Dugins “Das Große Erwachen gegen den Great Reset” (5/5)

Es folgen meine letzten Kritikpunkte an Dugins Schrift Das Große Erwachen.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Dug­ins Feind­be­stim­mung “Libe­ra­lis­mus 2.o” ist irre­füh­rend und unbrauch­bar. Um sei­nen Feind ideo­lo­gisch zu kon­stru­ie­ren, greift Dugin zu gro­ben Ver­ein­fa­chun­gen und Gleichsetzungen.

Die “Moder­ne”, der “Nomi­na­lis­mus”, der “Libe­ra­lis­mus”, der “Trans­hu­ma­nis­mus”, der “Wes­ten”, der “Gre­at Reset”, schließ­lich der Leib­haf­ti­ge selbst, all die­se Namen redu­zie­ren sich in Dug­ins Rhe­to­rik zu eher sug­ges­ti­ven als ana­ly­ti­schen Chif­fren ein- und der­sel­ben Sache.

Dabei funk­tio­niert schon die Gleich­set­zung des­sen, was er “Libe­ra­lis­mus 2.0″ nennt (“Soros”-Linksliberalismus, im Gegen­satz zu Rechts­li­be­ra­lis­mus 1.0 “Hay­ek”), mit dem Gre­at Reset nicht, denn augen­schein­lich wer­den unter die­sem Ban­ner auto­ri­tä­re und pro­to-tota­li­tä­re Herr­schafts­for­men durch­ge­setzt, die das genaue Gegen­teil von Libe­ra­lis­mus sind, wie man ihn bis­her ver­stan­den hat: Rechts­staat, Mei­nungs­frei­heit, welt­an­schau­li­cher Plu­ra­lis­mus, Schutz des Bür­gers vor Über­grif­fen des Staa­tes, “govern­ment by dis­cus­sion” usw.

Aber auch die (wenn wir Carl Schmitt fol­gen) nicht im eigent­li­chen Sin­ne libe­ra­le Auf­fas­sung von der Demo­kra­tie als “Volks­herr­schaft” der Mehr­heit, die in frei­en Wah­len ihren Wil­len kund­tut, den die Regie­rung aus­zu­füh­ren hat, wird aus­ge­he­belt. Sie gilt nun als poten­ti­ell faschis­to­ider “Popu­lis­mus”. Und wäh­rend die Gren­zen der Mei­nungs­frei­heit von “Exper­ten” und “Fak­ten­che­ckern” fest­ge­legt wer­den, sichern sich die Regie­run­gen dage­gen ab, daß irgend­ei­ne Par­tei gewählt wird, die ihr poli­ti­sches Pro­gramm grund­sätz­lich in Fra­ge stellt.

Dugin bestimmt den Libe­ra­lis­mus als bestän­di­ges Her­aus­lö­sen des Indi­vi­du­ums aus kol­lek­ti­ven Iden­ti­tä­ten. Dar­um sei der “Trans­hu­ma­nis­mus” sei­ne logi­sche Fol­ge, denn die­ser löst nun auch die kol­lek­ti­ve Iden­ti­tät “Mensch” auf.

Dugin erkennt zwar, daß dies zu dem dia­lek­ti­schen Schritt führt, auch die Indi­vi­dua­li­tät des Indi­vi­du­ums auf­zu­lö­sen, denn am Ende blie­be nur mehr ein pro­gram­mier­ba­res “Divi­diuum”, also etwas “Teil­ba­res”, das “aus aus­tausch­ba­ren Tei­len besteht”, wie eine Maschi­ne. Aber eben dar­um kann von “Libe­ra­lis­mus” nicht mehr sinn­vol­ler­wei­se die Rede sein.

Und was nun den “Indi­vi­dua­lis­mus” angeht, der im west­li­chen Men­schen nun­mal stär­ker ver­an­kert ist als im öst­li­chen (ver­mut­lich auch gene­tisch), so wird auch die­ser zuneh­mend ein­ge­dämmt. Die­se bedrü­cken­de Wahr­neh­mung drückt sich etwa im “NPC”-Meme aus. Wir sind heu­te Zeu­gen einer rasan­ten Kol­lek­ti­vi­sie­rung und Gleich­schal­tung der Gesellschaft.

Durch den Gre­at Reset wird also auch die west­li­che Welt Tag für Tag immer weni­ger libe­ral und immer weni­ger individualistisch.

Schon aus die­sem Grund ist die Vor­stel­lung einer Bewe­gung des “Gro­ßen Erwa­chens gegen den Gre­at Reset”, die unter anti­li­be­ra­len und anti­in­di­vi­dua­lis­ti­schen Vor­zei­chen antritt, völ­lig absurd. Wir kön­nen die­ses Mons­ter nicht über­bie­ten, was Illi­be­ra­li­tät und Anti-Indi­vi­dua­lis­mus angeht. Was uns noch vom Libe­ra­lis­mus und Indi­vi­dua­lis­mus übrig­ge­blie­ben sind, ist heu­te die ein­zi­ge Waf­fe, die wir noch gegen die voll­kom­me­ne Über­nah­me des tota­li­tä­ren Glo­ba­lis­mus haben.

Was hat nun aber Dugin als erklär­ter Anti­li­be­ra­ler und Anti-Indi­vi­dua­list dage­gen ein­zu­wen­den? Sind die Mit­tel des Tota­li­ta­ris­mus für ihn legi­tim, solan­ge der Zweck stimmt? Wäre eine rus­sisch-impe­ria­le-ortho­do­xe Über­wa­chungs­dik­ta­tur für ihn in Ord­nung, oder gar wünschenswert?

Auf wel­cher Grund­la­ge schreibt er denn Sät­ze wie diesen? :

Es ist fas­zi­nie­rend zu sehen, wie sich die west­li­chen Demo­kra­tien ange­sichts einer Pan­de­mie rasch in geschlos­se­ne tota­li­tä­re Gesell­schaf­ten ver­wan­deln, die auf all­ge­gen­wär­ti­ger Über­wa­chung, dem Abbau von Bür­ger­rech­ten und Frei­hei­ten und einem immer här­te­ren Sys­tem der Unter­drü­ckung basieren.

Wie lau­tet sei­ne anti­li­be­ra­le Argu­men­ta­ti­on gegen “Abbau von Bür­ger­rech­ten und Frei­hei­ten”, “Unter­drü­ckung” und “all­ge­gen­wär­ti­ge Über­wa­chung”? Und wenn Dugin all dies prin­zi­pi­ell ver­werf­lich fin­det, war­um kri­ti­siert er die­sel­ben Vor­gän­ge nicht auch in Ruß­land oder erst recht in China?

Chi­na ist einer der größ­ten Trend­set­ter in Sachen tech­no­lo­gi­scher Über­wa­chung und Steue­rung der eige­nen Bevöl­ke­rung. Chi­na hat die “Pan­de­mie” seit Anfang an benutzt, um ver­schie­de­ne Metho­den der tota­li­tä­ren Kon­trol­le der Bevöl­ke­rung aus­zu­tes­ten. Chi­na expe­ri­men­tiert genau­so mit dem Trans­hu­ma­nis­mus und der gene­ti­schen Mani­pu­la­ti­on wie west­li­che Län­der, und dies ver­mut­lich mit weni­ger Gewissenshemmungen.

Davos Agen­da 2022

Chi­na ist ein enger Part­ner des WEF und erfährt dort hohe Wert­schät­zung. Schwab stell­te Xi Jin­ping, den Eröff­nungs­red­ner des Davos-Tref­fen 2022, mit fol­gen­den Wor­ten vor:

Es ist mir eine beson­de­re Ehre und ein gro­ßes Pri­vi­leg, Sei­ne Exzel­lenz Xi Jin­ping, Prä­si­dent der Volks­re­pu­blik Chi­na, zur Eröff­nung der Davo­ser Agen­da-Woche vorzustellen.

Chi­na hat unter Ihrer Füh­rung bedeu­ten­de wirt­schaft­li­che und sozia­le Errun­gen­schaf­ten erzielt. Sie haben das his­to­ri­sche Ziel erreicht, in jeder Hin­sicht eine gemä­ßigt wohl­ha­ben­de Gesell­schaft zu werden.

Ich glau­be, dies ist der bes­te Zeit­punkt für Staats- und Regie­rungs­chefs, zusam­men­zu­kom­men und gemein­sam dar­an zu arbei­ten, dass die Welt inklu­si­ver, nach­hal­ti­ger und wohl­ha­ben­der wird.

Chi­na hat nach­weis­lich, unter ande­rem durch sei­nen Ein­fluß auf die WHO, erheb­lich dazu bei­getra­gen, daß sich das Lock­down-Modell im Wes­ten durch­set­zen konn­te. Der Gre­at Reset wäre also ohne die Bei­hil­fe (Kom­pli­zen­schaft?) Chi­nas nicht mög­lich gewesen.

Und nicht nur das: Chi­na ist aus­drück­lich eines der größ­ten Vor­bil­der der Archi­tek­ten des Gre­at Reset, die schon im Früh­jahr 2020 davon geschwärmt haben, wie groß­ar­tig die Volks­re­pu­blik die Pan­de­mie in den Griff bekom­men und wie gründ­lich sie die “medi­zi­ni­sche Des­in­for­ma­ti­on” bekämpft hat. Sie haben Chi­na gera­de­zu dar­um benei­det, daß es in der Lage ist, radi­ka­le “Lock­downs” zu ver­hän­gen, die man im libe­ra­len Wes­ten lei­der nur ver­gleichs­wei­se halb­her­zig durch­füh­ren kann.

Und schließ­lich ist Chi­nas “Sozi­al­kre­dit­sys­tem” offen­sicht­lich die Blau­pau­se für die “digi­ta­le Iden­ti­tät” für Jeder­mann, ein Lieb­lings­pro­jekt von Bill Gates, Klaus Schwab und ande­ren glo­ba­lis­ti­schen Akteuren.

Irri­tiert liest man nun bei Dug­ins Aus­füh­run­gen über den “sani­tä­ren Tota­li­ta­ri­mus” und die “bio­po­li­ti­sche Dika­tur”, die im Zuge der “Pan­de­mie” instal­liert wird:

So ent­deckt eine euro­päi­sche Demo­kra­tie nach der ande­ren, dass Gesund­heits­dik­ta­tur und “pan­de­mi­scher Natio­nal­so­zia­lis­mus” sehr geeig­ne­te For­men des Regie­rens sind. Wo Demo­kra­tie Debat­te, Dis­kus­si­on, Eini­gung und Kom­pro­miss bedeu­tet, kön­nen Kran­ken­wa­gen­si­re­nen und Poli­zis­ten mit Gas­mas­ken die Ent­schei­dungs­fin­dung und Umset­zung wesent­lich erleich­tern. Der Sani­tär­fa­schis­mus erweist sich als pro­fi­ta­bel, bil­lig und effektiv.

Der Preis für die Bequem­lich­keit der Eli­ten ist die flä­chen­de­cken­de Errich­tung eines KZ-Pan­op­ti­kums, das nicht ein­mal in das Pri­vat­le­ben, son­dern in den bio­lo­gi­schen Orga­nis­mus des Men­schen ein­dringt. Sen­so­ren durch­drin­gen Kör­per, die trans­pa­rent wer­den – nackt für die Gesamt­heit der elek­tro­nisch-medi­zi­ni­schen Kontrolle.

Wenn sich die­se Ten­den­zen fort­set­zen, was höchst­wahr­schein­lich der Fall sein wird, da ein Ende der Pan­de­mie nicht in Sicht ist, wer­den wir vor einer ein­zi­gen Wahl ste­hen: Wel­ches Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger sol­len wir wäh­len – das natio­na­le Lager, in dem unse­re Kör­per in das tota­le Über­wa­chungs­sys­tem eines sou­ve­rä­nen Staa­tes inte­griert wer­den, oder das glo­ba­lis­ti­sche Netz­werk, das über die Köp­fe der natio­na­len Ver­wal­tun­gen hin­weg ope­riert. Kön­nen wir etwas ande­res wäh­len als ein “nack­tes Leben” in einem natio­na­len oder glo­ba­len Gefäng­nis? Mei­ner Mei­nung nach nicht. Es gibt für uns nichts ande­res zu tun. Was mei­nen Sie dazu?

Vor allem der letz­te Absatz genügt in mei­nen Augen, um den gan­zen Rest die­ser Schrift völ­lig zu diskreditieren.

Der ein­zi­ge Unter­schied zwi­schen dem Wes­ten auf der einen und Chi­na und Ruß­land auf der ande­ren Sei­te wäre dem­nach, daß die Rus­sen und Chi­ne­sen wenigs­tens in einem “natio­na­len” KZ leben dür­fen, statt einem “glo­ba­lis­ti­schen”.

Wenn es nur noch dar­um geht, das pas­sen­de KZ zu wäh­len, was sol­len dann noch all die schö­nen Wor­te über den Kampf für die “Mensch­heit”, für “Frei­heit und Gerech­tig­keit”? Was soll die Gegen­über­stel­lung von bösen “Libe­ra­len” und dem “viel­fäl­ti­gen” Rest, der noch nicht ent­wur­zelt ist, was soll das gan­ze apo­ka­lyp­ti­sche Kat­echon­ten- und Endkampfgerede?

 

Man sehe noch genau­er hin. War­um gibt es für Dugin “für uns nichts ande­res zu tun”? Na, weil “ein Ende der Pan­de­mie nicht in Sicht” ist! Die­ses Ende hängt jedoch schlicht und ein­fach davon ab, ob die Mäch­ti­gen gewillt sind, ihr Nar­ra­tiv zu ändern. Dug­ins zwei­deu­ti­ge Hal­tung zur Coro­na­kri­se, sei­ne Akzep­tanz des Pan­de­mien­ar­ra­tivs, schnappt hier zu wie eine Falle.

