… ein Angriff “auf unsere Wahrheitssysteme”.
Ja, Sie haben richtig gelesen. Diesen seltsamen Begriff hat der sächische Ministerpräsident Michael Kretschmer am 28. 8. tatsächlich benutzt. Hat er seine Meinung geändert, als er zwei Tage später mit Chemnitzer Bürgern sprach, die inbesondere über die Berichterstattung der Leitmedien über ihre Stadt empört waren, also der Fabrikanten und Verteidiger dieser “Wahrheitssysteme”?
Am 5. 9. erklärte Kretschmer, daß es in Chemnitz “keinen Mob und keine Hetzjagd” gegeben habe. Eingewickelt war das Zugeständnis in die übliche Litanei der Vorwürfe gegen die AfD, die vollumfänglich auf das Establishment und seine eigene Partei zurückfallen.
Zu diesem Zeitpunkt hat Angela Merkel ihre Aussagen vom 28. 8. nicht widerrufen oder korrigiert:
Wir haben Videoaufnahmen darüber, dass es Hetzjagden gab, dass es Zusammenrottungen gab, dass es Hass auf der Straße gab, und das hat mit unserem Rechtsstaat nichts zu tun.
Regierungssprecher Steffen Seibert hatte am 27. 8. in Namen der Regierung geäußert:
Solche Zusammenrottungen, Hetzjagden auf Menschen anderen Aussehens, anderer Herkunft, oder der Versuch, Hass auf den Straßen zu verbreiten, das nehmen wir nicht hin.
In diese Richtung gingen auch die Deutungen so mancher Hohepriester des Feuilletons. Patrick Bahners forderte als Lösung aller Probleme einen “radikalen Republikanismus”, wenn nötig, radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können.
Wir Republikaner müssen endlich radikal werden, so radikal, wie es zum Begriff des Republikanismus gehört. Schluss mit Defätismus und Appeasement.
Radikaler Republikanismus heißt die Republik beim Wort nehmen, heißt Gleichheit ernstnehmen. Und eben daran lassen es führende Politiker unserer Republik fehlen. Sie tolerieren, dass es wieder Bürger erster und zweiter Klasse geben soll.
Denn das dringlichste Problem, das Deutschland hat, ist seiner Ansicht nach dieses:
Einen Bürger anderer Hautfarbe, Sprache oder Religion als Gleichen anzunehmen: Das ist die Zumutung, gegen die der Mob sich zur Wehr setzt. Ermutigt von Politikern, die das Ressentiment als berechtigte Sorge verstehen wollen.
Asylbewerber und Flüchtlinge sind “Bürger”? Es besteht keine “berechtigte Sorge”, wenn sie sich gewalttätig verhalten, eine ganze Stadt unsicher machen, vergewaltigen, Straftaten begehen, mit gefälschten Identitäten operieren oder schon längst hätten abgeschoben werden sollen.
Frank Haubold schreibt auf eigentümlich frei, daß es sich hierbei keineswegs um ein “aufgebauschtes” Problem handelt:
“Gemäß Ausländerzentralregister sind in Sachsen 52.918 Zuwanderer gemeldet, das sind gerade einmal 1,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Allerdings wurden gemäß Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) allein 2017 davon 9.493 Zuwanderer als Tatverdächtige registriert, das sind immerhin 10,37 Prozent aller Tatverdächtigen (91.507) und 17,9 Prozent aller in Sachsen registrierten Zuwanderer. Dieser Prozentsatz liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt (8,6 Prozent aller Tatverdächtigen und etwa zehn Prozent aller Zuwanderer), was die Vermutung zulässt, dass dem Bundesland offenbar eine überproportional kriminalitätsanfällige Klientel zugewiesen wird. (…)
So wurden aus den Herkunftsländern Marokko, Tunesien und Algerien mehr Tatverdächtige registriert, als überhaupt in Sachsen wohnhaft beziehungsweise gemeldet sind. (…) Aber auch Asylheischende aus Libyen, Georgien und Albanien liegen mit über 50 Prozent Tatverdächtigen im Spitzenfeld und deutlich über dem Bundesdurchschnitt. (…)”
Nicht nur in Chemnitz (hier eine Sammlung von Links) und Sachsen: So auch – nur ein paar Beispiele jüngeren Datums unter vielen – in Mönchengladbach, Frankfurt an der Oder, Bad Krozingen, Oberhausen, Cottbus, Esslingen, Freiburg, Münster, Berlin.
