Heldenjahr (50) – Walhalla

- ein nicht ganz ernstgemeinter Jahresrückblick

365 Tage sind ver­gan­gen, es ist Zeit einen Blick zurück zu wer­fen in die Rei­hen der Geehr­ten – bei dem einen oder ande­ren gibt es Neuigkeiten:

(1) Aste­rix, der Gallier:

Als “iden­ti­tä­rer Gal­li­er” debü­tier­te Aste­rix aus dem namen­lo­sen gal­li­schen Wider­stands­nest genau vor einem Jahr im ers­ten Sonn­tags­hel­den­ar­ti­kel. Das war – jetzt kann ich es ja sagen – ein ziem­lich lah­mer Start und lei­der scheint sich der klei­ne Mann inzwi­schen auf die Sei­te von Frau­ke Petry geschla­gen zu haben.

(2) Recep Tayyip Erdogan:

Sei’s drum: Der nächs­te Lor­beer­kranz ging an den Bos­po­rus und in den Fall Yücel kam tat­säch­lich vor eini­gen Tagen Bewe­gung. Wahr­schein­lich nicht ganz unab­hän­gig von der Frei­ga­be deut­sche Rüs­tungs­expor­te in die Levan­te durf­te Deutsch­lands bekann­tes­ter Exil­tür­ke end­lich aus sei­nem Hei­mat­land in die war­me Umar­mung des bun­des­deut­schen Rüben­ackers zurück­keh­ren. Nun liegt es in der Natur des Häss­li­chen, dass es manch­mal unver­hofft das Schö­ne gebiert; dies­mal den Glanz­auf­tritt des Abge­ord­ne­ten Gott­fried Curio, der nicht nur den Yücel-Wahn gekonnt abkan­zel­te, son­dern auch als Ver­kör­pe­rung des ästhe­ti­schen Prin­zips die Schön­heit in die Poli­tik zurück­bringt – zumin­dest, wenn man die­sem Twit­ter­ac­count Glau­ben schen­ken darf.

(3) Kyle Chap­man:

Hoo­li­ga­nis­mus und Gewalt­be­geis­te­rung, das waren Vor­wür­fe, die mir der “Based Stick­man” – Kyle Chap­man ein­brach­te. Im Hin­blick auf die­sen kon­kre­ten Hau­drauf mag das nicht voll­ends von der Hand zu wei­sen sein – laut einem Arti­kel aus dem ver­gan­ge­nen Dezem­ber sitzt Chap­man inw­zi­schen im Gefäng­nis, weil er gegen poli­zei­li­che Auf­la­gen ver­stieß, die ihm unter ande­rem das Tra­gen von Selbst­ver­tei­di­gungs­mit­teln untersagten.

(4) Janusz Kor­win-Mik­ke:

Zu mei­ner Schan­de muss ich geste­hen, dass mir zum Scha­ber­nack des bes­se­ren Böh­mer­manns Kor­win-Mik­ke kei­ne neu­en Erkennt­nis­se vor­lie­gen. Das liegt vor­nehm­lich an mei­nen seit Schul­zei­ten sehr schlech­ten Pol­nisch­kennt­nis­sen, die sich auf weni­ge gän­gi­ge Belei­di­gun­gen beschränken.

(5) Keith Pal­mer:

Vor kur­zem ging der Poli­zist Keith Pal­mer noch ein­mal durch die Schlag­zei­len, weil sei­ne Frau auf­grund aus­blei­ben­der Unter­su­chungs­be­rich­te davon aus­geht, dass die Wes­te ihres ermor­de­ten Man­nes kei­nes­falls so stichsi­cher war, wie nach Vor­schrift hät­te sein sol­len. Falls das so ist, stellt sich die Fra­ge: Was ist das für eine Stadt, in der die Bedro­hung durch einen Ter­ror­an­schlag “ein­fach dazu gehört” (Sadiq Khan, Bür­ger­meis­ter von Lon­don), die es aber nicht ein­mal schafft, ihre Schutz­män­ner adäquat zu schützen?

(6) Hei­ko Maas:

Inzwi­schen ist das Netz­werk­durch­set­zungs­ge­setz in Kraft getre­ten und ver­brei­tet in unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den Angst und Schre­cken durch Säu­be­rungs­ak­tio­nen auf Twit­ter und Face­book. Zu den pro­mi­nen­tes­ten Opfern gehör­ten: Bea­trix von Storch und das Sati­re­ma­ga­zin “Tita­nic” (mein Mit­leid hält sich in Gren­zen). Wäh­rend die­se zwei Urtei­le rasch auf­ge­ho­ben waren, erwisch­te es vor kur­zem zudem den stets wort­ge­wand­ten “Patri­ar­cha­tor”, einen der umtrie­bigs­ten Kom­men­ta­to­ren der deut­schen Netzlandschaft.