Aber das ist noch nicht alles. Eine schie­fe Sicht bringt die nächs­te hervor.

Dug­ins Defi­ni­ti­on des “Gre­at Reset” ist unzu­rei­chend. Der von ihm beton­te “Trans­hu­ma­nis­mus” der “vier­ten indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on” ist nur ein Aspekt unter vie­len, die sich unter die­sem Schirm­be­griff fin­den, und ich den­ke, daß er nicht ein­mal der wich­tigs­te ist.

Was nun genau unter die­sem “Gro­ßen Neu­start” (oder “Umbruch”) zu ver­ste­hen ist, und mit wel­chen Mit­teln er erreicht wer­den soll, ist schwer auf einen Nen­ner zu brin­gen. Vie­les liegt noch im Nebel der Spe­ku­la­ti­on. Das Untier, das wir hier vor uns haben, hat noch kei­nen Namen.

Es wur­de bis­lang eben­so als “Kom­mu­nis­mus” und “Faschis­mus” wie auch als “Liberalismus/Kapitalismus” titu­liert, womit die Schub­la­den aller drei poli­ti­schen Theo­rien durch­de­kli­niert wären. Man­che Kom­men­ta­to­ren wir­ken dabei wie die blin­den Mön­che aus dem asia­ti­schen Gleich­nis, von denen jeder nur einen Teil des Ele­fan­ten zu packen bekommt.

Nor­bert Haer­ing spricht von einem “bun­ten Strauß von eng inein­an­der­grei­fen­den Pro­gram­men”, die eine umfas­sen­de und tief­grei­fen­de Welt­ver­bes­se­rung bewir­ken sol­len, ganz nach dem Mot­to des WEF: “Com­mit­ted to impro­ving the sta­te of the world”.

Zu den behaup­te­ten Zie­len zäh­len die “gerech­te­re” Ver­tei­lung von Res­sour­cen und Gütern, der Schutz vor allen nur erdenk­li­chen Risi­ken und Gefah­ren, sowie die Bekämp­fung von “sozia­ler Ungleich­heit”, Umwelt­ver­schmut­zung, Kli­ma­wan­del, Armut und Krank­hei­ten. Im Zuge des­sen unter­stützt das WEF auch Femi­nis­mus, “gen­der equa­li­ty”, “LGBTI inclu­si­on” sowie die “kri­ti­sche Rassentheorie”.

Pro­gram­me, die in der Pra­xis jedoch die “auto­ma­ti­sier­te Len­kung und Über­wa­chung der Welt­be­völ­ke­rung” (Haer­ing) vor­aus­set­zen und per­fek­tio­nie­ren wür­den, denn es ist das letzt­lich das (Konsum-)Verhalten (und daher auch das Den­ken) der Men­schen, das gesteu­ert wer­den muß, um die­se anvi­sier­te “Nach­hal­tig­keit” und “Gerech­tig­keit” zu erreichen.

Zu die­sem Zweck ist auch die per­ma­nen­te Erzeu­gung von Angst not­wen­dig. Man sagt etwa: Nur, wenn “wir” das und das tun (oder nicht tun), kön­nen “wir” uns und die Welt und die Mensch­heit vor einer Seu­che oder dem “Kli­ma­kol­laps” oder dem “Haß” oder was auch immer retten.

Das WEF prä­sen­tiert den Gre­at Reset mit pseu­do­ho­lis­ti­schen Kreis­dia­gram­men und ermü­den­den, phra­sen­ge­bläh­ten Pro­gramm­schrif­ten und Absichts­er­klä­run­gen, in denen nur ab und zu die Bocks­fü­ße aufblitzen.

Beson­ders berüch­tigt sind die Kurz­vi­de­os des WEF-Forums, in denen dys­to­pi­sche Sze­na­ri­en als wun­der­sa­me Zukunfts­ver­spre­chen prä­sen­tiert wer­den:“Du wirst nichts besit­zen, und du wirst glück­lich sein”, wäh­rend Mini­droh­nen dir die Ama­zon­pa­ke­te mit den Waren, die du gemie­tet hast, sanft vor die Haus­tü­re legen, 3D-Dru­cker künst­li­che Her­zen oder syn­the­ti­sches Fleisch her­stel­len, NASA-Über­wa­chungs­sen­so­ren dich anhand dei­nes Puls­schlags iden­ti­fi­zie­ren und dei­ne Kin­der vor einem Bild­schirm durch all­wis­sen­de Log­arith­men erzo­gen werden.

Der Weg in die­se Schö­ne Neue Welt soll über den soge­nann­ten “Stake­hol­der-Kapi­ta­lis­mus” füh­ren. Die­se refor­mier­te und geläu­ter­te Art des Kapi­ta­lis­mus soll das nack­te Pro­fit­den­ken (vul­go den “frei­en Markt” nach der alten kapi­ta­lis­ti­schen Schu­le von Mil­ton Fried­man & Co) ablö­sen und die Kon­zer­ne dazu ver­pflich­ten, die Inter­es­sen mög­lichst all ihrer “Teil­ha­ber” (stake­hol­der) zu berück­sich­ti­gen und zu befriedigen.

Schwab wur­de 2007 befragt, wer denn die “Stake­hol­der” des WEF sei­en. Er prahl­te, wen er alles an Bord und in der Tasche habe: Unter­neh­men, Poli­ti­ker, Regie­run­gen, NGOs, Gewerk­schaf­ten, “Exper­ten und Wis­sen­schaft­ler”, Uni­ver­si­tä­ten, “Sozi­al­un­ter­neh­mer”…

Ein “Stake­hol­der” kann mit ande­ren Wor­ten prak­tisch jeder sein, dem man in irgend­ei­ner Wei­se ein “Inter­es­se” oder eine “Teil­ha­be” an den Pro­duk­ten oder Akti­vi­tä­ten eines Kon­zerns unter­stel­len kann: Ange­stell­te und Part­ner, Kon­su­men­ten, die Regie­rung eines Lan­des oder “die Gesell­schaft” als Gan­zes. In der PR-Ver­si­on wird dar­aus ein “grü­ner”, “ver­ant­wor­tungs­vol­ler”, “fai­rer” und “nach­hal­ti­ger” Kapi­ta­lis­mus, der um das Wohl aller besorgt ist und nicht bloß sich selbst berei­chern will.

Jede Fir­ma prä­sen­tiert sich heu­te so, gro­ße wie klei­ne. Sogar Waf­fen­pro­du­zen­ten legen heu­te Wert dar­auf, daß sie als “nach­hal­tig”, “sys­tem­re­le­vant” und “demo­kra­tisch” wahr­ge­nom­men werden.

Das klingt zwar nett, führt aber in der Pra­xis zu einer Aus­wei­tung der Macht der Kon­zer­ne über Staa­ten, Volks­wirt­schaf­ten und Gesell­schaf­ten, nicht nur in wirt­schaft­li­cher und poli­ti­scher, son­dern auch in “ideo­lo­gi­scher” Hin­sicht, wenn “Big Busi­ness” z. B. geschlos­sen für Imp­fun­gen, “Refu­gees Wel­co­me”, “Black Lives Mat­ter”, “LGBT”, “I stand with Ukrai­ne” etc. wirbt.

Kon­zer­ne wer­den somit zu Agen­ten von “Trans­for­ma­tio­nen” auch im sozia­len und gesell­schaft­li­chen Bereich. Sie wer­den her­bei­ge­ru­fen, um Lösun­gen für “Kri­sen” her­bei­zu­schaf­fen, wodurch eine Art “Kri­sen­markt”, und par­al­lel hier­zu ein “Lösun­gen­markt” ent­steht. Die Fol­ge eines sol­chen “Kri­sen­ka­pi­ta­lis­mus” wäre ein per­ma­nen­ter Bedarf an Aus­nah­me­zu­stän­den. Wie man am Ver­lauf der Coro­na­kri­se able­sen kann, wäre der haupt­säch­li­che Pro­fi­teur die inter­na­tio­na­le Milliardärsklasse.

Das WEF selbst betrach­tet die Coro­na­kri­se als gro­ße Bewäh­rungs­pro­be des “Stake­hol­der-Kapi­ta­lis­mus”, auch genannt “öffent­lich-pri­va­te Part­ner­schaft”. Die­se ermög­lich­te die rasche Pro­duk­ti­on, Zulas­sung, Bereit­sstel­lung und Ver­tei­lung von Impf­stof­fen für Mil­li­ar­den Menschen.

Phar­ma­rie­sen spiel­ten die Rol­le von selbst­lo­sen Welt­ret­tern, Staa­ten wur­den zu ihren gefü­gi­gen Abneh­mern und Geld­kü­hen, wäh­rend unzäh­li­ge Bür­ger, mit deren Steu­er­geld die Ware bezahlt wur­de, gegen ihren Wil­len zu “Stake­hol­dern” ernannt wur­den, die mit den Pro­duk­ten der Kon­zer­ne zwangs­be­glückt wer­den mußten.

Und es ging dabei prak­ti­scher­wei­se nicht nur um “Pro­fit” (die­ser wur­de frei­lich in kos­mi­schem Aus­maß gemacht), son­dern auch um eine flä­chen­de­cken­de poli­ti­sche Gleich­schal­tung unter dem Ban­ner der “Soli­da­ri­tät” und die Vor­be­rei­tung der digi­ta­len Identität.

Weil also der Stake­hol­der-Kapi­ta­lis­mus in der Coro­na­kri­se eine segens­rei­che Wir­kung ent­fal­tet hat, dür­fen “wir” auch nach ihrem Ende (wann auch immer das kom­men mag) nicht zum “busi­ness as usu­al” (Wort­spiel) zurück­keh­ren, führ­te bei­spiels­wei­se der liba­ne­si­sche Geschäfts­füh­rer des Immo­bi­li­en­un­ter­neh­mens Majid Al Fut­ta­im (Sitz in Dubai) im Janu­ar 2021 für das WEF aus:

Ich bin über­zeugt, daß wir einem glo­ba­len Pro­blem mit einer glo­ba­len Ant­wort begeg­nen müs­sen, bei der die Unter­neh­men ihre Res­sour­cen zum Woh­le der All­ge­mein­heit bün­deln – stel­len Sie sich das wie den Mar­shall-Plan für Unter­neh­men vor, nur um ein Viel­fa­ches größer.

Uns alle ver­bin­det unse­re Mensch­lich­keit, unser Bedürf­nis nach Rück­halt, Sicher­heit und unse­re Sehn­sucht nach Posi­ti­vi­tät. Doch der Vor­marsch des Stake­hol­der-Kapi­ta­lis­mus ist kei­ne aus­ge­mach­te Sache; auch wenn das Jahr 2020 das Kalei­do­skop erschüt­tert hat, könn­ten sich die alten Sicht­wei­sen auf die Wirt­schaft leicht wie­der einschleichen.

Das bes­te Mit­tel, letz­te­res zu ver­hin­dern, wäre die Erzeu­gung neu­er Krisen.

Obwohl nun das WEF ein inter­na­tio­na­ler “Club” ist und Natio­nen auf allen Kon­ti­nen­ten mit sei­nen “Young Lea­ders” und sons­ti­gen Kom­pli­zen “pene­triert” (so Schwab wört­lich), so liegt das Schwer­ge­wicht sei­ner Macht zwei­fel­los auf west­li­chen Kon­zer­nen, west­li­chen Köp­fen, west­li­chem Kapi­tal und west­li­chen Ideen.

Ruß­land und Chi­na haben eben­falls ihre Kapi­ta­lis­ten, ihre Groß­kon­zer­ne und auch ihren eige­nen wirt­schaft­li­chen Glo­ba­lis­mus und “Neo­ko­lo­nia­lis­mus” (etwa in Afri­ka), hal­ten aber immer noch am Pri­mat des Staa­tes und der Nati­on über die Wirt­schaft fest.

Dem­ge­gen­über haben sich die Kapi­ta­lis­ten des Wes­tens zu ent­na­tio­na­li­sier­ten, “vater­lands­lo­sen Gesel­len” ent­wi­ckelt, nach Samu­el Hun­ting­tons berühm­tem Essay zu “toten See­len”, die ein Bünd­nis mit dem mora­lis­ti­schen Trans­na­tio­na­lis­mus der lin­ken “Intel­li­gent­sia” ein­ge­gan­gen sind, wor­aus mitt­ler­wei­le der “woke capi­ta­lism” erwach­sen ist, der prak­tisch mit dem “Stake­hol­der-Kapi­ta­lis­mus” iden­tisch ist.

Nun war es bis­lang natür­lich so, daß auch Ruß­land einen fes­ten Platz im WEF-Clubs inne­hat­te und Jahr für Jahr zahl­rei­che Ver­tre­ter rus­si­scher Kon­zer­ne, Ban­ken, NGOs usw. wie auch der Regie­rung am all­jähr­li­chen Davos-Tref­fen teilnahmen.

Im Okto­ber 2021 trat Ruß­land “in füh­ren­der Rol­le” dem “Cent­re for the Fourth Indus­tri­al Revo­lu­ti­on” bei; im Janu­ar des Jah­res hat­te Putin aller­dings per Video­ein­spie­lung vor dem Davos-Publi­kum eine bemer­kens­wer­te Rede gehal­ten (sei­ne ers­te seit 2009), in der die kri­ti­schen Töne deut­lich hör­bar waren (aus­führ­li­che Zita­te auf Deutsch hier und hier).