In Offenburg wurde ein Arzt vor den Augen seiner Tochter in seiner Praxis von einem Somalier erstochen.
Chemnitz also: Der Spiegel, der Leitproduzent der bundesrepublikanischen Narrative, klotzte mit gewohnter Subtilität los und beschwor einmal mehr das braune Dunkeldeutschland, in dem Frakturschrift gesprochen wird und barbarische Neanderthalerstämme hausen: “Sachsen – Wenn Rechte nach der Macht greifen”.
Damit war das altbewährte, radioaktive Narrativ aktiviert, mit dem sich der Verstand der Deutschen so effektiv (und affektiv) ausknipsen läßt. Es ist ein “Wahrheitssystem”, das eine orientierende, sinnstiftende Geschichte erzählt und wirkt wie eine Religion.
Zu den besonders eifrigen Gläubigen dieser Religion zählt unter anderem ARD-Politikmoderator Georg Restle, der im Juli allen Ernstes den angeblichen “Neutralitätswahn” seiner Zunft anprangerte:
Warum wir endlich damit auhören sollten, nur abbilden zu wollen, “was ist”. Mein Plädoyer für einen werteorientierten Journalismus in der aktuellen Ausgabe von “WDR Print”.
Die Ereignisse in Chemnitz sieht er so:
Um dieses Bild aufrechtzuerhalten, hilft der werteoriente Sender, für den Restle arbeitet, zuweilen auch ein wenig nach. So wurde der Auftritt einer Handvoll “Adolf-Hitler-Hooligans” vom Montag, dem 27. 8. für einen Bericht über die AfD-Demo vom Samstag, dem 1. 9. kurzerhand recyclet.
Das war indes nur ein kleines Detail in der geballten Flut der tendenziösen, herablassenden, manipulativen, verzerrenden Berichterstattung der letzten Tage. Benedikt Kaiser bemerkte treffend:
Das unreflektierte, faktenresistente, überwiegend westzonale
#Chemnitz-Bashing der herrschenden politisch-medialen Klasse ist reaktionär und regressiv. Es geht mit Herabwürdigung ganzer Bevölkerungsgruppen einher, die variabel sind: Sachsen, Arbeiter, “Prolls”, “Dorfler” usf.
Der Spuk hält sich hartnäckig, obwohl alle Fakten gegen die vom “Wahrheitssystem” werteorientierter Journalisten propagierte Story sprechen. Hier hat Alexander Wendt den Status Quo zusammengefaßt. Sowohl die Polizei, als auch der sächsische Generalstaatsanwalt, als auch die Chemnitzer Freie Presse haben entschieden verneint, daß es “Hetzjagden” auf Ausländer gegeben hätte.
Der einzige gefilmte “Beweis” einer “Menschenjagd” ist dürftig: Ein Typ rennt auf einen anderen Typen zu, der vor ihm davonläuft. (Hier spricht ein Augenzeuge der Szene.)
Ohne Zweifel war die Stimmung in Chemnitz zeitweise außerordentlich aufgeheizt. Es gab “Hitlergrüße”, Böller- und Flaschenwürfe, und etliche Pöbeleien und tätliche Übergriffe, auch gegen Unschuldige und Unbeteiligte. Wendt schreibt:
Fest steht auch, dass am Sonntag, den 26. August in einer Spontandemonstration von etwa 800 Menschen nach der Tötung eines jungen Chemnitzers durch zwei Asylbewerber auch etwa 50 gewaltbereite Personen aus der rechtsradikalen und Hooligan-Szene unterwegs waren. Von dieser Gruppe wurden mehrere Passanten angepöbelt und bedroht.