(7) Aure­lién Ver­has­sel und sei­ne Knei­pe “La Citadel”:

Die erwähn­ten Knei­pen der fran­zö­si­schen Iden­ti­tä­ren sind nach wie vor erfolg­reich, aller­dings gibt es mit den ver­schie­de­nen neu­en Ein­rich­tun­gen der Bas­ti­on Social – die Kol­le­gen Kai­ser und Stein berich­te­ten – inzwi­schen auch in meh­re­ren Städ­ten Frank­reichs veri­ta­ble Kon­kur­renz. Sel­bi­ge belebt bekannt­lich das Geschäft – es bleibt spannend.

(8) Petr Bystron:

Die Beob­ach­tung durch den Ver­fas­sungs­s­schutz klebt immer­noch wie ein zäher Kau­gum­mi am Schuh des baye­ri­schen AfD-Poli­ti­kers. Zum Glück ist es jedoch so, dass sol­cher­lei Schwer­ter im Ange­sicht zuneh­men­der patrio­ti­scher Soli­da­ri­tät all­mäh­lich schar­tig und irgend­wann stumpf wer­den – mit sei­nem Ein­zug in den Bun­des­tag am 24.09.2017 ende­te auch die Beob­ach­tung. Als mah­nen­des Bei­spiel wird er nach wie vor zitiert, wenn es dar­um geht, Par­tei­kol­le­gen von den bösen Jungs weg­zu­hal­ten, zu einer Rüge durch den Bun­des­vor­stand las­sen wir Bystron am bes­ten selbst zu Wort kommen:

“Mei­ne Damen und Her­ren, Sie wis­sen es wahr­schein­lich. Ich hab eine Rüge bekom­men, weil ich mich für Jugend­li­che aus­ge­spro­chen habe, denen die Hei­mat am Her­zen liegt. Ja, lie­ber Bun­des­vor­stand, du kannst mir auch genau­so vie­le Abmah­nun­gen geben, wie du willst, ich blei­be dabei.”

(9) Rodri­go Duterte:

Puuuh…Der “Sonn­tags­spa­zier­gang im Minen­feld” war damals schon ein hei­ßes Eisen, dar­an hat sich bis heu­te nichts geän­dert. Monat­lich pro­du­ziert der gna­den­lo­se Prä­si­dent neue Schlag­zei­len, sein jüngs­ter Vor­schlag: Äußers­te Bru­ta­li­tät und Kopf­gel­der im Kampf gegen Kom­mu­nis­ten. Ich weiß: Das hat nichts mehr mit Rit­ter­lich­keit zu tun, aber hier lesen auch nihi­lis­ti­sche Zyni­ker mit.

(10) Vene­dig:

Über die Durch­set­zung des “Döner-Ver­bots” kann ich einst­wei­len kei­ne Aus­künf­te geben. Nach­dem sich bei einem Refe­ren­dum im ver­gan­ge­nen Okto­ber aller­dings 98,1% der Wäh­ler für weit­rei­chen­de­re Auto­no­mie­be­fug­nis­se Nord­ita­li­ens aus­spra­chen, kann davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass das Pflas­ter nach den Par­la­ments­wah­len für klan­des­ti­ne Kebap-Ver­käu­fer nicht unbe­dingt käl­ter, son­dern womög­lich hei­ßer wird. Der Fokus des Spit­zen­kan­di­da­ten Matteo Sal­vi­ni liegt schließ­lich weni­ger auf ille­ga­len Spei­sen, als auf ille­ga­ler Einwanderung.

(11) Lau­ren Southern:

Der durch­schla­gen­de Erfolg der Mis­si­on “Defend Euro­pe” wäre wohl so nicht mög­lich gewe­sen, wären mit der Geehr­ten und Britt­a­ny Pet­ti­bo­ne nicht zwei ame­ri­ka­ni­sche Jour­na­lis­tin­nen aus dem Umfeld der Alt-Right mit von der Par­tie gewe­sen. Die Bericht­erstat­tung aus dem Mit­tel­meer war es auch, die Sou­thern end­gül­tig vom liber­tär-kon­ser­va­ti­ven Stern­chen zur inves­ti­ga­ti­ven Jour­na­lis­tin rei­fen ließ. Getreu die­sem Mot­to dreht sie im Moment an einer abend­fül­len­den Repor­ta­ge über die Mor­de an wei­ßen Far­mern in Süd­afri­ka, den Trai­ler kann man hier anse­hen.