Etli­che Punk­te sei­ner Rede ent­spra­chen durch­aus dem Davos-Pro­gramm. So for­der­te Putin, der den Chef des WEF mit sei­nem Vor­na­men “Klaus” ansprach, dazu auf, auch ärme­ren Län­dern Mas­sen­imp­fun­gen gegen “das gefähr­li­che Virus” zu ermög­li­chen oder den Kli­ma­wan­del zu bekämpfen.

Davos Agen­da 2021

Er warn­te aber auch vor der mono­po­li­sier­ten, poli­ti­schen Macht der Big-Tech-Kon­zer­ne (anspie­lend auf die Twit­ter­sper­re von Donald Trump), die eben­falls mit etli­chen Refe­ren­ten ver­tre­ten waren, sowie vor welt­wei­ten innen­po­li­ti­schen Span­nun­gen durch das glo­ba­li­sie­rungs­be­ding­te Anwach­sen der Kluft zwi­schen Arm und Reich:

Unge­lös­te und wach­sen­de sozio­öko­no­mi­sche Pro­ble­me im Inne­ren könn­ten die Men­schen dazu brin­gen, einen Sün­den­bock zu suchen, auf den sie ihre Irri­ta­ti­on und Unzu­frie­den­heit len­ken kön­nen. Wir kön­nen dies bereits beob­ach­ten. Wir haben den Ein­druck, daß die außen­po­li­ti­sche Pro­pa­gan­dar­he­to­rik zunimmt.

Es ist zu erwar­ten, daß auch die Aggres­si­vi­tät der prak­ti­schen Maß­nah­men zuneh­men wird, ein­schließ­lich des Drucks auf Län­der, die mit der Rol­le von gehor­sa­men, kon­trol­lier­ten Satel­li­ten nicht ein­ver­stan­den sind, sowie des Ein­sat­zes von Han­dels­bar­rie­ren, unrecht­mä­ßi­gen Sank­tio­nen und Beschrän­kun­gen im Finanz‑, Tech­no­lo­gie- und Cyberbereich.

Ein sol­ches Spiel ohne Regeln erhöht das Risi­ko der ein­sei­ti­gen Anwen­dung mili­tä­ri­scher Gewalt erheb­lich. Die Anwen­dung von Gewalt ohne begrün­de­ten Anlaß ist das, was die­se Gefahr aus­macht. Dies ver­viel­facht die Wahr­schein­lich­keit, daß neue Kri­sen­her­de auf unse­rem Pla­ne­ten aufflammen. (…)

Die inter­na­tio­na­len Insti­tu­tio­nen wer­den schwä­cher, immer mehr regio­na­le Kon­flik­te tre­ten auf, und das glo­ba­le Sicher­heits­sys­tem ver­fällt. (…) Natür­lich wäre ein “hei­ßer” glo­ba­ler Kon­flikt prin­zi­pi­ell undenk­bar. Das ist mei­ne Hoff­nung, denn dies wür­de das Ende der Mensch­heit bedeu­ten. Aber wie gesagt, die Situa­ti­on könn­te eine uner­war­te­te und unkon­trol­lier­ba­re Wen­dung neh­men – es sei denn, wir tun etwas, um dies zu verhindern.

Es besteht die Mög­lich­keit, daß wir mit einem gewal­ti­gen Zusam­men­bruch der glo­ba­len Ent­wick­lung kon­fron­tiert wer­den, der zu einem Krieg aller gegen alle füh­ren wird. Damit wer­den Ver­su­che ein­her­ge­hen, Wider­sprü­che durch die Ernen­nung inne­rer und äuße­rer Fein­de zu bewäl­ti­gen, sowie mit der Zer­stö­rung nicht nur tra­di­tio­nel­ler Wer­te wie der Fami­lie, die wir in Ruß­land hoch­hal­ten, son­dern auch grund­le­gen­der Frei­hei­ten wie dem Recht auf freie Wahl (free choice) und auf Privatsphäre.

Nun ist tat­säch­lich ein “hei­ßer” Krieg aus­ge­bro­chen, der einst­wei­len lokal beschränkt bleibt, aber es ist Putin, der den Rubi­kon über­schrit­ten hat und in unse­ren Medi­en als der Urhe­ber “ein­sei­ti­ger mili­tä­ri­scher Gewalt ohne begrün­de­ten Anlaß” dasteht.

Es scheint eine rasan­te und dras­ti­sche Ent­flech­tung zwi­schen Ruß­land und dem Wes­ten in Gang gekom­men zu sein. Das WEF hat vehe­ment Par­tei gegen Ruß­land ergrif­fen und Putins Mit­ar­bei­ter-Sei­te gelöscht. West­li­che Fir­men zie­hen sich in einem “Mas­sen­ex­odus” aus Ruß­land zurück und sto­ßen eif­rig in das Horn der anti-rus­si­schen Hys­te­rie, wie sie es schon zuvor bei “Black Lives Mat­ter” und den Coro­na-Imp­fun­gen getan haben.

Ein wech­sel­sei­ti­ger Info-Krieg tobt: Ruß­land ver­sucht gera­de, die Ten­ta­kel von Big Tech abzu­blo­cken und wird womög­lich bald sein eige­nes Inter­net akti­vie­ren, wäh­rend in west­li­chen Netz­wer­ken “rus­si­sche Staats­pro­gan­da” zen­siert und gesperrt wird, ähn­lich wie wei­land “Falsch­in­for­ma­tio­nen” über Coro­na­imp­fun­gen oder die Mani­pu­la­ti­on der US-Prä­si­dent­schafts­wahl 2020.

Momen­tan wirkt es aller­dings, als ob der Schuß nach hin­ten los­gin­ge. Die Sprit­prei­se stei­gen rasant, wäh­rend wei­te­re mas­si­ve Ener­gie- und Ver­sor­gungs­kri­sen pro­phe­zeit wer­den, und schon wird aus der Not eine Tugend gemacht: Wenn es kein Erd­gas gibt, dann ist halt “Frie­ren gegen Putin” aus Soli­da­ri­tät mit der Ukrai­ne ange­sagt (Gauck), und eben­so wäre “weni­ger Fleisch essen ein Bei­trag gegen Putin” (Özd­emir).

Ver­zicht auf fos­si­le Brenn­stof­fe und Fleisch (natür­lich nur für die hoi pol­loi), das klingt ver­däch­tig nach dem “Nach­hal­tig­keits”- und “Klimaschutz”-Programm des WEF, und wie eine fast naht­lo­se Fort­set­zung der Coro­na-Ver­zichts­po­li­tik. Einer­lei, ob die Sank­tio­nen nun Ruß­land scha­den oder nicht: Sie erzeu­gen im Wes­ten fri­sches Mate­ri­al für den “Kri­sen­ka­pi­ta­lis­mus”, der nun wie­der aller­lei “Lösun­gen” aus­tüf­teln und imple­men­tie­ren kann.

Der bri­ti­sche Kom­men­tar Mor­goth bemerkte:

Die gegen Ruß­land ver­häng­ten Sank­tio­nen wirk­ten all­mäh­lich eher wie Sank­tio­nen des Wes­tens gegen sich selbst, da struk­tu­rel­le Schwach­stel­len wie die Abhän­gig­keit von rus­si­schem Gas auf­ge­deckt wur­den. Düs­te­re Vor­her­sa­gen über künf­ti­ge Eng­päs­se bei Wei­zen und Dün­ge­mit­teln und sogar der mög­li­che Absturz des Dol­lars las­sen den Wes­ten beson­ders ver­wund­bar erscheinen.

Es gibt wie­der einen Markt für Lösungen!

Plötz­lich hat sich der Begriff “Nach­hal­tig­keit” aus sei­nem ursprüng­li­chen Kli­ma­wan­del-Kon­text gelöst und ist in den Bereich der Geo­po­li­tik und sogar des Patrio­tis­mus vor­ge­drun­gen. Auch Sie kön­nen es den Iwans nun zei­gen, indem Sie Ihren Motor gegen eine Bat­te­rie ein­tau­schen. Wie Zero Hedge dar­ge­legt hat, stört der Ukrai­ne-Krieg das öffent­lich-pri­va­te Modell nicht nur nicht, er beschleu­nigt es sogar.

Es wirkt gera­de­zu wie eine tek­to­ni­sche Ver­schie­bung: Chi­na und Ruß­land, das nach Aus­sa­ge Putins “die hal­be Welt” gegen sich auf­ge­bracht hat, rücken enger zusam­men und bil­den nun einen gigan­ti­schen Kontinentalblock.

Das vom Wes­ten ver­schmäh­te rus­si­sche Erd­öl hat bereits indi­sche Abneh­mer zu Dis­count­prei­sen gefun­den, bezahlt mit Rubel und Rupi­en. Ihre Ener­gie­ver­sor­gung mit Rubel bezah­len müs­sen nun auch alle Staa­ten, die auf einer “schwar­zen Lis­te” gelan­det sind, dar­un­ter auch Deutschland.

Die Eura­si­sche Wirt­schafts­uni­on arbei­tet an einem vom US-Dol­lar unab­hän­gi­gen inter­na­tio­na­len Geld- und Finanz­sys­tem, und Sau­di-Ara­bi­en erwägt, chi­ne­si­sche Yuan für den Ölhan­del zu akzep­tie­ren. Wäh­rend­des­sen tin­gelt, o wun­der­vol­le Iro­nie, Deutsch­lands grü­ner Bun­des­mi­nis­ter für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz durch den Nahen Osten, um dort fie­ber­haft Deutsch­lands Ölver­sor­gung sicherzustellen.

Ruß­land scheint sich gewalt­sam aus dem west­li­chen Sys­tem hin­aus­ka­ta­pul­tie­ren zu wol­len, und man­che mei­nen, dies geschä­he mit vol­ler Absicht, da man im Kreml von einem bal­di­gen Crash unse­res Finanz­sys­tems aus­geht. Das wür­de Putins äußerst ris­kan­te und ruch­lo­se Rubi­kon­über­schrei­tung erklä­ren, denn die­ser Mann ist eher als kalt­blü­ti­ger Rech­ner denn als Hasar­deur bekannt.

Man kann sich gut vor­stel­len, daß er Ruß­land nach Absi­che­rung des ukrai­ni­schen Hin­ter­hofs in den Modus einer nord­ko­rea-arti­gen Abschot­tung über­füh­ren wird. Ein­mal mehr in der Geschich­te wen­det sich Ruß­lands Gesicht von Euro­pa ab und Asi­en zu. Der eura­si­sche Block, Dug­ins poli­ti­scher Leit­stern, könn­te bald Wirk­lich­keit werden.

Wäh­rend­des­sen wird sich ver­mut­lich im Wes­ten der “Gre­at Reset” inten­si­vie­ren und ein Regime des per­ma­nen­ten Aus­nah­me­zu­stands errich­ten. Ist der Ukrai­ne-Krieg also ein “Boos­ter” dafür?

Viel­leicht wird lang­fris­tig ein Zustand ent­ste­hen, in dem à la 1984 die “mul­ti­po­la­ren” Blö­cke Ozea­ni­en, Eura­si­en und Ost­asi­en ihre gegen­sei­ti­ge Exis­tenz durch einen ewi­gen Kriegs­zu­stand nach außen und die Total­über­wa­chung der Bür­ger nach innen aufrechterhalten.

Krieg ist Frie­den, haben wir von Geor­ge Orwell gelernt, und von Alex­an­der Dugin, daß eine Ideo­lo­gie stirbt, wenn sie kei­nen Feind mehr hat.

Zur Nach­le­se:

Teil eins.
Teil zwei.
Teil drei. 
Teil vier.
Teil fünf.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (73)

Maiordomus

24. März 2022 09:14

Ich brauche Dugin als Denker so wenig wie Fukuyama, den notorischen, kaum proseminarfähigen Nichtkenner phänomenologischer Geschichtsanalyse. Was bei Dugin "Nominalismus" und "Liberalismus" ist, ist bei Sellner und Co. der "Universalismus", ohne dass er und andere sich je ernsthaft mit dem abendländischen Naturrecht auseinandergesetzt hätten. Selber liess ich mich 1975 bei Prof. Lübbe über Bonald, de Maistre, Donoso Cortez, Burke, Baader, Schelling  und die Hegelsche Rechte, z.B. Lange,  mit ihrem Verhältnis zur Demokratie und zur sozialen Frage als Doktor  prüfen, sowie natürlich zur Geschichte des Subsidiaritätsprinzips. Was die Russen betraf, standen Solowjew und Berdajew im Vordergrund.  Für russische Ideologiegeschichte ist es natürlich nicht falsch, sich mit diesem Dugin, wie man sieht keineswegs unkritisch, zu befassen. Noch lehrreicher wäre indes die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen zur Zeit der Heiligen Allianz. Für die modernen Sozialreligionen, incl. Marx, zumal den frühen Marx, bleibt indes Voegelin Standard. 

RMH

24. März 2022 09:42

"Was uns noch vom Liberalismus und Individualismus übriggeblieben sind, ist heute die einzige Waffe, die wir noch gegen die vollkommene Übernahme des totalitären Globalismus haben."

Ein Satz, der in jedem oppositionellen Brevier ganz groß und dick am Anfang stehen sollte!

MARCEL

24. März 2022 11:00

Bestechende Analyse

Ähnlich wie die "Schlacht" um Kiew m. E. eher einem russischen Ablenkungsmanöver gleicht, um ukrainische Truppen dort zu binden, wird der Westen durch diesen Krieg auf vielfache Art gebunden und zusätzlich abgenutzt: wirtschaftlich, sozial, finanziell.

Der chinesische Imperialismus ist dem orthodox-mystischen Russlands klar überlegen, da er smart und nicht brachial vorgeht (Sun Tzu meets Mao).

Unsere Gesellschaften sind bereits eingenommen.