Michael Klonovsky, der die Vorgänge laufend fleißig und gründlich kommentiert, resümmierte am 29. 8.:
Update: Der Polizeibericht nennt: 18 verletzte Versammlungsteilnehmer, zwei verletzte Polizisten, alles offenbar leichtere Fälle; wer die Verletzungen zufügte – in der Regel sind die Linksextremen dabei aktiver und rücksichtsloser, weil sie ein grenzenlos gutes Gewissen und weniger Folgen zu befürchten haben –, wird nicht erwähnt. Es gab 43 Anzeigen, unter anderem wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs (2), des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (10), Körperverletzung (11) und Verstößen gegen das Sächsische Versammlungsgesetz (3).
Die Gewalt ging dabei keineswegs nur von “Rechten” aus. Bundestagsmitglied Ulrich Öhme (AfD) berichtete auf Facebook über einen linksradikalen Angriff auf junge Teilnehmer der Montags-Demo, die mit dem Mordopfer Daniel befreundet waren:
Danach gingen die 20 Angreifer auf die Fünf mit Tritten und Faustschlägen los. Die Schwiegertochter und zwei Jungs konnten sich aufrappeln und ein paar Meter fliehen. Die geballte Brutalität der 20 entlud sich nun auf meinen Sohn und seinen Freund. Kurz aber brutal. Danach flohen die Täter über die Hartmannstraße in den Park.
Der Sohn erlitt mehre Rippendurchbrüche und liegt noch im Krankenhaus. Beim zweiten Kumpel wurde die Nase völlig zertrümmert, er wurde noch in der Nacht operiert.
Alle Opfer waren Freunde von Daniel, durch Hip-Hop, Fußball oder Tanzen gehen. Sie sind weder Anhänger einer Bewegung oder Partei. Aber Gewalt kennt keinen Grund. Es wird einfach nur sinnentleert zugeschlagen!
Natürlich kommt es auch immer wieder zu Gewalt gegen Ausländer. Am Samstag (1.9.) wurde ein Afghane in Chemnitz von einer Gruppe Vermummter zusammengeschlagen. In Wismar wurde letzte Woche ein Syrer attackiert und verprügelt. Ereignisse dieser Art sind allerdings offenbar derart rar, daß die Tagesschau in solchen Fällen Nachrichten von rein regionalem Interesse bringt.
Was in dem Trubel unterging, war die schlichte Tatsache, daß ein Mensch gezielt von einer Bande arabischer Asylanten erstochen worden war, und zwei weitere schwer verletzt. Während flächendeckend von mordenden und prügelnden Pogrom-Mobs fantasiert wurde, vergaß man, daß es ein wirkliches Opfer und wirkliche Gewalt gegeben hatte. Die Täter waren allerdings keine “Nazis” oder “Rechten”.
Es handelt sich einmal mehr um das Phänomen der “Hierarchie der Opfer”, das ich in einem Kaplakenbändchen beschrieben habe, mithin die xte Wiederholung des immerselben Dramas, diesmal allerdings zugespitzt, da sich inzwischen erheblicher Widerstand gegen die Praxis einer herrrschenden Ideologie formiert hat, deren Anhänger sich inzwischen wie Geisterfahrer verhalten.
Dazu zählen nicht zuletzt die “werteorientierten Journalisten”, die sich nicht erst seit heute den Vorwurf der Lügen‑, Lücken- und Lumpenpresse gefallen lassen müssen, und das mit vollem Recht, wie ihr verbissenes Festhalten am “Hetzjagd”-Narrativ zeigt. Im Anschluß an Michael Kretschmer könnte man sie auch “Wahrheitssystempresse” nennen.
Etliche dieser Journalisten versuchen gerade, quasi dem Toten und den Verwundeten von Chemnitz die Show zu stehlen, und sich selbst als die eigentlichen Opfer der angeblichen “Ausschreitungen” zu präsentieren, etwa hier, hier und hier.
Sie wundern sich über den massiven Haß und Zorn, der ihnen in Chemnitz entgegengeschlagen ist, und verstehen nicht, daß er längst die Frucht einer “self-fulfilling prophecy”, die Quittung für ihr eigenes Verhalten, für Desinformation, Hetze, Denkfaulheit und ideologische Voreingenommenheit ist. An ihrem Gejammer in eigener Sache kann man ablesen, wie sehr sie ihre Machtposition korrumpiert hat, wie sie sich für unantasbar halten.