(12) Ein Ver­fas­sungs­schutz­be­am­ter names Ritter:

In den ver­gan­ge­nen Mona­ten war es erstaun­lich ruhig um den Mann, der sich Rit­ter nann­te. Ein­mal glau­ben wir ihn noch dem Haus gese­hen zu haben, danach hör­ten wir nichts mehr von ihm. Viel­leicht wur­de er ver­setzt, viel­leicht ist er jetzt mit der Betreu­ung der Namens­ver­wand­ten in Köthen betreut. Fest steht nur: Sei­ne Kol­le­gen lie­gen wei­ter­hin auf der Lau­er, war­um genau, das wis­sen sie selbst nicht. Zumin­dest, wenn man ihrem letz­ten Bericht glau­ben darf.

(13) Mor­ris­sey:

Er hat es wie­der getan. In einem Inter­view, wel­ches der Bri­te im ver­gan­ge­nen Novem­ber aus­ge­rech­net dem Spie­gel gab, kri­ti­sier­te er nicht nur die deut­sche Ein­wan­de­rungs­po­li­tik und das auf­ge­bausch­te Dra­ma um die “metoo”-Kampagne, son­dern nann­te Ber­lin auch eine “Ver­ge­wal­ti­gungs­haupt­stadt”. Die ein­drück­lichs­te Pas­sa­ge sei zudem hier zitiert:

“Okay, reden wir über den Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus. Ich will, dass Deutsch­land deutsch ist. Ich will, dass Frank­reich fran­zö­sisch ist. Wenn man ver­sucht, alles mul­ti­kul­tu­rell zu machen, hat man am Ende gar kei­ne Kul­tur mehr. Alle euro­päi­schen Län­der haben vie­le, vie­le Jah­re für ihre Iden­ti­tät gekämpft. Und jetzt wer­fen sie sie ein­fach weg. Ich fin­de das traurig.“

(14) Takis Wür­ger:

Wir sind Gen­tle­men. Des­halb hat­ten wir Wür­ger vor der Ver­öf­fent­li­chung des Sonn­tags­hel­den eine kur­ze Vor­war­nung geschickt, dass wir sei­nen Arti­kel nicht unbe­ant­wor­tet las­sen. Reagiert hat er dar­auf nicht, zu den The­men, die er seit­dem abge­ar­bei­tet hat, gehö­ren unter ande­rem deut­sche Milch­kü­he in Khat­ar und der Spreng­stoff­an­schlag auf den BVB-Ver­eins­bus. Ver­öf­fent­licht hat er zudem ein Buch, ich neh­me an es ist unge­fähr so gut wie sein Artikel.

(15) Roy Lar­ner:

Von allen Sonn­tags­hel­den ist mir der Löwe von Lon­don einer der liebs­ten gewe­sen. Vor kur­zem nun tauch­te sein Name wie­der in bri­ti­schen Zei­tun­gen auf, nach­dem ein Video publik gewor­den war, wel­ches ihn eini­ge Mona­te vor sei­ner Hel­den­tat bei einer Kon­fron­ta­ti­on mit lin­ken Akti­vis­ten zeig­te. Im Ver­lauf die­ses Vide­os äußer­te er sich so direkt wie sich Mr. “Fuck you, I’m Mill­wall” eben äußert gegen­über einem far­bi­gen Foto­gra­fen, der ein Por­trait­fo­to von ihm machen woll­te und bespuck­te ihn. Im Som­mer tauch­te er zudem im Büro eines ört­li­chen Abge­ord­ne­ten der Labour Par­ty auf und mach­te sei­ner Wut über den bereits oben erwähn­ten Sadiq Khan Luft, den er als “pile of shit” bezeich­ne­te. Inzwi­schen wur­de er – kaum iro­nisch – unter ande­rem zu einer Anti­ag­gres­si­ons­the­ra­pie und einer Geld­stra­fe verurteilt.