MARCEL

24. März 2022 11:11

P.S. wäre noch interessant zu sehen, zu welchem Block die Türkei zukünftig gehören möchte. Auch sie ist ein eur-asiatischer Staat mit starker Rückbindung nach Zentralasien, der mit dem Westen länger schon fremdelt.

Gotlandfahrer

24. März 2022 12:23

Wenn Dugin eher suggestiv denn konsistent durchdekliniert Gedanken ausführt ist dies für mich noch kein Mangel, da jede Analyse mit zunehmender Scharfsinnigkeit gleichzeitig ihre Scheingenauigkeit vertieft UND übersieht.  Nicht, dass es keine Anwendungsfälle gibt, die von hoher sprachlicher Bedachtheit profitieren („Schatz, wie sehe ich aus?“), aber in politischen Angelegenheiten, die Machtangelegenheiten sind, hilft Rechthaben wegen Genauigkeit im Ausdruck per se zu gar nichts.  Auch wenn es für einen Kommentierenden außergewöhnlich klingt, aber ich halte „Sprache“ mittlerweile generell für überbewertet.  Sie sollte nur noch für Profanes („die Butter bitte“), Liturgisches („Dein Reich komme“), auf Arbeit, für Gesang und Dichtung genutzt werden. „Verstehen“ kann man sich damit doch ohnehin nicht, was habe ich mir schon den Mund fusselig geredet. Und? Nichts!

Aber man kann ja nicht anders, daher noch Altkluges zum Obigen (wofür ich dem geschätzten Autor erneut danke):

b wir wirklich (auch noch genetisch) „individualistischer“ sind, weiß ich nicht: Ist es nicht z.B. ziemlich individualistisch, eigensinnig, vom Individuum, wenn in Schwarzafrika, so las ich, Deflorationen oft recht früh und im engeren Verwandtschaftskreis vollzogen werden, es dem Chinesen mehr darauf ankommt „sein Gesicht“ zu wahren, obwohl es ihm im Handeln auf Eigennutz ankam, und der Muselmane die Vielehe praktiziert, womit für andere weniger Partnerinnen übrigbleiben?

Schon tappe ich in die Scheingenauigkeitsfalle, da all das eher Ausdruck von Egoismus als „Individualität“ ist.  Andererseits: Ist da wirklich ein Unterschied, wenn Individualismus heißt, dass jeder ein anderes Tattoo hat, aber alle, um „sich“ zu verschönern?  Oder man sich in Costa Rico auf der Individualreise begegnet, weil man nachhaltig unterwegs ist (wg. „seinem“ Gewissen = Schuldkonto) und es authentisch mag (Malle nicht „genug“ ist)?

„Liberalismus“ und „Individualität“ sind nur andere Worte (Sprache) für das ewig Gleiche: Rechtfertige Dich mit den hier geforderten Begriffen, dann vermeidest Du Probleme.  Wer würde denn sagen: Ich will nicht individuell und nicht liberal sein? Selbst Impfpflicht ist darin abbildbar:  Als gelebte individuellen Verantwortung, die Freiheit erst ermöglicht.  Sie ist als urliberal beschreibbar, genauso wie sie in der UdSSR als Wille des kommunistischen Menschen gegolten, im Kaiserreich der gesunden Herrlichkeit gedient hätte und in Lagos den Voodoo-Göttern gefallen würde.  Menschen können doch gar nicht anders, als zweigleisig zu fahren:  Den eigenen Körper bevorzugen bei gleichzeitiger Aufgabe dieses Wunsches – das Kooperationsparadoxon.  Was ich sagen will: Auch der Westen war nie „individualistisch“, weil dies nur Eremiten möglich ist.  „Liberale“ Gesellschaften gibt es nur, solange Siedler in einem unregierten Neuland sich noch gegenseitig beim Holzschlagen helfen.

Das Einzige, was sich ändern und unterscheiden kann, sind die durchgesetzten Kooperationsregeln.  Die ändern sich gerade, und zwar zu unseren Ungunsten.  Insofern hat Dugin Recht, wenn er von nur zwei möglichen Gefängnissen spricht.  Er ist dabei nur desillusionierter, was den dort stattfindenden transhumanistischen Eingriff angeht, den er für unabwendbar hält (was ja nicht heißt, dass er ihn gut findet). Warum also das „Endkampfgerede“? Weil es darum geht, wer in wessen Gefängnis sitzt. Und insofern bin ich bei Dugin: Ich sitze lieber in einem nationalen Gefängnis, da sich das mit dem Transhumanismus dort leichter abmildern oder gar noch verhindern lässt als in einem globalistischen.

Die Frage ist nicht, wie nennt es Dugin oder gehören er (und damit Putin) zu den Coronisten und will er genauso wie die WEF-Größenwahnsinnigen uns alle in den QR-Code treiben, sondern schlicht: Was können wir noch tun, damit es nicht das globalistische Gefängnis wird?

Franz Bettinger

24. März 2022 12:37

Dugin schreibt (sich entlarvend) „da ein Ende der Pandemie nicht in Sicht ist …“. Weiß er also gar nicht, dass es gar keine Pandemie gab und gibt? Oder ist er in den Schwindel eingeweiht und möchte uns die kommende Diktatur als unausweichlich einreden oder gar schmackhaft machen? Seiner Meinung nach können wir gar nicht anders, als "das nackte Leben in einem Gefängnis zu wählen“, das Leben von Sklaven. Nachdem Schwab uns die völlige Enteignung („you’ll own nothing“) und Yuval Harari von "gehakten human animals“ gesprochen hat, verkündet uns Dugin nun „das nackte Leben in einem Gefängnis“. Was für eine erneute Verhöhnung! Die ganze Farce hat längst biblische Ausmaße angenommen.

Hartwig aus LG8

24. März 2022 12:43

""Der einzige Unterschied zwischen dem Westen auf der einen und China und Rußland auf der anderen Seite wäre demnach, daß die Russen und Chinesen wenigstens in einem “nationalen” KZ leben dürfen, statt einem “globalistischen”.""

Womöglich wäre das tatsächlich der einzige Unterschied. Aber dieser Unterschied wäre derart eminent, dass man ihn nicht so lapidar als das nur unwesentlich kleinere bzw. größere Übel abtun sollte.   

Und indes frage ich mich, ob der Konjunktiv überhaupt noch berechtigt ist.

Franz Bettinger

24. März 2022 13:03

Alle diese trans-humanistischen aka Mensch-Maschinen-Träume sind großer Kokolores (à la Lysenko). So etwas ist nicht machbar. Wenn man dem Menschen aber einreden (und ihn glauben lassen) kann, dass implantierte Chips (oder Laser oder Kameras) alles in ihm kontrollieren können, auch seine Gedanken - ähnlich wie uns Kindern gesagt wurde: "Gott sieht alles" - dann trauen sich die so Konditionierten nicht mal in Gedanken aufzubegehren. Vielleicht ist das die letzte Absicht. Denn mit Bluffen ist man schon weit gekommen. 

Franz Bettinger

24. März 2022 13:12

Stakeholder? Das sind im Schwab'schen Sinne mMn die, die ein Interesse am Laufen der teuflischen Maschine haben, also alle, die daran profitieren. Alle Profiteure. Alle Korrupten. Wer sich nicht korrumpieren lässt, wer nicht mitmacht & mitläuft, die Maschine schmiert, Schäden meldet & Störer denunziert: das ist der Feind, der in Quarantäne-KZs gesteckt wird, wo er möglicherweise als Organ-Ersatzteil-Lager dient; wer weiß.

Rheinlaender

24. März 2022 13:48

Ich kenne derzeit keinen stärkeren Beitrag zur aktuellen Lage als diesen. Er beleuchtet nicht nur das Gesamtbild bzw. ordnet das Geschehen plausibel in langfristige globale Tendenzen ein, sondern geht auch einige der Schwachpunkte neurechten Denkens an, v. a. die zeitweise zu beobachtende unkritische Dugin-Rezeption, aber auch die Neigung zur verkürzten Liberalenbeschimpfung.

Glast

24. März 2022 13:52

Mich würde brennend Lichtmeszs Meinung und auch die anderer Foristen zum Thema Dollar als Leitwährung interessieren, da ich in dieser Thematik ein absoluter Laie bin.

Das Ende des Petrodollars wurde ja schon öfters beschworen und ist nie eingetreten. Nun aber mehren sich Anzeichen dafür, dass es wieder einmal eng werden könnte und dieses widerliche, weltenfressende Ungetüm ernsthaft gefährdet werden könnte (Baustellen Saudi-Arabien, Indien, Pakistan, China etc.). 

 

Der_Juergen

24. März 2022 15:42

Ich gratuliere Lichtmesz zu seiner hervorragenden Serie, die man ohne weiteres als Kaplakenband herausgeben könnte. Das heisst nicht, dass ich mich vollumfänglich von Dugin distanzieren würde; ich sehe ihn einfach kritischer als zuvor, weil ich das neue, von Lichtmesz besprochene Buch noch nicht gelesen hatte und auch jetzt nur aus zweiter Hand kenne.

"Was uns noch vom Liberalismus und Individualismus übriggeblieben sind, ist heute die einzige Waffe, die wir noch gegen die vollkommene Übernahme des totalitären Globalismus haben." Dies ist ein Satz, dem ich nicht unbesehen zustimme. 1933 gab es in Deutschland nur noch die Wahl zwischen zwei totalitären Systemen, dem Kommunismus und dem Nationalsozialismus; die Demokratie hatte ausgespielt. Armin Mohler schreibt, er hätte sich damals als Deutscher ohne zu zögern für die nationale Variante des Totalitarismus entschieden (die übrigens, zumindest bis Kriegsbeginn, um ein Vielfaches milderer war als die äusserst harte sowjetische). Ich stimme Mohler zu. Entsprechend würde ich das Leben in einem Putin-Deutschland dem in einem Merkel-Scholz-Baerbock-Deutschland zumindest als kleineres Übel zustimmen. In einem von Moskau abhängigen Deutschland gäbe es zumindest keine systematische Umvolkung, keinen Gender-Wahnsinn und keine aufgezwungenen Schuldkomplexe wegen teils wirklicher, teils frei erfundenen Verbrechen der Vergangenheit.

Niekisch

24. März 2022 18:01

"Aber auch die (wenn wir Carl Schmitt folgen) nicht im eigentlichen Sinne liberale Auffassung von der Demokratie als “Volksherrschaft” der Mehrheit, die in freien Wahlen ihren Willen kundtut, den die Regierung auszuführen hat, wird ausgehebelt"

Carl Schmitt weist "Freiheit" und "Diskussion" dem Liberalen zu. Seiner Ansicht nach können Demokratie und Liberalismus "wohl eine Zeitlang (!) miteinander verbunden sein...aber diese Liberal-Demokratie, sobald sie zur Macht gelangt, sich... zwischen ihren Elementen entscheiden muß..." ( Schmitt, Carl, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, 5. Auflage 1979, S. 21 )

"bleibt indes Voegelin Standard". 

@ Maiordomus 9:14: M.E. auch hinsichtlich seiner staatstheoretischen Überlegungen und zu Carl Schmitt, mit denen er sich erstmals 1931 ausführlich in der Arbeit "Die Verfassungslehre von Carl Schmitt. Versuch einer konstruktiven Analyse ihrer staatstheoretischen Prinzipien" auseinandersetzte ( in ZöR XI ( 1931 ), S. 89-109,wobei er Schmitts theoretischer Begründung des Staates in Abkehr von der "Reinen Rechtslehre" prinzipiell zustimmte. In den "Occasional Papers" des Eric-Voegelin-Archivs Ludwig-Maximilian Uni München, XXXVI hat sich Michael Henkel unter dem Titel "Positivismuskritik und autoritärer Staat...." eingehend mit der "Grundlagendebatte in der Weimarer Staatsrechtslehre und Eric Voegelins Weg zu einer neuen Wissenschaft der Politik ( bis 1938 )" beschäftigt.

 

Marc_Aurel

24. März 2022 18:51

Was ich absolut erschreckend finde, ist der hohe Grad an Gleichschaltung in der Bevölkerung, der bereits erreicht wurde und der im Artikel angesprochen wird. Wie Krieg und Leid von der Masse bewertet wird, hat nichts mehr mit dem objektiven Geschehen selbst zu tun, sondern fast ausschließlich mit der Berichterstattung darüber.

Ich stelle mir das manchmal vor, wie eine große Schüssel mit einer Art grüner Götterspeise: ich kann die schütteln, den Finger oder einen Kugelschreiber hineinstecken und nichts passiert, aber wehe ich gebe Strom darauf (Medienimpuls), dann wird aus dem Ganzen eine pulsierende, kochenden, rote Brühe, die sich nur langsam wieder beruhigt. Diese selektiv auf Knopfdruck abrufbare Empörungsreaktion, nimmt bisweilen sogar recht aggressive Züge an und könnte wahrscheinlich auch bis zur Pogromstimmung gesteigert werden. Das alles ist möglich, während die Betroffenen sogar noch selbst von sich glauben, frei, tolerant, selbstbestimmt und gut informiert zu sein – ein solches Dressurkunststück hat vorher noch keiner geschafft, zumindest nicht in dieser Vollendung und ohne vorgehaltene Waffe.

Es wirkt befremdlich auf mich, wenn sie wieder aufmarschieren, wie ein Regiment mechanischer Nußknacker auf eingelassenen Schienen, so wie jetzt im Ukrainekrieg und es wundert mich nicht, dass man in 8 Jahren Artilleriebeschuss im Donbass von ihnen nichts gesehen hat.

wbs47

24. März 2022 18:52

@ Gotlandfahrer

Zustimmung zur "frechen" Meinung über die Überbewertung der Sprache!

