Es ist natürlich sonnenklar, daß der Widerstand gegen den “Great Reset” (um es auf ein Schlagwort zu verkürzen) momentan gegenüber dem Widerstand gegen den “Großen Austausch” absolute Priorität hat, da es sich um eine akute Bedrohung handelt, deren Gefährlichkeit nicht zu unterschätzen ist.
Wenn diese totalitäre Falle zuschnappt, dann ist es vorbei mit jeglicher Art von Opposition gegenüber den politischen Programmen der globalistischen Eliten. Dissens und Opposition sind bereits jetzt schwierig genug, und könnten in absehbarer Zeit praktisch ausradiert werden.
Das Thema der “Corona-Diktatur” hat für mich persönlich alles andere in den Schatten und in die zweite bis dritte Reihe gestellt. Ich begrüße jede Art von Widerstand gegen dieses Monstrum, egal aus welcher Ecke sie kommt, und wie sie begründet wird (natürlich – muß ich das wirklich dazusagen? – mit Ausnahme von gewaltsamen Formen, die völlig sinn- und aussichtslos sind). Es herrscht nun “Krieg” (so nennen es die Verwalter der Pandemie selbst), und entsprechend muß die Freund-Feind-Linie gezogen werden.
“Rechte”, die immer noch nicht verstanden haben, welche Stunde geschlagen hat, was hier auf dem Spiel steht oder die gar für die Covid-“Impfpflicht” plädieren, sind nicht mehr meine Brüder und können nicht mehr mit meiner Solidarität rechnen. Hingegen fühle ich eine Verbundenheit mit jedem aufrechten Linken, Liberalen und Libertären, der sich noch eine grundsätzliche Restvernunft und Menschlichkeit (ich schrecke vor diesem Ausdruck nicht zurück) bewahrt hat, und sich gegen diesen Wahnsinn stellt, der uns alle gleichermaßen bedroht.
Ich kenne keine Juden und Griechen mehr, sondern nur mehr Gegner und Befürworter der Corona-Tyrannei. (Und ich begrüße auch emphatisch den Sand, den manche Schichten von maßnahmenunwilligen Migranten in das Getriebe dieser Maschine streuen. Sogar der “große Austausch” hat seine positiven Aspekte.)
Das ist eine alte Geschichte: Ein gemeinsamer Feind zieht die inneren Spannungen ab und bündelt sie nach außen, erzeugt Sympathien und Empathien, die es vorher nicht gab. Ich erinnere mich an ältere Versuche, auf diesem Weg einen “binnenpluralistischen” Konsens gegenüber dem Bevölkerungsaustausch zu erreichen. Eine “Islamisierung”, so das Argument, würde letztlich auch die Linke und den Liberalismus zunichte machen, weshalb eine lagerübergreifende Allianz notwendig sei. Wirklich gezündet hat die Idee leider nicht.
Auch manche Denker des “Ethnopluralismus” imaginierten eine Art Bündnis der “Völker und Kulturen” gegen einen gemeinsamen Feind, gegen “das System, das die Völker tötet” (Guillaume Faye), egal, ob man es nun als Liberalismus, politischer Universalismus, Multikulturalismus oder Globalismus bezeichnet. Das wäre auch der Ausweg aus dem von Lévi-Strauss (und radikaler von Spengler und Gobineau) erkannten Dilemma, daß ethnokulturelle Identitäten immer des Konflikts und des Antagonismus bedürfen, um “in Form” zu bleiben und nicht in einer spannungslosen Entropie zu versinken.
Dabei hängt die Great-Reset-Agenda, wie ich sie verkürzt nennen will, wohlgemerkt keineswegs vom Coronavirus ab, dessen Bedeutung zunehmend abnimmt: Bald schon kann sie sich wieder auf den Klimawandel oder eine “neue” Pandemie oder vielleicht sogar auf eine militärische Bedrohung – warum wird Russland-Ukraine gerade so hochgekocht? – berufen. Nach allem, was ich in den letzten zwei Jahren gesehen habe, gibt es eigentlich keine Teufelei, mit der ich nicht rechnen würde.
In der Welt vor 2020 war der Bevölkerungsaustausch das bestimmende Thema der Rechten, analog war er aber auch – unter anderen Selbstbezeichnungen – die dominante Agenda der globalistischen Eliten. Die Führer der westlichen Welt schienen sich darin einig zu sein, daß “Diversity” und die Erschaffung einer “bunten”, postnationalen Welt und entsprechend strukturierter Bevölkerungen in den von ihnen verwalteten Territorien die großen epochalen und moralisch gebotenen Ziele seien, an denen alle fortschrittlichen Menschen guten Willens zu arbeiten hätten.
