Sammelstelle für Gedrucktes (14)

Liest man Ulf Poschardt in der Welt oder bei Twitter, drängt sich oftmals eine spezielle Form der Fremdscham auf.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Das osten­ta­ti­ve Koket­tie­ren mit teu­ren Autos, hip­pen Jung­fe­dern, anti­deut­schen »Lieb­lings­au­toren« und erz­li­be­ra­len Zuspit­zun­gen steht, wenn man es nega­tiv aus­le­gen wol­len wür­de, für eine beson­de­re Form der Infan­ti­li­tät als Mar­ken­zei­chen. Es ist anzu­neh­men, daß die­se Spie­le­rei oft­mals eben eine sol­che ist.

Denn daß Pos­ch­ardt durch­aus zu klu­gen Gedan­ken fähig ist, beweist er von Zeit zu Zeit in sei­nen kur­zen Kom­men­ta­ren, die er im Regel­fall in sei­ner Welt dar­bie­tet, so auch in der heu­ti­gen Aus­ga­be der Axel-Sprin­ger-Tages­zei­tung (8.4.2021).

»Die klu­gen Grü­nen« titelt er da und wid­met sich der Kan­di­da­ten­kür der links­bür­ger­li­chen Avant­gar­de. Die­se fin­det in Zei­ten statt, in denen die Uni­on von einem imma­nen­ten Kor­rup­ti­ons­skan­dal zum nächs­ten tau­melt und Kanz­le­rin Mer­kel den Föde­ra­lis­mus (tem­po­rär?) zu liqui­die­ren bereit ist.

Am 19. April geben die Grü­nen dann ihren Kan­di­da­ten für die Kanz­ler­schaft bekannt:

Wäh­rend sich in den Medi­en Elo­gen auf bei­de Kan­di­da­ten sta­peln (in einem kaum erträg­li­chen Hym­nen­ton), scheint das Ren­nen offen. Mit Habeck käme ein gut und nach­denk­lich aus­se­hen­der neu­er Mann, sen­si­bel und ver­letz­lich und mit wenig Regie­rungs­er­fah­rung infra­ge, der auch schon mal an Twit­ter oder einem Video­blog­ger schei­tert. Mit Anna­le­na Baer­bock käme eine ruhig und sto­isch agie­ren­de Hand­wer­ke­rin der Macht ohne Regie­rungs­er­fah­rung in Schlag­nä­he des Kanz­ler­amts. Gegen einen robus­ten Mar­kus Söder hät­te sie wohl die bes­ten Karten.

Ob blas­ser, beschä­dig­ter Laschet oder baye­ri­scher, beschä­dig­ter Söder – die Grü­nen kön­nen ent­spannt blei­ben. Zudem sind sie

augen­blick­lich so stark in den Umfra­gen, dass die Uni­on mit ihrem Kan­di­da­ten auf Habeck oder Baer­bock reagie­ren könnte.

Sprich: Tak­tie­ren, je nach­dem, was am 19. April als Ergeb­nis zu ver­mel­den ist.

Stellt die Par­tei Habeck auf, wäre Söder der idea­le Gegen­part, der dem nied­li­chen Rede­künst­ler mit umfas­sen­der Sach­kom­pe­tenz und Regie­rungs­er­fah­rung die Show ver­mas­seln könnte.

Rea­lis­ti­scher dürf­te aber wei­ter­hin Baer­bocks Kan­di­da­tur sein, zu der Pos­ch­ardt zu sagen weiß, daß sie ein »har­tes Brot« für die Uni­on ver­kör­pern würde:

Sie ist wie ihr Vor­bild Mer­kel zäher, här­ter und auch küh­ler, als die meis­ten Bür­ger­li­chen vermuten.

Hin­zu kommt für die Grü­nen eine wohl­mei­nen­de Ten­denz des Zeit­geis­tes im all­ge­mei­nen und der deut­schen Gesell­schafts­la­ge im beson­de­ren. Tag für Tag wer­de ihnen, wie Pos­ch­ardt tref­fend notiert,

durch den öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk und ande­re Redak­tio­nen ein wuch­ti­ger PR-Spoi­ler ver­passt, der die oft wack­li­gen Argu­men­ta­tio­nen beim Trend­the­ma grü­ne Trans­for­ma­ti­on mit Trak­ti­on versah.

Die ent­schei­den­de Pas­sa­ge folgt aber erst her­nach. Sie besteht aus 18 Wör­tern, einem Satz:

Zudem ern­ten die Grü­nen jetzt, was sie über Jahr­zehn­te im vor­po­li­ti­schen Raum, in Kir­chen und NGOs gesät haben.

Allen »Nur-Real­po­li­ti­kern« und allen »Nur-Par­la­ments­pa­trio­ten« in Deutsch­land wie Öster­reich muß die­se Sen­tenz immer und immer wie­der ein­ge­bläut wer­den: Wahl­er­fol­ge ohne vor­her­ge­hen­de meta- bzw. vor­po­li­ti­sche Raum­nah­men sind allen­falls als Ein­tags­flie­gen denk­bar; nur eine kom­bi­nier­te Stra­te­gie aus Meta- und Real­po­li­tik kann Gesell­schaft und Poli­tik nach­hal­tig verändern.

Björn Höcke hat dies für das arbeits­tei­li­ge rech­te Mosa­ik aus Bür­ger­initia­ti­ven, Jugend­grup­pen, Publi­ka­tio­nen, Ver­la­gen und einer Wahl­par­tei tref­fend zusam­men­ge­faßt: Der Weg zum par­la­ments­po­li­ti­schen Erfolg führt über den vor­po­li­ti­schen Raum. Wer sich die­ser Erkennt­nis ver­wei­gert, hin­dert sich selbst an einem orga­ni­schen und damit nach­hal­ti­gen Wachstum.

– –

In Thü­rin­gen, aber auch in Bran­den­burg, Sach­sen-Anhalt oder Sach­sen, ist die­ser Höcke-Weg bereits »in der Mache«, sprich: ver­an­kert sich die AfD nicht nur als Volks­par­tei fest auf dem poli­ti­schen Tableau, sta­bi­li­siert nicht nur ihre 20-Pro­zent-Plus-Stel­lung, son­dern greift sogar aus – auf dem Weg zur stärks­ten Kraft des Ostens.

Das müs­sen auch die bei­den Jour­na­lis­ten Mar­tin Macho­wecz und Paul Mid­del­hoff eini­ger­ma­ßen zäh­ne­knir­schend ein­räu­men. In der heu­te erschei­nen­den Aus­ga­be der Wochen­zei­tung Die Zeit (15/2021, 8.4.2021) publi­zie­ren sie einen aus­führ­li­chen Bei­trag zum Erfolgs­weg der Ost-AfD: »Radi­kal regional«.

Ein­ge­lei­tet wird mit dem Nord­thü­rin­ger Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Jür­gen Pohl. Der Rechts­an­walt strebt erneut ein Man­dat in Ber­lin an; dort will er wei­ter dafür strei­ten, daß sich die AfD zu einer inte­grie­ren­den, sozi­al­pa­trio­ti­schen Volks­par­tei auch über Erfurt, Mag­de­burg und Pots­dam hin­aus entwickelt:

Seit Jah­ren kämpft er dafür, dass sich die AfD ver­än­dert. Dass sie sich mehr um die ver­meint­lich klei­nen Leu­te küm­mert, um die Kas­sie­re­rin in Gera und den Rent­ner in Neu­bran­den­burg. Dass end­lich Schluss ist mit Meu­thens markt­li­be­ra­lem Kurs. Dass die Par­tei so wird wie er selbst: lau­ter, radi­ka­ler, sozia­ler. Mehr so wie die AfD im Osten. Es könn­te gut sein, dass Pohls Zeit gekom­men ist. Und dass Meu­thens Zeit endet.

Dafür spricht in der Tat eini­ges. Man könn­te Meu­thens frap­pie­ren­den Schlin­ger­kurs in Sachen Coro­na­kri­se nen­nen; zuletzt lob­te er gar das denk­bar stren­ge Impf­re­gime Isra­els – eine abson­der­li­che Posi­tio­nie­rung aus Sicht einer Mehr­heit der in bezug auf Coro­na eher impf­skep­tisch gewo­ge­nen Parteibasis.

Man kann aber auch auf die Land­tags­wah­len im Süd­wes­ten der Repu­blik ver­wei­sen, in denen Meu­thens Getreue als Spit­zen­kan­di­da­ten ver­sag­ten, und just das tut das Zeit-Autoren­duo:

In Baden-Würt­tem­berg und in Rhein­land-Pfalz ver­lor die AfD Mit­te März jeweils ein Drit­tel der Stim­men, am Ende waren ihre Ergeb­nis­se nur noch ein­stel­lig. Wenn es noch eines Bewei­ses für die deso­la­te Lage bedurft hät­te: Das wäre er.

Dies fest­zu­stel­len, soll­te nicht zu über­trie­be­nem inner­par­tei­li­chen Tri­um­pha­lis­mus gegen­über Meu­then und sei­nen hart­nä­ckigs­ten Getreu­en um Joa­na Cotar und Alex­an­der Wolf füh­ren – aber viel­leicht bei ihnen und ihrer Mehr­heit im Bun­des­vor­stand zu einem kon­struk­tiv-selbst­kri­ti­schen Umdenken?

Denn der ost­deut­sche Weg zahlt sich wei­ter aus:

Hier hat sich die AfD auf extrem hohem Niveau sta­bi­li­siert: 23,5 Pro­zent hol­te die Par­tei 2019 bei der Wahl in Bran­den­burg, in Thü­rin­gen steht sie bei 23 Pro­zent, in Sach­sen sogar bei 26 Pro­zent. Bei den Land­tags­wah­len im Juni in Sach­sen-Anhalt und im Herbst in Thü­rin­gen zielt sie dar­auf, zweit­stärks­te Kraft zu werden.