Habe knapp zwanzig Jahre als Dozent für Maschinenbau mit der Sprache (und natürlich auch anderen Mitteln) gearbeitet. Was ich dabei an Missverständnissen - sowohl im Transformationsversuch meines Wissens und Verstehens der "Dinge", als auch bei dem rein Faktischen - erlebt habe, lässt Ihre Ansicht gar nicht so "außergewöhnlich klingen"!

Heinrich Loewe

24. März 2022 19:06

Meister Lichtmesz hat ausführlich und erschöpfend die Lage, das große Bild beschrieben; es bleibt nichts von Bedeutung zu mäkeln oder zu ergänzen. Ich hätte den Dugin wahrscheinlich ob der Unschärfen und Inkonsistenzen -und meiner enttäuschten Hoffnungen- nach 50 Seiten wütend in die Ecke geschmissen.

@Glast

Klar verliert der Dollar seine Dominanz als einzige Weltreservewährung. FED-Chef Powell hat schon gesagt „es kann auch mehrere geben“. Die USA haben seit Jahrzehnten ein strukturelles Haushaltsdefizit von 1,5 Bill. Dollar bei einem Jahresetat von etwa 5,5 Bill. Also rund 25%. Das wurde gedeckt durch den Verkauf von Staatsanleihen, z.B. an Japan, China, die Golf-Staaten. Wenn aber keiner mehr Dollar braucht, dann funktioniert das nicht mehr; gute Nacht! Die Fiat-Währungen sind aber alle am Ende, auch der Euro. Als Nixon 1971 die Golddeckung für den Dollar beendete, kostete eine Unze 145 Dollar. Heute sind wir bei 2.000. Die Fiat-Währungen haben in den letzten 50 Jahren über 90% ihres Wertes eingebüßt.

Hartwig aus LG8

24. März 2022 19:14

@ Glast

Der Verlust des Petrodollar ist ein langsamer und schleichender Prozess, der bereits am Laufen ist.

@ all

Seit knapp 20 Jahren wird über eine geopolitische Schwerpunktverlagerung von West nach Ost gefachsimpelt.   Jetzt werden wir Zeuge, wie es im Bebälk zu krachen beginnt  . . . und wundern uns trotzdem . . .   Oder anders: Wie hat man es sich denn vorgestellt, wenn ein Welthegemon abgelöst wird? 

 

Hesperiolus

24. März 2022 19:20

Und mag Dugin ein Irrlicht sein, hinter seiner thalasso- und tellurokratischen Opposition stehen doch große geoexistenzielle Entgegensetzungen längst in diesem Raum; der slavoturanisch-römische, zurückgehend bis auf Filofejs – vor dem Hintergrund der vollends und nun grade auch konfessionell niedergehenden lateinischen Welt, die Kojève noch einmal aufgerufen hatte, immer eindrücklicher und wahrer empfundenen – imperialen Translationsgedanken, gegen den atlantisch-punischen; das Gefühl des Kontinents gegen das des Meeres nach dem „letzten Eurasier“ Gumilijow und sein Konzept der superetnoi gegen globalistischen Kulturenmord, Danilewski gegen Darwin, sobornost gegen survival of the fittest, das iranische gegen das kuschitische Prinzip bei Chomjakow. Gott-tragende wider Gott-tötende Völker. - Ist da aus diesen auch kein großes Erwachen, so doch ein innerer Notschrei der Noch-Menschen gegen den liberalistischen Progressnihilismus. Mit Konstantin Leontjew der Ausruf: „Oh, wie hassen wir dich gegenwärtiges Europa dafür, daß du bei dir alles Großartige, Schöngeistige und Heilige zugrunde richtest und auch bei uns Unglücklichen mit deinen giftigen Ausdünstungen so viel Wertvolles vernichtest.“

Ein Fremder aus Elea

24. März 2022 20:08

"warum kritisiert er dieselben Vorgänge nicht auch in Rußland oder erst recht in China?"

Nun ja, man könnte über einen implizit von ihren Regierungen beherzigten Volkswillen argumentieren, im Gegensatz zu einem implizit beherzigten Kapitalswillen.

Diese Fragen haben viele Facetten, und die technische Entwicklung führt bereits jetzt zu erheblichen Verzerrung dessen, was man als vernünftige Einrichtungen bezeichnen könnte, und es kann nur schlimmer werden, auch wenn Bitcoin beispielsweise eine Weile die Effekte der derzeitigen Verzerrungen neutralisieren könnte, aber das sind nur die Verzerrungen 1.0., die Verzerrungen 2.0 werden schlimmer, viel schlimmer.

Unser System vertraut auf Prozesse, angefangen mit Hegels Dialekt, dem Fortschreiten des Weltgeistes, fortgesetzt durch das Erlauben aller technischen Innovationen zur Profitmaximierung in der Hoffnung, daß sich schon ein Machtgleichgewicht ergibt. Wir werden die Folgen dieser Prozesse sehen, bis wir uns dazu entschließen, bewußt zu gestalten. Das ist schon die grundlegende Wahrheit, nur daß die Grünen und Schwab zu viel Blödsinn propagieren. Aber die Lösung ist auch nicht klar. Ich kann auch nur sagen, daß ich tue, woran ich glaube, auch wenn nichts garantiert ist. Garantien gibt es in unserer Lage nicht.

Gracchus

24. März 2022 21:02

Eine herausragende, tiefenscharfe Analyse. Daraus könnte - etwas losgelöst von Dugin - ein Kaplaken erwachsen. Zeitdiagnostisch auf der Höhe. 

Bei einem orthodoxen Theologen (Schemann? Florenskij?) las ich, dass die Orthodoxie nichts mit der subjektiven persönlichen Mystik einer Teresa von Avila anfangen könne. Es gibt auch nur einen (allgemeinen) Menschen; das Individuelle ist gewissermaßen Abfall (Sünde). 

Es gibt nun Individualismus und Indiviualismus. Es besteht immer die Gefahr, dass das atomisierte Individuum - so auch H. Arendt - empfänglich für totalitäre Systeme ist. Das ist die Schattenseite. Der lichte Seite ist, es dem Einzelnen zu ermöglichen, sich nach seinen Fähigkeiten zu entwickeln, was dann auch der Gesellschaft zugute kommt.

Zwischen Liberalismus und Demokratie besteht natürlich ein Spannungsverhältnis. Bestes Beispiel ist es ja die Impfpflicht. Man stelle sich vor, eine demokratische Mehrheit wollte sie - trotzdem verstieße sie gegen Grundrechte. 

 

 

ede

25. März 2022 00:44

"So forderte Putin, der den Chef des WEF mit seinem Vornamen “Klaus” ansprach, dazu auf, auch ärmeren Ländern Massenimpfungen gegen “das gefährliche Virus” zu ermöglichen oder den Klimawandel zu bekämpfen."

Nunja, das könnte man wohlwollend als Tribe Zeichen deuten, I.d.S. wie Galgenstricke den Zeigefinger ans untere Augenlid legen. Sozusagen der Frack des WEF.

Aber gern liest man das nicht.

Ich weiß so gut wie nichts von China, aber so richtig hin zieht es mich nicht. Russland scheint mir aber noch nicht am Ende seiner Geschichte angekommen zu sein. Außerdem gibt es viel Platz. Man kann dem Nachbarn ausweichen. So ähnlich scheint das Dugin zu meinen. Ich glaub nicht, daß er seine Russen für eine Schafsherde hält.

Was uns anbelangt könnte man denken erst jetzt haben wir den zweiten WK endgültig verloren.

Imagine

25. März 2022 02:51

1/2

Chinas Regierung stellt Systemloyalität über erfahrbare und erlebte Erfolge sowie klare gesellschaftliche Zielsetzungen und Pläne sicher und nicht über Angstmache und Bewusstseinsmanipulation, wie im US-Empire.

Im letzten Jahrzehnt haben sich in China die Reallöhne verdoppelt, in Deutschland stagnieren sie auf dem Niveau der 70-er Jahre und werden durch die hohe Inflation kontinuierlich sinken.

Chinas ökonomisches Wachstum ist in den zwei Corona-Jahren weiter gewachsen. In Deutschland, Europa und den USA hingegen ging es abwärts, insbesondere bei den Mittelschichten.

Selbst in Wuhan war nach 3 Monaten Corona wieder das normale Leben wiederhergestellt und die Masken konnten abgelegt werden.

Wenn seitdem Lockdowns in China erfolgen, dann sind sie zwar rigide, aber sie sind örtlich begrenzt und dauern nur ein paar Wochen.

Über die Gründe, welche China veranlassen, an der Zero-Covid-Strategie festzuhalten, können nur Hypothesen gebildet werden. Militärisch macht dies auf jeden Fall Sinn. Denn damit sind die Infrastruktur und Logistik vorhanden, einen Biowaffenangriff mit Viren abzuwehren und effektiv zu bekämpfen.

China hat seine Bevölkerung nicht gentechnisch behandelt. Denn fast ausschließlich wurde mit traditionellen Grippeimpfstoffen mit deaktivierten Coronaviren geimpft. Das ist ein entscheidender Unterschied, weil hier kein gentechnischer Eingriff ins Immunsystem bzw. eine Veränderung des Genoms stattfand.

Imagine

25. März 2022 02:53

2/2

Im US-Empire wird hingegen am Ziel festgehalten, die gesamte Bevölkerung gentechnisch zu behandeln. Ein Impfzwang ist in vielen Ländern gesetzlich vorgegeben. In Österreich ist er zurzeit ausgesetzt, kann aber jeder Zeit wieder in Kraft gesetzt werden. Auch Deutschland hält daran fest, einen allgemeinen gesetzlichen Impfzwang einführen.

Chinas hat ein ökonomisches Interesse, die globalen Wirtschaftskreisläufe zu erhalten. Deshalb beteiligt sich China auch am WEF und anderen globalen Steuerungsinstitutionen.

Aber Chinas mittel- und langfristige Ziele sind ganz andere als die des kapitalistischen Establishments. Die wollen keinen „Great Reset“ oder keine NWO wie Gates & Co.

Dugin ist ein Popstar des Feuilletons und der Unterhaltungsindustrie, ähnlich wie Fukuyama, Žižek et al., aber kein ernstzunehmender Wissenschaftler und Intellektueller. Diese gibt es vereinzelt zwar noch, aber sie kommen nicht in die plebejischen Massenmedien und werden auch nur von wenigen Menschen gelesen.

Auch wenn Russland und China gewisse gemeinsame geostrategische und globalökonomische Interessen besitzen, so darf dabei nicht übersehen werden, dass beide Gesellschaftssysteme sich grundlegend unterscheiden

Ein Fremder aus Elea

25. März 2022 06:48

Gracchus,

Theologie ist doch ein Witz. "Die Lehre von Gott". Gott: Grund der Existenz, unser Richter, Gebetserhörer*, und als solcher notwendig allmächtig, allgut und allwissend, wenn die eigene Existenz akzeptiert werden soll. Dafür braucht man keinen Lehrstuhl einzurichten.

Und wenn man's doch macht, fangen Leute an, die Suche nach dem Taborlicht auf Athos als etwas von der Mystik der großen Teresa ganz verschiedenes zu beschreiben, ohne aber eine sinnvolle Kategorisierung mystischer Erfahrungen zu Stande zu bringen.

Am interessantesten wahrscheinlich Christi Aussrpüche über Seine Versiegelung oder daß Gott ein Gott der Lebenden und nicht der Toten ist. Aber wie Johannes sagt: "Niemand hat Gott je gesehen. Der Gott, der inmitten des Vaters Gewändern ist, er hat ausgelegt." Wird alles so schlampig übersetzt. Im Griechischen ist von einer Tasche die Rede, welche durch Gewand und Gürtel vor der Brust entsteht, eine Metapher für das Erahnen des Nahen, ohne es zu sehen, wohingegen Schoß sofort jenseitige Bilder evoziert.

Theologie...

*insbesondere des Gebets um Anleitung und als solcher unser Inspirierer.

Heinrich Loewe

25. März 2022 07:23

Das von "Morgoth" erwähnte Portal ZeroHedge möchte ich uns Allerwärmste anempfehlen; es ist jeden morgen meine erste Anlaufstelle bei der Presseschau. (Geo-)Politik, Finanzmärkte. Die Märkte sind ein Proxy für die politische Lagebeurteilung aus dem größtmöglichen Pool an Informationen heraus. Durch ZeroHedge kann man manchmal Monate voraus schauen. Daß z.B. wahrscheinlich eine veritable Diesel-Versorgungskrise bevor steht, erfährt man nur dort.

Hier ein aktueller, luzider Beitrag zur Ukraine-Situation und den westlichen Reaktionen:

https://www.zerohedge.com/geopolitical/niall-ferguson-misunderstanding-history-biden-making-colossal-mistake

Laurenz

25. März 2022 08:16

@ML 

Dieser 5. Artikel, als Resümee, erachte ich als extrem gelungen, verständlich & in der Tat spannend. Allerdings innerhalb der Analyse existieren noch mehr Widersprüche, die nicht auf Ihrem Mist gewachsen sind, aber doch einer näheren Beleuchtung wert sind.

Dugin, China, Indien & Rußland. Diese riesigen Staaten oder vielmehr Reiche sind, wie beschrieben, im individuellen Charakter unterschiedlich zu uns. Dort ist im Prinzip jeder korrupt, weil es kulturell adäquat ist, korrupt zu sein, die Lüge ist legitim. Daher kann es keine Demokratie, wie im Westen geben, denn es bedeutete jenseits von Schwab, Gates & Soros, die ja eher nur Darsteller sind, einen oligarchen, totalitären Exzeß westlicher Realität, wie wir ihn bereits in den russischen 90ern erlebt haben. Nur eine elitäre politische (China) oder geheimdienstliche (Rußland) Kaste kann mit rabiaten Mitteln, den "Stakeholder-Feudalismus" eindämmen, Grenzen setzen. Im wesentlich kleineren Thailand wird es noch offensichtlicher. Nur das Militär ist in den Lage, die gesellschaftlichen Differenzen auszubalancieren & einen inneren Frieden aufrecht zu erhalten.

