wider­sprü­che in sich vereinte.

Hier, auf Sezes­si­on im Netz, gedach­te man Salo­mon mit der Ver­öf­fent­li­chung sei­nes Autoren­por­traits aus dem 3. Band »Vor­den­ker« des Staats­po­li­ti­schen Hand­buchs und­für die Jun­ge Frei­heit schrieb Karl­heinz Weiß­mann über »Lau­ter Wider­sprü­che in Per­son«.

Selbst links ließ man Salo­mons Todes­tag nicht unbe­ach­tet ver­strei­chen: Für die Jun­ge Welt schrieb der Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­ler Kai Köh­ler zum »ord­nungs­lie­ben­den Anarch« und stell­te unter Beweis, daß links der Mit­te doch noch geis­ti­ge Kapa­zi­tä­ten bestehen, sich mit der Rech­ten dif­fe­ren­ziert und ohne anti­fa­schis­ti­sche Sprech­scha­blo­nen aus­ein­an­der­set­zen zu können.

Daß man von links in die­sen pola­ri­sier­ten Zei­ten den­noch einen Zugang zu Salo­mon fin­det, mag auch mit sei­ner Wider­sprüch­lich­keit zusam­men­hän­gen, die Weiß­mann wie folgt beschreibt:

Man kann die Wider­sprüch­lich­keit die­ser Posi­tio­nen nicht har­mo­ni­sie­ren. Sie hat­ten mit den Zeit­um­stän­den des „Jahr­hun­derts der Extre­me“ (Eric Hobs­bawm) wie mit Salo­mons Cha­rak­ter­zü­gen zu tun, die sich schwer auf einen Nen­ner brin­gen las­sen. Denn er war immer bei­des: Eta­tist und Bohe­mi­en, Kon­ser­va­ti­ver und Revo­lu­tio­när, Rus­sen- und Fran­zo­sen­freund, Ver­fas­ser seich­ter Film­dreh­bü­cher und ein glän­zen­der Schriftsteller.

Und die Köh­ler ähn­lich faßt:

[Salo­mon] gesteht […] ein, dass für ihn der Weg attrak­ti­ver sei als das Ergeb­nis, Fidel Cas­tro ihn als Staats­chef im Gegen­satz zum Revo­lu­tio­när Che lang­wei­le. Dies bringt den Wider­spruch auf den Punkt. Die Staats­ord­nung ist das Ziel, aber dem Anar­chi­schen gilt alle Sympathie.

Inter­es­sant ist auch Köh­lers Refle­xi­on des Salo­mon­schen Lebens und Den­kens hin­sicht­lich lin­ker Ansät­ze und sei­ner Pro­gno­se, daß die Lin­ke ideo­lo­gisch nicht mehr dazu in der Lage sein könn­te, die sich für die Zukunft abzeich­nen­den Pro­tes­te, die die sozia­le Soli­da­ri­tät – schlu­ßend­lich eine Volks­so­li­da­ri­tät betref­fen –, an sich zu binden:

»Das heu­te für Lin­ke inter­es­san­te Pro­blem ist aber, wie das Ver­hält­nis zwi­schen not­wen­di­ger Zer­stö­rung der impe­ria­lis­ti­schen Ord­nung und eben­so not­wen­di­gem Staats­den­ken zu begrei­fen ist. Ernst von Salo­mon ist inter­es­sant im Schei­tern; was aber machen Lin­ke, wenn im kom­men­den Herbst Pro­tes­te gegen die abseh­ba­re Ver­elen­dung am natio­na­len Inter­es­se ori­en­tiert sind?«

Hier der gesam­te Arti­kel Köhlers:

EIN ORDNUNGSLIEBENDER ANARCH

Und hier noch ein­mal das Lite­ra­tur­ge­spräch von Kubit­schek und Leh­nert zu Ernst v. Salomon:

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Kommentare (25)