Götz Kubitschek schrieb:
Unterwegs das übliche: Penetrante Fotografen kriechen einem mit ihren Objektiven ins Gesicht und pochen noch nach der zwanzigsten Porträtaufnahme auf ihre Pressefreiheit. Ich habe bisher keine souveräne Verhaltensweise im Umgang mit dieser ungehobelten Aufdringlichkeit gefunden.
Robin Alexander bemerkte:
Die Berichterstattung über die Verwendung des Begriffes “Hetzjagden” für die erste Demo in Chemnitz ist meiner Meinung nach ein Musterbeispiel, wie wir Journalisten das Vertrauen der Bevölkerung verspielen. Der Ablauf ist geradezu klassisch. Die Regierung macht einen (in diesem Fall kommunikativen) Fehler. 2) Der Fehler wird v regionalen Medien (i d Fall
@freie_presse) sauber dokumentiert u verantwortungsvoll eingeordnet 3) Wir Überregionalen pennen oder wollen es uns nicht mit Regierung verscherzen 4) Die@AfD skandalisiert, was wir hätten berichten sollen – u rührt Falschbehauptungen hinein. 5) Leitmedien wachen auf u berichten: “Die@AfD sagt…” 6) Leute fragen sich: Hat@AfD recht? Kurz: We fucked it up! Again!
Der Hierarchie der Opfer entspricht auch eine Hierarchie der Täter. Es ist dasselbe Spiel wie schon 2013 im Fall Daniel S. aus Kirchweyhe, der Akif Pirincci erstmals veranlaßte, sich mit seinem inzwischen berüchtigten Artikel “Das Schlachten hat begonnen” offen politisch zu positionieren (siehe hier, hier, hier).
Sind Deutsche die Opfer, Ausländer die Täter, haben die üblichen Verdächtigen in der Regel nichts eiligeres zu tun, als den Vorfall zu bagatellisieren und die Problematik auf die drohende “Gefahr von rechts” umzuleiten. Das Multikulturalisierungsnarrativ muß um jeden Preis gewahrt werden. Es darf kein Zweifel daran aufkommen, daß die “Verbuntung” des Landes durch Masseneinwanderung alternativlos, unhinterfragbar und machbar ist. Es darf nicht der Anhauch des Gedankens zugelassen werden, daß “Rechte” oder “Rassisten”, stets gleichgesetzt mit mordenden “Neonazis”, in etlichen Dingen die Fakten und die Moral auf ihrer Seite haben könnten.
Sind Ausländer die Opfer, dann wird die Tat ganz anders gewichtet. Aber nur, wenn auch der Täter als Deutscher, “Rechter”, “Nazi” oder “Rassist” identifziert werden kann. Handelt es sich bei dem Täter ebenfalls um einen Ausländer, wie im Fall des Asylwerbers Khaled B. in Dresden, verschwindet das Interesse der Linken und Antirassisten an dem Opfer schlagartig.
Die Opfer dienen der Linken stets dazu, die Rechte insgesamt zu attackieren, mehr Einwanderung und “Vielfalt” zu fordern, jeden Muckser der Selbstbehauptung oder Selbstverteidigung der Einheimischen als “Rassismus” zu diffamieren und entmutigen. Die linksradikale Antonio-Amadeu-Stiftung, deren Leiterin sich nach eigenen Angaben für Rassenbiopolitik im Osten einsetzt, hat sich nicht umsonst nach einem solchen Opfer benannt.
Im Netz kursiert eine Liste “Todesopfer rechtextremer Gewalt”, die bei genauer Betrachtung ziemlich fragwürdig ist. Die Mehrzahl der Opfer wird nicht staatlich anerkannt im Sinne des Rechtsextremismus-Kriteriums; ihre Nennung geht auf das Konto der einschlägig interessierten AAS. So werden auf Wikipedia sämtliche Opfer des Anschlags von München im Jahr 2016, begangen von einem jungen Mann mit iranischem Migrationshintergrund aus unklaren Motiven, in dieser Kategorie rubriziert, ebenso die Opfer des ungeklärten, vermutlichen Geheimdienst-Schwindels “NSU”.
