Eine politische Ideologie kann nicht existieren, wenn das Paar Freund/Feind ausgelöscht wird. Sie verliert ihre Identität und kann in Zukunft nicht mehr effektiv sein. Keinen Feind zu haben, bedeutet ideologischen Selbstmord zu begehen.
Von dieser Prämisse ausgehend, versucht Dugin zu erklären, wie es dazu kam, daß der Liberalismus 2.0 (“Soros”) den Liberalismus 1.0 (“Hayek”) zum Feind erklärt hat. Er betrachtet dies als naheliegenden Schritt, da die “Dämonisierung von Putins Russland und Xi Jinpings China” fehlgeschlagen sei, und die Bekräftigung der “Existenz eines formalen, strukturierten ideologischen Feindes außerhalb der liberalen Einflusszone” dem Eingeständnis des Versagens des eigenen, unipolaren Macht- und Geltungsanspruchs gleichgekommen wäre.
“Logischerweise” mußte ein innerer Feind erscheinen, und dieser zeigte sich schließlich in der Gestalt von Donald Trump. Dieser wurde prompt einerseits als ferngesteuertes Putin-Tentakel dargestellt, andererseits als “Faschist”. Beide Unterstellungen waren “inkonsistent” und hatten keine faktische Basis.
Daraus folgt für Dugin der “wichtigste Punkt” seiner Untersuchung: Fallen die ausländischen Regime, “die sich der liberalen Ideologie in ihrer politischen Praxis widersetzen”, als geeignetes Feindbild aus, bleibt nur “ein wirklich wahrer Feind des Liberalismus übrig – der Liberalismus selbst. Um weiter voranschreiten zu können, musste der Liberalismus eine innere Säuberung durchführen.”
So entstand laut Dugin die Frontstellung zwischen Liberalismus 1.0 (national, kapitalistisch, pragmatisch, individualistisch, “gewissermaßen libertär”) und Liberalismus 2.0 (politische Korrektkeit, Cancel Culture, Genderismus & LGBT-Kult, Demokratie als Herrschaft der “progressiven” Minderheit etc.), die ich im zweiten Teil dieses Beitrags ausführlicher dargestellt habe.
Damit wurde auch der Liberalismus totalitär, denn niemand darf sich der “Freiheit”, wie sie die herrschenden Eliten definieren, widersetzen und entziehen. Wer Freiheit von ihrer Vorstellung von Freiheit verlangt (wer sich beispielsweise nicht “freiimpfen” oder von den Zwängen des “Heteronormativismus” “befreien” lassen möchte), landet im Orkus der Feinde, wo auch schon Kommunisten, Faschisten und andere Anti- und Nichtliberale wie Dugin selbst hocken.
Dieses Bild bedarf einiger Korrekturen und Ergänzungen. Dazu muß ich etwas weiter ausholen.
Nach dem Untergang der Sowjetunion tauchten neue Feinde des amerikanisch dominierten Westens auf, zunächst in Form von Diktatoren in erdölreichen Gebieten im Nahen Osten, von denen einige freilich schon vor 1989 Schurkenrollen gespielt hatten. Samuel Huntington konstatierte Mitte der neunziger Jahre, daß die Liberalisierung bzw. Amerikanisierung der Welt auf erheblichen Widerstand stoßen werde, insbesondere in islamischen Ländern, die eine starke kulturelle Identität besitzen.
Nach dem NATO-Einsatz im Kosovokrieg 1999 und “9/11” im Jahr 2001 (das eine False-Flag-Attacke war) trug der Hauptfeind des USA-Westens, routinemäßig mit “Hitler” assoziiert oder gleichgesetzt, nach der Reihe das Gesicht von Osama bin Laden, den Taliban, Saddam Hussein, Gaddafi, Ahmadinedschad, Assad oder ISIS. Ab und zu gab es auch südamerikanische, südostasiatische oder afrikanische Übeltäter, die jedoch eine geringere Rolle spielten.
Russland wurde erst unter Putin wieder zum Feindbild (der innere Verfall unter Jelzin war den USA nur willkommen), wobei dieser den Voll-Hitler-Status erst seit Beginn des laufenden Ukraine-Krieges verliehen bekommen hat. Das totalitäre und mächtige China hingegen, das zu Dissidenten und Minderheiten ziemlich unfreundlich ist, wurde in der Feindbildpflege bislang eher geschont. Niemals wurde versucht, eine “gelbe Gefahr” zu beschwören oder eine anti-chinesische Paranoia zu erwecken. Seit “Corona” gilt die Volksrepublik gar als großes, nachahmenswertes Vorbild der Pandemiebekämpfung.