In Sach­sen, so darf man die Zeit-Jour­na­lis­ten kor­ri­gie­ren, kratzt die Alter­na­ti­ve mitt­ler­wei­le gar an der 30-Pro­zent-Mar­ke und hat damit die CDU über­holt. Das Zwi­schen­fa­zit steht für sich:

Im Wes­ten steckt die Par­tei in der Kri­se, im Osten plant sie die Zukunft.

Ex ori­en­te lux – ein­mal mehr. Nur dort bleibt ja jener Auf­wärts­trend leben­dig, den die AfD seit den Mona­ten vor der Bun­des­tags­wahl 2017 als ein pre­kä­re Ein­heit ver­schaf­fen­des Lebens­eli­xier so bedarf. Die aus Leip­zig berich­ten­den Macho­wecz und Mid­del­hoff erfas­sen die­sen zen­tra­len Aspekt eini­ger­ma­ßen präzise:

Die AfD lebt vom Mythos des eige­nen Auf­stiegs, davon, dass sie nur ein paar Jah­re Anlauf nimmt, bevor sie in alle Ämter stürmt und das Sys­tem grund­le­gend umbaut. Die­se Erzäh­lung funk­tio­niert so lan­ge, wie die Wahl­er­geb­nis­se kon­ti­nu­ier­lich stei­gen. Aber das tun sie gera­de dort nicht mehr, wo Meu­then Ein­fluss hat: im Wes­ten. Gut mög­lich, dass ihn die­se Schwä­che im Ver­lauf des Jah­res den Job kostet.

Doch was folgt auf Meuthen?

Es sind Män­ner wie Tino Chrup­al­la, die dann mehr Macht wol­len. Chrup­al­la ist Meu­thens Co-Par­tei­chef, Maler­meis­ter, in Ost­sach­sen auf­ge­wach­sen und poli­ti­sches Zieh­kind des Ehren­vor­sit­zen­den Alex­an­der Gauland.

Man könn­te auf­grund der Bio­gra­phie sagen: ein pro­to­ty­pi­scher Leis­tungs­trä­ger aus dem Volk, wie es in der täti­gen Mit­tel­stand-Nati­on Deutsch­land so vie­le gibt; mit­hin sind es ja jene Hand­wer­ker, Selb­stän­di­ge, Arbei­ter und Klein­un­ter­neh­mer, die den Laden am Lau­fen hal­ten und Poli­ti­kern und Beam­ten ihr kri­sen­si­che­res und kon­junk­tur­un­ab­hän­gi­ges Ein­kom­men verschaffen.

Man könn­te auf­grund der Bio­gra­phie aber auch, wie AfD-Pro­mi­nenz aus dem Süd­wes­ten, ein­fach mal »ver­ges­sen«, daß man selbst stets auf steu­er­zah­l­er­fi­nan­zier­ten Stel­len saß und den lang­jäh­ri­gen Net­to­steu­er­zah­ler Chrup­al­la für feh­len­de aka­de­misch-groß­bür­ger­li­che Wei­hen angreifen:

Nur hat man dann mut­maß­lich weder einen poli­ti­schen noch einen gesell­schaft­li­chen Kompaß – und ist ver­dien­ter­ma­ßen von gestern.

Chrup­al­la trifft einen Punkt, wenn er der Zeit gegen­über bilanziert:

Wenn wir in Sach­sen mit unse­rer Art von Poli­tik über 25 Pro­zent holen und die AfD in Ham­burg mit ihrem markt­li­be­ra­len Ton es gera­de so über die Fünf­pro­zent­hür­de schafft, kann ich doch nicht sagen: Wir machen es jetzt so wie die Hamburger.

Ost­deutsch­land – das Labo­ra­to­ri­um für volks­ver­bun­de­ne Poli­tik, das müs­sen auch die Jour­na­lis­ten mit spür­ba­rem Arg­wohn konzedieren:

Jür­gen Pohl und Björn Höcke expe­ri­men­tie­ren in Thü­rin­gen mit einer “Deut­schen-Ren­te”, einem Zuschlag nur für – Über­ra­schung – Bei­trags­zah­ler mit deut­schem Pass. Der Bran­den­bur­ger Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te René Sprin­ger tüf­telt an einer Art Grund­ein­kom­men. “Sozia­le The­men sind die The­men der Zukunft für unse­re Par­tei”, sagt der Sach­se Chrupalla,

wobei zu hof­fen ist, daß er Recht behält. Das in Kal­kar erar­bei­te­te Sozi­al­pro­gramm, mit dem es sich strö­mungs­über­grei­fend arbei­ten läßt, muß end­lich ernst­ge­nom­men und der Wäh­ler­schaft bekannt gemacht wer­den; von ent­spre­chen­der Ver­mitt­lungs­ar­beit Tei­le der Par­tei­spit­zen zur eige­nen Sozi­al­po­li­tik, mit der man zu frem­deln scheint, ver­nimmt man (noch?) zu wenig.

Macho­wecz und Mid­del­hoff dia­gnos­ti­zie­ren nun Schnell­ro­das Rol­le beim anhal­ten­den sozi­al­po­li­ti­schen Wan­del in der AfD:

Einer der Vor­den­ker der AfD-Sozi­al­po­li­tik ist der Publi­zist Bene­dikt Kai­ser, der sei­ne Jugend mit­un­ter im Kreis von Neo­na­zis in Chem­nitz ver­brach­te. Heu­te arbei­tet er für den rechts­extre­men Antai­os-Ver­lag aus Sach­sen-Anhalt und hat das Buch Soli­da­ri­scher Patrio­tis­mus verfasst.

Zeit-typi­sche Begriffs­nut­zun­gen und Inter­pre­ta­tio­nen igno­rie­rend, bleibt der Ein­druck zu kor­ri­gie­ren, daß ich nur »Ein­kom­mens­schwa­che als natür­li­che Wäh­ler­kli­en­tel der Rechts­par­tei­en« iden­ti­fi­zie­re. Das sind sie frei­lich auch, aber nicht allei­ne: 28 Pro­zent der »Pre­kä­ren« wähl­ten bei der Bun­des­tags­wahl 2017 AfD, aber eben auch 20 Pro­zent der unte­ren Mit­tel­schicht (wenn man so will: »Klein­bür­ger«), die im Bereich von Selb­stän­di­gen, Arbei­tern und Ange­stell­ten aller Schat­tie­rung zu fin­den sind.

Ohne­hin ist kei­nes­wegs nur die mate­ri­el­le Ach­se wich­tig für die Wahl­ent­schei­dung. Die AfD ist auch die Kraft, die imma­te­ri­el­le Inter­es­sen ihrer Sym­pa­thi­san­ten ver­tritt, indem sie die Par­tei des Nor­ma­len, des Gewöhn­li­chen, des Nicht-Reprä­sen­tier­ten in der Gesell­schaft dar­stellt, eben jener Lebens­ent­wür­fe, die medi­al und estab­lish­ment­po­li­tisch als zu gewöhn­lich, zu spie­ßig, zu reak­tio­när usw. igno­riert, wo nicht offen ver­wor­fen werden.

Rich­tig hin­ge­gen ist der Jour­na­lis­ten Zusam­men­fas­sung des Soli­da­ri­schen Patrio­tis­mus, wonach ich dar­in »nach Ant­wor­ten des AfD-Lagers auf Digi­ta­li­sie­rung und Dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft« suche und – neben dem Modell der rela­ti­ven sozia­len Homo­ge­ni­tät – auch die rela­ti­ve eth­ni­sche Homo­ge­ni­tät affir­mie­re. Sie schließt Inte­gra­ti­ons­leis­tun­gen kei­nes­wegs pau­schal aus, favo­ri­siert ledig­lich eine anthro­po­lo­gisch nahe­lie­gen­de »lands­män­ni­sche Par­tei­lich­keit« (David Miller).

Wenig Wider­spruch also beim Fazit:

So geht Sozi­al­po­li­tik von rechts außen,

wenn­gleich das nicht im eigent­li­chen Sin­ne als »rechts außen« zu fas­sen wäre, son­dern viel­mehr eine Art Com­mon Sen­se unter gemein­wohl­ori­en­tier­ten Men­schen abbil­den sollte.

Bleibt indes zu hof­fen, daß die­se Erkennt­nis sich wei­ter durch Bun­des­par­tei und Vor­feld frißt, so wie es in den »neu­en Bun­des­län­dern« bereits weit­ge­hend der Fall sein dürfte:

In der Ost-AfD haben sie längst erkannt, dass sich mit Kai­sers Ideen Wah­len gewin­nen las­sen. Sie sind sogar über­zeugt, dass eine sozi­al aus­ge­rich­te­te Rechts­par­tei auch im Wes­ten erfolg­reich wäre. In den pre­kä­ren Vor­städ­ten von Duis­burg oder Dort­mund, so argu­men­tie­ren ost­deut­sche Par­tei­mit­glie­der, kön­ne man doch auch nicht mit Steu­er­sen­kun­gen und pri­va­ter Ren­ten­ver­si­che­rung werben.

Wich­tig zu beto­nen ist hier­bei zum einen, daß der ost­deut­sche Kurs eben nicht nur in Ost­deutsch­land funk­tio­niert. Dort wird er getes­tet, aus­ge­ar­bei­tet, geformt – aber ohne den Wes­ten wür­de der Nati­on dann doch was fehlen.

Gelän­ge es authen­tisch, kul­tu­rel­le und mate­ri­el­le Inter­es­sen von Arbei­tern und der abstiegs­be­droh­ten (oder den Abstieg fürch­ten­den) Mit­tel­schicht eben­so zu ver­tre­ten wie mas­sen­mi­gra­ti­ons­kri­ti­sche Anlie­gen hei­mat­be­wuß­ter Bür­ger aller Schich­ten, könn­te auch im Wes­ten an die Ost­er­geb­nis­se ange­knüpft werden.