Laurenz

25. März 2022 08:17

@ML 

Diese volkscharakterlichen Eigenheiten im Mittleren oder Fernen Osten, werden hier im Westen weitestgehend ignoriert & nur bei Bedarf in der Schublade versenkt oder aus ihr herausgeholt, siehe Habeck & die Terror-Scheichs in Katar.

Klaus S. steht auf tönernen Füßen. Selbst der Dümmste wird fragen, warum Klaus, Bill & Schorsch bei der glücklichen Besitzlosigkeit nicht bei sich selbst anfangen, um uns dann in 2030 von Ihrem neuen Leben in besitzloser Armut zu berichten. Geschickter ist der mediale Neo-Feudalismus von Minderheiten, wie Schwarzen, die global gar keine Minderheit sind, auch US-Schwarze haben die Freiheit nach Afrika auszuwandern oder die sexuell anders-als-üblich Fokussierten oder sogenannte Flüchtlinge, die gar keine sind.

Laurenz

25. März 2022 08:18

@ML 

Was denn Impf- oder Sanitär-Orwellismus angeht, so ist der Widerstand in Rußland wesentlich größer als bei uns. In Rußland sind etwa 50% der Bevölkerung geimpft. Es ist für Putin, ebenso, wie für den Westen, ein Mittel mehr, um restriktiv gegen die Bevölkerung vorzugehen, ohne, daß der Westen Putin dafür ans Bein pinkeln könnte. Chinas Lockdowns sind ein Witz, ein lächerliches Theaterstück. Wenn China ein paar 10 oder 20 Mio. Kommunen isoliert, betrifft das 3% der Bevölkerung. Insofern benutzt China nur die Blöden des WEF oder sonstiger staatlicher, wie nichtstaatliche  Institutionen. Aber selbst die intellektuellen Oppositionellen im Westen haben das nicht wahrgenommen. Ich erachte das als massiven ökonomischen Angriff Chinas auf den Westen, wobei sich ML über die kosmischen Gewinne der Pharma-Lobby täuscht. Die tatsächlichen Gewinne fallen woanders an & zwar bei der informellen, strukturellen Enteignung des unternehmerischen Mittelstands. 

Laurenz

25. März 2022 08:18

@ML 

Was mir zu denken gibt hier, ist die mangelnde Differenzierung zwischen "Great Reset" & einem entscheidenden Währungs-Reset. Letzterer soll verhindert werden. Nur Aktien- oder Immobilienbesitz überleben eine Währungsreform. Alle liquiden Geldvermögen sind bei einem radikalen Schnitt, wie in Deutschland, 1949, weg. Krypto-Währungen mit ihrem ungeheuren Energie-Bedarf sind aktuell extrem teuer in ihrer Herstellung.

Die Analyse von Zero Hedge bezüglich des Weizens ist fehlerhaft. Der Westen ist in der Lage, teuer genügend Weizen einzukaufen. Aber Schwellen- & arme Länder nicht. Dort wird sich zwangsläufig der Einfluß des Westens zugunsten des Ostens verringern.

Laurenz

25. März 2022 08:22

Hier übrigens die Sicht von Arno Kleinebeckel im Medium Heise/Telepolis auf Dugin & Co. https://www.heise.de/tp/features/Der-Feldherr-und-seine-Vordenker-6603766.html

Glast

25. März 2022 08:24

@ Heinrich und Hartwig 

Dankeschön!

Es donnert jetzt tatsächlich gewaltig im Gebälk und dennoch reibt man sich das ungläubige Staunen aus den Augen. Könnte es doch jetzt wirklich zu Ende gehen mit dieser Dreckswährung. Will mich halt nicht zu früh freuen, da die Totenglocke bereits so oft läutete und dann ging es dann doch einfach weiter. 

Finde die Thematik dermaßen eminent wichtig und aufregend - regelrecht infarktauslösend. 

Nochmals danke an die beiden Foristen. 

RMH

25. März 2022 08:51

"Könnte es doch jetzt wirklich zu Ende gehen mit dieser Dreckswährung. Will mich halt nicht zu früh freuen, ..."

@Glast,

eben, nicht zu früh freuen. Der Dollar ist nach wie vor Welthandelswährung Nr. 1, China hat hohe Dollarreserven, anderen Abschreibung es nicht interessiert ist, und mit was gehen die russischen Oligarchen nach wie vor bevorzugt einkaufen? Klar, ein bisschen Euro und CHF sind auch dabei ...

In dem Bereich gilt recht eindeutig, Totgesagte leben länger. Das jede Währung seit Jahren einem Kaufkraftverlust unterliegt, steht auf einem anderen Blatt und das erleben wir alle jeden Tag live und in Echtzeit.

Niekisch

25. März 2022 09:57

"...die Lüge ist legitim. Daher kann es keine Demokratie, wie im Westen geben.."

@ Laurenz 25.3. 8:16: Dann müßte es in den von Ihnen genannten Systemen umsomehr demokratisch zugehen, denn bei uns ist die Lüge nicht nur legitim, sondern sogar gesetzlich geschützt.

Gustav

25. März 2022 11:10

„Mindestens vier Milliarden »Nutzlose Esser« sollen bis spätestens 2050 eliminiert werden – durch begrenzte Kriege, künstlich ausgelöste Epidemien fataler, schnellwirkender Krankheiten und Aushungerung. Energie, Nahrung und Wasser werden für Nichtmitglieder der Elite auf Subsistenz-Niveau gehalten, beginnend mit den weißen Bevölkerungen Westeuropas und Nordamerikas, danach ausgedehnt auf weitere Rassen. Die Populationen Kanadas, Westeuropas und der USA werden schneller dezimiert werden als auf anderen Kontinenten, bis die Weltbevölkerung eine gut zu verwaltende Zahl von einer Milliarde erreicht, von der 500 Millionen aus Chinesen und Japanern bestehen werden, die durch jahrhundertelange strenge Beherrschung daran gewöhnt wurden, Autorität blind zu folgen, ohne Fragen zu stellen. […] Von Zeit zu Zeit wird es künstlich herbeigeführte Knappheiten in der Nahrungs-, Wasser- und Medikamentenversorgung geben […] Nach der Zerstörung des Immobilienmarktes, der Auto-, Stahl- und Schwergüterindustrie wird es nur noch limitierte Wohnungsangebote geben; den verbleibenden Industrien aller Art wird nur noch erlaubt, unter Führung des »Club of Rome« der Nato zu produzieren, ebenso wie die wissenschaftliche Entwicklung sowie die Raumfahrt (…)“

Coleman schrieb dies 1991.

Na dann.

Gustav

25. März 2022 12:43

1.

Es ist der Aufmerksamkeit der Kommentatoren in der alternativen Rechten entgangen, daß Dugin sich bei seiner Beurteilung des Liberalismus fast zur Gänze auf Kulturmarxisten stützt. Ich denke nicht, daß wir es leicht nehmen sollen, daß er Karl Marx‘ Ideen als „enorm nützlich und anwendbar“ feiert (S. 50), Franz Boas „den größten amerikanischen Kulturanthropologen“ nennt (S. 63) und glaubt, daß Levi-Strauss „überzeugend gezeigt hat“, daß primitive Kulturen in Afrika genauso komplex und reich wie europäische Kulturen waren (S. 109). Ohne Zögern und ohne Wertschätzung der Art, wie der Westen zur vorrangigsten Zivilisation der Welt aufstieg, zur kreativsten in Kunst und Wissenschaft, erklärt er, daß „allein schon die Ideologie des [westlichen] Fortschritts rassistisch in ihrer Struktur ist.“ Er ist sich nicht bewußt, daß das russische Reich, das er so bewundert und irrigerweise mit der Tradition per se identifiziert, sich ohne die Assimilation europäischen Knowhows durch Peter den Großen in der Neuzeit aufgelöst hätte.

Laurenz

25. März 2022 12:44

@Niekisch @ L. 

Dann müßte es in den von Ihnen genannten Systemen umsomehr demokratisch zugehen, denn bei uns ist die Lüge nicht nur legitim, sondern sogar gesetzlich geschützt.

Merkel hat die Politik durch Auswahl bornierter Stiefellecker, Ja-Sager & Polit-Statisten die deutsche Politik infantilisiert & alle Parteien, außer der AfD, gleichgeschaltet. Was gibt es denn auf Bundesebene noch zu wählen im Sinne des Wortes? 

Auch die Hofberichterstattung ist seit dem Tode Augsteins gleichgeschaltet worden, einfach, indem nur die üblichen Gestalten, die auch beim Völkischen Beobachter, der Prawda & dem Neuen Deutschland Karriere gemacht hätten, wie zB Melanie Amann, Zugang zur Politik bekamen. In AgitProp ist Merkel ein Voll-Profi.

Gustav

25. März 2022 12:49

3.

Für das Protokoll: so wertvoll Postmodernisten gegen westliche liberale Illusionen über den Besitz eines universalen Lebensmodells auch sein mögen, so sind sie doch von ihrer ganzen Essenz her antiweiß. Baudrillard kritisiert das Modell der Integration von Einwanderern in Frankreich und Europa, weil es die kulturelle Autonomie und Richtigkeit nichtwestlicher Lebensarten überflüssig macht. In einer Schrift von 1997 über die Anziehungskraft von Jean-Marie Le Pen verdammt Baudrillard die inhärente Unfähigkeit der etablierten Parteien, zu erkennen, daß Einwanderer sich nicht in die europäische Kultur integrieren wollen und sich aus diesem Grund ungerechterweise diskriminiert fühlen, während er gleichzeitig Le Pens Bemühungen zum Schutz der Identität der einheimischen Franzosen „böse“ und „brutal“ nennt.

Jan

25. März 2022 15:11

@ Gustav

"Coleman schrieb dies 1991".

Aus welchem Buch ist das?

 

Gustav

25. März 2022 16:31

@ Jan

John Coleman, "Das Komitee der 300: Die Hierarchie der Verschwörer".

Grobschlosser

25. März 2022 18:53

5 großartige Artikel - ich würde ohne Herrn Lichtmesz die Materie kaum durchdringen - wichtige Bezüge und Hinweise werden hervorragend erläutert und sehr gut lesbar aufbereitet - dafür allerbesten Dank 

 

Imagine

25. März 2022 19:52

1/2

Es gibt bei den „Großen Drei“ gemeinsame Interessen. Alle wollen keinen Zusammenbruch der Weltwirtschaft, alle wollen keinen „heißen“ WK III mit ABC-Waffen.

Deshalb kommunizieren sie miteinander, treffen sich und machen Deals.

Zugleich sehen wir drei ganz unterschiedliche Systeme. Es gibt ein Imperium mit einer Vielzahl von Vasallenstaaten und zwei Nationalstaaten.

Im US-Empire sehen wir eine mafiaähnliche Herrschaft. Nach dem WK II waren die USA das technisch und ökonomisch fortschrittlichste Land mit dem höchsten allgemeinen Wohlstandsniveau. Inzwischen basiert die Macht der USA vor allem auf seinem Militärapparat und seinen Geheimdiensten. Diese Macht ermöglicht den Dollar-Imperialismus. Mit dieser Fiat-Währung beuten die USA die gesamte Welt aus.

Jelzins Herrschaft war eine Verbrecherherrschaft, ihm ging es um Macht und Selbstbereicherung und er war bereit, Russland an die USA zu verraten und zu verkaufen.

Putin hat Russland von dem Jelzin-Szenario befreit und einen Aufschwung ermöglicht. Aber Putin hat es nicht geschafft, Russland trotz seines Reichtums an natürlichen Ressourcen wissenschaftlich und technisch so weiterzuentwickeln und so den allgemeinen Wohlstand auf ein wesentlich höheres und global konkurrenzfähiges Niveau zu bringen.

China hat ein völlig anderes System. Xi Jinping ist der Führer der KPCh und die Partei bestimmt die kurz- und langfristigen sozialistischen Entwicklungsziele Chinas.

Imagine

25. März 2022 19:53

2/2

Putin hat verhindert, dass Russland als Beute an das US-Empire fällt. Zugleich ist Russland die einzige Militärmacht, welche die USA durch Vernichtung bedrohen kann. Ohne Putins Politik wären die USA uneingeschränkte Weltmacht.

Putin hat damit überhaupt eine multipolare globalstrategische Konstellation ermöglicht. In gewisser Weise fungiert Russland als militärische Schutzmacht für China und die Entwicklung neuer Kooperationen von Staaten gegen die Interessen der USA (z.B. BRICS).

Russlands Militärmacht beruht auf seiner Waffentechnologie. Denn die Militärausgaben sind vergleichsweise gering und machen nur ein Viertel von jenen der EU-Länder aus.

Chinas sozialistische mittel- und langfristigen Ziele sind völlig inkompatibel mit jenen des Establishments im US-Empire und deshalb wird China von den USA und seinen Vasallen zum Systemfeind erklärt und bekämpft.

China setzt primär auf wissenschaftlich-technischen Fortschritt und auf weltmarktkonkurrenzfähige Waren und ist zur globalen Wirtschaftsmacht Nr. 1 geworden. China wird politisch immer stabiler und wirtschaftlich immer stärker, zumal Chinas Binnenmarkt durch die Reallohnsteigerungen immer mehr Kaufkraft erhält.

Das Gegenteil findet in den USA und in Europa statt.