Auch aus dem “Krieg gegen den Terror” wurde niemals ein “Krieg gegen den Islam”, den sich manche “Konterdschihadisten” gewünscht hätten. Im Gegenteil wurde nach 2001 die islamische Einwanderung in die westliche Welt noch vorangetrieben (nach dem Motto “invade them, invite them”) und die dadurch entstandene “Islamophobie” im Inneren eifrig bekämpft.
Nun ist es doch so, daß Dugin selbst nicht nur andauernd betont, sondern auch noch enthusiastisch begrüßt, daß diese Feinde (Russland, China, Diktatoren im Nahen Osten, Islamisten, südamerikanische Populisten etc.) auch wirkliche und nicht bloß eingebildete Feinde des US-Westens sind. Wenn äußere Feindbilder dazu dienen, nach innen Einigkeit zu schaffen, dann hat der Westen dieses Geschäft jedoch trotz aller militärischen Macht und Einsatzfreudigkeit insgesamt eher halbherzig betrieben, und das hat auch etwas mit der Verfaßtheit seines liberalen Systems zu tun.
Schon zu Zeiten des Kalten Krieges ermöglichte der Liberalismus, wie unter anderem von James Burnham in seinem Buch Begeht der Westen Selbstmord? (1964) beklagt, eine massive Infiltration der westlichen Gesellschaften, die in der illiberalen, sorgfältiger abgedichteten Sowjetunion lange Zeit kein nennenswertes Gegenstück hatte. Dafür war und ist, wie auch Huntington und Brzeziński betonten, die stärkste Waffe des amerikanisierten Westens die Anziehungskraft seiner Populärkultur und die märchenhaft wirkende Fülle seines Wohlstands und Konsumangebots. Der Westen eroberte die Welt vor allem durch Assimilierung an seinen Lebensstil.
Dieses genuin “amerikanische” Moment kommt in Dugins Analyse des “Westens” und des “Liberalismus” meiner Ansicht nach deutlich zu kurz. Die innere Mobilisierung gegen den äußeren Feind hat nach 1945 in den USA stets besser funktioniert als in Europa. Typisch amerikanisch ist dabei die extreme Moralisierung und comicshafte Vereinfachung der Politik, verbunden mit einem missionarischen Eifer, man denke etwa an Reagans “Empire of Evil” oder George W. Bushs “Achse des Bösen”.
Mit Bush II. erreichte diese Rhetorik ihren Zenit und hat seither laufend an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Der “Krieg gegen den Terror”, die militärischen Interventionen vor allem in Nahen Osten, die Politik der neokonservativen Falken, all das hat in den USA und in Europa zu einem wachsenden Mißtrauen gegenüber den herrschenden politischen Eliten beigetragen. Vertraten sie wirklich die Interessen der Völker und Nationen, die sie augenscheinlich repräsentierten? Die außerordentliche Popularität von “Verschwörungstheorien” ist Symptom dieses – sehr berechtigten – Mißtrauens.
Während die Sowjetunion für die meisten Amerikaner noch ein überzeugender Feind war, demgegenüber man sich als “Guter” und “Freier” fühlen konnte, so kann heute einem sehr großen Teil der amerikanischen Bevölkerung nicht mehr vermittelt werden, wozu amerikanische Soldaten im Nahen Osten und anderswo kämpfen und sterben sollen (ein erster empfindlicher Knacks im amerikanischen Selbstbild “Weltpolizei” war bereits durch den Vietnamkrieg erfolgt).
Und das gilt nicht nur für jene Amerikaner, bei denen durchgesickert ist, daß das offzielle “9/11”-Narrativ faul ist, daß die Lobby des “greatest ally” ein mächtiger Kriegstreiber war und ist oder daß ISIS teilweise die Rolle einer Schachfigur amerikanischer geopolitischer Interessen gespielt hat (wie heute etwa das Azov-Bataillon und ähnliche Gruppierungen in der Ukraine).