Diese Ziele werden auf demographischem (also auch “biopolitischem”) Wege erreicht, etwa durch eine äußerst großzügige Einwanderungspolitik. Hier kam es jedoch insbesondere mit Einwanderern aus dem islamischen Kulturkreis in vielen Ländern zu erheblichen innenpolitischen Spannungen.
Die “populistische” Welle der Jahre 2015–19, die ihren Zenit 2016/17 erreichte und sich unter anderem in der Wahl Donald Trumps und im Brexit niederschlug, war im Kern eine Reaktion auf diese Politik der Multikulturalisierung durch Ersatzmigration, auch wenn etliche andere Motive sozialer und ökonomischer Art hineingespielt haben mögen (erinnern wir uns an die “gelben Westen”). Sie vertiefte die Kluft zwischen west- und osteuropäischen Staaten, da letztere nicht gewillt waren, das westliche Modell zu importieren und es vorzogen, an ihren traditionellen nationalen Identitäten festzuhalten.
Seine Bekämpfer identifizierten offenen oder subkutanen “Rassismus” als Triebfeder dieses “Populismus”, was ihre Art war, festzustellen, daß er wieder die lange tabuisierte und verfemte Frage nach dem “identitären” Charakter der Demokratie auf die Tagesordnung gebracht hatte. Das Projekt, eine “Demokratie” zu erschaffen, in der das Staatsvolk seines spezifischen ethnokulturellen Charakters beraubt wird und durch ein reines Staatsbürgervolk ersetzt wird, schien an seine Grenzen gestossen zu sein, was sich speziell am muslimischen Stolperstein schmerzhaft zeigte.
Ebenso wurde für alle, die es sehen konnten und sehen wollten, der pseudodemokratische und heuchlerische Fassadencharakter des politischen Systems im Westen deutlich offenbar. “Demokratie” war das, was dem globalistischen Elitenprogramm entsprach, “Demokraten” waren alle, die es vollstreckten und bejahten, wer es hingegen kritisierte oder opponierte, war ein “Demokratiefeind”, ein “Extremist”, wenn nicht gar ein Wiedergänger des Faschismus. Das lag schon lange vor “Corona” offen zutage.
Als die Coronakrise ausbrach, war die populistische Welle bereits über weite Strecken versandet, teilweise durch den massiven Widerstand des übermächtigen Establishments, teilweise durch die Inkompetenz und Korrumpierbarkeit ihrer Akteure selbst, allen voran Donald Trump. Die Stimmung Anfang 2020 im rechten Lager war die einer gründlichen Desillusionierung, nicht nur in Deutschland und Österreich.
Eric Zemmour thematisiert heute in Frankreich den “grand remplacement” auf eine verblüffend offensive und explizite Weise, wie es Marine Le Pen niemals gewagt hätte, und klingt dabei wie Guillaume Faye und Renaud Camus zusammen. Zu anderen Zeiten hätte ich mich mehr darüber gefreut. Ich begrüße zwar Zemmours Präsidentschaftkandidatur und seine klaren Worte, aber gleichzeitig läßt er mich seltsam kalt. Seine Kampagne wirkt anachronistisch, sogar etwas gespenstisch auf mich. Er thematisiert die Corona-Tyrannei nur am Rande, obwohl Frankreich in Europa zu ihren schlimmsten Epizentren zählt.
Fast völliges Schweigen zu dem Thema findet man auch in éléments, dem Magazin der Post-Nouvelle Droite unter der Leitung von Alain de Benoist. Das letzte Heft etwa beinhaltet ein Interview mit dem frankokanadischen Soziologen Mathieu Bock-Côté über die “neuen ideologischen Viren” und den “vierten Totalitarismus der Moderne”.
Es geht darin aber ausschließlich um den “Wokismus” und den radikalen, antiweißen “Antirassismus”, der auch in den USA die ideologische Vorherrschaft erlangt hat. Kein einziges Wort von Bock-Côté über den kafka-orwell-huxleyesken Corona-Totalitarismus, der in Trudeaus Kanada mit besonderer Verve wütet. Das ganze Heft mit seinen handelsüblichen Artikeln über Schmitt und Pareto und cineastische Geheimtips wirkt, als wäre die Zeit im Jahr 2019 stehengeblieben.