(16) Die Iden­ti­tä­re Bewegung:

Soweit ich das über­bli­cken kann, sind außer der Erin­ne­rung an eine freu­di­ge Sau­se im som­mer­li­chen Ber­lin kei­ne Lang­zeit­wir­kun­gen bei den Teil­neh­mern unse­rer Demons­tra­ti­on auf­ge­tre­ten. Das Pfef­fer­spray ist längst aus den Haa­ren gewa­schen, die Anti­fa-Foto­gra­fien sind zu Pro­fil­bil­dern gewor­den und die nächs­ten Aktio­nen wer­den geplant. Dass Ber­lin auch 2018 eine rechts­freie Zone ist, wenn es um die Ver­samm­lungs­frei­heit von Patrio­ten geht, haben der­weil auch die Orga­ni­sa­to­rin­nen des Frau­en­mar­sches vor einer guten Woche erfah­ren müs­sen. Der Bri­te Tom­my Robin­son war vor Ort und hat ein paar inter­es­san­te Erfah­run­gen fest­ge­hal­ten, die man sich hier anse­hen kann.

(17) Der wei­ße Mann:

Man muss es ihm las­sen, seit­dem Donald Trump im Wei­ßen Haus sitzt, ist es ruhig um den dem (angry) white male gewor­den. Tag für Tag und uner­schüt­ter­lich sorgt er dafür, dass ande­re genug Frei­zeit haben, um an sei­ner Abschaf­fung zu wer­keln. Die Revol­te des wei­ßen Man­nes bleibt aus, wohl auch, weil er ein­fach bes­se­res zu tun hat. Dort wo ande­re reden schafft er, wo ande­re war­ten geht er vor­an und wo ande­re nur hin­schau­en, packt er zu. Was auch sonst.

(18) Abu­jel­la Abdul-Bari:

Wie Auf­nah­men der Orga­ni­sa­ti­on Sea­watch aus dem ver­gan­ge­nen Novem­ber zei­gen, tut die liby­sche Küs­ten­wa­che um Kap­ti­tän Abdul-Bari wei­ter flei­ßig ihren Dienst. Grö­ße­re Auf­merk­sam­keit hat­te zudem im ver­gan­ge­nen Som­mer ein Funk­spruch erregt, der von der Crew der C‑Star bei ihrer Mit­tel­meer­mis­si­on auf­ge­zeich­net wor­den war. Die unmiss­ver­ständ­li­che Ansa­ge an die Flücht­lings­hel­fer ging um die Welt: “Go away and never come back!”

(19) Die Platt­form gab.ai:

Gro­ße Neu­ig­kei­ten gibt es hier kei­ne. Gab.ai pro­fi­tiert von der zuneh­men­den Will­kür der Twit­ter-Zen­so­ren und folgt dabei dem unum­stöß­li­chen Gesetz, dass jede Platt­form auf der freie Mei­nungs­äu­ße­rung ermög­licht wird, irgend­wann dem rhe­to­risch-ratio­na­len Charme der Rech­ten unter­liegt und dem­entspre­chend von ihren Ideen domi­niert wird.

(20) Elsa Koes­ter:

Auf Elsa indes ist Ver­lass. Kaum eine Woche alt ist ihr letz­ter Arti­kel für das neue deutsch­land. Auch dies­mal hat sie wie­der einen Mann belei­digt. War­um das aber nun wirk­lich nicht ihre Schuld ist, und wes­halb sich mit­ten auf dem Her­mann­platz in Ber­lin plötz­lich ihr Scham­be­reich zusam­men­zieht, das kann unter der ewig-char­man­ten Über­schrift “Das “Fotze!”-Dilemma auf dem Her­mann­platz” hier gele­sen werden.

(21) Die ZEIT:

Geflun­kert wird wie eh und je, in deut­schen Gazet­ten zwar weni­ger pene­trant als bei den Kol­le­gen aus Über­see, dafür mit umso ver­fei­ner­te­rer Per­fi­die. Ärgern tut man sich über die­ses Nach­rich­ten­va­ku­um schon lan­ge nicht mehr, zumal der Nähr­stofftman­gel sich anschei­nend beson­ders posi­tiv auf den Erfolg dis­si­den­ter Medi­en­an­ge­bo­te aus­wirkt, die es seit je her gewohnt sind, als Zei­ger­pflan­zen unter schwie­rigs­ten Umstän­den ihr Dasein zu fristen.