Der Appeal von Trump im Jahr 2016 hatte viel mit seinem damaligen Versprechen zu tun, die neokonservativ-globalistische Interventions- und Weltmachtpolitik, die unter Barack Obama trotz des freundlicheren linksliberalen Anstriches im wesentlichen fortgeführt wurde, im Namen des “America First” zumindest zurückzufahren. Viele sahen in ihm auch den geeigneten Mann, um ein friedlich-kooperatives Verhältnis zwischen Russland und den USA aufzubauen (daher kam auch der hartnäckige und haltlose Vorwurf einer “russian collusion”). Angeblich wollte er in seiner zweiten Amtszeit sogar aus der NATO austreten.
Er vermied die manichäische Gut-Böse-Rhetorik seiner Vorgänger und behandelte seine außenpolitischen Gegenspieler weniger als “Feinde”, denn als Rivalen, mit denen man “Deals” abschließen kann, selbst wenn sie kommunistische Diktatoren wie Kim Jong-Un sind. Seine entschiedendste Front richtete sich gegen China, das nun verstärkt mit Russland zusammenrückt.
Auch in Europa ließ das Erbe der Bush-Ära den amerikanischen Führungsanspruch und die transatlantisch orientierten Führungseliten Europa fragwürdig erscheinen. Wenn man die Rolle der USA im Nahen Osten kritisieren konnte, dann nicht minder im europäischen Osten, in der Ukraine, wo die Amerikaner gezielt eine Revolution anheizten, um das Land aus dem russischen Einflußbereich zu lösen.
Mit der Ukraine-Krise des Jahres 2014 stellte sich deshalb (erneut) die Frage nach dem Standort Europas zwischen dem transatlantischen und dem russischen Block. Der “Rechtspopulismus” befürwortete in der Regel eine friedliche Verständigung mit Russland, war NATO-skeptisch und Putin-“verstehend”, und vertrat einen europäisch eingebundenen nationalstaatlichen Souveränismus, der sich eben deshalb gegen Brüssel wandte, weil er die EU als Instrument transatlantischer und globalistischer Interessen betrachtete.
Dieser “europäische Kontinentalismus” (Algis Klimaitis) ist nach wie vor ein in ferner Zukunft liegendes Wunschbild. Europa ist ein sprachlicher, historischer und ethnokultureller Flickenteppich ohne einigende “Reichsidee”, ohne “Reichsvolk” und ohne stabile politische Identität. Augenblicklich wird es durch eine medial erzeugte, antirussische Kriegshysterie unter den Fittichen der NATO zusammengetrieben. Der äußere Feind Putin (der “neue Hitler”) hat nun in der Tat dafür gesorgt, daß der Druck auf den bevorzugten inneren Feind “Coronaleugner und Impfgegner” etwas nachgelassen hat.
Um nun den Bogen zu Dugins Argumentation zurückzuschlagen: Zweifellos hat sich die Aggression gegen den “inneren” Feind in westlichen Ländern seit geraumer Zeit verstärkt, parallel zum wachsenden Zweifel an ihrer außenpolitischen Agenda. Barack Obama wurde 2008 als eine Art “Anti-Bush” aufgebaut, und mit ihm kam das Versprechen, daß nun endlich die alten Rassenkonflikte der USA durch eine “post-rassische” Ära abgelöst werden. Das genaue Gegenteil ist eingetreten: Das Thema “Rasse” ist zur verzehrenden kulturellen und innenpolitischen Obsession der USA geworden.
Während Obama die bisherige Linie der US-Außenpolitik mehr oder weniger nahtlos weiterführte, wurde nun zunehmend der “Rassist” und der “weiße Suprematist” zum obersten, absoluten Feindbild der liberalen Eliten in den USA. Seine letzte Inkarnation ist der weiße MAGA-Trump-Wähler aus dem “Flyover”-Amerika (Dugin: aus dem republikanischen, konservativen, “traditionalistischen Heartland”) jenseits der linksliberalen, rassisch stärker durchmischten urbanen Ballungsgebiete. Was Dugin in Bezug auf die USA unter “Liberalismus 1.0” einschachtelt, kann auch demographisch als weißer angloprotestantischer Kern, der sich gegen seine ethnokulturelle Enteignung wehrt, konzeptualisiert werden.
Nun gibt es auch eine andere Erklärung, warum sich die inneren Feinderklärungen in westlichen Ländern so zugespitzt, ausgedehnt und radikalisiert haben.