Die bekann­ten rela­ti­ven AfD-Erfol­ge in Gel­sen­kir­chen, Duis­burg und Mann­heim oder auch in über­wie­gend von »Pre­kä­ren« und Arbei­tern bewohn­ten Wahl­be­zir­ken in West-Ber­lin, Ham­burg, Mün­chen und Co. unter­strei­chen die Bedeu­tung besag­ter The­se (»Je mehr Haus­hal­te aus der Unter- und Mit­tel­schicht in einem Stimm­be­zirk woh­nen, umso bes­ser schnei­det die AfD ab«, weiß die Bertelsmann-Stiftung.)

Der Blaue-FDP‑2.0‑Kurs in Tei­len West­deutsch­lands hat im Gegen­satz dazu nir­gends bewie­sen, daß er Erfol­ge ein­fah­ren kann, so man­tra­haft auch betont wird, man müs­se dies so betrei­ben, weil man andern­falls das Bür­ger­tum nicht errei­che. Nun, man erreicht es ganz offen­sicht­lich auch so nicht. Über­all, wo das längst nach links gekipp­te west­deut­sche Bür­ger­tum den poli­ti­schen Ton angibt, spie­len AfD und die poli­ti­sche Rech­te an sich kei­ne Rol­le. Die­se Jahr für Jahr bit­ter bestä­tig­te Erkennt­nis gilt es spä­tes­tens jetzt in eige­ne stra­te­gi­sche Erwä­gun­gen ein­zu­bet­ten – aus­führ­li­cher dazu hier.

Wich­tig zu beto­nen ist zum ande­ren, daß grund­sätz­li­che, volks­ver­bun­de­ne und alter­na­ti­ve Poli­tik nicht bedeu­tet, pol­ternd und vul­gär aufzutreten.

Weil man im Osten über­po­tent und über­ra­di­kal auf­tritt, ver­grault man die Wäh­ler im Westen,

fürch­tet man vie­ler­orts. Macho­wecz und Mid­del­hoff erken­nen hier­in ein »Para­dox in den AfD-Lan­des­ver­bän­den im Osten«, das sie so charakterisieren:

Da ist, einer­seits, der ste­te Wil­le, sich abzu­gren­zen, immer noch hef­ti­ger zu wüten gegen “das Sys­tem” und “die Alt­par­tei­en”. Ande­rer­seits drängt die AfD dar­auf, end­lich im Regie­rungs­ge­schäft mit­zu­mi­schen. Und die CDU-Ver­bän­de in Koope­ra­tio­nen zu ver­wi­ckeln. (…) Gera­de des­halb, sagt ein CDU-Funk­tio­när aus einem Ost-Bun­des­land, sei es ein Glück, dass die AfD im Osten so bru­tal auf­tre­te. So kön­ne die CDU-Spit­ze ihre Frak­tio­nen bei­sam­men­hal­ten – weil selbst erz­kon­ser­va­ti­ve CDU-Abge­ord­ne­te sich schüt­teln müss­ten, wenn sie sähen, was man­che ost­deut­sche AfD-Leu­te da von sich geben.

Abge­se­hen davon, daß feh­ler­haf­te bis pein­li­che Äuße­run­gen durch alle Strö­mun­gen und Lan­des­ver­bän­de der AfD gehen, par­tei­schä­di­gen­de Ver­hal­tens­wei­sen also kei­nes­wegs als »Ost-Spe­zi­fi­ka« zu klas­si­fi­zie­ren wären, bie­tet die­se Pas­sa­ge doch die Gele­gen­heit, Gewich­ti­ges in Erin­ne­rung zu rufen.

Ers­tens beinhal­tet der ide­al­ty­pi­sche (und damit auch im Osten zu ver­tie­fen­de, pro­fes­sio­na­li­sie­ren­de) »Ost­deut­sche Weg« habi­tu­el­le und inhalt­li­che Wegmarken.

Habi­tu­ell erfolgt die Besin­nung auf kla­re Kan­te und beherz­te Offen­si­ve. Das erfor­dert volks­na­hes Auf­tre­ten, aber kei­ne künst­li­che Anbie­de­rung; unmiß­ver­ständ­li­che Aus­sa­gen, aber kein Gepol­ter; kämp­fe­ri­schen Ges­tus, aber kei­ne Vul­gä­ris­men; ent­schlos­se­ne Selbst­be­haup­tung, aber kein pein­li­ches Hara­ki­ri; Dis­zi­plin nach innen und außen, aber kei­ne stu­pi­de Selbstverzwergung.

Inhalt­lich muß die Besin­nung sowohl auf die abseh­ba­ren als auch kon­tin­gen­ten Fol­gen der Coro­na­po­li­tik erfol­gen, nicht auf die schwan­ken­de Bewer­tung des Virus als sol­ches. Das erfor­dert zual­ler­erst das beherz­te Reak­ti­vie­ren des Migra­ti­ons­the­mas als ver­stär­ken­der Selbst­läu­fer für die eige­ne Kli­en­tel und das pro­duk­ti­ve Bear­bei­ten von bun­des­weit zir­ku­lie­ren­den The­men sozia­ler Sicher­heit (Ren­te, Woh­nen, Fami­li­en­po­li­tik, Kurz- und Leih­ar­beit usw.) als viru­len­ten Fel­dern kom­men­der Zei­ten, denn: »Sozia­le The­men sind die The­men der Zukunft für unse­re Par­tei.« (Chrup­al­la)

Zwei­tens bedeu­tet habi­tu­el­le und inhalt­li­che Zuspit­zung im Zei­chen einer grund­sätz­li­chen Alter­na­ti­ve für Deutsch­land nicht, daß man auf ewig Fun­da­men­tal­op­po­si­ti­on blei­ben will und muß. Wer nicht »regio­nal radi­kal« und grund­sätz­lich (gemeint ist nicht: radau­haft, hyper­ven­ti­lie­rend, pöbelnd usf.) beginnt, kann sei­ne Posi­tio­nen spä­ter nicht mehr mode­rat abschwächen.

Aber genau dies voll­zö­ge sich ohne­hin in jed­we­der Ver­hand­lungs­kon­stel­la­ti­on. Die Grü­nen machen es ein­mal mehr vor: Maxi­mal­for­de­run­gen und selbst­be­wußt-kämp­fe­ri­sches Auf­tre­ten moti­vie­ren die eige­nen Sym­pa­thi­san­ten, beein­dru­cken Wech­sel- und Nicht­wäh­ler und gefal­len »der Jugend«*; abrü­cken – zum Woh­le der Ver­hand­lungs­stim­mung mit dem even­tu­el­len Gegen­über – kann man frei­lich immer noch spä­ter. Anders­her­um geschieht bzw. funk­tio­niert das: nie.

Ohne­hin gilt ja: Die ost­deut­sche AfD befin­det sich in bezug auf Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen in beque­mer Lage. Sie kann und muß akri­bisch beob­ach­ten, was die CDU treibt und wel­che Sei­te sie ent­blößt. Dort, wo die Uni­on erneut mit den iden­ti­täts­po­li­tisch irr­lich­tern­den Grü­nen han­dels­ei­nig wird (oder, wie etwas ver­klau­su­liert in Thü­rin­gen, gar der Links­par­tei), ver­prellt die CDU wei­ter­hin kon­ser­va­ti­ve Wäh­ler­schich­ten und treibt sie end­gül­tig der AfD ent­ge­gen oder in die Wahlenthaltung.

Wird die Uni­on hin­ge­gen (eher spä­ter als frü­her) in irgend­ei­nem Bun­des­land (wie wäre es mit Sach­sen-Anhalt?) dazu nei­gen, mit der AfD eine Art Kom­pro­miß, etwa eine tole­rier­te Min­der­heits­re­gie­rung, ein­zu­ge­hen, wäre die AfD »salon­fä­hi­ger«; der von Lin­ken aller Cou­leur seit Jah­ren her­bei fabu­lier­te Tabu­bruch wäre in dem Fal­le voll­zo­gen. Vor­aus­set­zun­gen für bei­des: ein ange­mes­se­nes AfD-Ergeb­nis. Und das gibt es bis­her nur im Osten.

Übri­gens: Bereits im Juni wird in Sach­sen-Anhalt gewählt. Die AfD steht in aktu­el­len Umfra­gen bei 23 Pro­zent (Wahl 2016: 24,3 Pro­zent). Ich lege mich fest: 25 Pro­zent sind mach­bar. Die ost­deut­sche Erfolgs­ge­schich­te wird fort­ge­schrie­ben – in der »Sam­mel­stel­le für Gedruck­tes« wird pünkt­lich berich­tet werden.

– –

* Nach­trag zur Jugend: 

Der Meu­then-Kurs in Baden-Würt­tem­berg und Rhein­land-Pfalz führ­te unter ande­rem dazu, daß die AfD bei Jung­wäh­lern auf den letz­ten Platz zurück fiel, wohin­ge­gen man in Sach­sen und Thü­rin­gen die stärks­te Kraft bei den 18–30jährigen bleibt (dazu hier und hier), ja mehr noch: Die AfD in Thü­rin­gen ist in allen Alters­grup­pen zwi­schen 18 und 60 Jah­ren die füh­ren­de Par­tei, eben weil sie »radi­ka­le« (d. h.: grund­sätz­li­che, an die Wur­zel gehen­de) Arbeit mit Gras­wur­zel­stra­te­gie, per­sön­li­cher Kom­pe­tenz der Man­dats­trä­ger und fach­po­li­ti­scher Pro­fes­sio­na­li­sie­rung verknüpft.

Bei aller Ver­schie­den­heit von Ost und West, die es stets bei loka­ler und regio­na­ler Arbeit zu beden­ken gilt, spricht auch dies Bän­de über das Ver­hält­nis zwi­schen der Zukunfts­fä­hig­keit des Meu­then-Kur­ses und dem ost­deut­schen Alternativvorschlag.