Freilich hat sich an den starken sozialen und ethnokulturellen Spannungen, die Frankreich nun schon seit vielen Jahren heimsuchen, nichts geändert, und zwischendurch flackerte auch der islamistische Terror wieder auf. Aber er spielt nicht mehr die bestimmende Rolle, die er in den Jahren seit 2015 hatte – in der Tat scheint er seit “Corona” fast völlig verschwunden zu sein, nicht nur in Frankreich. Auch der Anschlag in Wien vom November 2020 wirkte nur wie ein Nachzügler, an den sich schon heute kaum noch jemand erinnert.
Persönlich muß ich sagen, daß mir die Zeiten, in denen wir noch Angst vor einer islamistischen Übernahme des Abendlandes hatten, angesichts der Bedrohung durch den Corona-Leviathan geradezu idyllisch erscheinen. Das war jetzt natürlich ein makabrer Witz, den ich mir nicht verkneifen konnte, aber im Kern meine ich das völlig ernst.
Im Sommer 2020, als epidemisch gesehen nicht viel los war, übernahm kurzfristig ein anderes Thema die Führung: Die “Black Lives Matter”-Unruhen in den USA, ausgelöst durch eine hysterisierende Medienkampagne, die den Tod eines schwarzen Kriminellen dem vorgeblich “rassistischen” Vorgehen eines Polizisten anlastete. Das hat mich zu diesem Zeitpunkt offen gestanden mehr schockiert und bewegt als “Corona”, das eine Pause eingelegt hatte, die bis in den Herbst andauern sollte.
Die Geschichte basierte, wie alle BLM-Stories seit Trayvon Martin, auf einer leicht durchschaubaren Lüge. Das änderte nichts an der unheimlichen Bereitschaft der Menschen, sich aufhetzen und in einen perversen Kult um den “heiligen” Floyd hineinmemen zu lassen, und dies auf internationaler Basis. An dieser Kampagne beteiligten sich hunderte Konzerne, alles große Marken, die Rang und Namen haben, dieselben, die heute im Gleichschritt für die Corona-Impfung werben.
Nach dieser akuten Entzündung kehrten die USA wieder in den Zustand des chronischen Siechtums zurück. Nichts ist seither besser geworden, was die Rassenbeziehungen in Nordamerika angeht, aber trotzdem habe ich seit Ende 2020 aufgehört, regelmäßig bei American Renaissance des hochgeschätzten Jared Taylor mitzulesen. Wie Benoists éléments ist auch dieses (Netz-)Magazin auf merkwürdige Weise in der Zeit steckengeblieben.
“Corona” wird dort kaum behandelt, was gewiß auch mit der monothematischen Spezialisierung des Portals zu tun hat. Generell fiel es Teilen der amerikanischen dissidenten Rechten lange Zeit schwer, die Signifikanz der Covid-Politik anzuerkennen. Stattdessen blieben sie auf ihre Lieblingsthemen (Rassenprobleme und “Jewish Question”) fixiert oder fielen teilweise sogar auf das “offizielle” Narrativ herein.
Das mag auch damit zu tun haben, daß sich die Hygiene- und Eindämmungstyrannei in den Vereinigten Staaten aufgrund ihrer dezentralisierten Struktur sehr unterschiedlich bemerkbar gemacht hat; in etlichen Teilen des Landes kehrte man rasch wieder zur “Normalität” zurück und ist auch dort geblieben, soweit das überhaupt möglich ist.
Auch wenn “Corona” dieses Jahr auslaufen sollte, ist es unwahrscheinlich, daß wir jemals wieder zur Welt von 2019 zurückkehren. Wir befinden uns mitten in einer globalen politischen und wirtschaftlichen Revolution von oben, die von verschiedenen Akteuren gewollt und vorangetrieben wurde (ich bin nicht ganz so sehr wie Martin Sellner den “Personalisierungen” abgeneigt.)
Gleichzeitig kulminieren in dieser “vierten industriellen Revolution” (so nennt es WEF-Mastermind Klaus Schwab) Strömungen der technologischen Moderne, die sich wie der Golem der Legende oder die Besen des Zauberlehrlings schon seit langem verselbständigt haben. Insofern reiten auch die Weltverbesserer des World Economic Forum auf Wellen, die schon vor langer Zeit in Bewegung gesetzt wurden.
Die gesellschaftlichen “Spaltungen”, die diese Akteure erzeugt haben, werden wahrscheinlich permanent bleiben, jedenfalls nur sehr langsam, wenn überhaupt verheilen. Die Frage ist, ob eine solche Heilung überhaupt wünschenswert ist. Das globalistische Regime hat einerseits große Massen an Menschen durch eine beispiellose propagandistische Hypnose an sich gefesselt, auf der anderen Seite aber auch viele abgestossen und entfremdet.