Die “multipolare Ordnung”, von der Dugin spricht, ist im Grunde längst Wirklichkeit. Die USA sind schon seit langen auf dem Rückzug. Irak und Afghanistan waren außenpolitische Desaster, der anvisierte “regime change” in Syrien ist in einem langen, qualvollen Krieg versandet, Iran und Russland sind im Großen und Ganzen stabile geopolitische Blöcke geblieben, die sich der amerikanischen Expansion widersetzen. China ist nun die größte Wirtschaftsmacht der Welt, und hat die liberalen Türchen des Westens ungeniert ausgenutzt, um sich einzukaufen und ideologisch-politische Infiltration zu betreiben.
Obwohl die USA immer noch die größte Militärmacht der Welt sind, wirken sie heute außenpolitisch eher wie ein unentschlossener, desorientierter, zahnloser Tiger, mit einem gebrechlichen Präsidenten, der offenbar bereits von der Altersdemenz umschattet ist. Das aktuelle Gebrüll und Säbelgerassel gegen Russland ist zwar laut und infernalisch, aber militärisch folgen keine Taten. Das Hin- und Her um die polnischen Jets für die Ukraine gleicht einer Slapstick-Farce.
Die NATO präsentiert sich auf ihrer Netzseite mit “woker” und “diverser” Ästhetik. Die westlichen Armeen, die sich in letzter Zeit vor allem um Transvestiten- und Fraueninklusion (inklusive Panzer für Schwangere) gekümmert haben, stehen nun hilflos zappelnd vor dem Ernstfall.
Die beispiellosen und überstürzten wirtschaftlichen und kulturellen Boykotte des Westens gegen Russland wirken wie Schüsse ins eigene Knie. Das moralische “virtue signalling” erreicht neue, absurde Höhepunkte, etwa wenn ein weinerliches, deutsches Knautschgesicht namens Gauck allen Ernstes zum Frieren gegen Putin aufruft.
All das sind klare Anzeichen der Dekadenz, und wie in vergleichbaren historischen Epochen mischt sich hier Schwäche mit Grausamkeit. Das ist wohl auch ein Schlüssel zum Verständnis der wachsenden Aggression gegen die innenpolitische Opposition und Dissidenz. Sie wäre demnach eine Art Kompensation für die Schwäche nach außen.
Der Blogger Eugyppius, der sich vorrangig der Demontage des Corona-Narrativs widmet, bietet eine Analyse der Selbstauflösung des liberalen Systems an, die mir weitaus überzeugender erscheint als Dugins gleichsam begriffsgeometrisch konstruierte Thesen.
Eugyppius’ Text vom 28. 2. sei deshalb ausführlicher zitiert:
Es herrscht eine große Diskrepanz zwischen der schwächlichen, hysterischen Rhetorik der Vakzinatoren und ihren brutalen Taktiken. Die kanadischen Trucker (…) haben der Glaubwürdigkeit der Vakzinatoren zwar großen Schaden zugefügt, viel mehr, als ich für möglich gehalten hätte, und wenn Kanada schließlich seine Eindämmungspolitik zurückfährt, wird das zu einem nicht geringen Teil ihr Verdienst sein.
Dennoch sollten die Vakzinatoren nicht unterschätzt werden. Sie werden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um die finanziellen Mittel von einfachen Menschen einzufrieren, die ein paar Dollar für eine Arbeiterprotestbewegung gegen die Impfpflicht in einem der am stärksten durchimpften Länder der Welt gespendet haben.
Dieses zentrale Paradoxon der gleichzeitigen Stärke und Schwäche mag ziemlich kontraintuitiv klingen, aber ich denke, dass es auf ein Phänomen zurückzuführen ist, das ich schon ein paar Mal erwähnt habe. Es handelt sich dabei um die Diffusion der Macht von den oberen Ebenen des politischen Systems hinab in die bürokratischen Institutionen, den akademischen Bereich und sogar in die Presse.
Diese Diffusion, die in allen unseren Ländern in unterschiedlichem Maße stattgefunden hat und immer noch andauert, bedeutet, dass alle wichtigen Regierungsinitiativen auf einem breiten Konsens innerhalb der neuen politischen Eliten beruhen. Wichtige Medienorganisationen, gelehrte Gesellschaften und alle Zweige der Bürokratie arbeiten zusammen, um überall ein- und dieselbe Konsensvision zu verwirklichen.
