Weiter heißt es bei ihm:
Für die KZ-Insassen ist er ein Tag der Befreiung gewesen. Aber es war auch ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit.
Gauland wägt ab und betont, daß nunmal »die in Berlin vergewaltigten Frauen das ganz anders sehen als der KZ-Insasse«.
Die Zeitschrift Sezession hat in ihrer 17jährigen Geschichte wiederholt auf diese »Ambivalenz« der totalen Niederlage hingewiesen: Der Krieg war nicht zu Ende. Nachfolgend präsentieren wir eine Artikelauswahl, die den historischen Blick schärfen soll, geschichtspolitische Aufarbeitung im besten Sinne betreibt und weiterreichende Verbindungslinien zieht.
- Stefan Scheil zieht geopolitische Linien und zeigt die Besonderheiten der deutschen Kapitulation vom 8. Mai 1945 auf, die sich eben deutlich von Vorgängen unterschied, wie sie am Ende von Kriegen bis dahin üblich waren.
- Heinz Nawratil zeigt, was es hieß, daß die Westalliierten 1945 die totale Luftherrschaft besaßen: Ihre Tiefflieger konnten ungestört Jagd auf die Zivilbevölkerung machen. Der 8. Mai beendete diese Form des Tötens, andere setzten sich fort.
- Rolf Schilling unternimmt eine Reise nach Ostpreußen, das 1945 eine beispiellose Vertreibung erleben mußte. Man lehrte ihm, daß mit dem 8. Mai 1945 ein neues Zeitalter angebrochen sei, das der Völkerfreundschaft gewidmet sei – er glaubt nicht daran.
- Mit dem 8. Mai 1945 begann ein Zeitabschnitt, in der die Deutschen ihrer eigenen Geschichte entfremdet wurden. Diesen Wechsel von Grundeinstellungen, der sich hierzulande bei dem Übergang von der Aufbaugeneration zu den nachfolgenden Generationen ergeben hat, ist ein politisch-gesellschaftlicher und historischer Prozeßfaktor großen Ausmaßes. Fritz Süllwold nimmt sich ihm an.
- Einer der wichtigsten Beiträge zum 8. Mai 1945 stammt von Ernst Nolte. Der Historiker verdeutlicht, daß man anhand der Erfahrungsberichte der Augenzeugen dieses Tages zur Kenntnis nehmen muß, daß zahlreichen Deutschen kaum etwas von jenem erspart worden ist, was meist als spezifische Eigentümlichkeit des nationalsozialistischen Regimes und seiner Konzentrationslager sowie seiner erbarmungslosen Kriegführung betrachtet wird.
- Stefan Scheil ergänzt diesen Beitrag um die Rolle von Geschichtsschreibung als Herrschaftsinstrument – zeitlos.
- Thorsten Hinz beschreibt in einem eindrucksvollen Aufsatz, weshalb mit der bedingungslosen Kapitulation vom 8. Mai 1945 für Deutschland mehr verlorengegangen war als »nur« der Zweite Weltkrieg und die militärische Macht.
- Benedikt Kaiser zeigt, daß der Luftkrieg gegen das Deutsche Reich im Winter und Frühjahr 1945 um so heftiger wurde, je näher die Kapitulation rückte. Mit militärischen Erwägungen hatte die Vernichtung Hunderttausender Menschenleben nichts zu tun. Noch Anfang Mai 1945 flogen Bomberstaffel um Bomberstaffel Angriffe auf zivile Komplexe.
- Wer den Luftkrieg überlebte, hatte noch nicht sein Leben gerettet. Die Vertreibung betraf mehr als 14 Millionen Deutsche. Alfred de Zayas verweist darauf, daß spätestens seit der Haager Landkriegsordnung (Artikel 42–56) Vertreibungen völkerrechtswidrig waren – und freilich dennoch brutal vollzogen wurden: vor und nach dem 8. Mai 1945.
- Zwar hatten die deutschen Streitkräfte am 8. Mai 1945 offiziell den Widerstand eingestellt. Stefan Scheil hebt gleichwohl hervor, daß die letzte Regierung dies bewußt nicht als politische Erklärung, sondern als rein militärischen Akt gestaltet hat – und was dies für die Erinnerung an den Tag der Niederlage bedeutet.
- Kritik an der linksideologischen Geschichtsschreibung zum 8. Mai 1945 wird oft als »Revisionismus« abgetan. Ernst Nolte ergründet diesen umstrittenen Begriff.
- Abschließend gilt es, auf die erste Lektion der Umerziehung im Mai 1945 hinzuweisen. Es handelt sich um das Schlußkapitel des Buches Odyssee in grünen Hosen (1949) von Walter Hueck (1898–1972). Hueck schildert darin die Erlebnisse eines Fallschirmjäger-Sanitätsfeldwebels im letzten Kriegsjahr. Der 8. Mai 1945 – eine deutsche Tragödie.
RMH
Das der 08. Mai 45 ein vielschichtiges Datum ist und für Deutschland eine Niederlage gewesen ist mit gleichzeitigem Beginn von Flucht und Schrecken, scheint mittlerweile Common Sense zu sein (siehe auch den aktuellen Leitartikel dazu bei SPON), der Streit geht doch eher in die Richtung, dass wir doch bitte bei allen Schrecken am Ende froh darüber sein sollen, daß es so gekommen ist, wie es kam und dass damit dann auch endgültig Tabula Rasa mit den deutschen Unruhestiftern in Europa gemacht wurde und so ist dann auch der Leitartikler bei SPON, wie mancher Nazi auch, recht froh darüber, dass der 20. Juli gescheitert ist, denn sonst wäre u.U. zuviel Deutsches herüber gerettet worden. Bei dieser Interpretation kann man nur sagen: Ehre den Männern des 20. Juli, Fluch den Nazis und ihren Epigonen, die nunmehr an anderer Wirkungsstelle den Nero Befehl konsequent ausführen.