Das Verhältnis, schätze ich, ist etwa 80:20. Das heißt, bei rund 20% der Bevölkerung wird das Vertrauen in die Regierung, in die Medien, in die “Experten” nicht mehr wiederhergestellt werden. Und das ist auch gut so, weil diese unheilige Trinität kein Vertrauen verdient, was wir Dissidenten schon lange vor 2020 und schon lange vor 2015 gewußt haben.
Die Corona-Eindämmungspolitik mit all ihren politischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen hat eine Art von “globalem Populismus” erzeugt, der viel umfassender und politisch heterogener ist als jener von 2015ff. Die “Spaziergänger” von Pegida nahmen die Spaziergänger, die heute gegen die Corona-Maßnahmen protestieren vorweg, und werden auch in gleicher Weise von der Regierung und den Medien beschimpft.
Das internationale Mobilisierungspotential des “neuen” Populismus ist enorm; der “alte” wäre zum Beispiel niemals imstande gewesen, eine Protestflotte aus tausenden Truckern in Bewegung zu setzen, wie das gerade in Kanada geschieht.
Die parteipolitischen Vehikel des “alten Populismus”, in Österreich die AfD und die FPÖ, haben sich dem “neuen” Populismus geöffnet, weil es sonst keine Partei gibt, die bereit wäre ihn aufzufangen – dagegen steht, wie schon zuvor, die Mauer des Parteienkartells. Es gibt zwar Versuche, “neue”, themenspezifische Parteien zu gründen, wie die “Basis” oder die MFG, aber der Corona-Protest tendiert dazu, außerparteiliche, graswurzeldemokratische Wege zu suchen.
Die universalistische Form (“Menschheit gegen Eliten”) gibt er sich dabei mit einer gewissen Plausibilität. Sellner beschreibt diese Form so:
Die Struktur dieser Ideologie ist relativ einheitlich. Statt Systemkritik setzt man auf Personalisierung. Die globalen Eliten seien moralisch böse und charakterlich im Materialismus und Totalitarismus verhaftet. Ein “neuer Mensch” und ein neues Bewußtsein (welches man selbst verkörpert), wird dagegen die „Menschheitsfamilie“ und den Weltfrieden herbeiführen. In diesem New-Age-Universalismus wird im Grunde das Weltbild der Globalisten übernommen. Die Kluft, die zwischen Utopie und Wirklichkeit besteht, soll allerdings nicht mit Technik und Management, sondern mit Esoterik und Wunderglauben überbrückt werden. Daß diese Haltung in ihrer wirren Unwägbarkeit die Position der Technokraten letztlich stärkt, dürfte klar sein.
Die rechte Haltung unterscheidet sich vom technokratischen und esoterischen Universalismus in ihrem Realismus und Pluralismus. Statt einem „neuen Menschen“, einer „vereinten Menschheit“, oder einer „erwachten Menschheitsfamilie“, setzt sie auf die konkreten Völker, das Völkerrecht und eine möglichst lokale Lösung konkreter Probleme.
Ich kann das nicht als Ganzes unterschreiben. Wenn man mich fragt: Ja, die globalen Eliten sind moralisch böse und charakterlich im Materialismus und Totalitarismus verhaftet. Personalisierung ist legitim, solange sie die Systemkritik und die größeren Zusammenhänge nicht ausblendet.
Die “globale Transformation”, der Olaf Scholz in Davos die Treue geschworen hat, soll ausdrücklich auch eine anthropologische, transhumanistische Revolution einleiten, eine Verschmelzung von Mensch und Maschine. Damit ist in der Tat “der Mensch” als Ganzes angesprochen. Entsprechend kann auch legitimerweise die Antwort ausfallen. (Fortsetzung folgt.)
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Bruno Wolters
Angenommen, Lichtmesz hätte Recht: Welches Subjekt wäre dann der schlagkräftigste Antagonist zu den Great-Reset-Eliten? Genau, ein identitäres, souveränes Volk. Der Erhalt der ethnokulturellen Identität ist also eine Bedingung für den Kampf gegen die Great-Reset-Ideologie. Ich denke nicht, dass eine multiethnische sowie -kulturelle Front wirklich im Kampf gegen Globohomo erfolgreich sein könnte, zu sehr könnte man Teile herausbrechen, zu groß müsste der Konsens sein, der eingegangen werden müsste. In dem Sinne ist also die Abwehr und der Stopp des Großen Austauschs genauso, wenn nicht wichtiger, als die Umsetzung der Great-Reset-Agenda zu stoppen.