Diese breite Zusammenarbeit setzt voraus, dass sämtliche politische Maßnahmen des Regimes eine breite Basis von mächtigen Befürwortern haben und dass der offizielle Diskurs streng kontrolliert wird. Die politischen Akteure werden dabei zunehmend von Kritik aller Art abgeschirmt. In den Ländern, in denen dieser Diffusionsprozess am weitesten fortgeschritten ist, hat das einfache Volk fast jeden politischen Einfluss verloren. Die Themen, die für das Regime am wichtigsten sind, werden einfach nicht mehr debattiert und als politisch alternativlos hingestellt.
Diese Diffusion der Macht führt zur wachsenden Entropie der staatlichen Ordnung. Indem sie die Macht in die Hände von tausend Komitees gelegt haben, statt sie zu konzentrieren, haben unsere Regierungen die Möglichkeit, strategisch und kohärent zu handeln, gegen einen Panzer getauscht, der sie vor der politischen Opposition schützen soll. (…)
Corona und Pandemien im Allgemeinen sind für diese Regime ideale Projekte, denn die Reaktion darauf gibt allen etwas zu tun. Sie sind für unsere globalisierenden Regierungen das, was für die großen Nationalstaaten zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts der Krieg war. (…)
Auch wenn eine politische Agenda einen breiten Konsens hervorruft, sind unsere Regierungen nicht mehr imstande, kohärent zu handeln. Ihrer ganzen Impfmanie zum Trotz haben es die Vakzinatoren nicht geschafft, ihr höchstes Ziel der Massendurchimpfung zu erreichen. Für jede einzelne Entscheidung waren letztlich Tausende verschiedener Personen verantwortlich, die in allen möglichen halb-ephemeren Beratungsgruppen und bürokratischen Unterausschüssen tätig waren. Es handelt sich um eine gewaltige Maschine von enormer Trägheit, und wie ich schon oft gesagt habe, kann sie niemand mehr steuern. (…)
Nur wenige Wochen nach der Unterdrückung der Trucker erlitt diese sklerotische, globalisierende politische Ordnung ihre nach Afghanistan zweite große internationale Demütigung, diesmal in der Ukraine. Hier zeigt sich ein weiterer, wichtiger Aspekt ihrer Schwäche. Sie sind immer weniger in der Lage, ihre Macht nach außen zu projizieren, und haben auch kein Interesse daran. Sie müssen all ihre Energie für die Unterdrückung der eigenen zivilen Bevölkerung aufsparen.
Deshalb haben vermeintliche einheimische Rechtsextremisten allmählich den islamischen Terrorismus als fixe Idee des Sicherheitsstaates abgelöst. In dem Maße, in dem ausländische Feinde noch existieren, müssen sie mit der inländischen Opposition in einen Topf geworfen werden, was einen Großteil der “Russia-Gate”-Hysterie in Amerika erklärt. Es gibt hier viele, viele Parallelen zu alten Warschauer-Pakt-Staaten wie der DDR, die fast ausschließlich auf die Unterwerfung der eigenen Bevölkerung ausgerichtet waren und international kaum mehr als Papiertiger waren.
Diese Schwäche hat auch Alexander Dugin erkannt. In seinem ebenfalls im Band Das Große Erwachen gegen den Great Reset abgedruckten Artikel “Amerika ist auf dem Rückzug. Wir müssen angreifen!” , erschienen einen Monat nach dem Abzug der USA aus Afghanistan (27. 9. 2021), schreibt er:
Noch nie in den letzten Jahrzehnten war die US-Politik so widersprüchlich, inkonsequent und schlichtweg erfolglos. Amerika ist schwächer als je zuvor. Und das müssen wir ausnutzen. Trump hat die Globalisierung von der Tagesordnung genommen und sich bewusst und verantwortungsbewusst auf amerikanische Themen konzentriert. Und er verhandelte in jeder Frage hart mit Vertretern der wachsenden Multipolarität. Paradoxerweise hat sich Biden als noch nützlicher für das multipolare Gemeinwesen erwiesen – er ist gerade dabei, Amerika zu zerstören, und je mehr der Globalismus quält, desto deutlicher sieht die Menschheit die Schwäche von jemandem, der noch vor kurzem behauptet hat, der unangefochtene Führer zu sein. (…)
Im Moment – solange in den USA ein Idiot an der Macht ist – hat Russland eine historische Chance, nicht nur die Multipolarität unumkehrbar zu machen, sondern auch seinen Einflussbereich fast weltweit dramatisch auszuweiten. Die Hegemonie schwindet. Ja, er ist ein verwundeter Drache, und er kann immer noch hart und schmerzhaft zuschlagen. Aber es ist eine Qual. Wir müssen uns also vor den Phantomschmerzen des Imperialismus hüten, aber wir müssen auch einen kühlen Kopf bewahren. Wir müssen uns auf eine Gegenoffensive vorbereiten. Solange die Dinge so sind, wie sie sind, ist dies unsere historische Chance. Es wäre ein Verbrechen, sie zu verpassen. Unser Imperium ist 1991 gefallen. Heute sind sie an der Reihe. Und es ist unsere Pflicht, als völlig souveräne und unabhängige geopolitische Einheit in die Geschichte zurückzukehren.