Am 10. April, schon über­mor­gen also, beginnt der 12. Par­tei­tag der AfD. Man darf hof­fen, daß die Dele­gier­ten aus Nord und Süd, Ost und West den Ernst der Lage und die Bri­sanz der­ar­ti­ger Zah­len erkannt haben. Noch kann das Kri­sen­jahr 2021 zum Jahr der Alter­na­ti­ve wer­den – man muß dafür aber die rich­ti­gen Wei­chen stel­len: Dazu zählt zual­ler­erst ein reprä­sen­tie­ren­des Gesicht für den für vie­le Jah­re rich­tungs­wei­sen­den Bundestagswahlkampf.

Bedenkt man, daß Sach­sen bun­des­weit die bes­ten AfD-Ergeb­nis­se ein­fährt und schon bald die sym­bol­träch­ti­ge 30-Pro­zent-Mar­ke durch­bre­chen könn­te, drängt sich hier­bei eine Spit­zen­kan­di­da­tur Tino Chrup­al­las förm­lich auf. Man kann nur mit Wahl­ge­win­nern Erfolgs­hun­ger aus­strah­len – ambi­tio­nier­te Köp­fe aus Hes­sen und anders­wo kön­nen dann bei die­sen demü­tig und wiß­be­gie­rig in die Leh­re gehen.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (54)

Dietrichs Bern

8. April 2021 16:41

Ich halte Herrn Poschardt zugute, dass er sich in breiter Öffentlichkeit durchaus widerständig gegenüber den Anforderungen der Merkel-Grünen-FFM-Queer-BLM-Regierung zeigt - man hat ja erst beim Bild-Chefredakteur gesehen, wie schnell man mit welchen Bandagen bekämpft wird.

Deshalb muss ich ja nicht alles gut finden, was er so von sich gibt.

Ich stimme Herrn Kaiser in der Bewertung zu, dass die kleinteilige Besetzung vor-politischer Räume erstaunlich wenig Beachtung als Erfolgsrezept findet -inwieweit die AFD hier im Osten wirklich erfolgreicher ist, kann ich nicht beurteilen - fände es aber nachahmenswert.

Über den - mittlerweile auch optisch - aus der Form geratenen Herrn Meuthen ist auch alles gesagt - kaum jemand ist so in seinem Amt geschrumpft wie er und Frau Weidel.

Die restliche Analyse greift mir zu kurz und nennt nur die sattsam bekannten Ost-West -Schuldzuschreibungen - wenn man immer an der Schwelle zur Halbierung des BTW-Ergebnisses klebt, gibt es doch einiges mehr an Gründen.

Niekisch

8. April 2021 16:56

Ein wegweisender Artikel Benedikt Kaisers.

"Gelänge es authentisch, kulturelle und materielle Interessen von Arbeitern und der abstiegsbedrohten (oder den Abstieg fürchtenden) Mittelschicht ebenso zu vertreten wie massenmigrationskritische Anliegen heimatbewußter Bürger aller Schichten, könnte auch im Westen an die Ostergebnisse angeknüpft werden."

 Ich lebe mitten im Ruhrgebiet wohne und begleite die AfD von Anfang an. Es mag beachtet werden: alleine der Ruhrpott hat mehr als 1/3 der Einwohnerschaft ganz Mitteldeutschlands, zusammengesetzt aus 190 Nationen und deutschen Minderheiteninseln, mit relativ geringen Einkommen, nicht beendetem industriellem Wandel, hoher Überalterung der Restdeutschen. Er schon bietet der AfD ganz außerordentliche Chancen, die aber bisher nur unzureichend genutzt wurden. Eine Verschmelzung von Identitäts- und Sozialpolitik ansetzend im vorpolitischen Raum hat schon bei vergangenen Wahlen Ergebnisse gezeitigt, die denen in Mitteldeutschland nicht nachstehen und noch ausbaufähig sind. Eine solche Politik wird aber durch die Verantwortlichen auf der Führungsebene leider immer wieder verworfen.

Prichpl

8. April 2021 18:49

Stupendo, eccezionale, meraviglioso, Il Stimatissimo Signor Benedikt Kaiser!!!

Laurenz

8. April 2021 19:22

Mama Baerbock mag zwar Kinder haben, & denselben Macht-Instinkt, wie die Staatsratsvorsitzende, aber sie ist ungebildet & dumm. Die Tendenz, daß Deutsche Parteien dumme Machtmenschen nach vorne bringen, ist ein nationales Unglück. Wir liefern uns international damit einfach ans Messer.

Rheinlaender

8. April 2021 21:05

Ich empfehle auch den Artikel von Hedwig Richter aus der aktuellen Ausgabe der "Zeit", der eine veritable Diskursbombe darstellt. Sie kritisiert, dass der bundesrepublikanische Antifa-Staat sich auf der ständigen Flucht "weg von allem, was historisch als ‚typisch deutsch‘ identifiziert werden" kann, befinde; und dass sich "vergangenheitspolitische Dogmen" wie "schwere Brokatvorhänge zwischen die Deutschen und die Wirklichkeit" schöben. Die Deutschen müssten „endlich zu einem Staat eigener Art und eigenen Rechts“ finden, „der nicht als Cordon sanitaire der Deutschen gegen sich selbst" agiere. Leider erwähnt Richter nicht, woher sie diese Gedanken hat (Schmitt, Gehlen und auch Hinz klingen klar durch), aber dass sie nun in das publizistische Herz des Linksliberalismus vorgestoßen sind, halte ich für bemerkenswert.

Lotta Vorbeck

8. April 2021 21:52

@Rheinlaender - 8. April 2021 - 09:05 PM

Ist es völlig ausgeschlossen, daß die wackere Hedwig möglicherweise vom William Toel hat inspirieren lassen?

tearjerker

8. April 2021 23:01

Für die AfD im „Westen“ gilt es vor Allem die Öffentlichkeit zu polarisieren um neue Wähler zu erschliessen. Im „Osten“ ist die AfD schon Regional- und Nationalpartei, besonders in Sachsen (ähnlich der CSU in Bayern). Das Potential liegt ausdrücklich nicht in einem Sozialprogramm, das auf die Leute zielt, die auf die zum Verwechseln ähnlichen Inhalte der politischen Konkurrenz bereits angesprungen sind. Stattdessen gilt es Jungwähler und Nichtwähler zu gewinnen und das wird nur mit Dauerprovokation des politischen Gegners möglich sein, die dem Publikum vermitteln muss, dass der alte Betrieb kurz vor den Abriss steht.

Jan

8. April 2021 23:28

"Überall, wo das nach längst links gekippte westdeutsche Bürgertum den politischen Ton angibt, spielen AfD und die politische Rechte an sich keine Rolle."

Das Meta-Thema des 21. Jahrhunderts für Europa ist ja der demographische Niedergang bei gleichzeitiger kulturferner Massenmigration. Es muss doch jedem Wirtschaftsführer mal dämmern, dass dieses Land international nicht mehr konkurrenzfähig ist, wenn Deutschlands demographische Zukunft aus Afghanistan, Syrien, Eritrea & Co. kommt und an den Unis laufend nur noch neue Diskriminierungsopfer erfunden werden, während man anderswo die technologische Zukunft einläutet. China setzt auf Elitenauslese und experimentiert bald mit genetischer Optimierung, während man in Deutschland mindestens 30 Milliarden jährlich für die Integration von größtenteils ungebildeten Migranten aus abgehängten Ländern sinnlos verpulvert. Ist China aus der chinesischen Mentalität heraus wieder so erfolgreich geworden oder war dafür eine kulturelle Bereicherung durch Millionen Türken, Araber und Afrikaner notwendig?

Ich denke, man kann ein und dasselbe Thema mit unterschiedlichen Verpackungen unterschiedlichen Wählergruppen anbieten. Was für die Restdeutschen im Ruhrpott wichtig ist, hat für den BMW-Manager in München-Grünwald keine Bedeutung. Trotzdem kann man auch Letzterem dasselbe Kernthema verkaufen, wenn man es auf jene Kriterien zuschneidet, die für ihn wichtig sind.

Laurenz

9. April 2021 08:28

 

@tearjerker

 "Das Potential liegt ausdrücklich nicht in einem Sozialprogramm"

Sie täuschen sich.

Exakt das macht die AfD im Osten, siehe 1%-Höcke-Interview. Sie nimmt vor allem auf die gebrochenen Erwerbsbiographien Rücksicht. Desweiteren kann man nur dort neues Wählerpotential bei Nicht-Wählern erschließen, wo die Einheitsfront der größten Wählergruppe, den Nicht-Wählern, nichts mehr zu bieten hat.

@Jan

"Das Meta-Thema des 21. Jahrhunderts für Europa ist ja der demographische Niedergang bei gleichzeitiger kulturferner Massenmigration."

Auch Sie täuschen Sich. Nur bei der Massenmigration liegen Sie richtig. Ihr demographischer Niedergang ist keiner als solcher. Wie soll es in solch einem kleinen Land permanent Bevölkerungswachstum geben? Wir sind hier nicht in Wyoming mit 2 Einwohnern pro Quadrat-KM. Verabschieden Sie Sich von Ihrer nicht durchdachten Haltung. Und auch nur die Konsequenz der Massenmigration wird ein politisches Umdenken durch Betroffenheit bewirken. Täglich fallen mehr aus dem "Framing", aber das zieht sich noch eine Weile hin.

RMH

9. April 2021 08:39

@Jan,

Das Migrationsthema wird gerne und bewusst verdrängt, da man damit sich nicht die Finger schmutzig machen will.