Nur ein paar Beispiele: Der jüngste laut Wikipedia staatlich anerkannte Fall (2014) ist der von Charles Werobe (geb. in Ruanda), Limburg. Man findet dazu kaum etwas im Netz, und fragt sich, warum damals keine größere Sau durchs Dorf getrieben wurde. Die Antwort ist wohl, daß der obdachlose Afrikaner von anderen Obdachlosen ermordet wurde, von denen sich einer in seiner Zelle erhängte.
Karl Heinz L. aus Butow (2012) scheidet als offenbarer Biodeutscher schon mal aus dem Spiel aus, während der “rechtsextreme” Hintergrund eher dünn ist (seine Tochter beschuldigte ihn, sie als Kind mißbraucht zu haben, ihr Freund tötete ihn). Der Mord an dem Iraker Kamal K. (2010) kommt dem gewünschten Profil schon näher, aber auch hier spielen Unterschichtengestalten und Alkohol eine erhebliche Rolle. Auch Marwa El-Sherbini (2009) eignet sich eigentlich nicht so recht für die Rolle. Der Täter war als Russlanddeutscher ebenfalls Migrant, und auch sonst weist der Fall etliche untypische Umstände auf (El-Sherbini wurde während eines Beleidigungsprozesses gegen den Täter getötet). Nichtsdestotrotz wurde der Fall reichlich für antirassistische Propaganda gemolken.
Man könnte das Spiel noch weiter treiben, unterm Strich bleibt die Tatsache, daß es der Linken an eindeutigen, “verwertbaren” und vor allem aktuellen Fällen mangelt, um ihre Panikmache vor “rechts” (und damit ihre eigene Bedeutung und Unverzichtbarkeit) zu begründen.
Der Bedarf an “rassistischen” Tätern ist derart groß, daß es in Deutschland immer wieder zu kontrafaktischen, von der Presse angeheizten Hysterien kam, die in etlichen Fällen um reine Phantome kreisten: Der Fall Sebnitz (2000), der Fall Düsseldorf (2001), die Fälle Mügeln und Mittweida, der Fall Mannichl (2009), der Fall Ermyas M. (2006), der Fall Ludwigshafen (2008).
“Brennende Asylheime“ waren in den Jahren 2015/16 das Hauptargument der Medien, um einen Anstieg „rechter Gewalt“ in Deutschland zu suggerieren und die Angst vor “rechts” zu schüren. Obwohl die meisten Fälle ungeklärt sind, und sich häufig Asylanten selbst als Schuldige erwiesen haben – sei es durch Brandstiftung oder Fahrlässigkeit – wurden sie immer wieder pauschal „Neonazis und Asylgegnern“ in die Schuhe geschoben.
Die antifaschistische und antirassistische Linke lebt über weite Strecken nur mehr von der Erinnerung an die Ausschreitungen von Rostock, Solingen & Co aus den neunziger Jahren, die das Klischee vom asozialen Ossi-Skinhead begründet haben, und darüber hinaus vom Mythos des Dritten Reichs, das in ahistorisch-dämonischen Farben gezeichnet und wie ein ständig um die Ecke lauerndes Gespenst beschworen wird.
Der Globalismus, die Linke, wie auch alle, die Gleichheit als oberstes Ziel aller politischen Bestrebungen sehen, benötigen in einem gewissen Sinne den Nationalsozialismus und seine diversen echten oder imaginierten Erscheinungen ebenso sehr, wie sie ihn zu bekämpfen vorgeben. Er ist das notwendige finstere Gegenbild, das die eigene Haltung veredelt und moralisch legitimiert.
Er bildet sozusagen ein affektiv vermintes, “überdeterminiertes” Bedeutungsfeld, weshalb man in den letzten Tagen den Eindruck gewann, daß für manche Menschen ein “Hitlergruß” ein weitaus schlimmeres Verbrechen als Mord und Totschlag ist. Denjenigen, die von dem peinlichen Problembären Ausländergewalt und ‑kriminalität ablenken wollen, kommen einschlägige Provokationen wie gerufen. Und aus diesem Grund kann noch der allerletzte unappetitliche Penner zuverlässig darauf hoffen, mit einem ausgestreckten Arm Aufmerksamkeit erregen zu können (seit wann lassen sich Rechtsextreme eigentlich “RAF”-Tattoos stechen?).