(22) Die Crew der C‑Star:

Inzwi­schen sind alle Bilan­zie­run­gen und Bespre­chun­gen abge­schlos­sen, alle Aben­teu­rer sind hei­le zuhau­se ange­kom­men und die Nach­be­rei­tung fin­det – Kubit­schek hat es ja bereits durch­ge­sto­chen – in naher Zukunft ein wür­di­ges Ende. Ohne Fra­ge war Defend Euro­pe der größ­te akti­vis­ti­sche Erfolg der Neu­en Rech­ten, der es zudem geschafft hat eine media­le Brü­cke von unschätz­ba­rem Wert über den Atlan­tik zu schla­gen. Wie belast­bar und frucht­bar die­se Koope­ra­ti­on ist, dass zeigt die Kam­pa­gne #120dB, die auch im eng­lisch­spra­chi­gen Raum posi­tiv auf­ge­nom­men wurde.

(23) Ali­ce und Bob:

Die Digi­ta­li­sie­rung braucht kei­ne Schlag­zei­len, im Gegen­teil. Unre­gel­mä­ßig­kei­ten wie die durch­ge­dreh­ten Cha­tro­bo­ter Ali­ce und Bob, oder der durch die Trol­le von 4Chan inner­halb von 16 Stun­den in einen miso­gy­nen Ras­se­f­a­na­ti­ker adap­ti­ve Micro­soft-Bot Tay A.I. kön­nen bis­wei­len rich­tig stö­ren. Zu den Hin­ter­grün­den des kom­men­den Zeit­al­ters emp­feh­le ich der­weil den Arti­kel von Micha­el Wies­berg in der aktu­el­len Druck­aus­ga­be und Bene­dikt Kai­sers Ana­ly­se “Indus­trie 4.0” in der Druck­aus­ga­be Nr. 78.

(24) Din­ko Valev:

Von dem umtrie­bi­gen Grenz­schüt­zer lie­gen mir lei­der kei­ne Neu­ig­kei­ten vor.

(25) Som­mer­uni­ver­si­tät der Iden­ti­tä­ren Bewegung:

Das schö­ne an der Som­mer­uni­ver­si­tät ist, dass sie jedes Jahr statt­fin­det. Im Moment ist bei uns in Hal­le geplant, wie­der hin­zu­fah­ren, ob sich das rea­li­sie­ren lässt, kommt auf das Datum an – der Som­mer ist erfah­rungs­ge­mäß immer voll mit Ter­mi­nen. Soll­te ich jedoch wie­der mit von der Par­tie sein, kommt natür­lich ein Bericht.

(26) Lui­gi Brugnaro:

Groß war die Sor­ge der Kom­men­ta­to­ren vor künf­ti­gen Spontan­li­qui­da­tio­nen in der Lagu­nen­stadt und mei­ner ver­meint­li­chen Befür­wor­tung der­sel­ben. Doch wie es schien, war der gan­ze Ärger umsonst. Bis gab es eben­so­we­nig erschos­se­ne Isla­mis­ten wie unschul­dig ins Faden­kreuz gera­te­ne Isla­mis­ten. Es scheint: Die Dro­hung reicht. Viel­leicht liegt es aber auch an der unter (10) auf­ge­wärm­ten kuli­na­risch-iden­ti­tä­ren Kommunalpolitik…

(27) Vik­tor Orban:

Orban war, wie manch ande­rer bei dem ich es nicht zuge­be, ein Joker-Sonn­tags­held. Einer näm­lich, den ich immer in der Hin­ter­hand behielt, weil bekannt war, dass er in aus­rei­chend regel­mä­ßi­gen Abstän­den irgend­et­was macht, oder sagt, was als Anlass genom­men wer­den kann um ihm sei­nen ver­dien­ten Platz in der Rei­he der Hero­en zuzu­wei­sen. Damals wies ich auch auf die neue IB-Grup­pe in Ungarn hin. Wer in die­sem Zusam­men­hang tages­ak­tu­ell auf dem Lau­fen­den blei­ben möch­te, sei wärms­tens an mei­nen Kame­ra­den Bódi Ábel ver­wie­sen, der maß­geb­li­chen für deren Akti­vis­mus ver­ant­wort­lich zeichnet.

(28) Issam Zahred­di­ne I:

s. (34)

(29) Eine unbe­kann­te Südafrikanerin:

Gute Nach­rich­ten: Alle Ver­fah­ren gegen die Löwen­mut­ter wur­den inzwi­schen eingestellt.