Der sog. Westen ist vielschichtig. Das aktuell die FDP wieder ganz gut dasteht, obwohl eigentlich kurz vorm klinischen Tod gewesen, hängt auch damit zusammen, dass sie nicht in der Regierung sind und das Thema der Freiheitsrechte wegen Corona wieder hochkam. Die mir bekannten Gastronomen und auch Künstler tendieren aktuell stark zur FDP und sehen das sogar als Protest an.

RMH

9. April 2021 08:54

Fortsetzung:

Durch den Linksschwenk der Union ist Platz im freiheitlich, nationalen, durchaus auch alt-bürgerlichem Raum geworden, der auch nicht von der FDP glaubwürdig bespielt werden kann.

Ich denke Mal, so eine Art Ersatz CSU mit Anspruch auf den Erhalt der sozialen Marktwirtschaft und dem Prestige, eben noch nicht jahrezehntelang bis über beide Ohren in der Vetternwirtschaft versunken zu sein, kann langfristig klappen. Was nicht klappt, ist eine Sahra Wagenknecht mit Deutschlandfahne in der Hand. Man darf den sozial-populistischen Aspekt auch nicht überbewerten.

Was bei der AfD aktuell auffällt, ist die fehlende Fachkompetenz in den Bereichen Arbeitsrecht und echte soziale Marktwirtschaft und das fehlende Werben um kompetente Quereinsteiger.

links ist wo der daumen rechts ist

9. April 2021 09:23

Metapolitik / Widerstand

 

@BK
Zitat:
Wahlerfolge ohne vorhergehende meta- bzw. vorpolitische Raumnahmen sind allenfalls als Eintagsfliegen denkbar; nur eine kombinierte Strategie aus Meta- und Realpolitik kann Gesellschaft und Politik nachhaltig verändern.

Stimmt auf dem Papier, vollzieht man aber Fall und Niedergang der FPÖ (die ich nie gewählt habe) seit 1986 nach, ist diese Einsicht Makulatur.
Das metapolitisch bestellte Feld beackern andere, im Falle Ös halt eine neoliberal-hedonistische ÖVP.

Ort einer nachhaltigen Metapolitik aber kann und soll die Literatur sein.
Daher, gopferdammi, die Frage, warum denn die Literatur-Kommentarstränge nach kürzester Zeit geschlossen werden.
Gerade im Fall Horst Langes wäre doch so viel zu verhandeln gewesen: wie überlebe ich unter widrigsten politischen Umständen, ohne charakterlich deformiert zu werden.
Aber nein, Hausherren-Willkür obsiegt, weil manche gern im Seitenstrang-Bacherl des Hauptstromes herumpritscheln.

Laurenz

9. April 2021 09:49

@RMH

"Man darf den sozial-populistischen Aspekt auch nicht überbewerten."

Nur das Materielle bestimmt das Sein. Wohlstand ist dem Deutschen Volk wichtiger als Freiheit. Das war in den letzten 1.500 Jahren noch nie anders. Ihre Bewertung der Wählerpotentials ist falsch. Hier geht es nur darum, wer sich wie viel aus dem Kuchen abschneidet.

"Was bei der AfD aktuell auffällt, ist die fehlende Fachkompetenz in den Bereichen Arbeitsrecht und echte soziale Marktwirtschaft und das fehlende Werben um kompetente Quereinsteiger."

Das stimmt in keiner Weise. Nur die Leute, die Sie bezeichnen, haben in der Bundes-Partei nichts zu melden. 

Laurenz

9. April 2021 09:53

@links ist wo der daumen rechts ist

"die Frage, warum denn die Literatur-Kommentarstränge nach kürzester Zeit geschlossen werden."

Die Frage, die Sie bei den absolut Marktlücken füllenden Sendungen stellen, bezieht sich meist auf Autoren, die in historisch heftig umwehter Zeit gelebt haben. Dadurch lenkt sich das Thema automatisch auf den damaligen Zeitgeist. Und eine Debatte darüber ist nicht unbedingt gewünscht. Was sollte denn sonst hinter einem frühen Badeschluß stehen?

RMH

9. April 2021 10:28

Laurenz,

das platt-materialistische Feld des Neides bespielen bereits andere mit wechselndem Erfolg. Potential ist nicht nur beim Prekariat, bei dem man aber nicht sicher weiß, ob diese am Wahltag überhaupt ihren Körper zum Wahllokal bewegen werden sondern vor allem bei denen, die durchaus noch ein bisschen was haben und dies verlieren können und denen ein Verlust auch weh tut, die aber gleichzeitig die höhere Moral des Teilen-Könnens, der "Solidarität" haben, aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt. Diese Kreise wurden früher von einer konservativen, christlichen Union bedient und sind jetzt politisch Heimatlos bei gleichzeitiger, massiver Abstiegsangst - und solche Leute geben auch sicher ihre Stimmen ab. Lesen Sie einfach einmal das kommunistische Manifest. Eine der genialsten politischen Propagandaschriften der Geschichte. Dort wird auch nicht der Prolet an einer Maschine in Manchester oder in der Gosse angesprochen, sondern der Handwerker, Kleinbürger etc., also all die, die durch die aufkommende industrielle Revolution absteigen werden und proletarisiert werden. Diese galten mithin noch als Aktivierungsfähig und wurden daher angesprochen. Nicht der Bodensatz.

Benedikt Kaiser

9. April 2021 10:38

@RHM:

Das wird im Artikel, zu dem hier diskutiert wird (theoretisch jedenfalls), exakt so beschrieben:

 

Zeit-typische Begriffsnutzungen und Interpretationen ignorierend, bleibt der Eindruck zu korrigieren, daß ich nur »Einkommensschwache als natürliche Wählerklientel der Rechtsparteien« identifiziere. Das sind sie freilich auch, aber nicht alleine: 28 Prozent der »Prekären« wählten bei der Bundestagswahl 2017 AfD, aber eben auch 20 Prozent der unteren Mittelschicht (wenn man so will: »Kleinbürger«), die im Bereich von Selbständigen, Arbeitern und Angestellten aller Schattierung zu finden sind.

Ohnehin ist keineswegs nur die materielle Achse wichtig für die Wahlentscheidung. Die AfD ist auch die Kraft, die immaterielle Interessen ihrer Sympathisanten vertritt, indem sie die Partei des Normalen, des Gewöhnlichen, des Nicht-Repräsentierten in der Gesellschaft darstellt, eben jener Lebensentwürfe, die medial und establishmentpolitisch als zu gewöhnlich, zu spießig, zu reaktionär usw. ignoriert, wo nicht offen verworfen werden. (...)

Gelänge es authentisch, kulturelle und materielle Interessen von Arbeitern und der abstiegsbedrohten (oder den Abstieg fürchtenden) Mittelschicht ebenso zu vertreten wie massenmigrationskritische Anliegen heimatbewußter Bürger aller Schichten, könnte auch im Westen an die Ostergebnisse angeknüpft werden.

RMH

9. April 2021 10:55

@B.K.,

Ich bin inhaltlich näher bei Ihnen, als das in vielen meiner Beiträge rüber kommt.

Benedikt Kaiser

9. April 2021 11:08

@R.H.M.:

Freut mich, wenn es so ist, und wäre nicht schlimm, wenn es nicht so wäre; ich wollte nur samt Belegstelle darauf aufmerksam machen, daß diese Frage (Prekäre alleine? Abstiegsbedrohte/Abstieg fürchtende Mittelschicht? etc.) bereits im obigen Artikel thematisiert wird, Sie beide also nicht wieder beim Urschleim beginnen müssen. Den Eindruck hat man zumindest gelegentlich in der Kommentarspalte. 

Niekisch

9. April 2021 11:29

"dass sich "vergangenheitspolitische Dogmen" wie "schwere Brokatvorhänge zwischen die Deutschen und die Wirklichkeit" schöben. Die Deutschen müssten „endlich zu einem Staat eigener Art und eigenen Rechts“ finden, „der nicht als Cordon sanitaire der Deutschen gegen sich selbst" agiere."

 

@ Rheinlaender 8.4.21:05: das ist des Pudels Kern, den wir hier, wie ich spät, aber hoffentlich nicht zu spät, begriffen habe, hier nicht knacken.

Gustav

9. April 2021 11:37

Den Osten erobern, Mauer hoch, den Westen in seiner viel zu heißen, selbst eingebrockten Suppe verkochen lassen, Mauer runter, den -hoffentlich- geistig geheilten Reste-Westen aufpäppeln.....

Niekisch

9. April 2021 11:43

"Der Weg zum parlamentspolitischen Erfolg führt über den vorpolitischen Raum."

Zumindest müssen beide Elemente parallel laufen wie ein Konvoi auf hoher See. Dabei darf wegen feindlicher U-boote allerdings zwischen beiden Schiffen kein abhörbarer Funkverkehr herrschen. Das vorpolitische Schiff darf auf der Kommandobrücke nur kurze, klare, der gesamten Besatzung sofort verständliche Ansagen haben, einen Verhaltenskodex besitzen und diszipliniert arbeiten. Notfalls umkreist es zu dessen Schutz das parlamentarische Schiff, setzt sich vor es, lässt sich auch mal zurückfallen, um Angriffe aus dem Rücken abzuwehren.

Einen Kapitän oder Rangabzeichen gibt es nicht, jeder steht für alle Aufgaben jederzeit nach Bedarf zur Verfügung. 

 

Laurenz

9. April 2021 12:31

@RMH & BK (1)

Lese die Wahlanalysen BKs sehr genau, weil sie einfach richtig gut sind & im Detail mehr Information geben, als die des ÖRR. Vor allem werden unangenehme Schlußfolgerungen nicht, wie beim ÖRR, ausgeblendet.

Von daher mag ich Ihnen Beiden widersprechen.