Wie praktisch! Wie schnell und einfach sich damit jedes berechtigte Anliegen, jede noch so große Demonstration diskreditieren und entmutigen läßt! Gottseidank würde niemand auf die Idee kommen, diese Waffe bewußt einzusetzen.
Claudio Casula von der “Achse des Guten” machte den besten Witz über den nächsten Akt des Spuks:
„War zehn Tage weg. Sag mal, ‚Rock-gegen-Rechts‘-Konzert in Chemnitz – was war denn da los? Haben Deutsche einen Migranten umgebracht?“
„Nein, umgekehrt.“
Unter dem Hashtag #Wirsindmehr wurde triumphierend verkündet, daß 65,000 Menschen das Gratiskonzert der Bands Die Toten Hosen, Feine Sahne Fischfilet, Kraftklub, K.I.Z. und anderer gegen “Rassismus” und “rechte Hetze” besucht und damit dem dunkelbraunen Mob ordentlich gezeigt hätten, wer hier das wahre Volk ist.
Der ganze Irrsinn der Nummer zeigt sich in der Begrüßungsrede des Konzerts. Eine habituell antifantisch aussehende Dame mit einem “Schöner leben ohne Nazis”-Shirt eröffnete sie unbeirrt mit der Lüge von den “Hetzjagden”:
Vor einer Woche sind Menschen hier durch diese Stadt gejagt worden. Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten, schwarze Deutsche, Linke, Journalistinnen und Journalisten. Wir sind heute deshalb hier in Chemnitz. Ihr seid großartig! … Wir leben alle verschieden und wir denken auch verschieden, und das ist wirklich gut so. Aber in einer Sache sprechen wir mit einer Stimme. Wir geben keinen Platz hier für Menschenjagden. Wir geben keinen Platz für Rassismus. Wir sind mehr! (…) Wir sind Antifaschistinnen und Antifaschisten. Und wir werden den Rassisten und den Nazis nicht diese Stadt und keine andere überlassen.
Und schließlich kam die Partie im Tremolo und Vibrato:
Wir alle leben und wollen leben. Laßt uns für einen Moment gemeinsam an Daniel Hillig erinnern, dem sein Leben genommen wurde. Wir alle wollen leben ohne Angst und ohne Haß. Wir alle wollen leben ohne Angst und ohne Haß, und deshalb laßt uns auch an die Menschen erinnern, die Opfer von rechter Gewalt und Haß in diesem Land geworden sind. Ich bitte euch nun, eine Minute zu schweigen.
Es fehlte gerade noch, daß sich die Ansagerin selbst zum Opfer oder zum potentiellen Opfer ernannte. Diese Rede ist ein sinnfreies Schwelgen in Gefühlen und Tugendprahlerei. Ein Deutscher (noch dazu mit “Migrationshintergrund”) wird von Asylanten umgebracht, und die Partylinke gedenkt der Opfer von “rechter Gewalt”.
Das ging so weit, daß jemand allen Ernstes ein “Refugees Welcome”-Banner auf dem Tatort hisste. Dort fanden sich auch einige SPD-Größen ein, um ein entspanntes, fröhliches Selfie zu knipsen.
Nachdem das Publikum – überwiegend jung und nahezu durch die Bank “weißdeutsch”, um es mit dem neuesten Modewort der Linken zu sagen – die dreißigsekündige Schweigeminute hinter sich gebracht hatte, warf es sich in den Partyspaß gegen “Faschismus, Homophobie, Rassismus und die verrückte AfD” (Kraftklub-Frontmann Felix Brummer).
Der Rapper Casper machte Werbung für sein neues Album und ermunterte die versammelte Schar ob dieser manchmal so düsteren Welt nicht zu verzweifeln:
Dass wir heute alle hier sind, ist der Beweis, dass die Welt doch glücklich, bunt und wunderbar sein kann.