(30) Sta­nis­law Petrow:

Von allen hier auf­ge­führ­ten Hel­den ist Sta­nis­law Petrow ver­mut­lich der, dem wir am meis­ten zu ver­dan­ken haben. Nor­ma­ler­wei­se gibt es in der Wal­hal­la ja nur Met und Bier, ihm aller­dings sei sei­ne hal­be Fla­sche Wod­ka gegönnt, ver­dient hat er sich sie allemal.

(31) Die AfD-Bun­des­tags­frak­ti­on:

Eine Jagd haben sie uns ver­spro­chen und eine Jagd bekom­men wir der­zeit. Der fei­ne Falk­ner Curio, Gau­land her­risch mit dem Dril­ling ansit­zend, oder André Pog­gen­burg, der jede Woche eine gute Ladung Schrot ins Dickicht knallt – so ganz haben sich die Alt­par­tei­en noch nicht wie­der in ihr Revier gefun­den. Das zei­gen nicht nur die nach Angst stin­ken­den Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen, das zei­gen auch die Sonn­tags­um­fra­gen, wel­che die AfD als zweit­stärks­te Kraft sehen und das zeigt vor Allem die ängst­li­che Hys­te­rie, die jeden Schritt der Par­tei begleitet.

(32) Zwei unge­nann­te Hal­len­ser Langfinger:

Man glaubt es kaum, aber darf man einer par­la­men­ta­ri­schen Anfra­ge der Abge­ord­ne­ten Hen­ri­et­te Qua­de (Die Lin­ke, sieht so aus, wie der Name klingt) glau­ben, so wird uns der feis­te Müll­beu­tel­raub bis in alle Ewig­keit ins Stamm­büch­lein geschrie­ben ste­hen. Jeden­falls ent­blö­de­te sich das Innen­mi­nis­te­ri­um nicht sel­bi­ges in der schrift­li­chen Ant­wort sepa­rat auf­zu­füh­ren. Wie sagt man in öffent­lich­keits­be­flis­se­nen Krei­sen? Wir sehen dem Ver­fah­ren gelas­sen entgegen.

(33) Der Ver­ein „Dresd­ner Bür­ger hel­fen Dresd­ner Obdach­lo­sen und Bedürf­ti­gen e.V.“:

Wäh­rend der media­le Fokus sich einst­wei­len zur Tafel nach Essen ver­la­gert hat und auch die ört­li­che Ein­greif­trup­pe bereits gezeigt hat, was sie von sozia­ler Arbeit hält, ist es um die Dresd­ner Obdach­lo­sen­hil­fe erwar­tungs­ge­mäß ruhig gewor­den. Gute Arbeit macht wenig Schlag­zei­len, so war das schon immer. Die aktu­el­les­te Mel­dung stammt vom 23. Febru­ar: Ab sofort ist das Haus Mon­tags bis Frei­tags jeweils von 9 bis 18 Uhr geöff­net. Das ist kein Trop­fen auf den hei­ßen Stein mehr, das ist ech­te Hilfe.

(34) Issam Zahred­di­ne II:

Es sieht aus, als wäre das Opfer der “dru­si­schen Bes­tie” nicht umsonst gewe­sen. Dank der rus­si­schen Unter­stüt­zung befin­det sich Bas­har al Assad auf dem bes­ten Weg, den Frie­den in Syri­en wie­der­her­zu­stel­len, inzwi­schen rufen ihn sogar die sepa­ra­tis­ti­schen Kur­den um Hil­fe an, nach­dem sie durch Erdo­gans “Olivenzweig”-Offensive in arge Bedräng­nis gera­ten sind.

(35) Die unge­nann­ten Unterstützer:

Ganz ehr­lich: Die­sen Sonn­tags­hel­den könn­te ich so alle paar Wochen neu schrei­ben, an Aktua­li­tät ver­liert er nicht. Wir in Hal­le krie­gen die Soli­da­ri­tät sicher beson­ders kon­zen­triert zu spü­ren, weil wir durch unse­re Fron­stel­lung mehr Auf­merk­sam­keit gene­rie­ren, als ande­re Regio­nal­grup­pen. Den­noch ist es immer wie­der rüh­rend, wenn man mit­be­kommt, dass irgend­wo wie­der ein uner­war­te­ter Brief ein­ge­flo­gen ist, plötz­lich ein unver­hoff­tes Ange­bot im E‑Mail-Post­fach auf­taucht, oder irgend­wo am Ran­de einer Kon­fe­renz jemand auf einen Akti­vis­ten zukommt und ihm mit ver­schwie­ge­nem Lächeln einen Umschlag in die Hand drückt.