Maiordomus

16. August 2022 11:46

Charles Maurras gehört lesenswert in den Traditionsstrang des rechten Frankreich , bei dem ich mich aber stärker nach Joseph de Maistre und Chateaubriand orientiert habe; an letzteren erinnert man sich nach wie vor gut in der Stadt St. Malo, die man nicht nur von der Tour de France her kennen sollte. Stärker als für Maurras interessierte ich mich seit 1964, nach einer Thomas-Mann-Lektüre, in der er zitiert wurde, für Maurice Barrès, an den zum Beispiel auf dem elsässischen Odilienberg erinnert wird. Bekannte er sich doch nachdrücklich zu diesem Heiligtum: Ottilie ist für das Elsass, ob französisch oder deutsch, was die heilige Hedwig für Schlesien, wiederum unbeschadet davon, ob polnisch oder deutsch. Derlei Kulte haben meines Erachtens mit einer christlich-universalen Europa-Idee zu tun, also noch das Gegenteil dessen, was Reinhold Schneider mit der abwertenden Einschätzung von "Euromarkt" in "Winter in Wien" als früher EU-Kritiker mehr oder weniger verabscheute. Vom schriftstellerischen Format her würde ich Barrès heute noch als lesenswerter empfinden als Maurras. Wobei indes die Franzosen selbst in politischen Texten wenn nicht über Anregungsgehalt, so doch über einen brillanten Unterhaltungswert verfügen. Mohler hat für diesen Typ Autor stets die Trommel gerührt. 

Einsiedler

16. August 2022 11:48

Vielen Dank für den linken Link. Den Text hätte ich glatt  nicht bemerkt. :-)))

Maiordomus

16. August 2022 12:37

PS. Dass Maurras bis jetzt nicht ins Deutsche übersetzt wurde, über einzelne Auszüge in der Sekundärliteratur hinaus, war mir bis anhin nicht bekannt. Dem gegenüber wurde Barrès schon 1894 übersetzt unter dem Titel "Vom Blute, der Wollust und dem Tode", eine Titelgebung gewiss jenseits von Blut-und -Boden-Mief. Als führenden Barrès-Kenner in der Schweiz kann ich auf den Romanisten Josef Jurt verweisen, der in seiner Heimatregion im Kanton Luzern über bedeutendes Ansehen verfügt. Barrès ist im Vergleich zu Maurras zumal als Romanautor und literarischer Porträtist von Landschaften stärker als Belletrist geschätzt. Über die genannten Autoren hinaus hielt es Ernst Jünger sehr stark mit dem Revolutionsskeptiker Rivarol, von dem er mal ein Bändchen, ich glaube sogar als Fischer-Taschenbuch, veröffentlichte. Der Anschluss an die französische Rechte, bei Jünger zwar früh gegeben, war nach dem 2. Weltkrieg nicht nur für Armin Mohler ein Stück weit auch als eine Art kulturkämpferische Taktik der damaligen deutschen Rechten zu verstehen. Siehe noch die frühe De-Gaulle-Begeisterung Mohlers, der eine Zeitlang unter Chefredaktor Erwin Jaeckle Frankreich-Korrespondent der in Zürich erscheinenden Tageszeitung "Die Tat" war. 

RMH

16. August 2022 12:57

"Wobei indes die Franzosen selbst in politischen Texten wenn nicht über Anregungsgehalt, so doch über einen brillanten Unterhaltungswert verfügen."

Das kann man für den im Beitrag auch genannten G. Sorel meiner Meinung nach nicht unbedingt behaupten. Gut, ich habe von Sorel bislang nur eines seiner Hauptwerke, nämlich "Über die Gewalt" (Réflexions sur la violence), gelesen und da war doch auch sehr viel typisch welsches "Geschwafel" und Kenntnis-Huberei dabei und das, was man aus dem Buch mitnehmen kann, nämlich die Bedeutung des Mythos für eine politische Bewegung, kommt einem dann fast beiläufig vor. Beinhaltet das verlinkte Buch der Studientexte auch "Über die Gewalt"? Ein Inhaltsangabe bei der Anzeige mit zu veröffentlichen, schadet meiner Meinung nach nicht. "Studientexte" ist leider nicht sehr aussagekräftig.

Zusammengefasst: Ich habe vor dem Gang "ad fontes" das Buch "Der Revolutionäre Konservatismus" über Sorel von Michael Freund gelesen und habe dann im konkreten Werk "Über die Gewalt" einen inhaltlich ausschweifenden Syndikalisten, der ein sehr guter Kenner von Marx ist und einen sehr guten Instinkt für politische Prozesse hat und mithin m.M.n. keinen echten revolutionären Konservativen gefunden.

Allnichts

16. August 2022 14:23

Es ist nun schon wieder anderthalb Monate her, dass Martin Sellner seine Artikel-Serie zur Krise angekündigt hat, und ich wiederhole mich zwar, aber auch im rechten Lager werden im Grunde keine Konzepte vorgelegt. Es scheint auch keine Eile zu herrschen, man konzentriert sich auf oberflächliche politische Agitation und schaut mal, was kommt.