Diese infantilen Exzesse mit Regenbogenästhetik, Herzchenschwellung und Wohlfühlantirassismus, gemixt mit harten Linksradikalismus und gesponsert von Coca ‑Cola, befremdeten sogar einige nachdenklichere Linke:
Mich hat gleichwohl manch fröhlich-unbedarfter Demotourismus befremdet und erst Recht eine militante Antifa. Als die Situation an unterschiedlichen Orten in der Stadt zu eskalieren drohte und auf unserer Demo eine Band mit ihren Songtexten und Ansprachen alles tat, um das Motto „Herz statt Hetze“ ins Gegenteil zu verkehren, habe ich geweint. Ich habe noch nie um meine Heimatstadt geweint. Ich hatte keinen Grund. Ich habe aber in dem Moment geweint, als mir bewusst wurde, dass Chemnitz zu einem bloßen Austragungsort im Kampf um die Deutungshoheit eines tragischen Ereignisses wurde. (…)
Nüchtern betrachtet waren wir Chemnitzer an dem Tag auf der Demo weder mehr noch überzeugender. So richtig die Worte der Oberbürgermeisterin zu Beginn waren, umso weniger ist dieses Argument wert geworden. Denn ich hätte auch keine Antwort auf die Frage, warum ich auf einer Demo war, wo eine Band aufgetreten ist, die den Antideutschen nahesteht. Das nennt man wohl „einen Bärendienst erweisen“.
Die Line-Up der Bands wies klar in eine scharf linksradikale Richtung. Mit dabei waren die Establishment-Punkopas Die Toten Hosen und die berüchtige Kapelle Feine Sahne Fischfilet, die jahrelang vom Verfassungschutz beobachtet wurde, deren verfetteter Sänger nach eigenen Angaben “an einer Fußballrandale beteiligt” war und “ein Polizeiauto abgefackelt“ hat, und die Texte wie diese im Repertoire hat:
Punk heißt gegen’s Vaterland, das ist doch allen klar / Deutschland verrecke, das wäre wunderbar! / Heute wird geteilt, was das Zeug hält / Deutschland ist scheiße, Deutschland ist Dreck! / Gib mir ein ‘like’ gegen Deutschland / Günther ist scheiße, Günther ist Dreck!
Wir stellen unseren eigenen Trupp zusammen / Und schicken den Mob dann auf euch rauf / Die Bullenhelme – sie sollen fliegen / Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein / Und danach schicken wir euch nach Bayern / Denn die Ostsee soll frei von Bullen sein.
Das hinderte Bundespräsident Steinmeier nicht, für die Kombo Werbung zu machen; zu ihren Fans zählen auch Heiko Maas, Katrin Göring-Eckhardt oder Annegret Kramp-Karrenbauer (“Einfach nur Wow!”)
Den anderen Bands, die an dem Konzert teilnahme, war die Vergangenheit von Feine Sahne Fischfilet selbstredend scheißegal:
“Wenn es die grundsätzliche Einstellung beim Verfassungsschutz sein sollte, jemanden wie Monchi zu beobachten, muss man den Laden auflösen”, sagte Sänger Campino. Und K.I.Z.-Sänger Maxim Drüner: “Manche sagen, hier würden linksradikale Verfassungsfeinde spielen. Aber wo ist jetzt der Diss? Ich peile es nicht mal.”
Im aparten Gegensatz zu dieser achselzuckenden Lässigkeit übt sich die “Junge Alternative” gerade im erbärmlichsten “cucking”, indem sie in vorauseilendem Gehorsam ankündigte, die Landesverbände in Niedersachsen und Bremen aufzulösen, um den Verfassungsschutz von der Backe zu bekommen.