Natürlich existieren auch bei der CDU die Bürgerlichen, welche die Nase von Ihrer grau-eminenten Vorsitzenden die Nase gestrichen voll haben. Aber die wählen keine Ersatz-FDP, wohin die AfD sich aktuell hinbewegt hat, was auch sofort abgestraft wurde & auch bei der BTW abgestraft werden wird, sondern, wenn, das Original. Mit dem freien Fall der Union hat sich dann auch ein Pazderski/Meuthen-Konzept mit der Union & der FDP eine Koalition zu bilden. Selbst, wenn diese beiden Parteien dazu bereit wären, gibt es für solch eine Koalition aktuell keine Mehrheit mehr.

Laurenz

9. April 2021 12:42

@RMH & BK (2)

Umso älter das Wahlvolk wird, umso Besitzstand wahrender wählt es. Das haben die letzten Landtagswahlen gezeigt. Gerade die Wähler, die noch einen Besitzstand vergegenwärtigen, wählen nostalgisch. Nur bei denjenigen, die bereits von der Substanz leben & spürbar absteigen, das betrifft aktuell vor allem Selbständige, ist, allerdings ein geringes Potential zu holen, welches sich die AfD aber mit Herrn Kubicki, der momentan in der FDP den Ton angibt, teilen muß. Das Argument BKs, daß alle diejenigen, die ein normales Lebensmodell fahren, sprich Familie, etc.pp., die geraten aufgrund einer familiären Doppelbelastung durch Arbeit auch in die materielle Bredouille. Familien haben wenig Luft Vermögen anzusparen. Und Lohnerhöhungen fangen die indirekten Steuern durch Inflation nicht ab.

Niekisch

9. April 2021 12:55

Gustav

9. April 2021 11:37

Den Osten erobern, Mauer hoch, den Westen in seiner viel zu heißen, selbst eingebrockten Suppe verkochen lassen, Mauer runter, den -hoffentlich- geistig geheilten Reste-Westen aufpäppeln.....

Werter Gustav, meldest Du mir rechtzeitig das Herunterlassen des Mauervorhangs, damit ich noch rechtzeitig vom Ruhrpott her durchschlüpfen kann. Ich melde mich dann bei Herrn Höcke mit der Bitte um Notaufnahme...

Nath

9. April 2021 12:59

"Was nicht klappt, ist eine Sahra Wagenknecht mit Deutschlandfahne in der Hand. Man darf den sozial-populistischen Aspekt auch nicht überbewerten."

Wieso soll das nicht klappen? Ihrer Aussage liegt eine weltanschauliche Bewertung zugrunde: Sie  w o l l e n die soziale Frage "auf kleiner Flamme" gehalten wissen. Das ist ihr gutes Recht, denn so, wie die biologistische Woke-Linke nur noch ein Zerrbild einer wirklichen emanzipatorischen Politikkonzeption darstellt, haben auch die Konservativen ihre frueheren Ideale verraten. Wer also die Stauss-CSU wiederhaben will, soll dafuer kaempfen, nur passt das alles nicht in einzige Partei, heisse sie AfD oder sonstwie.

Ich denke, dass Potential fuer eine patriotische Linke ist durchaus vorhanden. Wenn die Rechte sagt, "Wir muessen den Begriff der sozialen Gerechtigkeit fuer uns (zurueck)erobern", kann die Lnke durchaus kontern: "Wir muessen den Begriff der Nation fuer die Linke zurueckerobern." Es ist daran zu erinnern, dass es die Ideen der franzoesichen Revolution waren, welche Begriffe wie "nation" und "patrie" populaer machten. Anti-national dachten die reaktionaeren Klassen, also der (katholische) Klerus und der Adel. Es ist hier wie anderswo bereits daruf gemacht worden, dass Demokratie und Globalismus antagonistische Begriffe sind, waehrend Nation und Inter-Nationalismus es gerade  n i c h t sind.

Gustav

9. April 2021 13:37

@ Niekisch

Sitze noch hinter dem ungarischen Mauervorhang, muß also bei Herrn Höcke erst einmal selbst anklopfen....

Gotlandfahrer

9. April 2021 13:44

"daß Poschardt durchaus zu klugen Gedanken fähig ist..."

Blinde Hühner finden auch mal Körner. Als nächstes kommt noch, dass Sven Felix Kellerhoff durchaus zu klugen Gedanken zur deutschen Geschichte fähig ist :-)

RMH

9. April 2021 13:51

@Nath,

Ich will die soziale Frage ganz gewiss nicht auf kleiner Flamme halten, eher im Gegenteil, da damit auch die Fragen der Freiheit, des Eigentums, des Wirtschaftssystems und mehr verbunden sind und damit elementare Gerechtigkeitsthemen aufgeworfen sind. Nur sind meine Antworten darauf nicht sozialistische sondern ordo liberale und die klassische soziale Marktwirtschaft mit paritätischer Sozialversicherung etc.

Niekisch

9. April 2021 14:23

"Sitze noch hinter dem ungarischen Mauervorhang, muß also bei Herrn Höcke erst einmal selbst anklopfen...."

@ Gustav 13:37: gerne warte ich ab...Wenn ich Ihnen vor einige Jahren mal 10 Bücher nach Ungarn geschickt habe, dann kenn wir uns schon ein wenig...

Niekisch

9. April 2021 14:41

@ Nath 12:59: Herzlichen Dank für diesen Kommentar, der hoffentlich Türen aufstößt, die aufzustoßen bisher hier nicht gelungen ist.

Nath

9. April 2021 15:12

(In meinem obigen Kommentar fehlt in der drittletzten Zeile das Wort "aufmerksam".)

Dies ist wieder einmal ein Anlauf Kaisers, die soziale Dimension als untrennbar von zeitgemäßer rechter Politik aufzuzeigen. Wie nicht verwundern kann, gibt es dazu "antisozialistische" Gegenstimmen. Ich sehe zwei mögliche Grundansätze, sich mit diesem Phänomen auseinandersetzen, 1.den pragmatischen und 2., den radikalen.

Zu 1. Man akzeptiert die einstweilige Inkompatibilität des linken und des rechten Weltentwurfs, hat aber keinerlei Berührungs- bzw. Koalitionsängste in Bezug auf den politischen Gegner. Die Frage ist vielmehr, ob die Gemeinsamkeiten  zwischen den patriotischen Linken und den antikapitalistischen Rechten kleiner oder größer sind als die mit den  vermeintlich "eigenen Leuten" (also den Woke-Linken einerseits und den Marktfreunden andererseits).

Zu 2. Man nimmt den Links-Rechts-Antagonismus ernst, verfolgt ihn jedoch bis zu seiner fundamentalontologischen Wurzel (Geworfenheit des Seinkönnens) zurück, um dort die Einheit beider zu finden und besagten Gegensatz ein für allemal zu überwinden. Dieser Weg ist letztlich der einzig zielführende, aber in der Zwischenzeit (Jahrhunderte?) könnte der erstgenannte sich immerhin als Notbehelf erweisen.

Jan

9. April 2021 15:57

@ Laurenz

"Wie soll es in solch einem kleinen Land permanent Bevölkerungswachstum geben? Wir sind hier nicht in Wyoming mit 2 Einwohnern pro Quadrat-KM."

Ich sagte ja Europa, nicht explizit und exklusiv Deutschland. Die Geburtenraten sind auf dem ganzen Kontinent schwach, besonders in Italien. Frankreichs positive Demographie liegt hauptsächlich an den dortigen Migranten. Aber auch auf östlicher Seite blutet Europa aus. Die Demographie in den ehemaligen Ostblockstaaten ist mittlerweile auf tristem West-Niveau, daher konzentriert sich die Bundesregierung ja wieder verstärkt auf Migration von außerhalb Europas.

Hier nochmal ein paar Zahlen und Eindrücke zu Migration und Bevölkerungsentwicklung:

Deutschland 2010: 80 Millionen Einwohner

Deutschland 2020: 83 Millionen Einwohner

USA 2000: 282 Millionen (Wyoming: 481.000)

USA 2019: 328 Millionen (Wyoming: 579.000) 

Laurenz

9. April 2021 17:19

@Jan @Laurenz

Die Zahlen und die Bevölkerungsentwicklungen sind mir mehr bekannt als mir lieb ist. Und natürlich macht ein negatives Bevölkerungswachstum nur dann Sinn, wenn man nicht mit Gorillas auffüllt.

@Nath

"ob die Gemeinsamkeiten  zwischen den patriotischen Linken und den antikapitalistischen Rechten kleiner oder größer sind als die mit den  vermeintlich "eigenen Leuten""

Ihre "antikapitalistische" Rechte ist keine antikapitalistische. Sie stellt weder, wie die Linke, die Frage nach dem privaten Eigentum noch sieht sie das Unternehmertum als notwendiges Übel an. Die Verteilung der Gewinne, geschöpft aus dem BSP oder GDP, ist natürlich eine Frage des politischen Willens. Der politische Wille, zur Verteilung nach weiter unten, neben ganz anderen Militär-Ausgaben, existierte bis ca. 1990, ganz unabhängig von links und rechts. Insofern werden Ihre ideologischen Definitionen hinfällig.

Laurenz

9. April 2021 17:29

@Anatol Broder

"der obige Artikel sollte den anderen Autoren auf Sezession im Netz eine typographische Referenz sein"

Nicht, daß ich BK-Artikel meist nicht besonders zu schätzen wüßte, egal, ob inhaltlich oder formal, so ist die formale Frage, die Sie ansprechen eine Farce. Jemand, der aus Größenwahm (der Anti-Römer) selbst sinnvolle Regeln unserer jungen Schrift-Sprache ignoriert, sollte anderen gegenüber etwas liberaler sein. Ein Ausrufe-Zeichen dient der Ausrufung, also dem Hervorheben, verstanden? Und nicht, verstehe! Letzteres wäre nämlich eine Überforderung.

Und was haben Sie gegen Gepolter? Die Bevölkerung besteht nicht nur aus ein paar tausend Anhängern Schopenhauers. 