Und nicht nur Belltower, sondern auch mir fiel sehr negativ auf, dass Ellen Kositza im letzten Podcast meinte, "die da unten" bekämen es ja "noch und nöcher". Wer kennt sie nicht, die Unterschichten, die sich vor Geld kaum retten können. Dieses Denken, das sicherlich vor allem bei den Liberalkonservativen und Neurechten keinen Ausnahmefall darstellt, soll besser zur Volkssolidarität geeignet sein?

Die klassische Linke sowie die Rechte haben in dieser Situation jeweils eigene Vor- und Nachteile. Der grösste Vorteil der Rechten ist es, berechtigterweise als Fundamentalopposition zu gelten. Der grösste Vorteil der klassischen Linken ist es, glaubhaft die vor allem betroffenen unteren Schichten vertreten zu können und sich dabei um Fragen der Herkunft usw. keine Gedanken machen zu müssen.

Ansonsten ähneln sich die Diskussionen voller Ratlosigkeit auf beiden Seiten, nur hat man links mehr Angst vor Rechts als rechts Angst vor Links.

Laurenz

16. August 2022 15:59

Bei beiden Jutjub-Sendungen des Kanals Schnellroda möchte ich auf die beneidenswerte, ja brillante Moderation durch EL hinweisen. Es ist eine Mischung aus fundierter akademischer Kenntnis, einfacher, für jeden verständliche Sprache, Preußentum, also disziplinierte Ehrlichkeit gepaart mit Rückgrat & einer gewinnenden Empathie, die zwischen den Zeilen lesen kann. Sowas erhält man nur durch eine Sozialisierung in der DDR, Hut ab. Wer aufmerksam Herrn Dr. Markus Sanke zuhört, bemerkt, daß es sich um einen hochsensiblen Menschen handelt, in meinen Augen kein Mann für verbale Materialschlachten. Gerade hier empfand ich ELs Gesprächsführung als feinfühlig & vorbildlich.

Was Maurras angeht, so habe ich einfach wieder was gelernt. Allerdings hätte ich gerne mehr zum Königtum Maurras erfahren. Der französische Adel besteht weitestgehend aus machtopportunen & deswegen assimilierten Deutschen. Davon machen die Bourbonen keine Ausnahme. Ist das nicht ein innerer Widerspruch?

Das Gespräch zwischen den Doctores Zerbin & Tillschneider war in der Tat von enormer Konstruktivität geprägt, was ich mit auf die Moderation zurückführe. Gerade Tillschneider, den ich nicht gerade als talentierten Volkstribun & Redner schätze, hatte hier bisher Seinen besten Auftritt, von den vielen, die ich bereits gesehen habe.

Maiordomus

16. August 2022 16:16

@RMH. Den Sorel zählte ich nie zur Tradition von Chateaubriand, hatte ihn weder auf dem rechten noch konservativen Radar. Eine Rolle spielte er nach meiner schwachen Erinnerung in den Vorlesungen von Hans Barth, dem Vorgänger v. H. Lübbe. Kann mir  gut vorstellen, dass er bei für den im Vergleich zu Barrès mehr praktisch-politisch orientierten Charles Maurras eine Orientierungsgrösse werden konnte. Es dürfte wahr sein, dass man den Sorel nicht aus Interesse an französischer Literatur las, was zum Beispiel für Klassiker wie Voltaire, Rousseau, Tocqueville und andere noch zutrifft, auch für den lange nur von Linken beanspruchten Michel Foucault. Mit anderen Worten: Sorel hat mich nie interessiert. 

RMH

16. August 2022 16:51

@Maiordomus,

wie geschrieben, ich habe bislang nur "über die Gewalt" komplett gelesen und dieses Werk taugt meiner Meinung nach nicht für eine spezifisch konservative Vereinnahmung. Sorel soll aber später den Anschluss an Maurras und dessen action francaise gesucht haben und wurde später von Mussolini und anderen rezipiert. Ich selber bin über Mohlers Hinweis in seinem Standardwerk zur konservativen R. und vor allem deshalb auf ihn gestoßen, weil Sorel auch von Thomas Mann in dessen Roman "Mephisto" bei den Beschreibungen der Münchner Salons als dortiges Gesprächsthema genannt wurde. Ich vermute schwer, dass der jetzt neu herausgegebene Band Beiträge aus Sorels Spätwerk enthält. Würde das Buch in einer Buchhandlung stehen, könnte man kurz darin blättern, um zu sehen, welche Artikel aus welcher Zeit hier gesammelt sind.