Apropos K.I.Z. – auch diese Band hat Lyrics vom Feinsten anzubieten:
Ich mach Mousse aus deiner Fresse/Boom verrecke/Wenn ich den Polenböller in deine Kapuze stecke/ Die halbe Schule war querschnittsgelähmt von mei’n Nackenklatschern/ Meine Hausaufgaben mussten irgendwelche deutschen Spasten machen…
Hier eine Zeile für Georg Restle und Konsorten zur Begutachtung:
Ich ramm die Messerklinge in die Journalistenfresse…
Und für die #MeToo und Anti-Sexismus-Fraktion gibt es auch ein paar Leckerbissen:
Trete deiner Frau in den Bauch, fresse die Fehlgeburt (…) Ist eine Frau nicht nackt, dann beschmeiss ich sie mit Scheine/ Macht sie sich dann nackt, dann beschmeiss ich sie mit Steine (…) Eva Herman sieht mich, denkt sich, was’n Deutscher/ Und ich gebe ihr von hinten, wie ein Staffelläufer
Ich fick sie grün und blau, wie mein kunterbuntes Haus/ Nich alles was man oben reinsteckt kommt unten wieder raus
Der Song wurde übrigens am Montag zum Besten gegeben. Ist natürlich nur Rollenprosa oder irgendsowas.
Das Spektakel bekam, wie gesagt, staatliche Unterstützung von ganz oben. Dasselbe Establishment, das mit Antifas und Linksradikalen gemeinsame Sache macht, denkt nach Chemnitz (wieder einmal) laut darüber nach, die AfD ingesamt zur “verfassungsfeindlichen” Partei zu erklären.
Unterdessen haben die Einpeitscher in den Leitmedien jeden Genierer verloren. So fordert Margarete Stokowski im Spiegel: “Es kann nicht genug Antifa geben”:
Nun ist es bei der Antifa so, dass niemand sie bräuchte, wenn es keine Nazis mehr gäbe. (…) Wer die Antifa mit einigen wenigen Schlägern gleichsetzt und als “Staatsfeind” bezeichnet, macht es sich nicht nur sehr einfach, sondern macht es vor allem falsch. Die Antifa leistet in Deutschland einen ganzen Haufen Bildungs‑, Informations- und Mobilisierungsarbeit, die dazu beiträgt, dass es in diesem Land nicht noch düsterer wird, und wer all das ausblendet, hat entweder schäbig recherchiert oder will es nicht besser wissen.
Auch die taz befindet sich Antifa-Vollmodus:
#wirsindmehr muss jetzt#wirsindüberall folgen:Gegen Rechts in jeder Stadt, jedem Dorf und im Privaten. “Kein Raum der AfD” + ihren Kompliz*innen:
Dieser geballte Wahnsinn, der gerade mobil gemacht wird, hat freilich Methode: Es ist der verzweifelte Abwehrkampf der “Wahrheitssysteme” gegen die Realität, die gerade in ihre ideologischen Luftschlösser eindringt. Und weil es seine Herrschaft auf Lügen und Wirklichkeitsverleugnung gebaut hat, ist es auch die Angst vor Machtverlust, die das Establishment und seine Apologeten antreibt.
Die Narrative der verfeindeten Lager klaffen so weit auseinander wie nie zuvor. Wie immer ist der Kern der Spaltung der Streit um das “Ich seh etwas, was du nicht siehst”.
Haben wir in Chemnitz Ausländergewalt oder rechte Gewalt gesehen? Was von beiden ist das größere Problem? Was von beiden ist bedrohlicher für das soziale Gefüge, den Frieden und die innere Sicherheit? Was von beiden fordert die größere Opferzahl?
Haben wir einen “Mob” auf “Menschenjagd” gesehen? Oder vielmehr überwiegend friedliche und normale Bürger, die gegen einen schwelenden Mißstand demonstrieren, für den der Staat, der gegen sie hetzt, die Verantwortung trägt?
Die Antwort ist klar für jeden, der gewillt ist, sie zu sehen.
Durendal
Ich würde die Bewertung der Amadeu-Antonio-Stiftung, derzufolge der Amoklauf eines Iraners in München 2016 einen rechtsextremen Hintergrund gehabt habe, nicht sofort verwerfen.
Wenn diese Bewertung zutrifft, dann würde dies bedeuten, dass tödliche rechtsextreme Gewalt in Deutschland in den vergangenen Jahren ausschließlich von Personen mit nahöstlichem Migrationshintergrund ausgegangen ist. Aus dieser Erkenntnis ergeben sich m.E. durchaus interessante Folgerungen für die Migrationsdebatte.