AmazonBesteller

9. April 2021 17:50

@ anatol broder 9. April 2021 14:38

Wie gehen Sie eigentlich mit der Auto-Korrektur in einem Smartphone um?
Das automatische Großschreiben der Substantive oder am Satzanfang muss Sie rasend machen.

 

Imagine

9. April 2021 18:33

Meuthen und Höcke sind sich ähnlicher, als es nach den innerparteilichen Fraktionierungen erscheint.

Beide kommen aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Meuthens Vater war Versicherungsvertreter, Höckes Vater beamteter Lehrer.

Beide - Meuthen und Höcke – wählten Beamtenkarrieren.

Meuthen war der Erfolgreichere.

Höcke brachte es nur zum Gymnasiallehrer. Höckes Lebensradius war während seiner Berufstätigkeit als Lehrer sehr begrenzt, von Bad Sooden-Allendorf bis Bornhagen, seinem jetzigen Wohnort, sind es gerade 16 km.

Meuthen war immerhin Universitätsassistent, hat promoviert und war anschließend Referent im Hessischen Ministerium der Finanzen und wurde danach FH-Professor.

Oberstudienrat und FH-Professor sind nun keine Top-Jobs, als Berufspolitiker verdienen beide auch ohne Nebeneinkünfte das Mehrfache, verbunden mit Statusgewinn und medialer Aufmerksamkeit.

Geht die AfD den Bach runter, bedeutet dies für Meuthen und Höcke einen tiefen Fall hinsichtlich Einkommen und Status, beide müssten in ihre subalternen Beamtenjobs zurück. Höcke würde diesen eventuell sogar verlieren.

Folglich werden beide alles Mögliche tun, die AfD über Wasser zu halten, die faulsten Kompromisse schließen und die dicksten Kröten schlucken.

Niekisch

9. April 2021 18:47

@ Nath: das von ihnen angeschnittene Thema berührt mich schon seit Jahrzehnten. Ab 1967 war ich an der Uni, lernte fokussiert alle politischen Richtungen kennen. Jeder fehlte aus meiner Sicht-wie sie es anreißen- ein wesentliches Element zur Abrundung. So ist es bis heute geblieben mit dem Unterschied, dass mir gerade die Begriffe "links" und "rechts" überhaupt keine Orientierung mehr geben, da ihre Inhalte teils entfallen sind, teils verwaschen sind, teils überlappen. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass dem eigenen Ort und den eigenen Menschen entspringende Grundanschauungen bereits durch totale biologische und mentale Überfremdung örtlich verhindert werden, gilt es m.E. ganz von vorn anzufangen, die Lage schonungslos zu analysieren und  s o d a n  n   Begrifflichkeiten eigenen Wollens zu entwickeln, die von Früherem möglichst frei sind. 

"Sozialpatriotismus" z.B. ist für mich ein abschreckendes Beispiel weltanschauliche Hilflosigkeit. Er umfasst weder systemische Gerechtigkeitsverankerung in der Gemeinschaft als Minderheit unter Fremden noch deren Verankerung in der Nation, solange sie noch wenigstens formell besteht. Gegen die Weltmacht der Auflöser aller Dinge, die jetzt in Gestalt der Grünen in die Regierung drängen, müssen ganz andere begriffliche Geschütze aufgefahren werden. 

Wer sucht sie, wer findet sie, wer hebt sie auf den Schild?

Eo

9. April 2021 19:18

@ Jan 9. April 2021 15:57

Das Deutsche Reich
hatte 1939 auf der Fläche, die heute noch Deutschland ausmacht, gerade einmal so etwa 58 Mio Einwohner ...  

Über 80 Mio auf einer
deutlich verringerten Grundfläche scheinen von daher keineswegs wünschenswert bzw. erforderlich.

 

Nath

9. April 2021 19:27

@Imagine

"Folglich werden beide alles Mögliche tun, die AfD über Wasser zu halten, die faulsten Kompromisse schließen und die dicksten Kröten schlucken.

Ihr "Folglich" geht mir zu sehr in Richtung Vulgärmaterialismus. Sie können nicht wissen, ob Höcke oder Meuthen von rein pekuniären Interessen geleitet werden. Es ist zwar möglich, bleibt aber reine Spekulation. Ich ziehe es vor, mich auf das Kritikwürdige einer bestimmten politischen Position zu fokussieren. Meuthen repräsentiert ein Ideologie-Gemisch, das unsereinem die Haare zu Berge stehen lässt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie er etwa als Rechtsaußen der Jungen Union in den siebziger Jahren geklungen hätte: Ein Loblied aufs freie Unternehmertum und das atlantische Bündnis, gewürzt natuerlich mit jeder Menge Zucht & Ordnungs-Rhetorik. Höcke halte ich zumindest für integer.

Nath

9. April 2021 20:19

@Niekisch "Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass dem eigenen Ort und den eigenen Menschen entspringende Grundanschauungen bereits durch totale biologische und mentale Überfremdung örtlich verhindert werden, gilt es m.E. ganz von vorn anzufangen, die Lage schonungslos zu analysieren und  s o d a n  n   Begrifflichkeiten eigenen Wollens zu entwickeln, die von Früherem möglichst frei sind."

Genauso ist es. Ich bedaure die Selbstzuschreibung "Neue Rechte", ganz einfach, weil man sich damit ohne Not ins Magnetfeld historisch teils überlebter, teils kompromittierter Ideologeme begibt. Ich verstehe durchaus den Reiz der darin besteht, wieder einmal die a n d e r e Seite innerhalb der vermaledeiten Dichotomie zu beziehen, also etwa statt Rousseau Burke, statt Marcuse Gehlen usw., aber in diesem Pathos des Trotzes steckt etwas zutiefst Unschöpferisches. Wie sagte Wagner so schön: "Kinder, schafft Neues! Und mehr noch als alles bloß Neue gilt der Anfang.

Imagine

9. April 2021 21:48

1/2

Der sog. vorpolitische Raum ist der ideologische Raum, welcher von den Medien und Mediatoren wie Lehrern etc. repräsentiert wird. Wer die Medien und Mediatoren beherrscht, dominiert den „vorpolitischen Raum“.

Erfolgreiche politische Bewegungen in einem Parteienstaat benötigen zweierlei
a) eine Massenbasis und
b) eine Machtbasis.

Über beides verfügt die AfD nicht. Jene politisch und ökonomisch Mächtigen, die in den 90-er Jahren noch als Gastautoren in der JF aktiv waren, haben sich von der nationalen Rechten distanziert und sind heute bei der Rechtsliberalen und Globalisten. Über politisch Mächtige, wie damals Strauß et al., verfügt die AfD nicht, über Medienmacht auch nicht und mit der Finanzmacht sieht es auch nicht besonders aus.

Die Grünen hatten initial auch keine Massenbasis, sondern ihre Aktivisten stammten aus Basisinitiativen, die eine politische Minderheit darstellten.

Aber sie hatten eine Machtbasis in Form des globalistischen Großkapitals, deren Thinktanks und deren Medien. Man denke an den „Club of Rome“, das sind die gleichen Leute wie beim WEF.

Als die Grünen und Linksalternativen politische Erfolge aufwiesen, wurden die grüne Partei von den Realos gekapert, das waren Ex-Kommunisten, Ex-Maoisten und ehemalige politische Gewalttäter. Das waren rücksichts- und skrupellose Opportunisten und Karrieristen, denen es nur um den eigenen politischen Aufstieg ging.

 

Imagine

9. April 2021 21:53

2/2

Diese grünen Realos wurden in wichtige Funktionen gebracht, in der Politik, in den Medien, in den Gewerkschaften, im Staatsapparat, in den Kirchen und in den vom Großkapital und vom Staat gesponserten NGOs.

Diese Grünen haben Positionen besetzt, die vorher von den Schwarzen dominiert wurden. Die Grünen wurden kontinuierlich zur neuen CDU/CSU.

Es ist das gleiche konservative „proletarisch-kleinbürgerliche Mischmilieu“ (Horst Baier), nur hat sich die gesellschaftliche Normalität hinsichtlich Lebensentwürfen und Lebenspraxis geändert.

In meiner angeheiraten katholisch-konservativen Spießer-Verwandtschaft in Baden-Württemberg wählen die Alten weiterhin CDU, wie zuvor ihr ganzes Leben lang, aber ihre Kinder und Enkel wählen die Grünen.

Die Jüngeren glauben zwar nicht mehr an die Hölle, aber sie glauben an die Klimakatastrophe und an die Corona-Katastrophe.

Um das grüne Milieu haben sich neue „Industrien“ gebildet. Das sind Öko-Unternehmer bis hin zu Öko-Banken, es gibt eine Migrations- und Asylindustrie etc.

Es ist ein Sammelsurium von staatlich alimentierten NGOs, Vereinen und Künstlern enstanden, die Propagandisten der herrschenden Politik sind und einen Kampf gegen Oppositionelle und Abweichler führen, gegen Migrationskritiker, gegen Corona-Kritiker und gegen „Rechte“, wobei sie diese willkürlich definieren.

Imagine

9. April 2021 22:21

@Nath   9. April 2021 19:27
„Ihr "Folglich" geht mir zu sehr in Richtung Vulgärmaterialismus. Sie können nicht wissen, ob Höcke oder Meuthen von rein pekuniären Interessen geleitet werden.“

Nein, das Finanzielle ist nicht entscheidend, für Höcke sowieso nicht. Der lebt bescheiden. Meuthen hingegen braucht Geld. Scheidungen sind eine sehr teure Angelegenheit und er lebt nicht so bescheiden wie Höcke. Bezweifle, dass er seinen Lebensstandard mit seinem kleinen FH-Professor-Gehalt aufrechterhalten kann.

Aber was wäre ein Höcke ohne die AfD?

Ein Otto Normalo, so wie er dies vor seiner AfD-Zeit war.