Maiordomus

16. August 2022 17:01

@Laurenz, Ihr Eingehen auf die formal gepflegte Präsentation hätte in der Tat allen Beiträgen vorangestellt werden dürfen, ja müssen. Bei der "Sozialisation in der DDR" standen diese Franzosen, vielleicht mit Ausnahme Sorels, noch nicht im Vordergrund; umso beeindruckender die sich nicht nur beim Moderator ergebende vermittlungsfreudige Neugier. 

Mitleser2

16. August 2022 17:34

@Allnichts: "Der grösste Vorteil der klassischen Linken ist es, glaubhaft die vor allem betroffenen unteren Schichten vertreten zu können ..."

Welche "klassischen Linken" von irgendeiner Bedeutung gibt es denn noch? Sie meinen doch nicht etwa Wissler/Schirdewan?

 

Niekisch

16. August 2022 17:42

"auch im rechten Lager werden im Grunde keine Konzepte vorgelegt. Es scheint auch keine Eile zu herrschen, man konzentriert sich auf oberflächliche politische Agitation und schaut mal, was kommt."

@ Allnichts 16.8. 14.23: Diese Diagnose entspricht der Ansicht des Psychiaters Arno Gruen, des Psychologen Horst Obleser und Antonia Grunenbergs: Wer Fremdes induziert bekommt oder freiwillig übernimmt, dessen Eigenes wird zum Fremden in ihm selber. Entweder er verschließt es, spaltet es ab, verdrängt es oder begehrt gewaltsam auf, um dem Eigenen wieder seinen Rang in der eigenen Person zu geben. 

Die "Rechte" hat sich vom wirklich Eigenen innerlich längst verabschiedet, trauert ihm nicht einmal nach. Deswegen diese fast schamhafte und vorauseilend anpasserische Tendenz. Diese äußert sich wieder einmal und beispielhaft dadurch, daß mir eine Antwort auf @ Gracchus hier 15.8. 10:40 verweigert wurde. Da ging es ganz speziell um die Konzeption. 

Auch der werte Meister @ Maiordomus läßt das Deutschenhassertum wie bei Maurras -Verfechter von "Richelieus Testament- und Barre`s fast immer unerwähnt, so daß sich ein schiefes Bild ergibt. 

 

Kurativ

16. August 2022 19:44

Das Literaturgespräch von Kubitschek und Lehnert zu Ernst v. Salomon ist immer wieder wunderbar. Hoffentlich schauen sich das viele Schüler und Studenten im Internet an. Es ist eine völlig andere Sichtweise

RMH

16. August 2022 21:20

@Allnichts,

die sog. Rechte ist in Deutschland nach wie vor stark konservativ und ordoliberal besetzt. Der Konservativismus hat - auch im Verbund mit dem Ordoliberalismus (oft geht beides mittlerweile Hand in Hand) - nun mal seine Stärke in der Beschreibung von Ist-Zuständen, des Anstrebens von der die Natur des Menschen berücksichtigenden Zuständen statt der Veränderung/Erziehung des Menschen und er ist eben gerade keine der neuzeitlichen politischen Religionen, die mit irdischen Heilsversprechen hausieren gehen. Daher ist eine konservative Rechte in einem demokratischen Abstimmungssystem immer in einem strategischen Nachteil, denn Überbringer von Botschaften, die nicht jedem schmecken oder in denen man evtl.. gar den eigenen, alten Adam erkennt, sind selten beliebt. Es ist auch bemerkbar, dass es in der rechten - trotz aller Referenz auf Ahnen, Erbe etc. - eine starke Tendenz gibt, sich von den alten konservativ-liberalen Brummbären zu befreien. Man beschimpft sie dann als vermeintliche "Liberale" (also nach dem Maßstäben des rechten Manichäer-Milieus als absolut Böses, kurz nach der USA kommend) bei meist unpassenden Gelegenheiten und man hofft, jetzt auch irgendwie einen Mythos (an dieser Stelle darf man ernsthaft Sorel danken für seine Darlegungen), ein Heilsversprechen zu kreieren, um so beim Wähler endlich mehrheitsfähig punkten zu können.