(36) Demons­tra­ti­on buri­scher Farmer:

s. (11)

(37) Patrick Pear­se:

Zuge­ge­ben, sol­che his­to­ri­schen Figu­ren sind eigent­lich eine Not­lö­sung für die gele­gent­lich wie­der­keh­ren­de Hel­den­flau­te. In die­sem Fall aber ein Ange­bot, das von Her­zen kam und das ich des­halb gern ange­nom­men habe, weil mich Pear­se schon zu Schul­zei­ten begeisterte.

(38) Prof. Tho­mas Rauscher:

Nach­dem eine von Stu­den­ten initi­ier­te Peti­ti­on, die die Ent­las­sung von Pro­fes­sor Rauscher for­der­te, nicht erfolg­reich war, kam die Rache durch die Hin­ter­tür: Nach 23 Jah­ren Enga­ge­ment ver­lor Rauscher sei­nen Pos­ten als ERAS­MUS-Beauf­trag­ter für den Stu­den­ten­aus­tausch mit ande­ren Uni­ver­si­tä­ten. Nor­ma­ler­wei­se wür­de ich nun umso dra­ma­ti­scher zur Unter­stüt­zung auf­ru­fen, aber Rauscher hat sich bis­her als äußerst feu­er­fest erwie­sen und als Jurist ist er bes­tens gerüs­tet für die kom­men­den Aus­ein­an­der­set­zun­gen. Hal­ten wir ihm also den Rücken frei, wäh­rend er die nächs­te Schnei­se schlägt.

Zu den fol­gen­den Num­mer (39) – (42) ist alles gesagt.

(43) Eini­ge unge­nann­te Politiker:

Ich geste­he: Man­che Sonn­tags­hel­den lese ich selbst ab und an. Die­sen ins­be­son­de­re und zwar gera­de weil ich dabei an zwei ganz bestimm­te Män­ner gedacht habe und es zum genüg­sa­men Selbst­ver­ständ­nis der bei­den gehört, dass sie da nie drauf kom­men wür­den. Ohne irgend­je­man­den zu ver­ra­ten kann ich daher sagen: Sie machen ihre Arbeit immer­noch und sie machen sie gut.

(44) Len­ny Bel­ar­do (“The Young Pope”):

Inzwi­schen habe ich mich ein paar Zuschrif­ten von Lesern erreicht, die sich die Series zu Gemü­te geführt haben und offen­sicht­lich Gefal­len dar­an fan­den. Daher an die­ser Stel­le die Emp­feh­lung: Wer “The Young Pope” moch­te, wird mit den ande­ren Fil­men Sor­re­ti­nos sicher auch etwas anfan­gen kön­nen. Am ehes­ten an die Stim­mung der Serie her­an kommt wahr­schein­lich “La Gran­de Bel­lez­za” – “Die gro­ße Schönheit”.

(45) Win­fried Stöcker:

Fast hät­ten sie es geschafft: Mit aka­de­mi­schem Bedau­ern muss­te sich die Uni­ver­si­tät Lübeck der Büro­kra­tie des Beam­ten­ge­set­zes geschla­gen geben. Zu gern hät­te man ihm die Ehren­dok­tor­wür­de auf­grund sei­ner Äuße­run­gen aberkannt, aber:

“Der Wider­ruf des Titels ist nach dem Hoch­schul­ge­setz nur dann mög­lich, wenn Grün­de vor­lie­gen, die bei einer Beam­tin oder bei einem Beam­ten zur Ent­fer­nung aus dem Beam­ten­ver­hält­nis füh­ren wür­den. Ange­sichts der sehr hohen beam­ten­recht­li­chen Maß­stä­be und auch in Abwä­gung mit der grund­ge­setz­lich ver­bürg­ten Mei­nungs­frei­heit hat die juris­ti­sche Prü­fung erge­ben, dass kei­ne Grün­de vor­lie­gen, die einen Titel­ent­zug ermöglichen.”

Nichts­des­to­trotz hat man sich nicht ent­blö­det trotz­dem ein “per­sön­li­ches Gespräch” zu füh­ren, um zu ver­deut­li­chen, wie wenig Stö­ckers Aus­las­sun­gen mit dem Leit­bild der Uni­ver­si­tät ver­ein­bar sei­en. Grund zur Auf­re­gung herrscht also keiner.