In China sehen wir eine ökonomische Aufwärtsspirale, in den USA und Europa eine Abwärtsspirale.

Allerdings haben die Wenigsten diese globalen ökonomischen und politischen Zusammenhänge begriffen.

Fonce

25. März 2022 22:05

@Imagine, Ihre Aussage (25. März 2022, 02:51)

Chinas Regierung stellt Systemloyalität über erfahrbare und erlebte Erfolge sowie klare gesellschaftliche Zielsetzungen und Pläne sicher und nicht über Angstmache und Bewusstseinsmanipulation, wie im US-Empire“,

geht nicht ganz auf. Sonst würde ich nicht lesen::

„Ai Fen ruft ihre Kollegen dazu auf, Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen, und lässt die Gesundheitsbehörden informieren  -- tut also das, worin sie ihre Pflicht als Ärztin sieht.
  Gedankt wird ihr dafür nicht, stattdessen wird sie vorgeladen, vor das Disziplinarkomitee des Krankenhauses. «Wie können Sie ohne Parteidisziplin Gerüchte verbreiten», schreit der Leiter sie an. …“, oder:

„Ich schwöre (…) (…) für den Kommunismus zu kämpfen, solange ich lebe.“ (Treue bis in den Tod, wie bei der Mafia, für die 95 Mio. Parteimitglieder der chinesischen Einheitspartei.)
(Zitate aus Stefan Aust: Xi Jinping, 2021, S. 9 und S. 136).

ede

25. März 2022 23:09

@Laurenz

"Ich erachte das als massiven ökonomischen Angriff Chinas auf den Westen,..."

Bei ansonsten viel Zustimmung zu Ihren Gedanken, das leuchtet mir nicht ein. Wie soll das gehen?

Niemand im Westen war genötigt das Affentheater mitzumachen. Man hätte sich genausogut über die plötzlich lang hinschlagenden Fußgänger in China in der Heuteshow lustig machen können. Man hätte auch die nunmehr aus hygienischen Gründen nicht mehr stattfinden könnenden Demonstrationen in Hongkong thematisieren können.

Aber in Italien war Krise, in Frankreich wurden Gelbwesten angezogen und in Amerika war Wahlkampf. Und so musste Spahn kehrtwenden und Lauterbach erhielt die Chance seines Lebens.

Fonce

25. März 2022 23:22

@Laurenz (25. März 2022, 08:17)

die sexuell anders-als-üblich Fokussierten”  –  Diese Bezeichnung gefällt mir. Allerdings geht dabei eine Untergruppe verloren, die als neuste Minderheit thematisiert wurde: die Asexuellen. Also müsste man korrekt schreiben „die sexuell anders-als-üblich Fokussierten und die Asexuellen“

Laurenz

26. März 2022 00:04

@Ede @L. (1)

"Ökonomischer Angriff auf den Westen"

Wenn Sie Sich die Nachrichten China betreffend in der Fakedemie anschauen, wurden nie mehr als 60 Mio. Chinesen isoliert. Das sind ca. max. 4% der chinesischen Bevölkerung. Bei uns ging der Lockdown für 100% durch. Die Chinesen sitzen in allen internationalen Gremien, beeinflussen & bestimmen mit, gerade, was die WHO angeht. Und, wie Sie wissen, kam der/das Virus aus China. Ich hatte diese Debatte über viele Monate mit meinem Freund @Franz Bettinger kontrovers geführt. Die Masse der Grundstoffe für Medikamente werden mehr oder weniger in 3 Staaten produziert. Dadurch sind 190 Staaten nicht souverän & erpreßbar. Wenn ein Staat die Kampagne nicht mitmacht, gibt es eben Lieferschwierigkeiten für Schmerzmittel, Antibiotika, Anästhetika & was man sonst noch alles braucht. Welcher Staat kann sich das erlauben? Hinzu kommen die vielen Schmiergelder, siehe Spahns Villa.

Laurenz

26. März 2022 00:12

@Ede @L. (2)

Der Hauptgegner Chinas sind die USA & Ihre Vasallen. Das hat vor allem historische Gründe, die Kolonialzeit in ganz Asien betreffend. Allerdings gehen die Chinesen anders vor. Sie wollen zwar den Westen destabilisieren, aber nicht wie die Amis Gegner vernichten. Die aktuelle Destabilisierung ist deshalb vonnöten, der Ukraine-Krieg ist extrem hilfreich, um den US$ als Weltleitwährung abzulösen, was einerseits einen Prestigeverlust für die USA darstellt, sie vom Sockel der Weltmacht Nr. 1 stößt, aber vor allem exorbitant schwächt & China stärkt. Jeder wird quasi gezwungen, zumindest im verstärkten Maße, Yuan/Renminbis zu kaufen. China wird zukünftig keine Flugzeugträger schicken, sondern bei mangelndem Wohlverhalten eines Staates zB keine Halbleiter mehr liefern & andere Lieferstaaten zwingen, sich anzuschließen.

Maiordomus

26. März 2022 08:32

@Imagine. "Russlands Militärmacht beruht auf seiner Waffentechnologie". Wenn nun aber andererseits offenbar nachweislich in die Ukraine einmarschiert wird mit Proviantbüchsen, die 2015 abgelaufen sind, kommt da, um mich "rassistisch" auszudrücken, der ostslawische Schlendrian ins Spiel, hier sieht man, dass der Krieg nun mal doch nicht, wie behauptet wurde, als Angriffskrieg jahrelang geplant wurde. Eher hat man sich in der Ukraine realistisch auf die Verteidigung eingerichtet. Programm und Mentalität der Leute uzm Selensky, Klischko u. Co. sind natürlich weit rechts von der AfD, was eigentlich die Stasiministerin Nancy spätesten nach Abflauen der gegenwärtigen Kriegseuphorie in ihren "Kampf gegen rechts" integrieren sollte.

PS. Glaube mit Ihnen gerade in Bildungsfragen trotz unterschiedlicher Schwerpunkte und unterschiedlicher eigener intellektueller Prägung eine höchst anregende Übereinstimmung zu verspüren, was zwar Ihnen und mir leider, weil Aussenseiterpositionen trotz möglicherweise zutreffender Analyse, wenig nützt. Würde mich mutmasslich auch im privaten Austausch mit Ihnen keineswegs langweilen. Beim Ehepaar Anders-Arendt stehe ich indes klar auf der Seite von G.A., bin noch gespannt, was Sie von jenem Denker halten, der übrigens auch gegenüber Brecht sowie Marx/Engels nicht unkritisch dachte. 

 

Maiordomus

26. März 2022 09:22

@Laurenz. Ihre antiintellektuellen Ausfälle und falsche Einschätzung von Zitaten bedürften eigentlich keiner Antwort, würde nicht behauptet, dass SiN das angeblich bedeutendste, gewiss mehr oder weniger einzige rechtsintellektuelle Portal im deutschen Sprachraum sei. zitiere eher sparsam, fasse aber gern Gedanken von Denkern aus aktuellem Anlass zusammen, was nun mal zur Theoriedebatte oder geistiger Orientierung gehört, z.B. Clausewitz müsste man genau kennen, kein Zufall, haben die Nazis ihn zensuriert; und hinter Kant sollte man beim Argumentieren trotz dessen Irrtümern nicht zurückfallen. Es wundert mich nicht, dass angeblich (es ist eher übertrieben) 97 % der Fachleute klimagläubig sind,  ungefähr so viele von diesen sind nie auf Spitzenniveau über "Logik der Forschung" geprüft worden, wobei man aber den Klimaglauben wie jede andere Theologie nicht unterschätzen sollt. Es geht um grundlegende Orientierung wie schon bei den Hexenprozessen, deren Grundstrukturen die Justiz nach Dürrenmatt noch immer prägen. Das muss man analysieren, so, wie man die Geschichte der Menschenrechte zu kennen hat, zu deren Entwicklung Hexenverfolger aus dem Dominikanerorden verdienstvoll beigetragen haben. Bei Analysen, auch von Religionen, muss man den Text im Original studieren. Bibel u. Koran sind weniger blöd als man vielleicht glaubt. 

Laurenz

26. März 2022 10:06

@Maiordomus @L.

"Es geht um grundlegende Orientierung wie schon bei den Hexenprozessen, deren Grundstrukturen die Justiz nach Dürrenmatt noch immer prägen. Das muss man analysieren, so, wie man die Geschichte der Menschenrechte zu kennen hat, zu deren Entwicklung Hexenverfolger aus dem Dominikanerorden verdienstvoll beigetragen haben."

Dafür haben wir Sie ja. Aber Sie verstehen, daß mir egal ist, woraus Sie das schöpfen, solange Sie es schöpfen. Ein sozialer Status verändert nichts an tatsächlicher Wertschätzung.

"Bei Analysen, auch von Religionen, muss man den Text im Original studieren. Bibel u. Koran sind weniger blöd als man vielleicht glaubt." 

Das sehe ich ganz anders als Sie. Ein Gott kann sich jeder Sprache vermitteln, wenn er meint, Sprache zu brauchen, was natürlich schwachsinnig ist. Denn, wenn dies so wäre, würde er permanent irgendeinem Mohammed oder Aaron diktieren, da das Universum, wie auch Gott, permanenter Veränderung unterliegt, es existiert kein Stillstand. Und mit Ihrer Aussage lassen Sie kein gutes Haar an Übersetzern, die ja laut dieser Gläubigen auch von Gott geschaffen wurden. Der Heliosis-Charakter der von von Ihnen benannten Religionen wirkt schon in der Schöpfungsgeschichte vergleichsweise, zB zur EDDA, dümmlich. Und dabei schließe ich eine etwas intelligentere Kreation der Fauna gar nicht aus, was sich aber am Stand der Forschung orientiert & keinem Glauben.

Ein Fremder aus Elea

26. März 2022 17:09

Imagine,

sehe das mit Chinas Strategie auch so, allerdings wird die chinesische Gesellschaft, je größere Fähigkeiten sie sich aneignet, sich desto weniger von der KP das Leben vorschreiben lassen wollen, was für den chinesischen Staat an sich kein Problem, sondern eher eine Chance ist, aber die Bürokratie mag es anders sehen.

Laurenz

26. März 2022 22:14

@Ein Hilfs-Zenon aus Elea @Imagine

Haben Sie Belege für die Unzufriedenheit der chinesischen Gesellschaft mit der Regierung unter Xi Jiping?

Ordoliberal

26. März 2022 22:46

"Was nun genau unter diesem “Großen Neustart” (oder “Umbruch”) zu verstehen ist, und mit welchen Mitteln er erreicht werden soll, ist schwer auf einen Nenner zu bringen. Vieles liegt noch im Nebel der Spekulation. Das Untier, das wir hier vor uns haben, hat noch keinen Namen."

Aber selbstverständlich hat das Untier einen Namen! Sozialismus. Der Keynesianismus war doch schon immer das Haupteinfallstor des Sozialismus in westlichen Gesellschaften. Jetzt tritt er uns nur unter dem Namen "Modern Monetary Theory" entgegen. Ebenso ist der Solidarismus eine uralte linke Einstellung zum Eigentum an Produktionsmitteln, die notwendig in den Sozialismus führen muss. Kann man alles schon bei von Mises lesen. Heute nennt sich der Solidarismus eben "Stakeholder-Kapitalismus". Aber dadurch wird er ja nicht zu einer neuen Idee. Es ist immer dasselbe mit den Linken: Sie sind lernunfähig. Sind ihre Theorien mal wieder an der Wirklichkeit gescheitert, ersetzen sie sie nicht etwa durch neue, sondern sie benennen sie einfach um. Das Schlimme ist: Es funktioniert jedes mal wieder! Und warum? Weil die Sozialisten in ihren Ländern in der Schule Lenin und Marx unterrichten, wir aber in unseren Ländern nicht von Mises und Hayek. Stattdessen unterrichten wir Sozialdemokratismus. Mit dem Ergebnis, dass selbst die Neuen Rechten wir Sozialdemokraten denken. Dann kommt natürlich so ein Quatsch wie solidarischer Patriotismus dabei heraus.

ede

26. März 2022 23:47

Beim Fünfteiler von Lichtmesz geht's ja um die detaillierte, und wie ich finde, sehr aufschlussreiche Betrachtung des Dugin Phänomens (abgesehen davon, dass mich Dugin persönlich nicht besonders interessiert).

Bemerkenswert, dass da kaum Widerspruch kam. Das der sich so nebulös globalistisch zur sogenannten Pandemie und so milchig milde zum chinesischen Weg äußert, könnte doch aber auch auf innenpolitische Nützlichkeitserwägungen zurückzuführen sein?

China wäre jedenfalls auch eine Sonderausgabe der Sezession wert. Beim Klonovsky hatte mal ein Schweizer, der in China Familie hat, sehr Interessantes berichtet.

Kurativ

27. März 2022 05:35

Xi Jinping hat nie den Westen aus eigener Erfahrung erlebt. Das ist ein Nachteil. Putin handelt rational und versteht mehr von Westen. Ein großes weiteres Problem, welches sich daraus ergibt, ist der Konflikt zw China und Indien(welches die westliche DNS in sich versteht und integriert hat). China(oder Xi) muss verstehen, dass Indien nicht nur ein Exporteur-Opfer sein sein kann, sonder in seiner Art ein Partner sein kann. Dazu müssen kulturelle Hindernisse überwunden werden.

Imagine

27. März 2022 07:00

@Maiordomus   26. März 2022 08:32
„hier sieht man, dass der Krieg nun mal doch nicht, wie behauptet wurde, als Angriffskrieg jahrelang geplant wurde“

Die russische Armee ist für einen konventionellen Angriffskrieg nicht geeignet, weil weder entsprechend ausgebildet noch ausgerüstet. Das war auch niemals Putins Ziel.