Wahrheitssucher

16. August 2022 22:37

@ Laurenz 

Möchte Ihnen zustimmen, was die Beurteilung der Qualitäten des Erik Lehnert angeht.

Auch ich höre ihn von der Männerriege fast am liebsten. Interessant, Ihre Erklärung: die    

Sozialisierung in der DDR…

Laurenz

16. August 2022 23:05

@Niekisch @Allnichts

erbfeindlicher Antigermanismus

Ich hatte nicht umsonst nach dem König-Fetisch Maurras' gefragt. Das ist für mich historisch ein innerer Widerspruch. Die bürgerliche Bildungsschicht aus Gallo-Römern vor, während & nach der französischen Revolution hatte es nicht umsonst damit so eilig, den Adel einen Kopf kürzer zu machen. Ja, im Grunde ergibt sich daraus sogar die Erbfeindschaft. Die intellektuellen Gallo-Römer haben uns nie verziehen, daß Frankreich einen deutschen Namen trägt (La France = die Fränkische). Und die Franken sind nun mal ein germanischer Stamm. Da können französische Historiker heutzutage Charlemagne beschönigen, wie sie wollen. Die Franken beerbten die Römer bis etwa zu Napoleon III.

Gracchus

16. August 2022 23:16

Huch, wie seltsam, dass mein Eindruck von den Gesprächen mit dem von @Laurenz übereinstimmt (wobei ich, wenn es nicht gerade um ein bestimmtes Thema, das ich zur Vermeidung einer Diskussion jetzt nicht nenne, geht, mit @Laurenz gar nicht so selten übereinstimme); jedenfalls hat Lehnert sehr gut moderiert. 

Interessant (weil sich mir die Frage gestellt hat) fand ich die Aussage von Zerbin, dass die russischsprachigen Ukrainer Putin gar nicht unterstützen. Erst neulich sah ich eine Doku, wo das an sich kein Thema war, die Interviewten sagten es von sich aus (Ukrainer und ein Weissrusse), dass sie weniger russische Einmischung wollen. 

Der_Juergen

16. August 2022 23:46

Leicht off-topic, aber wichtig.

Die Augustnummer der Sezession ist enorm stark. Am meisten beeindruckt hat mich der Artikel von Eva Rex, deren Namen mir zuvor nicht geläufig war. Hier schreibt eine Frau, die über ausserordentliches Wissen sowie über die Fähigkeit verfügt, dieses Wissen brillant zu formulieren.

Gracchus

16. August 2022 23:53

Aus dem Gespräch mit dem Übersetzer Herr Sanke ist nicht so deutlich hervorgegangen, weshalb Maurras noch gelesen werden sollte. Aus historischem Interesse? Verfolgt die Rechte weiterhin einen integralen Nationalismus? Einhergehend mit religiöser Funktionalisierung? 

Auch Sie @Maiordomus sagen, er sei lesenswert, ohne Gründe dafür zu nennen. 

Maiordomus

17. August 2022 06:29

@RMH. Ihre Ausführungen über Sorel sind, das oben abrufbare Gespräch inbegriffen, im Hinblick auf meinen Einschub, Sorel hätte mich bis anhin nicht interessieren können, weiterführend. @Niekisch. Was Sie zum Deutschenhass schreiben, der in den Milieus nicht nur von Barrès u. Co. zu ihrer Zeit Standard war, wiewohl es immer bedeutende Ausnahmen gab, ist wie der in vielen Zusammenhängen feststellbare ganz normale Katholikenhass zur Zeit des Kulturkampfes usw., nicht bedeutend genug, um in einer Kurzdebatte Berücksichtigung zu finden. Auch ist es für mich selbstverständlich, dass die Russen, incl. ein grosser religiöser Denker wie Dostojewsrkij, den Jesuitismus aus perspektivisch guten Gründen abgelehnt haben. Ohne diese Voraussetzung hätte er seinen bedeutendsten Kurztext, die Legende vom Grossinquisitor, nicht geschrieben. Zum Verständnis sind aber  Spannungen zwischen westlichem und altrussischem Kirchenverständnis (vgl. den Radikalismus des Protopopen Awwakum) nur als bedingender Hintergrund für die Motivwahl zur Bedeutung. Auch der von Churchill geprägte Deutschenhass Thatchers bildet lediglich ein bedingendes Element zum Verständnis ihres für GB  prägenden politischen Profils als bedeutendste Politikerin ihres Landes, eine historische Grösse, vergleichen Sie mal mit Baerbock!  