Durch Leistungen im literarischen oder wissenschaftlichen Bereich ist er bislang nicht in Erscheinung getreten. In der AfD ist er vor allem aufgefallen mit seinen Provokationen, die Assoziationen zum Rechtsextremismus aufkommen ließen. Er ist ein guter Redner und Agitator. Aber als Großdenker wird er von den Medien und Intelligenzschichten bislang nicht wahrgenommen.

Ohne die AfD – so die These - sind Meuthen und Höcke politisch „out“.

Imagine

9. April 2021 22:39

@Nath

„Folglich“ meint, beide haben ein Interesse, dass sich die AfD nicht spaltet, weil das das Ende der AfD und zugleich für beide das Ende ihrer Existenz als Berufspolitiker bedeuten würde. Denn keine der etablierten Parteien würde Meuthen oder Höcke eine Mitgliedschaft anbieten. So wie eine Frauke Petry kein Angebot bekommen hat.

Beide werden also versuchen, die AfD zusammenzuhalten, trotz der inkompatiblen Positionen beider Flügel, wie: Wirtschaftsliberalismus vs. Sozialpatriotismus, Frage des verfassungskonformen Verhaltens etc.

Hinsichtlich der Parteifunktionäre, also der Berufspolitiker, deren Assistenten sowie dem von der Partei bezahlten Personal, wird der Zusammenhalt der Partei vermutlich im Großen und Ganzen gelingen. Denn die profitieren von der Partei.

Aber wie wird dies von den Mitgliedern, Anhängern und Wählern aufgenommen werden?

 

Laurenz

9. April 2021 22:43

@Imagine

@Nath hat es schon bemerkt, Ihre monetäre Weltsicht auf Karrieren & eines zweifelhaften sozialen Status ist derbe daneben. Immerhin sind Meuthen & Höcke, wobei mir das vollkommen egal ist, Akademiker. Beide haben eine Berufsausbildung in der Pädagogik hinter sich, das ist mehr als die vielen Ungelernten der Alt-Parteien, wie KGE, Kühnert, Ziemiak oder gar Kurz bieten können. Georg Leber war Maurermeister & Friedrich Ebert Gastwirt, alles legitim. Warum sollte nicht ein Schuster Kanzler werden? Ihr aufflammendes Klassenbewußtsein scheint politische Psychologie als Möglichkeit der Diskreditierung gefunden zu haben, weil Ihnen wohl nichts anderes einfällt. Das sollten Sie vielleicht primär unter psychologische Beobachtung stellen.

@Nath & Niekisch

Wenn Sie Artikel & Vorträge von BK aufmerksam studiert hätten, wüßten Sie, daß BK die Termini "links oder rechts" nicht mag & nur als Arbeitsbegriffe eines allgemeinen Verständnisses wegen nutzt. Und bevor Sie diejenigen, die gearbeitet haben, kritisieren, sollten Sie, statt zu wissen, was Sie nicht wollen, Sich doch lieber überlegen, was Sie wollen & dies zu "Papier" bringen. Auf Sie Beide hat die Welt wirklich gewartet.

Laurenz

9. April 2021 22:44

@Eo @Jan

Das Deutsche Reich hatte nach dem Zusammenschluß mit Österreich ca. 70 Mio. Einwohner. 

Eo

9. April 2021 23:57

@ Laurenz  9. April 2021 22:44

Noch mal lesen.
Hab ich mich denn so mißverständlich ausgedrǘckt ?!

Niekisch

10. April 2021 11:21

...bevor Sie diejenigen, die gearbeitet haben, kritisieren, sollten Sie, statt zu wissen, was Sie nicht wollen, Sich doch lieber überlegen, was Sie wollen & dies zu "Papier" bringen. Auf Sie Beide hat die Welt wirklich gewartet."

@ Laurenz 9.4. 22:43: Sie wissen, dass ich auf meinem blog und hier immer wieder neue Begriffe, Ansätze eines "weltanschaulichen Minimums" ( lange vor dem "konservativen Minimum" Karl-Heinz Weißmanns )  Vorschläge für einen Verhaltenskodex und eine Art Manifest aus 24 Punkten vorgestellt habe. 

 

Valjean72

10. April 2021 11:57

@Eo:

Das Deutsche Reich hatte 1939 auf der Fläche, die heute noch Deutschland ausmacht, gerade einmal so etwa 58 Mio Einwohner ...  

Heute sind es sogar 83 Mio., also 25 Mio. mehr. Bemerkenswerterweise beträgt heute die Anzahl der "Deutschen ohne Migrationshintergrund" ca. 60 Mio. (Quelle: bpb.de) und entspricht somit in etwa dem Wert von 1939.

 

 

 

 

Eo

10. April 2021 12:44

@ Laurenz  9. April 2021 22:44

Noch mal lesen.
Hab ich mich denn so mißverständlich ausgedrǘckt ?!

(2. Versuch)

Waldgaenger aus Schwaben

10. April 2021 17:11

Frage in die Runde:

Wäre eine reine Höcke-AfD im Westen erfolgreicher?

Zur erwartbaren Antwort "Kurzfristig nicht, aber ... ":

Die Gegenseite, ist über den vorpolitischen Raum an die Macht gelangt, wie der Autor bemerkt:

Zudem ernten die Grünen jetzt, was sie über Jahrzehnte im vorpolitischen Raum, in Kirchen und NGOs gesät haben.

Sie kennen diesen Weg und deshalb wird im Westen im vorpolitischen Raum (Kirchen, Gewerkschaften, Vereine) sehr genau auf Linientreue geachtet. Als bekennender AfD-Anhänger, wird man da höchstens noch Zweiter Kassierer oder darf beim Dorffest die Toiletten sauber halten (Genau diesen Fall einer oststämmigen AfD-Anhängerin kenne ich aus eigener Anschauung).

 

Wenn Saat ausstreuen im vorpolitischer Raum, dann nur in eigenen Strukturen und das dauert.

Noch ein Wort zu Uwe Junge: Korpsgeist ist eine bürgerliche Tugend. Dazu gehört es  gegen andere Meinungen in der Partei sachlich argumentieren ohne öffentlich über Parteifreunde schlecht zu reden.

Der Mann war mir schon umsympathisch, bevor er damit prahlte Motorrad-Fahrer zu sein.

 

Laurenz

10. April 2021 17:49

@Eo @Laurenz 

Ja, man kann Ihren Beitrag an @Jan auch anders verstehen, richtig.

Die Agrar-Länder West- und Ostpreußen waren sicherlich dünner besiedelt, und den Berichten der Land-Junker ihrer verwalteten Güter zufolge reichte Ostpreußen bis Wladiwostok. Aber in Schlesien steigt die Bevölkerungsdichte sicherlich rapide an. Aber so sehr unterscheiden sich die Zahlen nun auch wieder nicht.

 

@Valjean72 @Eo

Sie haben vollkommen Recht. Selbst 40 Mio. Einwohner wären im heutigen Deutschland der Besiedlung genug.

In den Größen-Vorstellungen der ungebildeten pseudo-grün-linken Hanswurste muß Hitler den Krieg gewonnen haben.

Laurenz

10. April 2021 19:12

@Niekisch @Laurenz

"Sie wissen, dass ich auf meinem blog & hier immer wieder neue Begriffe, Ansätze eines "weltanschaulichen Minimums", Vorschläge für einen Verhaltenskodex & eine Art Manifest aus 24 Punkten vorgestellt habe."

Nein, wußte ich nicht.

Da hier viele einen eigenen Blog haben, sah ich davon ab, einen eigenen Blog aufzumachen. So viel Föderalismus ist in meinen Augen auch nicht notwendig, wobei nur dieser Föderalismus ein gewisses Maß an Freiheit gewährt.

Man muß einfach Reichweiten berücksichtigen. Diese bezeichnen heute den Erfolg. Trotz des recht hohen Niveaus, besitzt Schnellroda mehr Reichweite als vielen lieb ist. Noch mehr Reichweite hat unser "Love-Priest" Tim Kellner.... hier die aktuelle Kostprobe ... https://youtu.be/vzmcfoYuVdg

Im Netz habe ich so Ihren Blog auch nicht gefunden. Hier ist der Haken. Informationen müssen "verkauft" werden.

Nath

10. April 2021 19:42

@Laurenz

Ich wüsste nicht, dass ich diejenigen kritisiert hätte, die, wie Sie schreiben,  "gearbeitet haben". Mein Problem mit dem Begriff "rechts" ist vielmehr im Zweifel an dem Vorhaben begründet, weiter den ideologischen Boden des 18. und 19.Jahrhunderts zu beackern. So heterogen dasjenige bis auf den heutigen Tag geblieben ist, was sich "rechts" nennt (von den ehemaligen Royalisten bis zu den Sozialdarwinisten aller Couleur), so ist man sich doch einig in der Ablehnung 1. der Freiheit im Sinne der Selbstbestimmtheit (auto-nomia) und 2. des menschlichen Fortschritts - wobei letzteres in gewissem Sinne gerechtfertigt ist, sofern das Nach-Vorne Kommen und Nach.vorne-Schreiten (progressus) kaum mehr in diesem Wort mitgedacht wird. Es scheint daher unrettbar versehrt. Fortschritt kann aber auch heißen, dass uns das Eigentliche a u f b e h a l t e n bleibt.

Andererseits war und ist es der Materialismus bzw. Anti-Spiritualismus der Linken, der das Menschsein um die entscheidende Dimension verkürzt und daher ebenso unannehmbar bleibt (wobei die linke Religionskritik durchaus ihre validen Punkte hat). Ich denke vielmehr geistige und materielle, individuelle wie kollektive Freiheit zusammmen, verstehe sie eben nicht „liberalistisch“, sondern als Offenheit, die sich kehrig als Notwendigkeit zeigt. Grundlage für diese Haltung sind das vedantische Tat Tvam Asi (D a s bist Du) nicht weniger als die heideggersche Fassung des Menschen als Hüter des Seins.

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