Schon in den 60-er Jahren taugten Panzer nicht mehr als Angriffswaffen, so beispielsweise im indisch-pakistanischen Krieg. Die wurden mit billig produzierten, drahtgesteuerten Raketen abgeschossen.

Panzer und Hubschrauber kann man gegen eine Bevölkerung in einem besetzten und entwaffneten Land einsetzen oder bei Aufständen. Aber gegen eine moderne Armee mit modernen Panzerabwehrwaffen und modernen Bodenluftraketen werden Panzer zu fahrenden und Hubschrauber zu fliegenden Särgen.

Für einen konventionellen Angriffskrieg benötigt man ganz andere Waffen und ganz anders ausgebildete Soldaten.

Im Grunde ist es unglaublich, wie ein militärisches Vorgehen ohne Rücksicht auf das Leben und die Unversehrtheit seiner Soldaten erfolgt.

Das stellt die Frage nach der Kompetenz der militärischen Führung, nach dem Zustand des russischen Militärs sowie nach dem Zustand des russischen Staates. insgesamt.

Imagine

27. März 2022 07:55

@Maiordomus  
„Beim Ehepaar Anders-Arendt stehe ich indes klar auf der Seite von G.A., bin noch gespannt, was Sie von jenem Denker halten, der übrigens auch gegenüber Brecht sowie Marx/Engels nicht unkritisch dachte.“

Für mich stehen Hannah Arendt und Günther Anders als bedeutsame Denker nicht im Widerspruch zueinander, sondern sie besitzen andere Schwerpunkte.

Aus meiner Sicht ist das Werk von G. Anders wissenschaftlich und historisch bedeutsamer, weil es wirklich neue Erkenntnisse bringt, eine Problembewusstsein fördert und damit auch Lösungswege aufzeigt.

Aber das menschliche Bewusstsein und Handeln ist nicht per se gegenüber der Technik antiquiert, dieses Defizit ist durch Bildung überwindbar, aber eben nicht in der kapitalistischen Gesellschaft, welche durch ihre profitgetriebene Warenproduktion gar nicht an aufgeklärten und rational handelnden Menschen interessiert ist, sondern die Menschen – insbesondere durch Werbung - manipuliert und verdummt.

Selbstverständlich sind Marx/Engels zu kritisieren, wo ihre Theoriebildung antiquiert und historisch widerlegt sind, so hinsichtlich der Fortschrittsgläubigkeit, der Glaube an die Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt und die Defizite hinsichtlich des psychologischen Funktionierens und der Bewusstseinsbildung beim Menschen.

Insofern sehr ich mich nicht als Marxisten, sondern als kritischen und undogmatischen Post-Marxisten.

anatol broder

27. März 2022 10:10

@ ordoliberal 22:46

danke.

Laurenz

27. März 2022 10:28

@Ordoliberal & Anatol Broder

Sie haben, wie auch einige in der AfD, einfach Beide nicht begriffen, wie man Wahlen gewinnt. Hier geht es doch nicht ums Recht haben, sondern alleinig um die Frage, wie man an die Macht kommt.

anatol broder

27. März 2022 11:30

dugin sagte vor einem jahr:

«wenn wir denken, denken wir immer zusammen. sonst ist das kein gedanke. sonst ist das einfach irgendwie individuell, irgendetwas uninteressantes und inhaltloses. ein gedanke ist immer ein dialog.»

[если мы мыслим, мы всегда мыслим вместе. иначе это не мысль. иначе это просто какое-то индивидуальное, что-то неинтересное и несодержательное. мысль – всегда диалог.]

Hannes91

27. März 2022 12:52

"Die “Moderne”, der “Nominalismus”, der “Liberalismus”, der “Transhumanismus”, der “Westen”, der “Great Reset”, schließlich der Leibhaftige selbst, ... ein- und derselben Sache."

Und wo liegt der Fehler? So wie ich Dugin verstanden habe, kritisiert er das philosophische Paradigma der Moderne insgesamt. Wie Traditionalisten und „Konservative Revolution“ von Nietzsche bis Heidegger. Das ist keine Sache, sondern ein Prozess der zwingend logisch in die Postmoderne führt. Progress. Und vom Liberalismus spricht er, weil eben nur der Liberalismus- „politische Theorie“ (Philosophie) als einzige herrschende „Philosophie“ seine Postmoderne entfaltet. Faschismus und Kommunismus hätten eine andere Postmoderne hervorgebracht, sie sind aber Geschichte und der Übergang zur Postmoderne wird vom Liberalismus aus vollzogen.

Und dass Postmoderne nicht mehr klassischer Liberalismus ist, davon spricht Dugin hauptsächlich. Seine Hauptaugenmerk liegt auf der Postmoderne. Posthumanismus- Dividuum, Transhumanismus, das Rhizom welches sich im Westen herausbildet ist nicht mehr klassischer Liberalismus, es ist die Postmoderne, und dieser setzt Dugin und Benoist „Neue Rechte“ mit der „Vierten Politischen“ Theorie etwas im Sinne „Gramscianismus“ entgegen.

Hax Morkheimer

27. März 2022 18:13

@alle: Brauchbare Infos zur Lageentwicklung Ukraine beim Österreichischen Bundesheer:

https://m.youtube.com/watch?v=p4I07aRlPcQ

 

Ordoliberal

27. März 2022 21:08

@Laurenz

Und Sie haben nicht begriffen, dass es völlig irrelevant ist, wer Wahlen gewinnt, wenn das Ergebnis nicht Freiheit bedeutet. Freiheit! Und nicht Solidarität oder Patriotismus. Was hilft es mir denn, wenn die AfD dran ist, aber ich weiterhin lächerlich hohe Steuern und Sozialabgaben für meine "Volksgenossen" zahlen muss und zum Dank gesagt kriege, was ich zu denken und zu fühlen, zu kaufen und herzustellen habe? Der Sozialdemokratismus ist die Einstiegsdroge in den Sozialismus. Wer sie mir zwangsverabreichen will oder an meine Kinder verkaufen steht nicht auf meiner Seite, egal ob Patriot, Christ oder Linker.

Kurativ

27. März 2022 22:28

Ich habe den Text nur überflogen. Ich glaube, dass es für Deutschland möglich ist, unabhängiger zu leben. Dazu gehören eigene Internetstrukturen, eigene CPUs, eigene Betriebssysteme & Software, eigene Energieversorgung (KKW, Fischer-Tropf, Thorium-Kreislauf, HTR, Bioreaktoren, Braunkohle, ...). Was brauchen wir mehr? Gefahr besteht durch Bio-Waffen, bei denen die Entwickler sich volksspezifische Merkmale heraussuchen, um entsprechende Gene zu implementieren und sie bei Bedarf zu aktivieren um damit Fetalität und Aktivität eines Ethnie/Volke zu begrenzen. Dafür müsste es biotechnologische Abwehrforschung geben 

Laurenz

27. März 2022 22:39

@Ordoliberal @L.

Sie haben nicht begriffen, daß Durchsetzung politischer Ziele immer nur durch Interessensausgleich je nach Proporz stattfindet. Wenn Sie pro Jahr die 7 Milliarden Euro spendieren, um dem ÖRR Paroli bieten können, kann man dem Wahlvolk vielleicht sogar Ihren sinnentleerten Liberalismus verkaufen. Die Abwahl der Corona-Faschisten in der aktuellen Bundesregierung wäre doch schon mal ein richtiger Schritt in Richtung Freiheit. Die Frage ist doch viel mehr, für wen oder was werden Steuergelder verhökert? Um hier Einfluß zu nehmen, braucht mal Mehrheiten zu Budget-Hoheit. Und was eine mehrheitlich gewählte AfD angeht, sollten Ihre Prognosen vielleicht auch mal mit Belegen unterlegt werden. Vielleicht könnten Sie uns ja auch mal die nächsten Lottozahlen posten...... 

Franz Bettinger

28. März 2022 09:55

@Kurativ: Was Biowaffen angeht, kann ich Sie beruhigen: 'S gibt keine. Erst recht keine spezifischen. Die und andere Erkenntnisse brauchen noch einige Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte, um durch zu sacken, so dass JEDER's schnallt. Wie damals: bei den Hexen. Wäre schön, mal bei den Ersten zu sein, nicht wahr?

Franz Bettinger

28. März 2022 10:36

Vielleicht noch: Eine Bio-Waffe, die man individuell unter die Haut spritzen muss, ist keine. Ansonsten wäre ja auch ein Dolch eine Biowaffe. Sie müssen mit ihm halt nur die Haut durchstoßen. Das aber muss Ihnen der Gegner erst mal erlauben. Klar, es gibt solche Dummköpfe. Viele sogar! Aber eine Biowaffe würde ich das nicht nennen. - Was glaubt ihr nur alle für Zeugs?!

Imagine

28. März 2022 15:29

Denkbar ist, dass Menschen zu Biowaffen gemacht werden können, indem diese infiziert werden oder deren Immunsystem so geschädigt wird, so dass diese Menschen Krankheitserreger emittieren und andere Menschen infizieren und krankmachen können.

Dieser Vorgang wird im Zusammenhang mit den gentechnischen Vakzinen unter dem Begriff „Impfstoff-Shedding“ diskutiert, man spricht auch von „selbst ausbreitenden Impfstoffen“.

Die Frage ist, ob es sich bislang nur um ein theoretisches Modell i.S.v. Science Fiction handelt? Wird es in der Tiermedizin schon praktiziert? Vgl. Bericht in DLF. (https://tinyurl.com/23yrm848)

Interessant ist, dass in der letzten Woche in den Massenmedien erstmalig Impfschäden und Impftote thematisiert werden. So z.B. durch den MDR (https://tinyurl.com/2mzp99me) und bei ARD „Plusminus“ (https://tinyurl.com/2p97n252).

Die Massenmedien können diese Realität nicht mehr wie zuvor unterdrücken und verleugnen, ohne selbst an Glaubwürdigkeit zu verlieren.

anatol broder

28. März 2022 21:38

@ imagine 15:29

«denkbar ist, dass menschen zu biowaffen gemacht werden können, indem diese infiziert werden oder deren immunsystem so geschädigt wird, so dass diese menschen krankheitserreger emittieren und andere menschen infizieren und krankmachen können.»

ich muss sofort daniel dennett anrufen. nicht dass der alte stirbt, ohne je von den sorgen eines echten philosophischen zombies zu erfahren. danach ziehe ich als biowaffe los und infiziere eine besoffene grüne politikerin mit lippenherpes.

Ordoliberal

28. März 2022 23:01

@Laurenz Umverteilung ist nicht Interessenausgleich. Handel ist Interessenausgleich. Die Deutschen haben den sozialdemokratischen Gedanken seit Preußen, Weimar und durch zwei sozialistische deutsche Staaten hindurch so tief verinnerlicht, dass sie nach der Polizei rufen, wenn Ihnen jemand die Wahrheit sagt. Nämlich, dass die Sozialdemokratie Schutzgeld gegen Gefahren erpresst, die sie selbst erzeugt. Wie die Kirche. Oder die Mafia.

Der Deutsche, insbesondere wenn er links oder rechts ist, sieht den Staat als Kirchenersatz, zuständig für Mildtätigkeit (Harz IV), Sakralbauten (Windmühlen) und Unterrichtung in gottgefälliger (woker) Lebensführung. Anders als der Amerikaner, der lediglich Grenzsicherung, Strafverfolgung, Rechtsschutz und Bewirtschaftung der Allmende als Staatsaufgaben sieht, reagiert der Deutsche panisch bei der Vorstellung, dass ihm der Staat nicht seine Lebensrisiken verwaltet und seine Moralvorstellungen vorgibt.

Der Deutsche ist und bleibt ein Untertan. Und wenn der Flügel sich nur einen gütigeren Kaiser wünscht, kann er mir gestohlen bleiben.

PS: Wir haben zwei linksextreme, zwei sozialdemokratische und eine linksliberale Partei im Parlament. Brauchen wir wirklich neben der roten und der schwarzen SPD noch eine blaue? Selbst wenn sie patriotisch ist? Selbst wenn sie damit Wahlen gewinnen kann? Was liegt daran, dass die AfD an der Macht ist, wenn sie den Staatsapparat nur weiter aufbläht? Die AfD ist entweder nationalliberal oder sie ist überflüssig.

Imagine

29. März 2022 00:08

@anatol broder

Es scheint, dass Sie überhaupt nicht verstanden haben, worum es geht und warum es relevant ist.

Franz Bettinger

29. März 2022 00:21

@Imagine, Biowaffen: Denkbar ist Vieles (siehe science fiction à la Odyssee 2001). Aber machbar ist sehr wenig. Was bis heute nie in einem Krieg angewendet wurde (z.B. B-Waffen), das ist sehr wahrscheinlich: nicht machbar. Wenn man so von Lügen umstellt ist wie wir heute, frage ich mich, warum wir immer noch so viel glauben (wollen). Sehen Sie, man hat ganze Wissenschaftszweige erfunden (so die Virologie, aber auch die Theologie; Gott vergib mir!), um die Menschen etwas glauben zu machen, und es gelingt immer wieder. Keiner fragt nach Beweisen. Jeder hält sich für zu wenig kompetent. Ich wette, dass sich auch hier kaum einer mit dem eminent wichtigen Fach Epidemiologie beschäftigt hat. Das entspricht Physikern, die von Mathematik keine Ahnung haben. daraus kann nichts werden.

Laurenz

29. März 2022 01:04

@Imagine

bedenken Sie bitte, daß Blutkonserven nicht zwischen geimpften Blut & nicht-kontaminiertem Blut unterscheiden.

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