RMH

17. August 2022 09:35

"Sozialisierung in der DDR…"

Ja, die ersten 14 Lebensjahre prägen einen so entscheidend, dass man das sogar noch bei einer Moderation knapp 33 Jahre später sofort bemerkt.

Dr. Lehnert gehört unabhängig davon zu den Besten beim IfS und der Sezession, auch, weil er Positionen zu abstrahieren und sich in andere Anschauungen hinzusetzen vermag (das können nicht alle).

Das Gespräch Zebrin/Tillschneider habe ich mir, nach dem Hinweis von G.K. auf einen meiner Beiträge, unmittelbar nach der Einstellung bei youtube angehört - weltbewegend Neues oder tiefere Einsichten wurden nicht vermittelt. Aufschlussreich war es im Hinblick auf das Schnellrodaer Milieu, also den Leuten, die zu den Veranstaltungen gehen, schon.

Mitleser2

17. August 2022 10:55

@RMH: "... eine starke Tendenz gibt, sich von den alten konservativ-liberalen Brummbären zu befreien. Man beschimpft sie dann als vermeintliche "Liberale" (also nach dem Maßstäben des rechten Manichäer-Milieus als absolut Böses, kurz nach der USA kommend) bei meist unpassenden Gelegenheiten ..."

Das ist leider bei den Neuen Rechten so, man hofiert lieber linke konkret Beiträge, wenn man zur SolPat-Fraktion gehört. Muss man nicht verstehen. Denn SolPat sollte eben nicht links sein, und wird von den Linken nie akzeptiert werden.

Zillessen

17. August 2022 11:04

Literaturgespräche: Macht doch mal eines über Curzio Malaparte! Habe diesen Sommer mit großer Begeisterung erneut "Kaputt" u. "Die Haut" gelesen. 

Allnichts

17. August 2022 11:23

Mitleser2:

Ich unterteile grob zwischen Linksliberalen, Identitätslinken, Grünen einerseits und den klassischen marxistischen Linken andererseits, mit Anarchisten und Autonomen als weitere Kategorie. Dabei gehören Wissler und die Partei Die Linke natürlich trotz allem in die zweite Schublade, zu Schirdewan kann ich nichts sagen.

Diese klassische Linke und vor allem die sozusagen wirklich klassischen Teile davon straucheln natürlich, aber das ändert nichts daran, wen sie grundsätzlich vertreten und worauf die Programmatik daher ausgelegt ist. In der Form lässt sich das weder bei den Wohlstandslinken der ersten Kategorie noch bei den Egozentrikern der dritten Kategorie finden, bei CDU und FDP ohnehin nicht, aber auch nicht beim neoliberalen Teil der AfD und ebenso wenig bei der gutbürgerlichen Neuen Rechten. Hier wären eigentlich die "Alte Rechte" bzw. allgemein alle sozial und sozialrevolutionär orientierten Kräfte der "Rechten" gefragt, doch die haben wiederum ihre ganz eigenen Schwierigkeiten, sind nicht gerade zahlreich und arbeiten auch kaum zusammen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wer sollte diesen unteren Teil der Gesellschaft, welcher vor allem und am schwersten betroffen sein wird, denn eher vertreten können als jene, die üblicherweise Linke genannt werden?

Niekisch

17. August 2022 11:57

"@Niekisch. Was Sie zum Deutschenhass schreiben, der in den Milieus nicht nur von Barrès u. Co. zu ihrer Zeit Standard war, wiewohl es immer bedeutende Ausnahmen gab,..."

@ Maiordomus 17.8. 6:29: Barre`s selber war eingestandenermaßen  -später- gewissermaßen eine Ausnahme, als er das Einsperren von deutschen Kriegsgefangenen und französischen Kollaborateuren in Konzentrationslager verurteilte. 

Ja, Thatcher war ein anderes Kaliber als die Schulsprecherin.

 

Wahrheitssucher

17. August 2022 12:04

@ Der_Jürgen

https://www.engelsdorfer-verlag.de/Rex-Eva:.:2464.html

https://www.tumult-magazine.net/post/eva-rex-rettet-den-gesunden-menschenverstand-i

https://dpg-sachsen.eu/2019/09/10/eva-rex-bei-mischmasz-am-4-9-2019-ein-bericht/

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