(46) Dani­el Vávra:

Das Spiel ist raus, und die Ver­kaufs­zah­len spre­chen für sich: Mehr als eine Mil­li­on mal wur­de “King­dom Come: Deli­ver­ance” bereits ver­kauft. Die auf­ge­bausch­te Kon­tro­ver­se hat dem Spiel nicht gescha­det; im Gegen­teil: Inner­halb der frucht­ba­ren rech­ten Netz­welt hat es schon jetzt Kult­sta­tus erlangt.

(47) Iden­ti­tä­re Akti­vis­ten, Abtei­lung “Staats­si­cher­heit”:

Wer sich noch nicht satt­ge­se­hen hat, kann hier gemein­sam mit dem Akti­vis­ten Alex­an­der Malen­ki hin­ter die Kulis­sen der Akti­ons­pla­nung schauen.

(48) Roman Fili­pov:

Was es sich bei die­sem Sonn­tags­hel­den um einen der am meis­ten kom­men­tier­ten han­delt, möch­te ich ein­mal grund­sätz­lich fest­hal­ten: Ich lese die Kom­men­ta­re fast alle. Wenn ich dar­auf nicht ant­wor­te, dann liegt es dar­an, dass ich genau weiß, dass ich, ein­mal begon­nen, nicht mehr damit auf­hö­ren könnte.

(49) Tog­bui Ngo­ryifia Céphas Kosi Bansah:

Als hät­te ich mich vor der Ver­öf­fent­li­chung mit mei­nen Kol­le­gen abge­spro­chen: Licht­mesz hat gelie­fert. Sei­ner pro­fun­den Ana­ly­se habe ich nichts hinzuzufügen.

 

 

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Kommentare (4)

Franz Bettinger

26. Februar 2018 21:41

Wunderbar informativ und unterhaltend zu lesen. Danke, Herr Wessels, für die Nachbearbeitung der Sonntaghelden!

Alveradis

27. Februar 2018 07:12

"(17) Der weiße Mann:

Man muss es ihm lassen, seitdem Donald Trump im Weißen Haus sitzt, ist es ruhig um den dem (angry) white male geworden. Tag für Tag und unerschütterlich sorgt er dafür, dass andere genug Freizeit haben, um an seiner Abschaffung zu werkeln. Die Revolte des weißen Mannes bleibt aus, wohl auch, weil er einfach besseres zu tun hat. Dort wo andere reden schafft er, wo andere warten geht er voran und wo andere nur hinschauen, packt er zu. Was auch sonst."

Sklavenmentalität. Aber selbst in den USA gibt es winzige Widerstandsnester, kleine geistige Sammelpunkte die sich nie vom Trump Zug mitreißen ließen.
Wir hier in Deutschland können aus der beschämenden Lage in den USA, die durch die Einbindung der langsam aufwachenden weißen Männer in einen halluzinierenden Wahlverein entstanden ist lernen und müssen es. Was auch sonst.

Benno

27. Februar 2018 10:14

"diesmal den Glanzauftritt des Abgeordneten Gottfried Curio, der nicht nur den Yücel-Wahn gekonnt abkanzelte, sondern auch als Verkörperung des ästhetischen Prinzips die Schönheit in die Politik zurückbringt – zumindest, wenn man diesem Twitteraccount Glauben schenken darf."

Herrlich auch die Reaktionen auf Curios Ansprache: Die inkriminierten Texte Yücels seien Satire gewesen und somit aus dem Zusammenhang gerissen. So so, wenn man den Müll kritisiert den der Herr von sich gibt, dann war es Satire und der Kritiker steht als Dummkopf da, der nichts begreift. Wenn man es einfach stehen lässt, ja dann steht der Müll halt im Raum. Man fragt sich dann auch, was bei "Völkersterben von seiner schönsten Seite" genau die satirische Übertreibung ist. Das Völkersterben? Das ist eine mathematische Tatsache. Das es etwas schönes sei, wenn die Deutschen aussterben? Was ist denn hier die satirische Übertreibung? Ist der Prozess in Wirklichkeit nur "angenehm" und nicht "schön" wie es in der satirischen Überspitzung heisst? Das sind doch alles sophistische Taschenspielertricks!

Hartwig aus LG8

27. Februar 2018 13:45

Nicht ganz "Held", aber ohne Netz und doppelten Boden. H. Danisch wagt sich in vermientes Gelände.
https://www.danisch.de/blog/2018/02/24/das-verbotene-buch/#more-22434