Und das läßt nun wieder trefflich mit einem weiteren Kommentar von Eugyppius über den russisch-ukrainischen Krieg verknüpfen (8. März), der ausspricht, was wohl die meisten Dissidenten im Westen denken:
Die ethnisch-ukrainische Seite dieses Konflikts wurde von dem supranationalen, globalen, imperialen Monolithen vereinnahmt, vom Kader der westlichen Eliten, die weltweit die politische, medizinische und kulturelle Orthodoxie bestimmen. Sie kontrollieren nicht nur alle großen politischen Parteien in den meisten westlichen Ländern, sondern auch globale internationale Vereinigungen, von den Vereinten Nationen über das Weltwirtschaftsforum und die Europäische Union bis hin zur NATO. Ihr Ziel ist es, Russland weiter unter Druck zu setzen, indem sie die Ukraine – einschließlich der russischsprachigen östlichen Regionen – zu einem weiteren politischen Bestandteil des amerikanischen Globalismus machen.
Dieselben westlichen Globalisten, die Russland hassen, betrachten auch uns als ihre Feinde, und ich würde raten, dies sehr ernst zu nehmen. Wir sind das nicht an ihren Block angeschlossene (non-aligned) innere Element, Russland ist das nicht an ihren Block angeschlossene internationale Element, und wenn ein Donald Trump zum Präsidenten gewählt wird, können sie sich dies nur mit russischer Einmischung erklären.
Vermutlich werden die Globalisten auch diesmal tun, was sie in den letzten Jahren immer getan haben – ihre Ziele verfehlen, aber eine Spur der Verwüstung hinterlassen:
So sehr den Globalisten die Idee gefällt, Russland mit der NATO einzukreisen, so wenig sind sie in ihren vernünftigen Momenten bereit, einen Atomkrieg zu riskieren, um den östlichsten Teil Europas zu verteidigen. Die Ukraine war für sie nur ein Spielball. Wenn ihr Wutanfall vorbei ist, werden sie anderswo einen weiteren Stellvertreterkrieg anzetteln und ein weiteres Land ruinieren; und sie werden sich auch weiterhin an den nicht angeschlossenen, nicht assimilierten Dissidenten innerhalb ihrer eigenen Grenzen abarbeiten.
–
Zur Nachlese:
Teil eins.
Teil zwei.
Teil drei.
Teil vier.
Teil fünf.
Ein Fremder aus Elea
@Feind: Mangel an eigener Bestimmtheit muß durch Abgrenzung von Fremdem ausgeglichen werden. Feind des Christentums, Judentums, Islams, Platonismus, Buddhismus, Hinduismus? Wer seine Hausaufgaben gemacht hat, muß nicht schummeln.
@Macht und Geltungsanspruch: Poliker sind zu Eintreibern der Mafia geworden, nur daß sie nicht Schutzgelder eintreiben, sondern die Beachtung ihres Anspruchs.
@Liberalismus 2.0: (SP)ecial (E)xecutive for (C)ounterintelligence, (T)errorism, (R)evenge and (E)xtortion.
@"amerikanische” Moment: Nicht wirklich, Griechenland zog Rom an, Rom das Frankenreich, Frankreich Europa und nun halt Amerika.
@extreme Moralisierung: "Moral fiber" vs. Postmoderne
@China: Reicht völlig.
@Kompensation: Nur im Sinne des oben erwähnten Anspruchs.
@Eugyppius: Auf de Schwäb'sche Eisebahne... So, du kannst de Schade zahle, warum bis d' so schnell gefahre! Du alloin bis schuld dara, daß i d'Goiß verlaure ha!
@weltweit: Wenn das irgendwas heißt, dann heißt es irgendwas ökonomisches.